Schon kurz nach der Vertreibung aus der böhmischen Heimat und vor der Währungsreform erschienen für die Heimatkreise Trautenau und Hohenelbe getrennte Zeitungen und zwar:
Der 1. Jahrgang erschien Mitte Februar1949 und hieß "Riesengebirgs-Heimatdienst". Das DIN A5-Blättchen trägt die Überschrift:
"Heimatbrief an alle lieben Riesengebirgler aus dem Landkreis Hohenelbe und an meine alten Freunde!".
Das Datum wurde am Ende des Heimatbriefes entnommen und der Brief war mit Josef
Renner unterschrieben.
Aus seinem Artikel konnte ich entnehmen, dass er bereits zu Weihnachten 1948 einen
Weihnachtsrundbrief versandt hatte. In dem neuerlichen Heimatbrief bedankte er
sich für die zahlreich erhaltene Weihnachtspost und entschuldigte sich für sein
verspätetes Antwortschreiben bedingt durch einen Krankenhausaufenthalt.
Aus dem Artikel geht hervor, dass er bereits zu Weihnachten 1948 einen Weihnachtsrundbrief
versandt hat.
Die nun folgenden Briefe erhielten ihre Namen nach den Erscheinungsmonat bzw. Anlass:
"Pfingst-Heimatbrief 1949",
"September-Heimat 1949" und
"Weihnachts-Heimatbrief 1949"
Ab der 1. Folge im Januar 1950 hieß die Zeitung nun
"Riesengebirgs-Heimat"
und wurde im DIN A4 Format gedruckt
mit dem nachstehend abgebildeten Logo. Verleger war Herr Josef Renner, Brennergasse
25, Kempten / Allgäu.
Im "September-Heimatbrief", teilte der Verleger uns mit, das der "Pfingst-Heimatbrief"
eine Auflage von 6 000 Stück hatte. Davon waren 3 000 Exemplare in die
Ostzone (spätere DDR) kostenlos verschickt worden. Subventioniert von den
Westexemplaren.
Zu Weihnachten 1949 erschien auch der erste Volkskalender 1950 für Sudetendeutsche
im Verlag Renner.
In seinem Artikel zum 10 jährigen Bestehen der "Riesengebirgsheimat"
im März 1957 teilt uns Josef Renner mit, dass er bereits den ersten Heimatbrief
vor Ostern 1947 geschrieben hat. Solch einen Brief konnte ich bisher noch nicht
sichten.
Später ändert sich das Logo der Zeitung in
"Riesengebirgsheimat".
Entnommen: Riesengebirgsheimat - Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe April 1957
Als Anfang Mai 1945 das Großdeutsche Reich den größten Krieg der Weltgeschichte
verloren und bedingungslos kapituliert hatte ,war das Schicksal des Sudetendeutschen
Volkes nach den Beschlüssen von Jalta besiegelt. Bereits im Juni des Jahres begannen
die Tschechen mit der Vertreibung der wehrlosen Deutschen. Viele alte Freunde
meldeten sich schriftlich oder kamen persönlich um einen guten Rat. Man half,
so gut man helfen konnte, obzwar dies in den Aussiedlungslagern streng verboten
war. Wenn noch ein Abschied möglich war, dann sagte man ihnen, teilt mir eure
Anschrift mit. Es schrieben einige Hundert bis Dezember 1945. Den kommunistisch
Organisierten von früher gab man von Prag die Bewilligung unter Mitnahme von Wohnungseinrichtungsgegenständen
auszusiedeln. Die Mitglieder der ehemaligen Sozialdemokratischen Partei versuchten
die gleichen Begünstigungen von Prag zu erreichen. Jetzt meldeten sich von überall
her alte Freunde aus den christlichen Gewerkschaften, es möge auch von unserer
Seite eine gleiche Aktion eingeleitet werden. Verbandsobmann Hans Schütz und andere
Freunde waren noch in Gefangenschaft, ich selbst beherrschte die tschechische
Sprache nicht, um mit den neuen Machthabern verhandeln zu können. Später als Hans
Schütz aus der Gefangenschaft entlassen und als Tagarbeiter in Haag/Bayern sein
Brot verdiente, sandte ich zweimal einen Kurier zu ihm, auch nach Wien zum späteren
Präsidenten Leopold Kunschak, Österreich war aber schon zu jener Zeit mit Vertriebenen
überfüllt. Trotz allen Bemühungen fand ich keine Persönlichkeit, die mit den Stellen
in Prag Verhandlungen aufgenommen hätte. So blieb meine Arbeit nur auf den Bezirk
Hohenelbe beschränkt. Zur tschechischen Verwaltung gehörte auch Dr. Novak, welcher
vor 1938 schon bei der Bezirksbehörde tätig war. Mit ihm konnte ich noch deutsch
sprechen. Nach vielen Vorsprachen erhielt ich die Zusage, daß die ersten Transporte
in die amerikanisch besetzte Zone unter besseren Bedingungen ausgesiedelt werden.
Man bewilligte für jeden Familienangehörigen 50 kg Textilien, außerdem die Betten,
Küchengeschirr, dies sollte 80 kg nicht übersteigen, dazu kamen aber noch die
berufsmäßigen Werkzeuge. Gegenüber früher, wo man die Meisten mit einem Rucksack
oder Koffer davonjagte, war dies ein wesentlicher Erfolg. An einem Freitag erhielt
ich diese Zusage. Bis zum nächsten Montag sollten sich die Interessenten melden.
So wurden schnell alle Pfarreien verständigt, damit es am Sonntag von der Kanzel
verkündigt werde. Zwei Transporte aus dem Hohenelber Lager fuhren nach Hessen.
Die Begünstigungen wurden beim dritten Transport eingestellt, weil manche angeblich
weit über das Soll mitgenommen hatten. Hunderte von Familien erwiesen sich dankbar
und teilten mir die Anschrift mit. So hatte ich bei unserer Aussiedlung im Oktober
1946 schon einige hunderte von Anschriften alter Bekannter. Von Kempten aus nahm
ich die schriftliche Verbindung mit allen auf, bald war der Einlauf nicht mehr
zu bewältigen, da entschloß ich mich vor Ostern 1947 an alle einen gemeinsamen
Heimatbrief zu schreiben.
Das war damals nicht so einfach.
Papier war Mangelware. Herrn Dir. Wünsche von der Papierfabrik Hegge verdanke
ich die ersten 2000 Blatt für den ersten hektografierten Heimatbrief, der an
nahezu 700 Heimatfreunde hinausging. Es folgten in jenem Jahr noch drei nach
und bis zur Währungsreform 1948 noch zwei, der letzte schon in einer Auflage
von 1400. Nach derselben gelang es mir unter Mitwirkung des verst. Dir. Kaemmerle,
der Kösel'schen Buchdruckerei, einen Posten Papier zu erwerben und das Blatt
wurde zum ersten Mal in einer Auflage von 2000 Stück gedruckt.
Warum ich das jetzt erzählt habe?
Deshalb, weil ich die Entstehungsgeschichte des Blattes für kommende Zeiten
festhalten will.
Unser Heimatblatt
dürfte das älteste
aller Vertriebenenblätter sein. Bald folgten viele meinem Beispiel, heute
zählen wir fast achtzig aus allen Landschaften des Sudetenlandes.
Seit Anfang 1950 erscheint das Blatt monatlich im heutigen Format. Es war keine
leichte Arbeit und alle Sorgen und Mühen mußten vom Herausgeber getragen
werden. Wir hatten ja keine Heimatgliederung, wie in anderen Landschaftsgebieten
die für die Finanzierung aufkamen. Wiederholt wurde von verschiedenen Persönlichkeiten
rühmlich anerkannt, daß unser Heimatblatt eines der besten, was Inhalt,
Gestaltung und Illustration betrifft, ist. Das soll kein Eigenlob für den
Herausgeber oder die Schriftleitung sein. Unsere Riesengebirgler können
mit Recht auf ihr Heimatblatt stolz sein. Diese Anerkennung gebührt in
erster Linie unseren treu bewährten Mitarbeitern, die unsern Lesern namentlich
bekannt sind. Kommende Generationen werden nach Jahrzehnten diese Pionierarbeiten
richtig würdigen. Dank gebührt den vielen hunderten Berichterstattern;
gerade ihre Berichte sind es, durch welche die alte Gemeinschaft aufrecht erhalten
bleibt. Kein anderes Blatt verfügt über so viele Ortsnachrichten und
einen so großen Mitarbeiterstab. Dank auch allen, die uns heimatliche
Bilder für das Riesengebirgsarchiv zur Verfügung stellten.
Der Suchdienst unseres Heimatblattes führte Tausende von Familienangehörigen
wieder zusammen. Unsere Kartei zählt fast 30000 Familienanschriften. Noch
stehen 6000 Fragebögen aus, welche wir im Dezember versandten. Heute noch
laufen durchschnittlich monatlich weit über 100 Suchanzeigen ein, welche
wir gleich nach der Kartei erledigen können. Wir brauchen die ausgefüllten
Erhebungsbögen, um an der Sudetendeutschen Gesamterhebung erfolgreich mitzuwirken.
Es ist wohl eine traurige Tatsache, wenn nach zwölf Jahren viele Familien
ihre Angehörigen noch nicht gefunden haben.
Unser Heimatblatt ist das billigste von allen.
Seit 1950 kostet das Heft monatlich
80 Pf bis heute. Während der Zeit ist die Seitenzahl von 16 auf 20, in
den letzten Jahren auf durchschnittlich 24 gestiegen. Alle Tages- und Wochenzeitungen,
auch alle Heimatblätter, haben während der gleichen Zeit den Bezugspreis
um 30 40% erhöht, bzw. die Seitenzahl gekürzt. Papier, die
Druckereikosten, selbst das Porto, alles ist bedeutend im Preis gestiegen. Unser
Heimatblatt lebt schon lange auf Kosten des Verlages und anderen Verlagserzeugnissen.
Auf die Dauer ein unhaltbarer Zustand. Wir hätten ständig eine große
Werbungsaktion für das Blatt machen müssen so wie viele andere Blätter,
Wenn wir den Bezugspreis von heute aufrecht erhalten wollen, brauchen wir 2000
neue Abnehmer und in jedem Blatt 3 4 Seiten monatliche Geschäftsanzeigen.
Wir haben absichtlich die Einhebung der Bezugsgebühr durch die Post bisher
nicht eingeführt, weil wir mit unseren Beziehern in persönlicher Fühlungnahme
bleiben wollen.
Bezugsgebühr bei allen Zeitungen und Zeitschriften muß im vorhinein
entrichtet werden. Es ist im Interesse des Blatts bedauerlich, wenn wir z. B.
im Dezember 40% der Bezieher an die Rückstände erinnern mußten.
Die Bezugsgebühr-Einhebung durch die Post bedeutet für einen Verlag
eine große Arbeitsersparnis, weil die Post nur einmal einen Betrag im
Monat überweist, der eine Buchung erfordert. Durch unser Entgegenkommen
gegenüber den Beziehern sind über 4000 Buchungen vierteljährlich
notwendig.
Trotz dem Geschilderten flüstert der Kreis der Unbelehrbaren und Unwissenden
immer wieder: "Unser Heimatblatt ist zu teuer." Da kaufe ich mir eine
Tageszeitung, die kostet 20 Pf, eine große Illustrierte nur 50 Pf. Man
bedenke, daß die Tageszeitung vielleicht eine Auflage von 150 000 und
das illustrierte Blatt eine Auflage von einer halben Million hat. Man weiß
nicht, daß eine Geschäftsanzeige in Seitengröße einige
1000 DM kostet, daß die Einnahmen von Geschäftsanzeigen viel größer
sind, als die Bezugsgebühr. Man vergißt, daß alle Heimatblätter
eine verhältnismäßig kleine Auflage und sehr wenig Geschäftsanzeigen
haben, daher auch der höhere Preis.
Mindestens 6-10000 Riesengebirgsfamilien in Westdeutschland sind noch nicht
Bezieher des Heimatblattes. Zum Großteil sind sie gute Leser, man borgt
sich das Blatt aus Bekanntenkreisen.
Wir wissen, daß es niemals gelingen wird, alle Riesengebirgler als Abnehmer
zu gewinnen, trotzdem müssen wir alles daransetzen, die Abnehmerzahl um
mindestens 2 3 000 zu erhöhen. Wenn jeder Bezieher einen oder mehrere
neue Abnehmer gewinnt, dann wäre dieses Ziel bald erreicht. Das schönste
und notwendigste Jubiläumsgeschenk für unser Blatt zu dem jeder beitragen
kann, ist eine 50%ige Erhöhung des derzeitigen Bezieherstandes, dann ist
uns die Möglichkeit gegeben, unser Heimatblatt noch viel besser auszugestalten
als wie bisher.
In den anderen Jubiläumsbeiträgen wird anerkennend die vielseitige
Leistung des Blattes hervorgehoben. Tatsache ist, daß viele Tausende allmonatlich
mit Sehnsucht das Eintreffen des Blattes erwarten. Es ist das Verbindungsglied
zwischen den über ganz Deutschland und noch weit darüber hinaus zerstreut
lebenden Familien, einer alten Dorfgemeinschaft. Es ist das Blatt eines großen
Landschaftsgebietes, welches versucht, die Verbindung mit allen Heimatfreunden
von früher aufrecht zu erhalten und eine echte Volksgemeinschaft zu pflegen.
Euer Heimatblatt will Euch immer ein Stück alte Heimat sein.
Zehn schwere ereignisvolle Jahre liegen hinter uns. Wir wollen dem Herrgott
danken daß er uns Gesundheit und Kraft gab, dieses Werk zu schaffen, wir
brauchen seinen Segen für unsere Arbeit auch für weiterhin. Mit Eurer
Mithilfe soll das Blatt so, ausgestaltet werden, daß es für jeden
unentbehrlich wird. Während der Zeit der Verbannung soll es der Wegweiser
sein, der immer wieder nach der alten deutschen Heimat zeigt, die Urahnen vor
mehr als 800 Jahren rodeten, wo ein deutsches Volk sich zum Wohlstand emporarbeitete,
wo dieses Land infolge seiner Industrie und Bodenschätze zu den wohlhabendsten
deutschen Landen zählte. Dieses herrliche Land, unsere Heimat, seit mehr
als 8 Jahrhunderten deutsches Land, auf das wir ein göttliches Anrecht
haben, soll einst wieder Heimat unserer Kindeskinder werden.
Vornehmste Aufgabe unseres Blattes ist, das Bild der Heimat in Beiträgen
und Illustration festzuhalten, bis einst die Zeit kommt, wo uns die Heimat wieder
zugesprochen wird.
Kempten im März 1957 Josef Renner
Im Computer der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover (NLB) fand ich die nachstehende Eintragung:
"Illustrierte Monatsschrift für Riesengebirgler, zur kulturellen Betreuung sudetendeutscher Riesengebirgler, Heimatkreis Trautenau, Sitz Dillenburg. Oberhausen: Vereinigung der Riesengebirgler. Oberhausen: Rübezahl-Verlag. Aufgegangen in Riesengebirgs-Heimat."
Die letzte Ausgabe der Zeitung erschien im Dezember 1957. Im Jahre 1957 war es der 9. Jahrgang. In der letzten Ausgabe finden wir u.a.:
"Aus Rübezahls Heimat Monatshefte für Heimatkunde, Literatur, Kunst und Unterhaltung.
Herausgegeben im Auftrage der Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau, Sitz Dillenburg / Hessen.
Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter: Otto Seemann, Oberhausen (Rhld.), Höfmannstraße 21.Eigentum und Verlag: Aus Rübezahls Heimat, Oberhausen (Rhld.). ....
"Aus Rübezahls Heimat" erscheint monatlich einmal. Bezugspreise: für die BRD "Große Ausgabe" monatlich DM 1,20, im Postbezug (einschl. 7 Pf. Versandspesen und 3 Pf. Postzustellgebühren je Exemplar). Für Österreich bei direktem Bezug vom Verlag: "Große Ausgabe" vierteljährlich 17 Schilling. ....
Herstellung: VVA-Druck, Vereinigte Verlagsanstalten GmbH., Oberhausen (Rhld.) + Düsseldorf. Verlagspostamt: Oberhausen (Rhld.)."
In dieser Ausgabe finden wir auch auf der Seite 282 (zweite Seite der Dezember Ausgabe 1957):
"Ab Januar 1958:"Aus Rübezahls Heimat" und "Riesengebirgsheimat" vereinigt Post stellt ab Januar 1958 "Aus Rübezahls Heimat" Beziehern die "Riesengebirgsheimat" zu Umfang erweitert, mehr Ortschroniken, Nachrichtenteil verdreifacht."
Langjähriger Wunsch wird erfüllt!
Dem Leser wird mitgeteilt, das ihm
ab Mitte Januar 1958 die "Riesengebirgsheimat" von Herrn Josef Renner
(Hohenelbe) aus dem "Riesengebirgsverlag" zugestellt wird.
Die ersten Jahrgänge erschienen wie folgt:
Jahrgang 1949 vom April bis November mit Matrizen vervielfältigt, ohne Bilder,
Dezember: 16 Seiten
Jahrgang 1950 12 Hefte mit 228 Seiten
Jahrgang 1951 19 Hefte mit 294 Seiten
Jahrgang 1952 16 Hefte mit 264 Seiten
Jahrgang 1953 19 Hefte mit 280 Seiten
Zu den Jahrgängen 1952 und 1953 kommen die "Riesengebirgs-Heimatbücher"
1953 und 1954 hinzu.
Zum Jahreswechsel 1972 übergibt Herr Josef Renner, Kempten, aus Altersgründen das Heimatschrifttum in jüngere Hände. Die Zeitung "Riesengebirgsheimat" und der Braunauer Heimatkalender erscheinen ab 01.01.1973 und auf weiteres in dem Heimatverlag Helmut Preußler.
"Die "Riesengebirgsheimat" offizielles Organ der Heimatkreise Hohenelbe und Trautenau erscheint 11mal im Jahr.
Verlag, Vertrieb, Anzeigen: Helmut Preußler Verlag, Dagmarstraße 8, 90482 Nürnberg, Tel. 09 11/ 9 54 78-0, Fax 09 11/ 54 24 86."
Beilagen zur "Riesengebirgsheimat" waren:
"Das Riesengebirge"
"Unser Sudetenland".
Es ist dem Verfasser nicht bekannt aus welchem Verlag die Beilagen stammen.
Im März 2001