von Frau Martl Bigalke
Bereits zum 18. Mal trafen wir uns
zu unserem Polkendorfer Heimattreffen in der alten Heimat. Immer wieder zieht
es ehemalige Bewohner in die alte Heimat. So wurden sie von Kindern und Freunden
gefahren, da sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst fahren
können, jedoch am Treffen gern teilnehmen wollten. Auch die Kinder von
unserem 2006 verstorbenen Heimatfreund Alfred Riedel kommen immer noch gerne
zu unseren Treffen.
Wir Potsdamer sind in einem Kleinbus mit 8 Personen angereist, chauffiert von
unserem Roland Kraus und Ehefrau Gina mit Mutter Anni Kraus, meiner Wenigkeit
und weiteren vier Teilnehmern. Mit von der Partie war auch wieder unsere Heimatfreundin
aus Bernsdorf, Frau Annemarie Pribbenow, geb. Hampel. Außerdem kamen auch
wieder Ottos Bruder Eckard mit Ehefrau Gitta zu unserem Treffen, die schon jahrelang
mit dabei sind und sich bei uns Riesengebirglern sehr wohl fühlen, obwohl
mein verstorbener Mann und seine Brüder aus Hinterpommern stammen.
Am Donnerstag war das Wetter noch recht angenehm. Nachdem Roland seine Mutti
zu ihrer Freundin gebracht hatte, fuhren wir alle nach Bernsdorf. Unsere Annemarie
aus Bernsdorf zeigte uns, wo sie mal gewohnt hat und ihre Eltern die Fleischerei
betrieben. Sie verwies auf die Schule, bekannte Geschäfte und Handwerksbetriebe,
an die sie sich noch erinnern konnte. Auch auf dem Bernsdorfer Friedhof waren
wir, der sehr ordentlich und gepflegt aussieht. Es stehen dort noch viele ehemalige
deutsche Grabsteine.
Zurück fuhren wir über Schatzlar nach Trautenau. Dort trafen wir uns
in der Nr. 1 zum Mittagessen und hatten danach noch Zeit für einen Stadtbummel
in Trautenau. Nach dem Abendessen saßen wir in unserem Quartier noch bei
einem gemütlichen Plausch beisammen. Hatten wir doch zwei Geburtstage nachzufeiern,
einmal unser Roland Kraus und Lothar Hoffmann, die beide am Mittwoch Geburtstag
hatten.
Am Freitag wurde es schon recht regnerisch. Wir fuhren erst einmal über
Schwarzental und Hermannseifen nach Polkendorf. Oben am Glockenturm, Haus Nr.
27 (Erben, Franz) drehten wir um und fuhren wieder langsam zurück. Unsere
Anni Kraus wollte noch mal ihr Elternhaus sehen, ich mein Elternhaus natürlich
auch. Wir entschieden uns, nach Petzer zu fahren, aber auch dort war es kalt,
regnerisch und windig und wir entschlossen uns, in eine Gaststätte zum
Mittagessen einzukehren. All zu viel Zeit hatten wir nicht, denn wir mussten
pünktlich zum Treffen zurück sein.
Die echten Polkendorfer und Hermannseifener: von links Herbert Drescher, Walter und Ilse Pohl, Ilse Doll, dahinter schlecht zu erkennen ist Walter Bock, daneben ist Lothar Hoffmann, davor Anni Kraus, Else Schwanninger von Hermannseifen und Martl Bigalke. |
Die ersten Heimatfreunde trafen dann auch schon so gegen 15:00 Uhr ein. Gegen
Abend hielt ich dann eine kurze Begrüßungsrede und warb um Beteiligung
an der Zusammenkunft auf dem evangelischen Friedhof am 02. Juni um 10:00 Uhr.
Auch gedachten wir in einer Schweigeminute unserer verstorbenen Heimatfreundin
Erika Reinhardt. Sie liebte unsere alte Heimat über alles.
Viele Heimatfreunde ließen an die Teilnehmer unseres Heimattreffens durch
mich liebe Grüße ausrichten und bedauerten es sehr, aus gesundheitlichen
Gründen nicht mehr dabei sein zu können.
Danach zeigte uns unser Heimatfreund Herbert Drescher Ausschnitte von unseren
Treffen, die er mit viel Liebe und Zeitaufwand zusammengestellt hat. Viel gab
es wieder zu erzählen und zu diskutieren. Leider war der erste Abend viel
zu schnell vorüber.
Bereits einige Zeit vor unserem Treffen hatte ich Frau Olga Hajková vom
Verein "Freunde Polkendorfs" zu unserem Polkendorfer Treffen eingeladen.
Sie schrieb mir dann, dass sie am 01. Juni im Heimatmuseum in Vrchlabí
Dienst hätte, sie uns aber am 02. Juni auf den evangelischen Friedhof an
der Kirche zu einem Gottesdienst einladen und uns ihre Pläne vorstellen
möchte. Sie hatte einen Pfarrer aus Vrchlabí dafür gewinnen
können und eine Dolmetscherin, die uns die Predigt übersetzte. Der
Pfarrer sprach davon, dass uns Heimatvertriebenen viel Leid und Unheil angetan
wurde und dass es ihm Leid tue, was die Vertriebenen alles ertragen mussten.
Er sprach auch von der Versöhnung der Menschen und dass wir unser schönes
Riesengebirge gemeinsam lieben.
Unsere evangelische Kirche in Oberhermannseifen ist die älteste Toleranzkirche.
Es ist ein trauriger Anblick, sie in diesem Zustand heute zu sehen.
1783 wurde das Bethaus mit Geldern der Gläubigen von Hermannseifen und
Polkendorf und aus anderen Spendengeldern erbaut. Die Bauarbeiten und das Heranschaffen
des Baumaterials erfolgte unentgeltlich. Am 27.07.1786 wurde das Bethaus geweiht.
1810 wurde der evangelischen Gemeinde ein eigener Friedhof zuerkannt.
1862 konnte der bis dahin verbotene Turm an das Bethaus angebaut werden.
1867 erhielt der Turm sein Geläute durch drei Gussstahlglocken.
Um die Jahrhundertwende wurde in der Kirche ein neuer Altar mit einem wunderbaren
Auferstehungsbild aufgestellt und der Turm erhielt eine neue Turmuhr.
Der Verein "Freunde Polkendorfs" mit der Kirchengemeinde von Vrchlabí
haben sich die Aufgabe gestellt, diese historische Kirche wieder zu einem Ort
der Begegnung zu machen. Es wird ein langer weg werden, aber wir freuen uns,
dass dieser lange Weg in Angriff genommen wird und sehr viel Arbeit geleistet
werden muss, um die Kirche wieder ansehnlich aussehen zu lassen. Ein kleiner
und bescheidener Anfang wurde gemacht. Herbert Drescher und ich überreichten
Frau Olga Hajková eine Spende von 50,00 Euro und weitere Heimatfreunde
spendeten noch zusätzlich für das Vorhaben.
Während es an diesem Vormittag auf dem Friedhof recht kühl und windig
war, schien aber die Sonne. Roland Kraus war mit den anderen Potsdamern ins
Gebirge gefahren, dort hatten sie das schönste Wetter. So kann es einem
auch passieren.
Zur Kaffeezeit fanden sich dann wieder fast alle ein. Es ist schade, dass zum
Fototermin noch nicht alle Teilnehmer anwesend waren. Herbert zeigte uns auch
noch eine Reihe von Bauden aus dem Riesengebirge, die er in mühevoller
Arbeit zusammengestellt hatte und sie uns auch erklärte.
Kurzzeitig kam auch Herr Miloslav Bartoš (ehemaliger Direktor des Riesengebirgsmuseums
in Vrchlabí) noch bei unserem Treffen vorbei. Ich hatte seinem Sohn einige
Rübezähle von meinem Mann für seine "Rübezahl-Schule"
mitgebracht. Dort in der Schule erfüllen die Andenken meines Mannes einen
guten Zweck.
Wir hatten gehofft, dass auch Frau Margit Bartošová mitkommt, da sie
aber Reiseführerin ist, war sie verhindert. Frau Bartošová stammt
gebürtig auch aus Bernsdorf wie unsere Annemarie Pribbenow, die sich diesmal
nicht begegnen konnten.
Wunderschöne Stunden haben wir verbracht, die wieder viel zu schnell vorüber
waren. Jetzt bleiben nur die Erinnerungen der schönen Stunden.
An viele Heimatfreunde habe ich Grußkarten geschrieben, die die Teilnehmer
unterschrieben haben und ich weiß, dass sich die Heimatfreunde sehr darüber
freuen.
Nun können wir nur hoffen, dass wir gesund bleiben und uns im nächsten
Jahr zum Polkendorfer Heimattreffen am 31. Mai und 01. Juni 2013 Wiedersehen.
Die Teilnehmer unsers Treffens 2012Von links:
Herr Miloslav Bartoš, ehemaliger Direktor des Riesengebirgsmuseums in
Vrchlabí, Roland Kraus, Herbert Drescher-Hermannseifen, Dr. Walter Pohl-
Polkendorf, rechts davon Catello aus Vöhringen, davor Anni Kraus geb.
Riedel- Polkendorf, daneben Martl Bigalke geb. Drescher- Polkendorf, |