Wir verlassen den Koppenkegel in östlicher
Richtung und erreichen nach kurzen, aber steilen Abstieg den Riesenkamm und
wandern auf dem früheren Faltisweg über die Schwarze Koppe zur Emmaquellenbaude
/ t. Jelenka.
|
|
|
|
|
|
Hier lassen wir wieder Eva Jeschkova zu Wort kommen
und lesen was sie unter der Überschrift, "Wo Rehe äsen und Hirsche röhren"
uns u.a. zu sagen hat:
Die Riesengebirgsbaude Jelenka, die im deutschen Emmaquellenbaude heißt, war
ursprünglich eine Jägerhütte. Vor allem die Grafen Jaromir Cernin-Morzin aus
der Marschendorfer Herrschaft nutzten sie regelmäßig. Heute grasen ringsum allmorgendlich
Rehe auf den breiten Wiesen. Oft kann man dort auch Hirsche röhren hören.
"Ungefähr 20 Prozent unserer Gäste sind Deutsche", sagt Pavel Hofman, der Besitzer
der Baude. Zudem sei die Hütte nahe der polnischen Grenze auch von Polen gut
besucht. Die Jelenka bietet nicht nur gutes Essen, sondern müden Wanderern auch
eine preiswerte Unterkunft. In der erst vor kurzem rekonstruierten Herberge
mit ganzjährigem Betrieb können bis zu 26 Leute in vier Mehrbettzimmern unterkommen.
Übernachten kann man schon ab 120 Kronen (rund vier Euro).
Zur Baude Jelenka machen sich vor allem echte Wanderer auf, die sich
einen eigenen Schlafsack mitbringen und denen auch eine Nacht im Doppelstockbett
nichts ausmacht. Eine bequemere Unterkunft mit Halbpension kostet 350 Kronen
(rund vier Euro).
Pavel Hofman ist seit fünf Jahren Besitzer der Emmaquellenbaude. Zuerst hatte
er sie nur vermietet und betreiben lassen, ist aber, wie er selbst sagt, "nicht
auf verlässliche Leute gestoßen". Hofman war mit der Bewirtschaftung ziemlich
unzufrieden. "Entweder haben sie mir die Miete nicht bezahlt, oder sie
waren zu den Gästen nicht aufmerksam genug", sagt er. Seit zwei Jahren
kümmert sich Hofman mit seiner Frau selbst um alles. Das hat sich herumgesprochen:
Bis zu 100 hungrige Gäste sind in der Saison jetzt täglich zu bewirten, freut
sich Pavel Hofman. Zu den beliebtesten Gerichten gehören übrigens Quarkknödel
mit Aprikosen und panierter Käse mit Kartoffeln oder auch süße Palatschinken
mit Marmelade.
Die positiven Veränderungen der Baude, von denen der Wirt spricht, kann ich
nur aus eigenem Erleben bestätigen.
Nicht nur die Baude hat innen und außen ein neues Gesicht erhalten, auch der
Platz an der Emmaquelle ist neu gestaltet. "Emmin Pramen" steht auf
der einen und "Emma Quelle" auf der anderen Seite des neuen Obelisk.
Namensgeber für Baude und Quelle war die Mutter des damaligen Grundherrn Graf
Czernin-Morzin.
Hätten wir eine Kammwanderung gemacht, dann wäre sie in einer reichlichen Stunde
in den Grenzbauden / Pomezni Boudy beendet. Wir haben aber noch eine letzte
Baude im Riesengebirge und die liegt im Melzergrund. Der kürzeste Weg wäre wohl
vom Koppenplan in den Melzergrund. Dazu müssten wir auf fast gleichem Weg wieder
zurück. Wir aber wollen möglichst viel vom Riesengebirge kennen lernen und wählen
den Weg durch den Eulengrund nach Wolfshau und von dort in den Melzergrund.
Dazu gehen wir auf dem Kammweg weiter ostwärts, bis zur Einmündung oder Einsenkung,
wie es in alten Reiseführern geschrieben steht. Heute heißt er Eulenpass / p.
Przelecz Sowia.
Der Pass ist auch Grenzübergang. Zwischen 8.00 und 18.00 Uhr kann die Grenze
zu touristischen Zwecken passiert werden, so steht es am Rastplatz. Der urwüchsige
Eulengrund ist nicht nur uraltes Bergbaugebiet, Erze, Edelsteine, Gold und Silber
wurden bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert abgebaut, sondern wegen
seines Pflanzenreichtums interessant für Botaniker. Der Eulengrund wird forstwirtschaftlich
genutzt, daher der Weg in einem guten Zustand. Hinter dem Keuligen Berg biegen
wir nach Wolfshau ab und wandern an der Kleinen Lomnitz, auf recht beschwerlichen
Weg, dann wieder nach oben und erreichen unser letztes Ziel im Riesengebirge,
die Melzergrundbaude.
|
|
|
|
|
|
Hier lassen wir wieder Hans Schulz zu Wort kommen, der uns unter der Überschrift,
"Wo die ruhige Berg-Atmosphäre noch erlebbar ist", u.a. folgendes
wissen lässt:
In 1 002 Metern Höhe, am linken Ufer der Kleinen Lomnitz (Lomniczka), lädt die
Melzergrundbaude/ (Schronisko nad Lomniczka) zur Rast und Imbiss ein. Der erste
Bau war an dieser Stelle eine Jagdhütte vom Beginn des 19. Jahrhunderts. 1890
baute Michael Melz aus Erdmannsdorf (Myslakowice) diese Hütte in eine Herberge
um. Gleichzeitig richtete er einen Pfad zum Pass unterhalb der Schneekoppe ein.
Wahrscheinlich wurde zu diesem Zeitpunkt die alte Hütte durch das jetzige Gebäude
ersetzt. Ein Stein mit der Jahreszahl 1886 belegt diese Möglichkeit.
In anderen Aufzeichnungen kann man nachlesen, dass in der Melzergrube eine 1902
errichtete Baude gestanden hat, die aber noch vor der Eröffnung mit einer etwa
eineinhalb Kilometer langen Lawine abgerissen wurde. Niemand wagte sich, diese
an der selben Stelle wieder aufzubauen.
Etwas unterhalb, nahe der einstigen Jagdhütte, entstand ein neues Gebäude, die
jetzige Baude. Nach Informationen der heutigen Leiterin Danuta Partyka wurden
im Juni 1905 die ersten Gäste empfangen. 1947 erfolgte die Übernahme durch den
PTTK (Polnischer Verband der Touristik und Landeskunde).
Ab diesen Zeitpunkt erfüllte das Gebäude wieder als Herberge. Bis in die siebziger
Jahre des vergangenen Jahrhunderts bot die Baude noch Übernachtungsmöglichkeiten.
Heute ist ein Büfett mit Imbiss in Betrieb. Viele Stammgäste machen hier gern
eine Pause oder wählen diese Baude als direktes Wanderziel. So auch das Rentnerehepaar
Christl und Otto Kühnel aus Ebersbach im Oberland.: "Trotz nur eines Imbiss-Angebotes
schätzen wir diese Einkehrmöglichkeit sehr, weil hier die ruhige Atmosphäre
einer Berg-Herberge erhalten geblieben ist."
Danuta Partyka bedauert, dass der Betreiber, der polnische Touristikverband,
seit Jahren keine wert-erhaltenden Maßnahmen vornimmt. Sie würde das Haus gern
kaufen, doch dafür fehle das Geld.
Soweit die Ausführungen von Hans Schulz.
Wenn man in Krummhübel geboren ist und sich für Heimatgeschichte interessiert,
gehört der Melzergrund zum unmittelbaren Einzugsgebiet der Heimatforschung.
Die Ausführungen von Hans Schulz, besonders das Wirken des Michael Melz, in
Verbindung mit der Jahreszahl 1890 und einer Herberge, versetzten mich in ein
nicht gerade geringes Erstaunen. Ich habe bei Hans Schulz nach den Quellen dieser
Aussage nachgefragt. Herr Schulz teilte mir schriftlich mit, das ihm ein polnischer
Heimatforscher und Mitglied des PTTK (Polnischer Verband der Touristik und Landeskunde)
ihm diese Mitteilungen als neueste Nachforschung in einem persönlichen Gespräch
mitgeteilt habe.
Schriftlich konnte ich Hans Schulz folgende Informationen übermitteln.
Bereits 1511 wurden im Riesengrund von "Meißner" Bergleuten Stollen
eingeschlagen, um nach Erzen zu suchen. Nun wurde in der "Nachbarschaft",
im Melzergrund, Eulengrund, am Tafelstein und am Zimmerberg gegraben. Auf der
zwischen 1674 1676 entstandenen Karte vom Khünovius führt der Melzergrund
die alte Bezeichnung "Maeltzgrund" oder "Maeltzgrube". Das
Wort maeltzen oder melzen bedeutet soviel wie schmelzen oder weich machen. Hier
haben also ehedem Schmelzöfen gestanden, in denen die aus mehreren Stollen gewonnenen
Erze gleich verhüttet wurden. Auf der Karte ist auch eine "Kohlgrube"
eingezeichnet. Hier gewann man den nötigen Heizstoff, die Holzkohle.
Der Melzergrund war seit dieser Zeit in Richtung Kamm begehbar. In der Nähe
der heutigen Baude wurde bereits vor 1880 eine Schutz- und Jagdhütte der Gräflich
Schaffgotschen Forstverwaltung erwähnt. Das Gebiet wurde von der Försterei Wolfshau
West, welche dem Grafen Schaffgotsch gehörte, bewirtschaftet. Die Hütte lag
abseits vom Weg und konnte von Touristen nicht genutzt werden.
Ein Unwetter hat am 17. Juli 1882 einen großen Teil des Grundes zerstört und
auch den Weg unbrauchbar gemacht. Bereits 1884 wurde ein neuer Weg von der Gräflich
Schaffgotsch´schen Forstverwaltung angelegt.
Der Reiseführer Grieben 1892 kann u.a. folgendes berichten: "Der Weg ist
jetzt der beliebteste, bequemste und nächste Aufstieg zur Koppe von Wolfshau
bis zur Riesenbaude 2 Std. der R.-G.-V. hat für Ruheplätze, Bänke und Tische
Sorge getragen; eine Erfrischung mit sich zu führen, dürfte sich empfehlen".
Touristenführer Leipelt und Brieger, beide vor 1901 berichten ähnlich bzw. erwähnen
keine Herberge.
Erst 1901, die "Schlesische Zeitung" vom 03. April 1902 nennt das
Jahr 1900, (nachzulesen bei Kasper "Mythos Schneekoppe"), wurde von
Emil Pohl, Wirt beider Bauden auf der Schneekoppe, am Lomnitzfall ein Einkehrhaus
eröffnet. Am 31. März 1902 wurde das Haus durch eine Lawine zerstört. Reste
der Grundmauern sind noch erkennbar. Von der Baude und dem Unglück besitze ich
Fotos bzw. Kopien.
|
|
|
|
|
1905 wurde an heutiger Stelle, in lawinensicherem Gebiet, von dem Grafen Schaffgotsch
die Melzergrundbaude errichtet. Das war auf Grund der steigenden Besucherzahlen
notwendig geworden. Wirt, für 360 Mark Jahrespacht, wurde August Vogt aus Krummhübel
/ Karpacz. Die Baude wurde am 14. Juni 1905 für die Festgäste, die zum 25. Jubiläum
des RGV den Jubiläumsweg auf der Schneekoppe einweihten, eröffnet. Der Stein
mit der Jahreszahl von 1886 stammt von der alten Jagdhütte.
Unsere Wanderung durch das Riesengebirge ist beendet. In einer Stunde können
wir wieder in Karpacz / Krummhübel sein. Viele Hotels und Pensionen erwarten
uns. Nach dieser "anstrengenden" Wanderung wird ein gutes Abendessen
und ein weiches Bett Wunder an unseren strapazierten Körpern bewirken.
Ausgangspunkt einer Wanderung zu zwei
Bergbauden ist Bad Flinsberg / p. Swieradow Zdroj.
Viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern auch zum Heufuder. Am kürzesten
eine Art Trampelpfad auf direkten Weg nach oben, wesentlich kürzer als die Straße.
Für Wanderfreunde geeignet, der Weg über Bad Schwarzbach. Am bequemsten die
Fahrt mit dem Taxi.
|
|
|
|
|
|
"Wo sich die Wasserwege
in Nord- und Ostsee trennen", schreibt Hans Schulz: Das 1 108 Meter
hohe Heufuder (Stog Izerski) liegt im interessantesten Teil des polnischen Isergebirges-
im hohen Iserkamm und gehört zu den attraktivsten Aussichtspunkten. Der Panoramablick
reicht bis in das Riesengebirge, auf Bad Flinsberg, ins Queistal und weit in
das schlesische Gebirgsvorland hinein. Der Gipfel bildet übrigens auch die Wasserscheide
zwischen der Nord- und Ostsee. Unterhalb des Gipfels wurde 1924 auf Initiative
der Familie Schaffgotsch und Dr. Josef Siebelt, der als damaliger Kurarzt zur
Entwicklung des Kurortes beitrug, eine Einkehrstätte errichtet die Heufuderbaude
(Schronisko "Na Stogu Izerskim"). Sie hat bis heute viel von ihrem
ursprünglichen Aussehen bewahrt. Besonders der große Speisesaal mit seiner Holztäfelung
ist fast unverändert.
Seit vier Jahren kümmern sich Grazyna und Piotr Bielewicz um das Wohl der Gäste.
Zu ihren Spezialitäten gehören das typische Bigos (12 Zloty), Schnitzel (20
Zloty) und Maultaschen (7 Zloty). Für den Aufstieg aus Swieradow Zdroj (Bad
Flinsberg) benötigt man rund zwei Stunden. Kurgästen, denen der Weg zu beschwerlich
ist, können die Dienstleistung der Baude nutzen und sich für 20 Zloty pro Person
mit dem Linien-Taxi nach oben bringen lassen. Anruf in der Baude genügt.
Die Heufuderbaude wird neben den polnischen auch von tschechischen und deutschen
Gästen gut angenommen. Besonders die im Ort weilenden Kurgäste zieht es immer
wieder herauf. Durch die von der Leitung organisierte motorisierte Auffahrt,
können auch Touristen, die nicht so gut zu Fuß sind, die Atmosphäre und den
Panoramablick genießen.
Übernachtung: 50 Betten in Zwei- bis Vierbettzimmern und einem Schlafsaal für
14 Personen. Preise: Übernachtung ohne Frühstück: 25 Zloty (rund 6 Euro) pro
Person, Frühstück für 12 bis 15 Zloty (3 bis 4 Euro).
Das nächste Ziel ist das Wittighaus auf der anderen Seite der Grenze. Auf holprigem
Weg, blaue Markierung, geht es zum Grenzübergang, der für touristische Zwecke
genutzt werden kann. Auf dem nun gut ausgebauten und ausgeschilderten Weg erreichen
wir in kurzer Zeit die Tafelfichte 1.124 Meter. Die Berggaststätte Tafelfichte
und Aussichtsturm sind irgendwann nach 1945 abgerissen worden. Seit ca. zwei
Jahren ist ein neuer Aussichtsturm erbaut und ein hochaufgerichteter Stein mit
eingelassener Schrifttafel und Bildnis erinnert an Theodor Körner der 1809 hier
weilte.
Von hier führt ein herrlicher Wanderweg, zuerst blaue, später rote Markierung,
zum Wittighaus / Smedava.
|
|
|
|
|
|
Hier lassen wir Hans Schulz zum letzten Mal zu Wort kommen. Unter der Überschrift,
"Wo die ersten Rodelwettkämpfe Böhmens stattfanden", kann er
uns u.a. folgendes berichten:
Vermutlich schon zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstand im Isergebirge
am Zusammenfluss der Schwarzen und Weißen Wittig (Cerna und Bila Smeda) die
Bergeinöde Wittighaus (Smedava). Die älteste Erwähnung stammt aus dem Jahre
1814. Erste Bewohner waren wohl Holzfäller und Köhler, die daneben Baudenwirtschaft
und Rinderzucht betrieben. Mit der Entwicklung des Tourismus in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts zählte dieser Nebenerwerb zunehmend zur eigentlichen
Quelle des Lebensunterhaltes. Im Jahre 1895 wurde die Straße von Bily Potok
(Weißbach) zum Wittighaus gebaut und zwei Jahre später bis nach Sous (Darre)
verlängert.
Schon vor einhundert Jahren war die Baude ein verlockender Anziehungspunkt für
Ausflügler- und das nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter. Beim Personal
konnte man Hörnerschlittenfahrt nach Bily Potok bestellen. Nicht uninteressant
ist, dass hier 1895 die ersten Rodelwettkämpfe in Böhmen stattfanden. Das alte
Wittighaus fiel in den Abendstunden des 16. Juni 1932 einem verheerenden Brand
zum Opfer. Innerhalb von drei Jahren wurde eine neue Herberge errichtet, die
sich bis heute baulich kaum verändert hat. Seit zwölf Jahren bemüht sich Zdenek
Hrib mit seiner Familie um das Wohl der Gäste: Heute kommen die Besucher aus
allen Himmelsrichtungen auf Fahrrädern, im Winter auf Skiern oder motorisiert
hierher. Die Hütte ist wegen ihrer zentralen Lage sehr gefragt.
Deutsche Touristen bevorzugen traditionell Gulasch mit Knödel (Preis ca. 5,50
Euro). Zu den Spezialitäten des Hauses gehört der Smedava-Schmaus für 5,50 Euro
(Schweinekeule, große Gemüsebeilage, Spiegelei, Schinken, Champions, Meerrettich).
Es kann auch übernachtet werden.
Unsere Wanderung endet hier. Wer mit dem Auto nach Bad Flinsberg gereist ist,
muss nun auf fast gleichem Weg zurück. Gute Wanderer gehen je nach Lust und Laune
bzw. Kondition weiter nach Schreiberhau / Szklarska Poreba, Harrachsdorf / Harrachov
oder verbleiben im Isergebirge.