Wir gehen nicht zum Kamm zurück, sondern
wählen den interessanten Weg am Südhang des Hohen Rades (grün-rote Markierung)
und erreichen nach 45 Min. die Martinsbaude / Martinova bouda.
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Unter der Überschrift "Wo ein Tennisstar aufwächst und Kräuter gedeihen"
berichtet wieder Eva Jeschkova:
Die Menschen im Riesengebirge rechnen nicht mit vier Jahreszeiten, sondern nur
mit zwei, dem Winter und den Vorbereitungen darauf. "Am ersten Junitag
haben wir die letzten Schneereste weggeräumt. Jetzt müssen wir Dach und Kamin
kontrollieren lassen und genug Holz für den kommenden Winter besorgen",
sagt Roman Hronovsky, Betreiber der Martinsbaude im tschechischen Spindleruv
Mlyn / Spindlermühle / Spindelmühle. Seit seiner Jugend lebt er im Riesengebirge,
seit drei Jahren betreibt er eine der ältesten und bekanntesten Bergbauden.
Die Martinsbaude, erbaut im Jahre 1642 von Martin Erlebach, bot während des
Dreißigjährigen Krieges vielen Asyl. Sie gab viel später auch der erfolgreichen
tschechischen Tennis- Spielerin Martina Navratilova den Vornamen. Ihr Vater
war lange Jahre Leiter der Baude und die junge Sportlerin verbrachte in der
Hütte ihre Kindheit.
"Wir kochen vor allem klassische böhmische Küche, weil der Betrieb bei
uns wirklich groß ist", erklärte Hronovsky. Auf der Speisekarte sind über
30 Gerichte. Das Verzeichnis beginnt mit "Krkonoske kyselo". Das ist
eine dicke Riesengebirgssuppe aus Brotsauerteig für einen Euro. Die meisten
Gerichte sind natürlich mit Knödeln und kosten zwischen 80 und 110 Kronen. Im
Sommer finden die Gäste auf der Speisekarte auch Heidelbeerknödel.
Mit dem Auto kann man nicht bis zur Baude fahren. Der Parkplatz liegt ungefähr
einen Kilometer darunter. "In diesen Winter hatten wir eine Rekord-Schneemenge",
sagt Hronovsky und weist dabei auf die Fenster im zweiten Stockwerk, die im
Jahr zuvor für mehrere Millionen Kronen renoviert wurden. Vom Weg zur Lucni
bouda/Wiesenbaude entfernte eine Schneefräse vier Meter hohe Schneewehen noch
bis zum 06. Juni. Solche Schneemengen haben die Riesengebirgler zum ersten Mal
seit 40 Jahren erlebt. Die Besitzer der Baude haben sich entschlossen, den früheren
Kräutergarten zu erneuern. Auf einer Stelle sollen dort Kräuter, die nur im
Riesengebirge wachse, angepflanzt werden.
Auch hier wieder einige Bemerkungen:
Von 1906 bis 1914 hieß die Baude Graf Harrach´sche Martinsbaude, Pächter
war Vincenz Hollmann. Graf Harrach war es auch der den berühmten "Botanischen
Garten" etwas unterhalb der Baude anlegen ließ. Nach Gründung der Tschechischen
Republik war es dann eine rein tschechische Baude, so in den Reiseführern auch
verzeichnet. Nach der Annexion von 1938 ging sie wahrscheinlich wieder in deutschen
Besitz über, denn die Brüdern Hollmann waren die letzten Besitzer vor der Vertreibung
1945. Hollmanns sind ein altes Geschlecht und gehörten zu den ersten Siedlern
im Riesengebirge. Wir haben sie ja schon am Anfang unserer Wanderung kennen
gelernt. Unter www.martinovka.wz.cz
kann man weitere Einzelheiten über die Baude erfahren.
Nach dieser langen Wanderung über Hänge und Gründe und der Einkehr in sechs
Bauden müssten wir uns eigentlich nach einer Übernachtung umsehen, aber das
haben wir auf dieser etwas eigenartigen Wanderung nicht nötig.
Wir verlassen die Baude und wenden uns südwärts in den Martinsgrund und kommen
auf direkten Weg zur Bärengrundbaude / Medvedi bouda, bei Frau Jeschkova als
Bärenbaude bezeichnet.
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Unter der Überschrift: "Wo früher im Riesengebirge die Holzfäller wohnten"
können wir u.a. sinngemäß folgendes lesen:
Ein Viertel der Besucher der Bärenbaude im tschechischen Riesengebirge sind
Stammgäste. Sie fahren zum Teil schon seit Jahrzehnten hier her, obwohl- oder
vielleicht gerade deswegen- sich an und in dem Gebäude in den letzten 15 Jahren
überhaupt nichts mehr geändert hat.
Der Grund, warum niemand die notwendige Modernisierung investieren will, ist
schnell erklärt: Sie hat keinen Eigentümer. Das Gericht muss erst ihren gültigen
Besitzer bestimmen. Um die Baude, die vor der Wende ein Erholungsheim des Nationalunternehmens
Konstrutiva war, raufen sich mehrere angebliche Besitzer. "Wir leiden sehr
darunter, aber das ist eben Realität", sagt der Betriebsleiter der Baude,
Petr Barta. "Eigentlich müsste an allen Ecken und Enden renoviert werden.
Doch wer bezahlt das".
Die Bärenbaude wurde erst im 19. Jahrhundert gebaut, ursprünglich als Unterkunft
für die Holzfäller im Riesengebirge. Zur Herberge für Gewerkschafter wurde sie
in den siebziger Jahren. Heute dient sie wieder als Unterkunftsmöglichkeit und
Restaurant allen Touristen.
Die Baude bietet 110 Übernachtungsplätze für weniger anspruchvolle Touristen
oder Studenten. Die Zimmer sind meist für 8 Personen, die in Doppelstockbetten
schlafen. Toiletten und Duschen sind gemeinsam zu nutzen.
Für Kinder bis 3 Jahre ist Unterkunft und Essen gratis. Schüler bis 10 Jahre
erhalten 40% Ermäßigung. Frühstück ist für zwei, Mittag- oder Abendessen für
drei Euro zu haben. Unterkunft mit Halbpension kostet 12 Euro, mit Vollpension
15 Euro.
Die Gäste locken in die Baude die besonders großen Essenportionen für Volkspreise.
"Bessere Beefsteak habe ich noch nicht gegessen und der Koch versteht auch
mit Lammfleisch umzugehen", lobt beispielweise Karlheinz Wagner aus Dresden,
der sonst meist seine Vesper von zu Haus im Rucksack hat. In unmittelbarer Nähe
gibt es viele Loipen für Langlauf-Begeisterte. "Schon jetzt im Sommer melden
sich Gäste für den Winter und Silvester an, da sind die Räume bestens ausgebucht",
freut sich Barta, der die Bärenbaude nun schon das fünfte Jahr führt.
Hinzuzufügen wäre, dass die erste Erwähnung einer Baude an dieser Stelle bereits
um 1700 erfolgte. Kurze Zeit hieß sie Heinrichbaude, ab 1910 Bärengrundbaude.
Besitzer bis 1945 waren auch hier Mitglieder, der uns schon bekannten Bauden-Dynstie
Hollmann.
Nun heißt es auf steilem Asphaltweg, gelbe Markierung, zum Hang des Bärengrundes
zu den Bradlerbauden / Fucikovy Boudy zu wandern. Nach gut 30 Min. haben wir
die Baudengruppe, erste Erwähnung 1676, erreicht. Eine der Bauden hieß 1890
Gasthaus zur "Großen Sturmhaube", ab 1906 dann Bradlerbaude. Besitzer
bis 1945, wie könnte es fast anders sein, wieder Mitglieder der Familie Hollmann.
Die Bradlerbaude wird nicht vorgestellt, daher geht es zu unserem nächsten Ziel,
der Peterbaude. Dazu steigen wir nördlich auf roter Markierung auf den Rücken
des Hauptkammes. Auf der anderen Seite geht es über die Korallensteine nach
Agnetendorf. Wir aber folgen dem Kammweg nach rechts und gelangen so zur Petersbaude
/ Petrova bouda.
Sie haben richtig gelesen, Petersbaude mit "s". 1811 errichtete hier
J. Petermann, im Volksmund nur Pittermann genannt, eine erste Baude. Als 1890
Vinzens Zinecker, ebenfalls wie Hollmann aus einem alten Baudengeschlecht stammend,
die Baude übernahm hieß sie ab sofort Peterbaude. Auch der neuzeitliche Reiseführer
von Karel Nowak und Mariola Malerek, herausgegeben 1993, nennt die Baude so.
Aber mit "s" oder ohne "s", lassen wir Eva Jeschkova zu
Wort kommen.
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Unter dem Titel, "Wo man sich fühlt wie in einem Alpenhaus",
können wir folgendes lesen:
Die Petersbaude/Petrova bouda ist eine der bekanntesten Berghütten des Riesengebirges.
Obwohl sie ganzjährig immer gut besucht ist, ist sie keine Goldgrube.
"Die guten Zeiten sind wahrscheinlich vorbei", erzählt der Besitzer
Zdenek Podrazil. Der erste Einbruch sei mit der Einführung der Westmark gekommen,
der zweite Schlag mit dem Euro.
Podrazil hat die Petersbaude vor vier Jahren gekauft, vorher hatte er eine ähnliche
Riesengebirgsbaude acht Jahre gemietet. "Die Deutschen sind unsere ständigen
Kunden", erzählt er. "Sie sparen aber immer mehr. Früher waren sie
großzügiger". Immer öfter stellt er fest, dass sie am Tisch ihre selbst
gemachten Brote auspacken und nur Tee oder Bier dazu bestellen.
Am meisten gegessen wird übrigens Schweinebraten mit Kraut und Knödeln, die
Portion für 95 Kronen (rund drei Euro), verrät der Wirt. "Und es schmeckt
den Gästen immer", freut er sich. Es empfiehlt sich, in Kronen zu bezahlen,
weil der Umtauschkurs in den Bauden fast immer höher ist.
Die Petersbaude wurde 1790 erbaut, zuerst als Kuhstall. Im Jahre 1812 wurde
das Objekt umgebaut und ist seitdem ein Ausflugsziel. In den Jahren 1886 und
1887 wurde die Petersbaude teilweise im Alpenstil verbreitet, später bekam der
ganze Komplex die Alpengestalt.
Die Baude bietet Sauna, Solarium und Schwimmbecken. Halbpension 400 Kronen(14
Euro). 150 Gästebetten in Zwei-, Drei- und Vierbettzimmern. Unter www.petrovabouda.cz
kann der Internet- Nutzer weitere Details erfahren.
Von 1890 bis zur Vertreibung 1945 war die Baude immer im Besitz der Familie
Zinecker bzw. ihrer Erben, ebenfalls ein altes Baudengeschlecht.
Höhepunkt einer Wanderung durch das Riesengebirge ist immer die Koppe. Auf dem
Weg dorthin werden aber noch drei Bauden, Schlesierhaus, Kleine Teichbaude und
Geiergucke vorgestellt. Wir verlassen vorerst die Peterbaude und wandern auf
dem Kammweg Richtung Osten. Vor uns auf der böhmischen Seite liegt die Spindlerbaude
/ Spindlerova bouda, die nach Umbau und Rekonstruktion im Januar 2006, als ein
modernes 3 Sterne-Hotel neu eröffnet hat. Dahinter am Hang erkennen wir die
Adolf- und die Erlebachbaude. Links liegt das deutsche, jetzt polnische Zollhaus,
dahinter stand früher Geisslers Kaffee. Links dann das Jugendkammhaus "Rübezahl"
/ p. Odrodzenie. Spätestens hier müssen wir uns entscheiden, welche der drei
Bauden wir als erstes besuchen. Wir entscheiden uns für die Kleine Teichbaude
/ Schronisko "Samotnia".
Wären wir vor 1945 gewandert würden wir auf dem Nordhang des Silberkammes bis
zum Mittagsstein wandern und danach links in Richtung Schlingelbaude abwärts
gehen. Wir wandern jedoch im Jahr 2005 und können daher eine Abkürzung nehmen.
Am Nordhang des Kleinen Rades haben die Polen einen Weg in Richtung Dreisteine
angelegt. Besser gesagt, es ist ein Pfad, steinig, morastig und sehr uneben,
wie so viele polnische Wege eben sind. Nach vielleicht 60 Min. sind wir auf
der großen Wiesenfläche, die heute "Polana" heißt, angekommen und
gehen auf der befestigten Straße rechts nach oben. Danach auf schmalen Pfad,
rechter Hand, immer dicht am Gehänge lang bis zum Teich. Nach überqueren der
kleinen Brücke (Ziegenbrücke) und wenigen Metern am Ufer entlang, haben wir
die Baude erreicht.
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Auf polnischem Gebiet kommt Hans Schulz
wieder zu Wort und er hat uns unter der Überschrift, "Wo es in den Sudeten
am schönsten ist" u.a. folgendes zu berichten:
Der Felsenkessel des Kleinen Teiches (Maly Staw) ist eine der schönsten Gegenden
im Riesengebirge (Karkonosze). Hier steht eine der ältesten und schönsten Gebirgsbauden,
die nicht ohne Grund als Perle der niederschlesischen Herbergen bezeichnet wird:
die "Kleine Teichbaude" (Schronisko "Samotnia").
Erstmals 1670 erwähnt, als in einer Urkunde von einem Wächter die Rede war,
der den Forellenreichtum des Teiches bewachte. Das heutige Gebäude, welches
übrigens mehrere Vorgänger hatte, stammt vom Ende des 19. Jahrhundert. Den in
Mauerwerk und Holz errichteten Bau decken Satteldächer, von denen eines einen
Dachreiter mit Glocke trägt, die im Gefahrenfall geläutet wird.
Obwohl die Herberge mehrmals umgebaut wurde, ging bis zum heutigen Tag nichts
von dem ihr eigenen Charakter verloren. Die ist auch ein Verdienst, des bei
einem tragischen Unfall ums Leben gekommenen Waldemar Siemaszko, des langjährigen
Leiters des Hauses, sowie seiner Frau und seiner Tochter zu verdanken. Nicht
ohne Stolz berichtet die gegenwärtige "Bauden-Wirtin" Waldemara Siemaszko
vom Aufwärtstrend in den letzten Jahren: Nach 1970 erneuerte man die strapazierte
Einrichtung. Die Anzahl der Übernachtungsplätze verringerte sich, es entstand
ein Heizungssystem, eine biologische Abwasserreinigungsanlage, ein Nebenraum
wurde den Skisportlern zur Verfügung gestellt. Die Fassade ist erneuert worden,
das undichte Dach neu mit Schindeln gedeckt, moderne Technik zog ein. In der
Herberge selbst befindet sich eine Skischule, es werden Lager zum Felsenklettern
sowie Sprachkurse organisiert.
Hinzuzufügen möchte ich, die Baude wurde früher als 1670, nämlich schon 1630
als Teichhaus erwähnt. Der Grundherr Graf Schaffgotsch hielt hier oben seine
Forellen. Die meisten von uns kennen das Richtersche Gemälde vom Kleinen Teich,
das wohl beliebteste Riesengebirgsbild in der Romantik. 1839 ist es in des Meisters
Dresdener Werkstatt nach Skizzen entstanden, die im Jahr zuvor an Ort und Stelle
gemacht worden sind.
1889 erfolgte der Umbau durch den damaligen Besitzer, Kommerzienrat Richter
aus Arnsdorf. Er trug für den Dachreiter mit der Glocke die Verantwortung. Die
Glocke stammt übrigens aus dem Kloster Grüssau. Als Heinrich Richter mit dem
Piusorden durch Papst Leo XIII. ausgezeichnet wurde,. glaubten viele, es wäre
wegen der Glocke.
Weit gefehlt. Heinrich Richter erhielt die päpstliche Auszeichnung für umfangreiche
Stiftungen. An der Wetterfahne waren bzw. sind noch die Initialen H. R. zu erkennen.
Mit der Übertragung der Bewirtschaftung an den bekannten Sportsmann Paul Haase
und seine Frau Grete am 01. Mai 1927 beginnt für die Teichbaude ein neuer Abschnitt.
Die Baude wird Mittelpunkt eines weiten Kreises von Sportsfreunden und des Wintersports
schlechthin. Letzter deutscher Besitzer war Franz Hövel, der bis zur Plünderung
der Baude im Mai 1945 und der anschließenden Vertreibung die Bewirtschaftung
inne hatte.