Wir kehren um und erreichen wieder den Kammweg. Leicht ansteigend gehen wir in Richtung Veilchenspitze weiter, biegen aber zuvor links, in Richtung Alte Schlesische Baude / Schronisko "Pod Labskim Szczytem", ab.
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Hans Schulz stellt die Baude unter
der Überschrift: "Wo sich die Wanderpfade kreuzen" vor und
lässt uns u.a. folgendes wissen:
Bereits 1632 wurde hier am Böhmersteig (Czeska Sziezka), der Schlesien mit Böhmen
verband, eine Grenzwarte errichtet, die Jägern als Schutzhütte diente. Mit der
Zeit übernahmen sie Schäfer, die Reisenden eine Zuflucht gewährten. Nachdem
auf der Kranichwiese eine neue Berghütte entstand, erhielt das ältere Bauwerk
den Namen "Alte Schlesische Baude" (Stara Sklaska Buda)
1909 erfolgte ein Umbau, am Weihnachtsabend 1914 wurde sie durch ein Feuer zerstört,
kurz danach wieder aufgebaut. 1838 kam ein für Übernachtungszwecke bestimmter
Zweitbau hinzu. Die Bauten bestehen nach vielen Renovierungen bis heute.
Da sich hier mehrere markierte Wanderwege kreuzen, ist die Baude bei Touristen
als beliebte Einkehrstätte bekannt. "Wir legen hier gern eine Rast ein,
denn uns gefällt der gebirgstypische Charakter der Baude", meint zum Beispiel
das Ehepaar Bressel aus Pfaffendorf.
Die Baude gehört dem Polnischer Tourismus-Verband. Die Leiterin sorgt bereits
seit 25 Jahren für das leibliche Wohl der Gäste. Mit Freude stellt die Wirtin
fest, dass die Zahl der Wandertouristen aus Deutschland ständig zunimmt.
Dazu wieder einige Ergänzungen:
Die Grenzwarte wurde nicht wegen der Jäger errichtet, sondern weil in Europa
die Pest herrschte und daher der Bau, wie an vielen anderen Grenzen. Später
hieß sie eine Zeitlang, ableitend von den Besitzern, Hallmannbaude. Nicht zu
verwechseln mit den Namen Hollmann, das waren spätere Besitzer. Bekannt wurde
Veronika Hollmann, die hübsche Tochter der Wirtsleute, durch den Aufenthalt
von Theodor Körner vom 17. zum 18.08 1809 in der Baude. Theodor Körner verliebte
sich damals unsterblich in die Wirtstochter. Aus diesen Anlass wurde am 17.
August 1934 eine Gedenktafel enthüllt, die nach 1945 entfernt wurde.
Auf kürzesten Weg geht es nun ansteigend in Richtung Schneegrubenbaude / p.
Schronisko nad Snieznymi Kotlami.
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Unter dem Titel, "Wo die Eiszeit
alpine Landschaften geformt hat", können wir bei Hans Schulz u.a. folgendes
lesen:
Graf Schaffgotsch ließ die Hochgebirgsbaude 1835 aus Holz errichten und 1861
durch einen größeren Steinbau ersetzen. Nach Blitzeinschlägen 1890 und 1892
machte sich ein Neubau erforderlich. Der 1895/96 errichtete Berggasthof mit
dem trutzigen siebenstöckigen Aussichtsturm galt als einer der ersten, der auf
dem Kamm des westlichen Riesengebirges erbaut wurde. Außerdem erhielt das Gebäude
eine verglaste Terrasse, die wegen der wunderschönen Ausblicke bei den Gästen
sehr beliebt war.
Heute ist eine Einkehr nicht mehr möglich, denn seit man 1961 in den Räumen
eine Fernseh-Relaisstation installierte, ist der Kamm des Riesengebirges um
eine gastronomische Perle ärmer geworden. Trotzdem ist das Interesse an der
heutigen Schronisko ungebrochen. Bergtouristen beziehen dieses Wanderziel oft
in ihre Pläne ein. Einerseits wegen des Ausgangspunktes für weitere Touren,
anderseits wegen der einmaligen Faszination der Sniezne Kotly (Schneegruben).
Auch hier wieder einige Ergänzungen:
Es war ein weiter Weg seit 1825 , wo die legendäre "Blasse" an den
Schneegruben mit Erfrischungen, sowie Käse und Milch handelte, bis zu dem 1897
vom Gräflich-Schaffgotschen Baumeister Daubach geschaffenen markanten Bau, der
nun schon fast 110 Jahre den westlichen Gebirgskamm weithin sichtbar, prägt.
Zuvor, 1837, verdiente sich hier, der spätere, sehr bekannte, Schneekoppenwirt
Sommer aus Bad Warmbrunn, seine ersten gastronomischen Sporen. Zu den Attraktionen
der Baude gehörte ein Schiffsscheinwerfer, der den Wanderern signalisierte,
ob noch freie Betten zu haben waren.
Das Gros der Wanderer würde nun zügig in Richtung Hohes Rad und Große Sturmhaube,
mindestens bis zum Spindlerpass weiter wandern.
Wir aber machen eine Baudenwanderung und kommen in südlicher Richtung auf direkten
Weg nach ca. 30 Min. zur Elbfallbaude/Labska bouda.
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Nun ist Eva Jeschkova wieder gefragt
und stellt uns die Baude unter dem Titel, "Wo es immer noch die Riesengebirgs-Sauersuppe
gibt", vor. Wir erfahren von ihr sinngemäß:
Die Geschichte der Elbfallbaude, einer der bekanntesten Riesengebirgsbauden
auf tschechischer Seite, beginnt im Jahre 1830, als eine unternehmungslustige
Frau eine kleine Hütte aus Stein, Rinde und Reisholz baute, in der sie Ziegenkäse,
Milch und Schnaps verkaufte.
Erst spätere Besitzer erweiterten das ursprüngliche primitive Gebäude so, dass
es den Gästen auch Unterkunft bot. In den Jahren 1878/79 baute der Graf Jan
Harrach die Baude um, und 1904 errichtete er hier das erste Naturreservat im
Riesengebirge. Die Elbfallbaude war bei den Deutschen seit jeher sehr beliebt.
Wohl der einmaligen Lage und Aussicht wegen. Die Gäste konnten hier Riesengebirgs-Sauersuppe,
Thüringer Klöße mit Grieben und Kraut und frisch gebackenes Brot verschmausen.
1965 brannte die Baude aus, vier Jahre später wurde der Grundstein für das neue
Gebäude gelegt. Nach der Wende kam die Bergbaude in Privatbesitz. Sie wurde
umfangreich rekonstruiert und voriges Jahr wiedereröffnet.
Mit dem Auto kann man nur bis zur Gemeinde Horni Misecky / Schüsselbaude kommen.
Von hier geht es weiter mit dem Linienbus auf "Zlate navrsi" / Goldhöhe,
die 2,5 Kilometer vom Hotel entfernt ist.
Im Jahre 2000 wurde im tschechischen Teil des Riesengebirges das Projekt "Riesengebirge-Langlaufskiparadies"
eröffnet. Geschaffen wurde ein Netz von mehr als 350 Kilometer Ski-, Wander-
und Rennstrecken, auch an der Elbfallbaude vorbei.
Tiere und Kleinkinder sind heute im Hotel nicht erwünscht. Die Hotelleitung
meint, dass das Haus für einen Aufenthalt von Kindern unter drei Jahren nicht
geeignet ist.
"Die meisten Gäste nutzen die Baude vor allem als Einkehrstätte während
ihrer Wanderungen", sagte der Betriebsleiter Zbynek Ryba. Bei gutem Wetter
herrscht hier reger Betrieb. Die Riesengebirgs-Sauersuppe übrigens ist bei den
Gästen noch genauso beliebt wie vor 100 Jahren. Heute kostet die Suppe übrigens
68 Kronen (ca. 2,00 Euro).
Zu den Ausführungen wieder einige Ergänzungen:
Die "unternehmungslustige Frau", von der Eva Jeschkova spricht, ist
die uns schon bekannte "Blasse" von den Schneegruben. Neidische Konkurrenz
hatte sie von dort vertrieben. Erwähnenswert das nach der Übernahme der Baude
durch Adolf Schier aus Oberrochlitz die Stauanlagen für den Pantschen- und Elbfall
geschaffen wurden. Am 16. Juli 1854 fand dann die Eröffnung des Pantschenfall
statt. Der monströse Neubau von 1965 war schon kurz nach seiner Fertigstellung
umstritten, mit einer Bergbaude hat er sicher nichts gemein. Solche "Bettenburgen",
auch das Hotel "Horizont" in Pec pod Snezkou / Petzer gehört dazu,
sollten einmal die neue sozialistische Architektur verkünden. Auch in der DDR
gehörten solche Bauten zum Alltag.