Eigentlich hätte im Jahr 2011 eine Jubiläumsfeier stattfinden sollen.
1790 einst als Kuhstall gegründet, erfolgte 1811 der Umbau durch Ignatz
Pittermann aus Ochsengraben, kurz der Petermann genannt, zur Sommerbaude. Letztgenanntes
Jahr gilt seitdem als Gründungsjahr der Peterbaude, welche trotz zahlreicher
Umbauten und Modernisierung vor 1945, zu den beliebtesten und gemütlichsten
Bauden im Gebirge gehörte.
Nun die Hiobsbotschaft, die Baude steht, wenn nicht kurzfristig Hilfe kommt,
vor einem möglichen Abriss.
Dr. Pavel Klimeš, Herausgeber der beliebten viersprachigen, kostenfreien
Zeitschrift für das tschechische Riesengebirge "Veselı
Vılet", auf Deutsch "Ein lustiger Ausflug", vielen Heimatfreunden
bestens bekannt, hat in der Märzausgabe der Zeitschrift "Giant",
welche sich mit dem Natur- und Denkmalschutz, besonders im Riesengebirge beschäftigt,
einen bemerkenswerten, aber auch erschütternden Artikel über den Verfall
der Peterbaude in der Nähe vom Spindlerpaß geschrieben. Es ist nicht
ein Artikel schlechthin, es ist ein Aufschrei gegen verantwortungsloses Handeln
der jetzigen Besitzer der Baude und ein Appell zur Rettung derselben gleichermaßen.
Der Beitrag ist in Tschechisch abgefasst und mein Übersetzungsprogramm
im Computer hat im Gegensatz zu Englisch, so seine Mühe mit dieser Sprache. Das Wesentliche ist jedoch erkennbar und den Rest kann man deuten, wenn man
die Geschichte der Baude kennt.
Die Peterbaude ist im Besitz von "Snowy Chalet", einer internationalen
Betreiber-Gesellschaft, welche in vielen europäischen Wintersportgebieten
Hotels und Hütten unterhält. Die Baude ist seit dem letzten Sommer
geschlossen und man hat es versäumt sie winterfest zu sichern, so dass
sie nicht nur dem rauen Gebirgsklima, sondern auch dem Vandalismus und Diebstahl,
schutzlos ausgeliefert ist.
Der Autor macht auf die historische Bedeutung dieser sehr alten Baude aufmerksam.
Wenn es sie eines Tages nicht mehr geben würde, wäre es so, als wenn
in Prag das berühmte "Cafe Slavia" in der Nähe der Karlsbrücke
verschwinden würde. Er macht weiter darauf aufmerksam, dass nach 1945 bereits
30 Berghütten / Bauden, davon 21 auf tschechischer Seite abgerissen wurden
(Auf böhmischer/tschechischer Seite gibt es ca. 8 x mehr Bauden als auf
schlesischer/polnischer Seite, d. V.)
Im Weiteren schildert Dr. Klimeš die geschichtliche Entwicklung der Baude
von ihren Anfängen bis zum modernen Berghotel von vor 1945. Er würdigt
das Wirken seiner Wirte, besonders Vinzens Zinecker und seiner Erben. Er weist
auf die hohe Zeit der Hörnerschlittenfahrten nach Spindelmühle und
Agnetendorf vor 100 Jahren hin, wo die Baude im Mittelpunkt des aufgehenden
Wintersports stand. Besonders hebt er die typische Inneneinrichtung der Baude
durch einen professionellen Künstler, wie dem Holzschnitzer Hans Brochenberger
aus der Holzschnitzschule Bad Warmbrunn hervor.
Er bedauert, dass dieses traditionsreiche Haus unter sozialistischer Verwaltung
als Ferienheim der Gewerkschaft nur wenige Möglichkeiten einer Modernisierung
hatte. Aber es gehörte dennoch zu den besten Häusern im Gebirge, im
Gegensatz zur Gegenwart.
Die mehr als 50 Jahre verzögerte Privatisierung ist einer der Gründe
der Vernachlässigung. Die heutigen Besitzer, Snowy Chalet, sind leider
unfähig die Situation zu lösen. Das ältere Haus ist feucht und
schimmelig geworden. Teppiche und Fußbodenbelag sind in Auflösung
begriffen, Fließen lösen sich von den Wänden. Wertvolle Einrichtungsgegenstände,
darunter Skulpturen und Glasfenster sind bereits verschwunden.
Am Schluss seines Beitrages ruft Dr. Klimeš die verantwortlichen Stellen
in Prag, gemeint ist wohl das Umweltministerium und das Amt für Denkmalschutz,
auf, alles zu unternehmen, um eine Lösung für dieses Denkmal der Volksarchitektur
zu finden. Wir können nur hoffen, dass sein Ruf nicht ungehört verhallt,
sondern sich mit Unterstützung staatlicher Stellen ein starker Investor
findet der dieser Baude wieder Leben einhaucht, denn es ist "5 vor 12",
wie es in unserem Sprachgebrauch heißt.
Als vor über hundert Jahren die Peterbaude auf Grund des ansteigenden Tourismus
umgebaut werden musste, schreibt am 23. September 1900 "Der Bote aus dem
Riesengebirge": "Die Peterbaude wird umgebaut. Die alte Baude wird
abgerissen und es entsteht ein stattlicher Neubau. Die Bewirtschaftung geht
weiter. Mit dem Abriss dieser alten Baude verschwindet wieder ein Stück
Riesengebirgsgeschichte".
Die Zeitung hatte sicher recht, aber das Erfordernis der Zeit brachte es mit
sich, das Altes dem Neuen weichen musste, denn es gab auch Zeiten wo es weniger
gemütlich war.
Noch 1828 schreibt Johann Christian Gottlieb Berndt in seinem "Wegweiser
durch das Sudetengebirge" von der Peterbaude: "Eine enge Nebenkammer
dient als Gastzimmer, in ihr wird das Heulager gemacht. Kaffee und was die Kuh
gibt, ist zu haben, man eilt aber gern aus der Wildnis zur gastlichen Wiesenbaude,
die man in zwei Stunden erreichen kann, und man zu eilen Kraft und Lust hat."
Auch mit der Verpflegung scheint es nicht weit her gewesen sein, denn Karl von
Holtei, der am 25. August 1818 in ihr einkehrte, bemerkte über den Besuch:
"Ich hungere noch, wenn ich an das Mittagessen daselbst gedenke".
Die Bewirtung bestand nur aus Brot, Butter, Käse, Milch und Branntwein.
Oft ist es vorgekommen, dass das meiste nicht zu haben war.
So kam der Neubau von 1900 zur rechten Zeit. Der Bote berichtet darüber:
"Dieser mächtige Doppelbau, der 44 meist heizbare Zimmer enthält,
hat im Sommer und Winter schon tausende von Gästen beherbergt, die bei
den prächtigen Klängen des Radetzkymarsches und den einschmeichelnden
Tanzweisen der Hauskapelle die Sorgen des täglichen Lebens vergessen haben.
Besonders zur Winterszeit, wenn draußen die Schneestürme toben, sitzt
es sich gar behaglich in der großen holzgetäfelten Stube und der
feurige Ungarwein wie auch der bekömmliche Böslauer sorgen für
eine fröhliche Stimmung. Tische und Stühle werden bald in die äußersten
Winkel verbannt und lustig drehen sich die Paare in der Stube. Nirgends ist
wohl das deutsch-österreichische Bündnis zwischen Vertretern beider
Nationen mehr gefeiert und begossen worden als hier."
So ist im Laufe von hundert Jahren aus dem einfachen Blockhause mit der primitiven
Verpflegung bei aller Wahrung des Gebirgscharakters ein vornehmes Einkehrhaus
geworden, wo sich das alte gemütliche Baudenleben noch in einem echten
Rahmen abspielt. Vincenz Zinecker hat es verstanden, das Alte zu erhalten und
es mit dem Neuen harmonisch zu verbinden.
Den Originalbeitrag mit Fotos über
den Zustand der Baude können Sie sich zur Eigenverwendung hier
als PDF-Datei herunterladen!