Einreicher:Miloslav Bartoš, CZ – 543 11 Vrchlabi
Übersetzer: Gustav Erlbeck, Kirchberg.

Die Holznutzung für die Kuttenberger Bergwerksbetriebe
in den Trautenauer und Reichenauer Wäldern
in der zweiten Hälfte des 16. und am Beginn des 17. Jahrhunderts.

von Karel Hercík:
Arbeiten des Kreismuseums in Königgrätz, Serie B, 1959.
(Diplomarbeit, Prag)

Original Titel:
Težba dreva pro kutnohorské bánské podniky
v trutnovských a rychnovských lesích
ve druhé polovine 16. a pocátku 17. století.

Práce krajského muzea v Hradci Kralové, serie B, 1959.

 

Der ständig größere Bedarf an Holz und Holzkohle in den Kuttenberger Bergbaubetrieben und ihr wachsender Mangel in die umliegenden Wälder erzwangen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Einführung weiten Flößens von Holz auf Aupa und Elbe aus den Riesengebirgischen Wäldern. Es war nämlich allgemein bekannt, dass der Verfall von Kuttenberg als Hauptglied der Wirtschaft des Landes Böhmen bei seinen herrschenden Schichten auch Verfall der Macht und Politik bedeuten würde[1]. Diese Tendenz beeinflusste unstreitig eine Beschleunigung der Realisierung der Versorgung Kuttenbergs mit Holz aus den Riesengebirgischen Wäldern, die für diesen Zweck schon früher vorbehalten waren.

Die ausgedehnten Waldgebiete des Riesengebirges hatte schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Berghauptmann Christoph von Gendorf[2], Inhaber von Hohenelbe und Bergbauberater Ferdinands, unter dem im Riesengebirge fleißig Bergbau betrieben wurde: Man baute Silber in der Hohenelber Herrschaft bei St. Peter ab, machte Versuche im Riesengrund, wo schon im Jahr 1570 ausgiebiges Silbererz entdeckt worden war[3], weiter bei Hermannseifen (heutiges Rudník) unweit von Freiheit an der Aupa, was unzweifelhaft zur Erhebung von Freiheit zur Bergstadt verhalf. Auch die Eisenindustrie gelangte in dieser Zeit zu großer Blüte: Das Erz verarbeitete man hauptsächlich in der Umgebung von Starkenbach, Hohenelbe und Eisenbrod, eine große Zahl kleiner Betriebe war an verschiedenen Orten des Riesengebirges und des Vorgebirges verstreut.[4] Für Unternehmungen solchen Ausmaßes war natürlich eine bedeutende Menge von Holz nötig, die aus den Riesengebirgswäldern gewonnen und nach Hohenelbe geflößt wurde. Bei dem Flößen kam es oft zu Streitigkeiten zwischen Gendorf und dem Besitzer der Nachbarherrschaft Wilhelm von Waldstein[5]. Im Jahre 1541 beschwerte sich Waldstein beim obersten Hofmeister, dass geflößte Holzklötze die Ufer beschädigten und verderblich auf die Fische im Fluss wirkten.

Im Herbst des Jahres 1551 ließ Waldstein auf der Elbe Rechen[6] aufstellen und auf seinen Befehl zogen dann die Untertanen das Gendorf´sche Holz an das Ufer. Aus Beschwerden der Hohenelber Obrigkeit erfahren wir, dass Gendorf angeblich während jeden Jahres fast 8 Tausend Meißener Schock Schaden im Handel mit Eisen erlitt, denn infolge der begrenzten Holzlieferung sank die Eisenerzeugung in seinen Betrieben stark. Es liegt auf der Hand, dass die fortschreitende Krise der Gendorf´schen Unternehmen die Lohn- und Lebensverhältnisse der Holz- und Flöß-Arbeiter, der Köhler und Bergleute negativ beeinflusste, die sich in ihren Petitionen beim Kaiser stets öfters über Not und Hunger beschwerten.[7]

Unter denen, die Versorgung von Kuttenberg mit Holz aus dem Riesengebirge empfahlen, war auch Gendorf, und es ist nicht ausgeschlossen, dass er damit auch eigennützige Ziele verfolgte. Anstoß erlangte die Realisation aber erst nach seinem Tod (er starb im Jahr 1563) in der Instruktion des obersten Münzmeisters, der Hauen und Flößen des Holzes für den Bergbau-Bedarf auf Aupa und Elbe nach Alt-Kolin anordnete, von wo es den Gruben und Hütten geliefert werden sollte.

Die Durchführung einer über große Entfernung laufenden regelmäßigen und systematischen Flößerei des Holzes verlangte bedeutende Unkosten und Regulierungen der Wasserläufe. Neben technischer und organisatorischer Schwierigkeiten (Zurichtung von Wehren und Durchlässen, Bassins und Rechen, Reinigen des Flussbettes von Steinen usw.) erforderte die Flößerei eine große Zahl von Hilfskräften, Holz- und Flöß-Arbeitern, die einerseits Holz in den Wäldern schlugen, andererseits flößten und auf der ganzen, einige Zehn Kilometer langen Trasse Ordnung hielten. Nach einigen Verhandlungen im Landtag wurde das Projekt genehmigt und im Jahr 1567 offiziell mit dem Patent Kaiser Maximilians verkündet.[8] Schon im April des Jahres 1566 fanden sich die Tiroler Holzmeister Hans Gauden und Paul Lagher[9] ein, die als Fachleute die Art der Gewinnung, Bearbeitung und des Transportes des Holzes über Aupa und Elbe bis nach Alt-Kolin entwerfen sollten. Weiter verpflichteten sie sich, ungefähr 50 Arbeiter einschließlich zweier Meister und Axt-Schmiede aus Tirol ins Riesengebirge zu schicken. Das Kuttenberger Bergamt setzte dann alljährlich seinen Holzbedarf fest und die Forstbeamter unter Führung des Trautenauer Forstmeisters Nikolaus Wachtl bestimmten in den Wäldern die Orte, an denen Holz geschlagen werden sollte. Dazu wurden immer Verträge zwischen Bergbau-Beamten und Vertretern der Arbeiter verfasst, in denen auch die Löhne gemäß der Schwierigkeit der Arbeit und die Abgelegenheit der Gebiete genau festgelegt wurden.

Im gleichen Jahr begann man auch mit umfangreichen Zurichtungen der Flussläufe. Neben Befestigungen der Ufer und Reinigung der Flussläufe mussten Wasserbassins (Klausen)[10] und Rechen für das zurückhalten des geflößten Holzes und zur Regulierung des Wasserflusses errichtet werden. Auf der Riesengebirgskarte, von Beyermann zum Jahr 1568[11] datiert, sind zwei Wehre dargestellt: Eins ist auf der Kleinen Aupa und das zweite auf der Großen Aupa oberhalb von Petzer im Riesengrund zu sehen. Auf der sogenannten Hüttelkarte des Riesengebirges, deren Entstehung H. Gruhn zwischen die Jahre 1576 – 1585[12] legt, sind ebenfalls einige Wehre festgehalten: Im Jahre 1575 wurde mit Unkosten von 7000 Gulden die Klause unterhalb von Kolbendorf[13] auf dem Bach, der das Dorf durchlief, errichtet. Im Jahre 1567 baute man die sogenannte Kleine Klause auf der Kleinen Aupa[14], die im Jahr 1575 der Meister Hans Otter aus Aussee erneuerte, und im Jahr 1567 nahm man die sogenannte Große Klause auf der Großen Aupa in Betrieb[15]. Im gleichen Jahr entstand auch eine Rutsche (Riese) zum Transport des Holzes vom Schwarzen Berg zur Aupa[16]. Aus einem Vermerk in der Chronik Hüttels erfahren wir, dass man in dieser Zeit mit Uferbefestigungen begann[17]. Unter dem Schwarzen Berg wurde später ebenfalls ein Wehr errichtet und zwar nördlich von Johannisbad[18], weitere kamen wahrscheinlich auch anderswo hinzu, je nach Bedarf, wo gerade Betrieb war. Neben diesen Wehren wurde bei Altstadt vor Trautenau ein großer Rechen errichtet, wo man die geflößten Klötze nach Tausenden zählte und darnach dann die Arbeiter bezahlte.[19]

Die Kosten für alle Einrichtungen trugen die königliche Kammer und das Bergamt Kuttenberg. Den Forstbeamten wurden die vereinbarten Beträge für die Bezahlung der Arbeiter beim Errichten der Wasserwehre Rechen und Ufer geschickt. Den Verlauf der vorbereitenden Arbeiten beaufsichtigten kaiserliche und forstliche Beamten, die oft zur Kontrolle ins Riesengebirge reisten [20].

In Hinsicht darauf, dass es um ein Unternehmen von außergewöhnlicher Wichtigkeit ging, mussten alle Privatinteressen zur Seite treten. Kuttenberg ging angesichts der Herrschaften und Städte, die auf Aupa und Elbe Holz zum eigenen Bedarf flößten, sehr scharf vor. Bei Berichtigungen der Wasserläufe stießen die kaiserlichen Anordnungen auch auf Widerstand der Eigentümer der Ländereien, auf denen sie Regulierung durchführten. So beschwerten sich Einwohner von Altstadt bei Trautenau im Jahr 1568, dass ihnen beim Bau des Rechens das Wasser anliegende Gärten und Ländereien überschwemmte, und forderten Entsendung einer Kommission zur Abschätzung und zum Ersatz von Schäden[21]. Oft geschah es auch, dass es bei Berichtigung der Wasserwege zu direkten Aktionen der Obrigkeit gegen kaiserliche Beamte kam und als Gegenaktion vergeltende Verfügungen der Kammer folgten. So eignete sich z.B. im Jahr 1568 Pribík Mirkovsky[22] aus Stropcic auf die Lohnauszahlung der Holzhauer ein Haus an. Die Kammer verwarnte in ihrem Schreiben den Mirkovsky, aber der achtete wohl nicht sehr darauf. Deshalb wurde angeordnet, dass die Arbeiter in den Trautenauer Wäldern, die darauf angewiesen waren, in seiner Kneipe Bier zu beziehen, von da ab kein Bier mehr abnahmen[23]. Oft entstanden auch den Städten und Zünften Schäden. So befürwortete in der Beschwerde vom Jahr 1595[24] der Stadtrat Unterstützung für seine Tuchmacher zur Ausbesserung des Wehres bei ihrer Wäschemangel, die durch das Holzflößen beschädigt worden war. Als Beweis wurde die Beschwerde den Trautenauer Zunftmeister und Handwerker vorgelegt, mit der sie sich beklagten, dass die schon 30 Jahre währende Flößerei ihre Fanggräben und Bleichen systematisch beschädige.

Aus Angeführtem ist klar, dass das Projekt der Flöß-Trasse zum Transport des Holzes vielen Klagen begegnete. Aber auch der hartnäckige Widerstand einiger Herrschaften oder Städte konnte die Verwirklichung der Unternehmung nicht abwehren, hinter dem der starke staatliche Apparat stand und die letztlich lebenswichtig für die Wirtschaft des Landes war. Regelmäßig verbesserte die Holzlieferung die Situation in Kuttenberg soweit, dass es möglich war, im Herbst des Jahres 1568 seinen Preis von 2½ Taler auf 18 – 20 Böhmischer Groschen für den Klafter zu ermäßigen.

Das Holz gewann man in den für den Bedarf der Kuttenberger Bergbaubetriebe vorbehaltenen Wäldern. Sie erstreckten sich in der Umgebung von Marschendorf, Ober-, Nieder-Kolbendorf und Albendorf, und man drang ständig tiefer in das Innere des Riesengebirges vor. Es wurden alljährlich Verträge über die Holzmengen abgeschlossen, welche die Holzhauer fällen, einschneiden, zu Klötzern verarbeiten und zum Wasser transportieren sollten. In den Verträgen war je nach Beschwernis der Hauung immer ein Preis von 1000 Klötzern festgesetzt. So wurden zum Beispiel im Jahr 1568 für 1000 Klötzer 22 Gulden bezahlt[25]. Nach den Verträgen aus den folgenden Jahren waren den Arbeitern für jedes zum Rechen bei Altstadt geflößten Tausend Klötzer 20 Gulden zu zahlen[26]. Aus diesen Verträgen ersehen wir, warum das Holz zu Klötzern verarbeitet wurde. Wenn es nicht möglich war, es in engen und reißenden Bachläufen der Aupa als Stämme (Flöße) zu schleusen und man im Wasser kürzere Stücke schwemmte, hatte das so aufgearbeitete Holz seine begründeten und annähernden Ausmaße. Der Klotz war nämlich Halbfertigware für die Herstellung von Bergbau-Stützen und seine Länge betrug im Durchschnitt zwischen 2 bis 4 Meter.

Für die Kuttenberger Bergbau-Betriebe wurden jährlich mehr als 20 Tausend Klafter Holz geflößt, was ungefähr ihr wirklicher Bedarf war. Ihre Gewinnung vollzogen 300 – 400 Holzhauer.

Außerdem waren für den Transport des Holzes zum Wasser und vielleicht auch zum Fällen örtliche Chalupner und Bauern beschäftigt, für die aber die Arbeit in den Wäldern nur Saison-Verdienst war, denn sie hatten ihre Landwirtschaft zum Unterschied von den Holz- und Flößerei-Arbeitern, die für ihren Lebensunterhalt nur auf den Lohn für das Fällen und Flößen das Holzes angewiesen waren[27]. Die Verträge von Seiten der Holzhauer schlossen die Holzmeister ab, die darin auch namentlich aufgeführt waren, während die übrigen Arbeiter-Kollegen nicht genannt sind. Neben diesen zwei Kategorien erscheint in den Verträgen noch der Begriff "Fürgedinger" (Vormann). Sie waren ihren Meistern untergeben und standen an der Spitze von drei- oder mehrgliedrigen Holzhauergruppen; die Notwendigkeit dieser weiteren Teilung war wahrscheinlich vor allem vom Charakter der Arbeit verursacht, in den Wäldern, wo man überwiegend in kleinen Gruppen an verschiedenen Stellen arbeitete, meistens in schwer zugänglichen und abgelegenen Talabschlüssen. Manchmal waren diese Vormänner auch in den Verträgen anstelle der Meister genannt, besonders wenn sie mit ihren Gruppen in entfernten Bereichen arbeiteten, zum Beispiel an den Hängen des Schwarzen Berges u.a.[28]

Als Arbeitsgerät gebrauchten die Holzhauer vor allem Äxte. Mit ihnen sind Holzhauer auch auf illustrierten Karten aus dieser Zeit abgebildet. So im Detail auf Hüttels Karte des Riesengebirges[29] an der Aupa drei Holzhauer, gekleidet in hellem Kittel und dunklen, unter den Knien geknüpften Hosen: einer von ihnen bearbeitet Holz mit der Axt. Die ausführliche Beschreibung dieser Karte[30] nennt ebenso ausschließlich das Fällen der Bäume mit der Axt als einzige Art. Neben den Holzhauern sind hier auch Bergleute und Köhler abgebildet, die bei dem großen Meiler unter dem Schwarzen Berg arbeiten. Die Holzkohle wurde von da in die Hämmer bei Marschendorf geliefert, wo sich im Jahr 1597 zwei größere Eisenwerke befanden[31]. Neben den Äxten benützten die Holzhauer auch hölzerne und eiserne Keile zum Umschlagen. Die Verwendung von Sägen lässt sich in dieser Zeit in archivalischen Quellen nicht als charakteristisch belegen, obwohl sie schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in wirtschaftlichen Inventaren einzelner Herrschaften erschienen. Für den Transport des Holzes zum Wasser wurde den Bauern und Chalupnern aus umliegenden Dörfern gehörendes Gespann verwendet. Natürlich nützte man das Terrain aus (Ablassen der Stämme an Hängen, im Winter nach Schnee) oder wurden hölzerne mit Wasser benetzte Rutschen (Riesen)[32] gebaut, über die man die Blocke hinabließ. Auf den höchstgelegenen Stellen musste man das Holz erst bearbeiten und dann als Teilstücke zum Wasser befördern.

Die mühevolle Arbeit unter ungünstigen Bedingungen und häufige Unterbrechungen im Auszahlen der Löhne machten das Leben der Holzleute und ihrer Familien unermesslich schwer. Sie wohnten in spärlichen Chaluppen und Bauden, zu ihrem Besitz gehörten gewöhnlich eine Ziege, ausnahmsweise eine Kuh. Die Holzhauer verließen oft einige Tage ihre Familie und zogen zur Arbeit in die Berge, wo sie sich am Ort der Tätigkeit behelfsmäßige Buden als geringe Zuflucht gegen Kälte und Unwetter errichteten, und auch in ihnen schliefen[33]. In den Bergbuden, wenn sie von den Holzhauern verlassen waren, wurde über den Sommer das Vieh untergebracht, das in die Holzschläge zur Weide ausgetrieben worden war[34]. Die Waldarbeiter nahmen sich schließlich das Vieh aus den Niederungen mit und weideten es gegen Abgaben auf geeigneten Waldweiden, obwohl ihnen das stets verboten war. Bei ihren Chaluppen, die meist in Tälern an Wasserläufen lagen, hatten die Holzleute kleine Felder, später Gärten, auf denen sie ein wenig Hafer, Kraut und anderes Gemüse einsäten. Die Ernte reifte aber meistens nicht aus, denn sie wurde durch den frühen Einbruch des Frostes vernichtet. In der Versorgung mit Lebensmitteln waren die Holzarbeiter auf Bauern angewiesen, von denen sie durch Vermittlung von Vorkäufern den größten Teil des Lebensbedarfes kauften, und deshalb nötigte sie auch jeder verzögerte Lohn zur Verschuldung, damit sie ihren Familien wenigstens die wichtigsten Mittel zum Unterhalt bieten konnten[35]. Bier durften sie nur von Trautenauer Bierbrauereien abnehmen, und Abzapfen von schlesischem (Schweidnitzer oder Breslauer) war verboten[36]. Immer am Sonntagabend bekamen die Riesengebirgischen Holzhauer und Flößarbeiter Rechnungsvorschuss für Nahrung im Betrag 30 Kreuzer. Die Schlussabrechnung erfolgte nach Beendigung der ganzen Aufgabe, zu der sie sich im Vertrag verpflichtet hatten[37]. Die Löhne der einzelnen Arbeiter waren genau differenziert, Geräte mussten sie sich selbst aus eigenen Mitteln kaufen.

Solang den Arbeitern im Riesengebirge die Löhne regelmäßig ausgezahlt wurden und die Kuttenberger Bergbaubetriebe festgesetzte Holzmengen abnahmen, gab es seitens der Holzarbeiter nicht viel Beschwerden. Sobald sich aber in den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts die Krise der Kuttenberger Bergwerksbetriebes einstellte, begrenzte man auch im Riesengebirge die Holznutzung, was Anlass zu zahlreichen Protesten der Waldarbeiter gab. Im Bericht vom 28. Feber 1585[38] beschwerten sich die Holzhauer, dass 100 Arbeiter den Lohn nicht bekommen hatten, obwohl sie sehr darbten. Auch die übrigen hungerten infolge dreijährigen Lohnrückstandes und konnten sich nur trockenes Haferbrot zu essen erlauben, und auch davon hätten sie nicht genug, denn sie befürchteten Schulden. Einige von ihnen wurden wegen Schulden eingekerkert und konnten sich deshalb nicht um den Lebensunterhalt ihrer Familien kümmern.

Im Zusammenhang mit diesen Beschwerden erfahren wir zum ersten Mal davon, dass die Arbeiter sich empören wollten: Erbittert und erzürnt über schlechte Lohnauszahlung beschädigten sie Flößeinrichtungen und verweigerten den Arbeitsantritt. Nach vielen Supplikationen waren die Arbeiter teilweise befriedigt, als die Kuttenberger sich im Jahr 1587 die Auszahlung, der Löhne von Burian Trcka aus Lipa borgten[39]. Aber in den 90er Jahren wiederholte sich die Situation noch in erschreckenderem Ausmaß. Die Anleihen des Trautenauer Stadtrates halfen immer nur für kurze Zeit, und so empörten sich die Holzhauer von Neuem. Die Bewegung war vor allem gegen die Forstbeamten gerichtet, in denen die Holzhauer die Hauptverursacher ihre Plage sahen[40]. Im Jahr 1592 beschwerten sie sich aufs Neue: Sie bemerkten, dass sie nur ein Drittel des Lohnes ausbezahlt bekamen und man mit dem Rest angeblich ständig zögerte, obwohl die Arbeit schon längst beendet war. Die Vertreter der Holzhauer beschrieben im Einzelnen, wie hart die Gläubiger mit ihnen umgingen, wegen der Schulden mit Gefängnis drohten, und als Folgerung darauf hinwiesen, dass die erregte Stimmung der Holzhauer und ihre hoffnungslose Einstellung den Abgang aus dem Gebirge zur Folge haben könnte, ohne dass sie die geforderten Aufgaben erfüllt hätten[41]. Ein Trautenauer Forstbeamter machte im Jahre 1593 die Kuttenberger aufmerksam, dass es nötig sei, sich mit allem Nachdruck der Klagen der Holzhauer anzunehmen[42]. Er schilderte ihre große Not und Verschuldung, aber fügte hinzu, dass auch die Versorger der Holzhauer verschuldet seien, sodass sie den Holzhauern ständig kleinere Mengen an Lebensmitteln lieferten. Diese mühselige Situation bewirkte zahlreiche Raufereien und Misshelligkeiten zwischen Holzhauern, Beamten und Kaufleuten, aber die Urheber aus den Reihen der Holzhauer verweigerten es, sich vor den Richtern und Schöffen zu verantworten. Schulden bezahlen wollten auch die Bauern und Chalupner aus den umliegenden Dörfern nicht, denn sie wurden für die Arbeit beim Zusammenführen des Holzes ebenfalls nicht bezahlt. In der Folge schildert der Beamte, dass sich der Ungehorsam in den Wäldern so verbreite, dass die kaiserlichen Beamten ihres Lebens nicht sicher seien, und wehklagend bat er, Geld zu senden, damit er die Holzhauer auszahlen könne. Auch damals bot der Trautenauer Stadtrat die Anleihe von 1000 Meißner Schock für teilweisen Ausgleich der schuldigen Arbeiterlöhne.[43]

Auch in den folgenden Jahren mehrten sich die Beschwerden und die Unzufriedenheit gipfelte in den Jahren 1601 und 1606 in direkten offenen Aktionen der Holzhauer. Wir sind nicht genau über sie informiert, obwohl aus einer Relation von Forstbeamten hervorgeht[44], dass Holzhauer Bergbeamten einsperrten mit dem Vorarbeiter an der Spitze, weil sie das verlangte Geld für die Auszahlung der geschuldeten Löhne nicht herbeibrachten. Elementare Vernichtung von Flößeinrichtungen und Verweigerung von Arbeit waren die erweislichen Erscheinungen dieser Unruhen. Ihre Haupturheber, Hans Rintaler, Melchior Rohr und Georg Meysl sollten eingekerkert werden, aber den beiden ersten gelang es zu entkommen, und so wurde nur Meysl eingekerkert. In der Begründung der Strafe wurde durch die Beamten darauf hingewiesen, dass sie gewählt seien als Abschreckung dafür, dass eventuelle Unruhen in den Reichenauer Wäldern abgewehrt werden sollten, aus denen nach der Beendigung der Nutzung im Riesengebirge Holz über die Stiebnitz, Adler und Elbe für den Bedarf der Kuttenberger Bergbau geliefert werden sollte.[45]

Mehr als dreißig Jahre versorgten die Riesengebirgswälder Kuttenberg mit Holz, und das rücksichtslose Roden hinterließ seine Folgen. Die Holzvorräte, im Jahr 1572 auf achtzig Jahre geschätzt[46], zeigten sich an Anfang des 17. Jahrhunderts als erschöpft. Die Flößeinrichtungen waren schon bedeutend beschädigt und ihre Lebensdauer wurde auf zwei Jahre geschätzt. Die Wälder waren nahezu sämtlich ausgeschlagen oder befanden sich an schwer zugänglichen Stellen (Schwarzer Berg), von wo der Transport zum Wasser sehr schwierig war.[47]

Die Kuttenberger Gruben und Hütten spürten ständig größeren Mangel an Holz und Holzkohle. In häufigen Relationen erzwangen dann ihre Beamten, dass eine Revisionskommission nach Trautenau geschickt wurde. Mit Entscheidung der königlichen Kammer[48] entsandten die Bergbaubeamten im Jahr 1609 eine Kommission ins Riesengebirge, die zur Aufgabe hatte, den Zustand und Wert der Wälder festzustellen, die Möglichkeit weiteren Holzflößens nach Kuttenberg im Fall des Verkaufes einiger Dörfer und Wälder sicherzustellen. Die Kammer ernannte in die Kommission ihren Rechnungsführer, der gemeinsam mit Forstbeamten aus Trautenau und Schatzlar noch in diesem Jahr den Begang der Riesengebirgswälder anzutreten und nach Beendigung der Untersuchung ihr Nachricht zu geben hatte.

Die Kommissare machten sich tatsächlich bald auf den Weg, von dem wir aus dem in Pardubitz geschriebenen Bericht[49] vom 23. September 1609 genau informiert sind. Sie kamen am Dienstag, den 15. September in Trautenau zusammen und fuhren gleich am selben Tag nach Marschendorf, um die Wälder, Wasserwehre und weitere Einrichtungen zu besichtigen und festzustellen, ob es möglich wäre, die Kuttenberger Betriebe von da mit Holz zu versorgen. Die Ergebnisse der Erhebung waren kläglich, obwohl die Kommissare während einer Woche Aufenthaltes zu Fuß und zu Pferd einen verhältnismäßig großen Bereich des Riesengebirges durchsahen und die höchsten Gipfel, unter anderen auch die Schneekoppe bestiegen. Die Wälder waren in elendem Zustand: Die Bestände in den Tälern und am Wasser waren sämtlich bis auf unbedeutende Ausnahmen abgeschlagen, und es waren nicht einmal sogenannte Überhälter belassen, das sind Bäume auf Hauungen, die Samenträger für den Nachwuchs jungen Bestandes sein sollten. Die Schläge waren leer, von Gras und Grummet überwachsen; die Leute mähten es und damit ging aufkommender Jungwuchs zugrunde. Irgendwo gab es noch Waldstreifen, aber die jetzige Technik genügte nicht für den Abtransport des Holzes nach unten, weil sie zu hoch und zu weit weg vom Wasser standen. In den höchsten Lagen, zum Beispiel auf der Schneekoppe, wuchsen keine Wälder; dort gab es nur Knieholz, das sich für Nutzung nicht eignete.

In einigen Bereichen waren hölzerne Buden verstreut, die ursprünglich als Unterkunft für die Holzhauer im Gebiet der Hauung gedient hatten. Nach deren Beendigung benützte man sie als Stall für in die Wälder und Schläge zur Weide getriebenes Rindvieh und Ziegen. Die Kommissare machten auf diese Tatsache aufmerksam als sehr schädlich, denn das Vieh weide auch den jungen Wald ab. Darin unterschieden sie sich vom Waldmeister Wilhelm Hübner, der berichtete, dass auch in Tirol das Vieh frei in Holzschlägen und Hauungen gelassen würde und dass dies dem Jungwuchs nicht zu sehr schade. Die Beamten beschwerten sich auch über die Untertanen in Marschendorf und umliegenden Dörfern, die oft Schläge mit ihrer Ansiedlung verbanden, sich Holz aus königlichen Wäldern aneigneten und verkauften. Von der Verbreitung der Viehzucht im Gebirge zeugt auch, dass das Vieh aus den Niederungen über den Sommer zur Weide mitgenommen wurde. Der Forstmeister beschwerte sich bei den Kommissaren, dass es niemals möglich sei, die Anzahl des Viehs genau festzustellen, weil die Baudler immer, sowie sie von Zählung, hörten, ihre Herden auseinander trieben, damit sie nicht höhere Gebühren zahlen mussten. Es stellt sich die Frage, wem dieses Vieh gehörte. Es ist unwahrscheinlich, dass so große Herden, von denen im zitierten Bericht gesprochen wird, Eigentum der Holzarbeiter waren. Offensichtlich gehörten sie Bauern und Chalupnern aus Dörfern im Tal, besonders wenn es um Rindvieh ging. Allerdings hatte Marschendorf im Jahr 1609 29 Bauern mit Pferden und 156 Chalupner und, zusammen mit Kolbendorf (14 Bauern, 11 Chalupner) und Albendorf (40 Bauern, 8 Chalupner) gab es 2000 Meißener Schock ab, damit diese Dörfer nicht verkauft wurden und weiter königliches Eigentum blieben. Weitere Chalupner, die man als Holz- und Flößarbeiter einschätzen kann, wohnten an Bächen und Tälern: In Altaupa oberhalb Marschendorf 34, bei Kolbendorf in Richtung Langenau 19 usw. Man kann vermuten, dass die Bauern auch bei Arbeiten in den Wäldern halfen, hauptsächlich mit ihren Gespannen für die Abfuhr von Holz, aber das war nicht ihre einzige Verdienstmöglichkeit, wie es die Arbeit in den Wäldern die Lohnarbeit für die Holz- und Flößarbeiter darstellte.

Auch die Flößeinrichtungen im Riesengebirge waren nicht in Ordnung. Die Wehre und Behälter waren in baufälligem Zustand, die Ufer der Kleinen und Großen Aupa waren schon lang unbefestigt, sodass das Wasser oft auslief und die Umgebung von Ansiedlungen und Ländereien überschwemmte. Auch den oberhalb Marschendorf liegende Hammer fand man verlassen, obgleich von da den Holzhauern wahrscheinlich Werkzeuge geliefert wurden; auch die Mühle war durch großes Hochwasser bedeutend beschädigt.

Trotz des sehr schlechten Zustandes der Trautenauer Wälder empfahlen die Kommissare ihren Verkauf nicht. Sie äußerten nachdrücklich, dass, wenn sich Ordnung in den Wäldern und hauptsächlich in ihrer Verwaltung einfinde, in einiger Zeit wieder möglich sein würde, aus ihnen den Kuttenbergerbetrieben Holz zu liefern. Die neu eingeführte Reichenauer Flößerei würde zusammen mit der im Elbumland allein nicht genügen, Kuttenberg zu versorgen, denn dort sei der Waldreichtum nicht unbegrenzt. Die Kommissare schätzten, dass es in nicht zu langer Zeit möglich sein würde, aus dem Riesengebirge wieder Holz zu flößen unter der Voraussetzung, dass die Schläge ordentlich versorgt würden, dass es nicht erlaubt würde, aus ihnen Wiesen, Gärten und Weiden zu machen. Sie empfahlen den Verkauf der Wälder auch aus dem Grund nicht, dass es in Hinsicht auf ihren schlechten Zustand nötig wäre, sie zu sehr niedrigem Preis zu verkaufen. Auch Dörfer sollten nicht verkauft werden, weil im Fall neuerlichen Holzflößens Beschwerden mit ihren neuen Besitzer entstehen würden, denn die Flößstrasse lief über Gründe der Untertanen. Man müsste dann die Dörfer und Ländereien um vieles teuerer zurückkaufen.

Niedriger gelegene Waldgürtel unterhalb von Trautenau, genannt Königreich, von wo schon lang Stämme und Klötze ins Elbumland und für den Bedarf der Obrigkeit, der Städte und auch Kuttenberg geflößt wurden, sollten ebenfalls nicht verkauft werden, denn der gute Zustand der Wälder und ihre vorteilhafte Lage an der Elbe verbürgte die Möglichkeit weiterer Flößerei.

Die abschließende Verfügung dokumentierte und bestätigte die Einführung eines verschärften Regimes in den Wäldern, die schon ab den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts zu bemerken war[50]. Die Kommissare schlugen vor, die Ausbreitung der Ansässigkeiten von Untertanen durch Herrichten von Feldern auf königlichen Grundstücken zu untersagen. Unter strengen Strafen wurde jedwedes Fällen und Roden des Waldes zum eigenen Gebrauch verboten. Für Weide bekam man eine bestimmte Fläche ausgewiesen, im Übrigen durfte man Ziegen und Vieh nicht in die Schläge treiben. Es war nicht erlaubt, auf Rodungen und in Wäldern neue Bauden zu errichten und bis hl. Georg 1610 musste alles Vieh aus den Wäldern und Bergen abgetrieben sein oder es wurde beschlagnahmt. Auch in den Sennhütten für die Arbeiter und Flößer durfte kein Vieh gehalten werden, auch wenn sie schon verlassen waren. Soweit dort noch Arbeiter lebten und wohnten, sollten sie zur Reichenauer Flößerei überführt werden.

Auch die Bestimmungen über die Jagd des Wildes und Fang der Fische war sehr streng. Die Ordnung in den Wäldern überwachte ein Oberförster, der im Haus des ehemaligen Rechnungsführers wohnte, und dem Heger und vier Knechte zu helfen hatten.

Mit den Untertanen aus Marschendorf, Kolbendorf und Albendorf, auch Žd´ár war vereinbart, dass sie einen bestimmter Betrag zahlten dafür, dass sie nicht verkauft würden und im Eigentum des Königs blieben. Die Bewohner der ersten drei genannten Gemeinden willigten ein, unter sich 2000 Meißener Schock zu sammeln und sie in zwei Raten zu Weihnachten 1609 und zu St. Georg 1610 mit 1000 Gulden zu bezahlen. Die Beamten begründeten, warum eine so niedrige Rate bestimmt war; es werde berücksichtigt, dass die Dörfer in Gebirgsumgebung lagen, wo das Getreide oft bei baldigem Winter auf den Feldern erfror, und rauhe Witterung, wie auch Hochwasser oft große Schäden in den Ansiedlungen verursache. Am meisten würden Bauern Chalupner auch davon Schaden haben, dass die Holzarbeiter, die von ihnen Getreide und andere Lebensmittel kauften, zum größten Teil nach Reichenau übergingen.

Eine andere Situation war es in Žd´ár, wo 20 Bauern und 11 Chalupner lebten. Das Dorf lag in schon fruchtbarer Gegend nicht weit von Trautenau, aber die Untertanen weigerten sich zu zahlen. Gegenüber den übrigen war Žd´ár unverhältnismäßig reicher, besser ausgestattet, der Richter Schulz z.B. hatte 30 Stück Rindvieh, besaß Wiesen, Gärten, Baumschule und gar eine Bierbrauerei, Mühle und Schmiede. Die Untertanen handelten munter mit Getreide. Die Beamten führten aus, dass das Dorf wegen seines Ungehorsams abverkauft zu werden verdient hätte, aber das wäre nicht klug in Hinsicht auf seinen Reichtum und die vorteilhafte Lage nicht weit vom Königlichen Waldgebiet.

Auch die außerhalb der Dörfer in Tälern siedelnden Chalupner mussten dafür zahlen, dass sie königliche Untertanen blieben. Es ging offenbar um Holzarbeiter, die sich dort schon über einige Jahrzehnte mit ihren Frauen und Kindern aufhielten. Einige von ihnen würden Lebensunterhalt bei der neu eröffneten Flößerei in Reichenau suchen, andere baten die Beamten, weiter in ihren Häuslein als kaiserliche Untertanen bleiben zu dürfen. Sie schilderten den Beamten ihr spärliches Dasein und die schwere Arbeit auf kleinen Feldern in Felsen und im Gebirge, wo man immer erst die Steine auf Haufen sammeln müsste, damit man etwas Getreide aussäen könne, von dem man oft keinen Nutzen hätte, weil es erfror. Die Beamten entschieden, dass 34 bei Altaupa oberhalb Marschendorf siedelnde Chalupner, die jährlich 14 Schock, 14 Groschen, 6 d. Meißener abführten, 150 Meißener Schock, 19 Chalupner bei Oberkolbendorf (jährlich 7 Schock 57 gr. 5 d.) 80 Meißener Schock, wieder an zwei Terminen zahlten, damit sie weiter als kaiserliche Untertanen verbleiben könnten.

Die Kommissare kehrten nun mit Verschreibung einer Rate von 3000 Meißener Schock zurück, mit der sie die Untertanen dieser Gegend zu hl. Georg 1610 zu zahlen verpflichteten. Die Trautenauer Wälder blieben Königliches Eigentum, aber sie waren schon in den nächsten Jahren nicht mehr Lieferanten Kuttenberger Köhler, Gruben und Hütten. Im Laufe von zwei Jahren waren die letzten schon eingeschlagenen Klötzer geflößt, Wehre und Bassins verfielen, die Gebirgssennereien und Hüttchen verwaisten. Die Kommissare urteilten, dass es erst in 80 Jahren wieder möglich sein würde, Kuttenberg mit Holz zu versorgen und im Jahr 1614 wurde geschätzt, dass das nach 80 – 100 Jahren sein würde[51]. Nur langsam erholten sich die Riesengebirgswälder von den schweren Schäden, die ihnen durch rücksichtsloses Ausplündern entstanden waren, damit das "Landeskleinod, Kuttenberg" erhalten bleiben konnte. Dessen Stelle als Lieferer von Holz für die Kuttenberger Betriebe übernahm die "Reichenauer" Flößerei auf den Flüssen Stiebnitz und Adler.

Die Organisation und das Ausmaß der Holznutzung, erreichte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts unstreitig den höchsten Grad in Böhmen, was auch einige qualitativ unterschiedliche Elemente im Erzeugungsprozess herbeiführten[52]. Die Entstehung einer großen Anzahl an Waldarbeiterschaft, die in ihrem Lebensunterhalt zum überwiegenden Teil auf Lohnarbeit angewiesen war, kann man keinesfalls mit der Existenz der Taglöhner in anderen Gebieten vereinbaren, die nur von Gelegenheitsarbeit im Wald lebten. Die verhältnismäßige Freiheit der Bewegung und Lockerung der persönlichen Verbände dieser Leute bereiten vorteilhafte Bedingungen für den Arbeitskräftemarkt. Die einzelnen Arbeitsprozesse beruhten auf Kooperation. Die grundlegende Einheit waren die Arbeitsgruppen, die sich aus einem Anführer und einigen Arbeitern zusammensetzten. Die Arbeit organisierte der Holzmeister und es sind darin deutliche Grundlagen der Teilung ersichtlich: Das Fällen des Holzes, seine Zufuhr zum Wasser, sein Transport mittels Wasser und damit weiter verbundene Arbeit an den Klausen, Rechen und anderen Flößeinrichtungen, die Aufsicht über die ganze Flößtrasse gegen Diebstahl, das Anlanden des Holzes, bei Alt-Kolin, das Kohle-Brennen, Transport zu den Bergbaubetrieben in Kuttenberg. In der direkten Holzproduktion ist aber die Arbeitsteilung weniger entscheidend, ebenso waren die Arbeitsgeräte einfach.

Es war das eine Produktion im Großen, bei der sich im Wesen keine Arbeitsteilung und Vervollkommnung der Arbeitsgeräte entwickelte. Qualitativ neue Grundlage aber war unstreitig vor allem die Organisation der Arbeit und die Arbeitsgewandtheit der Holzhauer, die ihre Arbeitskraft faktisch genügend frei für Lohn verkauften. Darin kann man die Grundlagen der kapitalistischen Produktionsbeziehung erkennen, für die der freie Markt der Arbeitskräfte charakteristisch ist.

Die Entwicklung des Holzhandels im Riesengebirge verhalf den wirtschaftlichen Unternehmungen in den Vorgebirgsdörfern, die ausgiebig aus ihrer vorteilhaften ökonomisch geographischen Lage ausgiebig Nutzen zogen, unstreitig zu einem Aufschwung. Viele Vorteile bedeutete auch ihre Stellung als königliche Untertanen, die sich der "Freier" königlicher Bauern näherte. Deshalb wollten sie sich die auch um den Preis höheren Lösegeld erhalten, obwohl im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit der Unterbrechung der Holznutzung für die Kuttenberger Bergbaubetriebe und mit dem Abgang eines Teiles der Arbeiter zu den Reichenauer Wäldern ein Verfall dieses Gebietes eintrat. Die Zahl der kleinen Ansiedlungen ging stark zurück und im Verlauf des dreißigjährigen Krieges verloren die Untertanen ihre privilegierte Stellung, für die sie so viel zahlten. Die Waldarbeiter, Häusler und Kleinlandwirte, die ansässig blieben, mussten einen anderen Lebensunterhalt suchen. Da bot sich ihnen neben Viehzucht außer anderem auch der Leinwandhandel.

Die elementaren Unruhen der Waldarbeiterschaft im Riesengebirge waren eine Äußerung der durch die schweren Lebensbedingungen und Entbehrungen hervorgerufenen Not und Verzweiflung. Es sind jedoch bei ihnen schon Grundlagen von Organisationsstreben und Kampfsolidarität sichtbar, besonders dann, wenn es zu häufigen Arbeitsniederlegungen und Vernichtung von Flößeinrichtungen kam. In erster Linie unentschiedenem Verfahren der Bergbaubeamten und der königlichen Kammer entsprang die Tatsache, das jede Arbeitsniederlegung in den Wäldern große materielle Schäden brachte, den Umfang der Erzeugung und des Betriebes in den Kuttenberger Gruben und Hütten beeinflusste, die eines der Hauptglieder der Wirtschaft im Lande darstellte. Nutzung und Flößen des Holzes im Riesengebirge gehört im Charakter seines Erzeugungsprozesses und durch seine Wichtigkeit an die erste Stelle im wirtschaftlichen Unternehmen des Staates, und die Begleiterscheinungen – soziale Unruhen und finanzielle Erschwernisse – belegen nur die sich steigernden wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die Klassenbedrücktheit in unseren Ländern vor dem Weißen Berg.

Es zensierte Univ. Prof. PHDr. Ladislav Hosák.


[1] Von neueren Arbeiten, die sich mit den Problemen der Nutzung und des Flößens von Holz im Riesengebirge beschäftigen, sind zu nennen: Jos. Nožicka, Prehled vývoje naších lesu Praha 1957: (Überblick über die Entwicklung unserer Wälder, Prag 1957; derselbe: Vývoj krkonošských lesu na Vrchlabsku a Maršovsku, Práce výzkumné ústavu les. CSSR, (Die Entwicklung der Riesengebirgischen Wälder, Arbeiten der forstlichen Forschungsanstalt der CSSR, Band 23, Prag 1961; Karel Hercík: Težba dreva pro kutnohorské bánské podniky v trutnovských a rychnovských lesích ve druhé polovici 16. a. pocátku 17. století, Práce Krajského muzea v Hradci Kralové, serie B. 1959 (Holznutzung für die Kuttenberger Bergwerksbetriebe in den Trautenauer und Reichenauer Wäldern in der zweiten Hälfte des 16. und am Beginn des 17. Jahrhunderts. Arbeiten des Kreismuseums in Königgrätz).
[2] K. Schneider, Chrstoph von Gendorf (1497 – 1563), Jahrbuch des Deutschen Riesengebirgsvereines, 1923, Seite 19 – 42.

[3] OA Kutná Hora, horní oddelení II (Bezirksarchiv Kuttenberg, Bergbauabteilung II) b/3 a, f. 226 (18.9.1570)

[4] J. Koran, Prehledné dejiny csl. Hornictví I, Praha 1955, strana 107, (Übersichtliche Geschichte des tschechoslovakischen Bergbauwesens I, Prag 1955, Seite 107); weiter: Vrchlabská železárna. Príspevek k dejinám cesského železárství v 16. století. Práce Krajského muzea v Hradci Kralové, serie B/I, seš. 1 – 3, 1959 (Der Hohenelber Eisenhammer. Beitrag zur Geschichte der böhmischen Eisenindustrie im 16. Jahrhundert. Arbeiten des Kreismuseums in Königgrätz, Serie B/I, Heft 1 – 3, 1959)

[5] August Sedlácek, Hrady, zámky a tvrze ceské V, Praha 1887 str. 233 (Böhmische Burgen, Schlösser und Festungen V., Prag 1887, Seite 233

[6] Rechen (Geländer, Zäune, Gitter) ist eine vergitterte Zurichtung bei Mündung und Wasserauslässen der Wehre und Bäche, die den Zweck hat, geflößtes Holz zurückzuhalten, Schotter und ähnliches, nach dem sich die Tiefe des Gitters richtet. Das schwimmende Holzgerät dadurch in die verlangte Richtung oder wird an bestimmter Stelle zurückgehalten und gesammelt. Den Hauptrechen direkt in die Rinne des Wasserlaufes zu stellen, ist unvorteilhaft: Deshalb setze man für dauernde Flößerei Überläufe ein, in die sich das geflößte Holz ausrichtet. Die Überläufe sind wie breite Wasserwehre, ähnlich Teichen, oder als Abflussgraben ausgebaut. Man kann sie am oberen oder unteren Ende durch Schleusen abschließen und am unteren Ende auch durch Rechen. Die Ausmaße richten sich nach der Menge des geflößten Holzes.

[7] August Sedlácek, zitiertes Werk, Seite 233.

[8] Snemy ceské III, 347 (Böhmische Landtage)

[9] SÚA = Státní Ústrední Archiv Práha (Zentralarchiv Prag), SM T 9/6 vom 27.04.15

[10] Für das Holz muss der Flößbach die Tiefe von wenigstens 60 cm haben und ein Gefälle 2 – 15 0/00, die Breite muss sich der geringsten Länge des geflößten Holzes angleichen. Wenn der Bach die geforderten Eigenschaften nicht hat, sucht man sie durch Regulierungsmaßnahmen und Wasserbauten zu erreichen. Die Bassindämme sind gemauert, aus Erde oder Holz.

[11] W. Byermann, die älteste Karte des Riesengebirges. Kartographische Denkmäler der Sudetenländer IV, Prag 1931.

[12] H. Gruhn, das erste topographische Landschaftsgemälde des Riesengebirges. Jahrbuch des Deutschen Riesengebirgsvereines, 26/1937 a), Seite 75 – 81.

[13] L. Schlesinger, Simon Hüttels Chronik der Stadt Trautenau, Prag 1881, Seite 217

[14] Desgleichen Seite 185 – SÚA Zentralarchiv Prag, SM T 9/6 (vom 23.09.1609)

[15] Desgleichen Seite 186.

[16] Desgleichen

[17] Desgleichen Seite 184

[18] F. Zuman, Výsnatek relace z 23.08.1609, Cs. Haj 1935, str. 264 – 273. (Auszug aus der Relation vom 23.09.1609, Tschechoslowakischer Hain 1935, Seite 264 – 273).

[19] SÚA (= Zentralarchiv) Prag, SM T 9/6 vom 30.11.1566 – J. Nožicka, Übersicht Seite 98.

[20] Bezirksarchiv Kuttenberg (OA) Nr. 1748 enthält eine Übersicht der Ausgaben der Kommissare, die den Bau der Rechen bei Jaromer in den Jahren 1568 – 1570 leiteten.

[21] Bezirksarchiv Kuttenberg, Anordnung der Kammer 1568 – 1571 f. 75 (14.08.1568).

[22] Desgleichen f. 74 – 75.

[23] Desgleichen

[24] OA Kuttenberg, Nr. 3933 I, II, weiter Nr. 3644.

[25] SÚA (Zentralarchiv) Prag, SM T 9/6 I.

[26] Desgleichen (04.11.1669)

[27] Gliederung der Holzhauerlöhne siehe K. Hercík, zitierte Studie, Seite 191 usw.

[28] OA Kuttenberg, IV a/1u, f. 5.

[29] K. Kuchar, Našše mapy odedávna do dneska, Praha 1958, str. 7 (Unsere bis heute abgegebenen Landkarten, Prag 1958, Seite 7).

[30] H. Gruhn, zitiertes Werk – siehe Bemerkung 12.

[31] L. Schlesinger, zitiertes Werk, Seite 332.

[32] Die deutsche Bezeichnung dieser Rinnen, "Holzriesen" reizte schließlich zur Vermutung, dass von ihr das Riesengebirge seinen deutschen Namen "Riesengebirge" habe. J. Lippert, Geschichte der Stadt Trautenau, Prag 1863.

[33]Das Wort "bouda, Baude" erhielt sich bis heute in den Bezeichnungen von Gebirgshütten.

[34] SÚA Prag, SM T 9/6 vom 23.09.1609.

[35] Desgleichen SM T 9/54.

[36] Desgleichen.

[37] J. Nožicka , Prehled (Überblick) Seite 101.

[38] OA Kuttenberg Nr. 3270. Über Aufruhr der Holzhauerschaft um Trautenau siehe J. Nožicka, Prehled, Seite 100, weiter V. Hegerova, Boure lesního delnictva v. Krkonoších a v orlikých horách na konci 16. a pocátku 17. Století., Lesní práce 1954, (Aufruhr der Waldarbeiterschaft im Riesengebirge und im Adlergebirge am Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts. Waldarbeit 1954, Nr. 11, Seite 510 – 1515)., ebenso J. Fiala, Hoden jest delník své mzdy (Der Arbeiter ist seinen Lohn wert) Kutnohorský rozhled (Kuttenberger Rundschau), IV 1931), Nr. 10, Seite 106 und K. Hercík, zitierte Studie Seite 196 usw.

[[39] J. Nožicka , Prehled, Seite 101.

[40] OA Kuttenberg, Správy komor (Berichte der Kammer) 1583 – 1611 f. 277.

[41] SÚA Prag, SM T 9/6.

[42] SÚA Prag, SM T 9/54.

[43] Desgleichen

[44] SÚA Prag, SM T 9/6, OA Bezirksarchiv Kuttenberg Nr. 4364, 4403, 4411, 4728, 4804.

[45] SÚA Prag, SM T 9/6

[46] SÚA Prag, SM T 9/54. Schon im Jahr 1586 wurde festgestellt, dass diese Einschätzung unrichtig war. (F.A. Schmidt, Chronologisch-systematische Sammlung der Berggesetze der österreichischen Monarchie, Wien 1832 – 1834, IV, 24 – 25.)

[47] SÚA Prag, SM N/40/11, auch Bezirksarchiv Kuttenberg, Nr. 5014 vom 06.11.1608.

[48]OA Kuttenberg, II. b/2 E, Seite 117 – 119

[49] Desgleichen oder Zentralarchiv Prag, SM T 9/6. Einen Teil der Relation druckte F. Zumann Cs. Háj 1995, Seite 173 – 264 und V. Barchánek, Cs. Háj 1950 Seite 30.

[50] Infolge des fortschreitend sich zeigenden Mangels an Holz, war es den Holzhauern verboten, sich Flößholz zum eigenen Gebrauch zu nehmen, obwohl das früher erlaubt war. (SÚA Prag, SM T 9/54.)

[51] SÚA Prag, SM T 9/6 (1614)

[52] Jos. Petrán, Poddany lid v Cechách na prahu tricetileté valky (das untertänige Volk in Böhmen an der Schwelle des dreißigjährigen Krieges.) Prag 1964, Seite 140 usw.


Anmerkungen:
Reichenau an der Knežna (Nebenfluss der Wilden Adler)
Žd´ár, zu Adlerkosteletz, Bezirk Reichenau
Stiebnitz (tschechisch Zdobenice), Nebenfluss der Wilden Adler.

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