Literaturverzeichnis

– Fortsetzung –

Entstehung und Geschichte der SCHATZLARER HEIMATBRIEFE

von Hellmut Weber

Die Bewohner Schatzlars und seiner Bezirksgemeinden haben ihre Heimat im Vorriesengebirge nach der unmenschlichen und unbegreiflichen Vertreibung nicht vergessen.

Unsere Heimatzeitschrift "SCHATZLARER HEIMATBRIEFE" (kurz »HB« genannt) bildete während ihrer 50jährigen Erscheinungsdauer die Brücke zu allen Riesengebirgler Heimatfreunden aus dem Schatzlarer Gerichtsbezirk und weit darüber hinaus, die nach dem II. Weltkrieg in die ganze Welt verstreut worden waren und sich in den entlegendsten Kontinenten mit ihren Familien niedergelassen hatten.

Die Währungsreform, der Wechsel von der deflationären Reichsmark zur festen Deutschen Mark war gerade ein halbes Jahr alt, als am 15.12.1948, der im März 1997 im Alter von 89 Jahren verstorbene "geistige Vater" der Heimatbriefe, Rudi Schmidt, zusammen mit seinem Schwiegervater Josef Wander, viele Jahre Bahnhofsvorsteher von Schatzlar im Riesengebirge, sein erstes "Rundschreiben" mit der Schreibmaschine im Durchschlagverfahren (mit Kohlepapier) geschrieben und verschickte, und erreichte damit am 15.12.1948 die ersten 28 Heimatfreunde. Es war ein einseitig beschriebenes Durchschlagpapier in der Größe einer DIN A4 Seite. Die Herstellung wurde verbessert, als Hellmut Weber, auch ein Schatzlarer, mit der Ausgabe 4 vom 14. 08.1949 die Vervielfältigung mit einem einfachen selbstgebauten Kopierer im Matritzenverfahren durchführte. Die Auflage stieg bald auf 180 Stück und aus den Rundschreiben wurden "Heimatbriefe". Während die im ersten Durchschlagverfahren gefertigten Briefe noch mit einem "normalen" Briefporto, einschließlich eines "Berlin-Opfers" von 2 Pfennigen, freigemacht werden mussten, konnten die matritzenhergestellten HB als "Drucksache" versendet werden, was eine erhebliche Kostenersparnis bedeutete.

Erläuternd dazu schrieb unser Landsmann Oswald Weber, ebenfalls aus Schatzlar, in der Ausgabe 9/1968 unter der Überschrift "Zwanzig Jahre SCHATZLARER HEIMATBRIEFE":

"... In den ersten Nachkriegsjahren war bekanntlich der Zusammenschluss der Heimatvertriebenen durch die Besatzungsmächte verboten. Zudem waren die Menschen durch die ausgestandene Schreckenszeit, durch den Verlust der Heimat, nicht zuletzt aber auch durch den manchmal fast aussichtslos scheinenden Kampf um das nackte Leben seelisch so zermürbt und durch die schandbare Entnazifizierung so verschreckt, dass die Gründung einer Organisation damals wahrscheinlich ein Schlag ins Wasser gewesen wäre. Das einzige Interesse, das in jener Zeit unsagbaren Leidens noch aufgebracht wurde, war die Frage nach dem Verbleib der Angehörigen, der Freunde und Nachbarn."

Während in den ersten Erscheinungsjahren die Bedeutung der Heimatbriefe – die bald nur noch "HB's genannt wurden – in erster Linie in der Familien-, Verwandten- und Freundenzusammenführung lag, wuchs bald das Interesse um das Wissen der Schicksale der Vertriebenen, so dass Zahl und Umfang der verschickten HB immer weiter stiegen. Durch die Spendenfreudigkeit der Briefempfänger waren die Herausgeber in der Lage, die HB kostenlos zu versenden, und das bis zum heutigen Tage. Das war schon eine bemerkenswerte Leistung, wenn wir bedenken, dass die Löhne sehr niedrig lagen und Material- und Portokosten ständig stiegen.

"Der Heimatbrief soll jeden ansprechen", so schreibt Oswald Weber in dieser Ausgabe weiter, "der sich nicht gänzlich von der Bindung an die Heimat und seinen Freunden und Bekannten aus der alten Heimat freigemacht hat. Durch die Familiennachrichten, die alte vertraute Namen wieder Lebendigkeit werden lassen, durch die mundartlichen Beiträge, fühlt sich der heimatvertriebene Landsmann in jene Zeit zurückversetzt, die ihm der angestammte Boden seiner Vorfahren noch Festigkeit und seelische Geborgenheit geschenkt hatte. Wie ich aus vielen mir zugesandten Briefen entnehmen konnte, wollen die Leser schon deshalb den Rundbrief nicht mehr missen, weil sie daraus nicht nur Kenntnisse darüber erhalten, wie es heute in der alten Heimat aussieht, sondern auch über das Wohl und Wehe der Heimatgefährten informiert werden.

Bewusst oder unbewusst hat der Heimatbrief wesentlich dazu beigetragen, unter den Landsleuten das Gefühl der Zusammengehörigkeit wachzurufen. Das soll auch in Hinkunft so sein! (. . .)"

Und diesen Sinn erfüllen unsere HB heute noch!

Inhaltlich haben sich die HB selbstverständlich zeitgemäß gewandelt. Während in den Ausgaben der ersten Jahre verständlicherweise Suchmeldungen dominierten und um Mitteilungen der Anschriften von Angehörigen, Verwandten und Freunden gebeten wurde, Hinweise auf den Umgang mit Behörden und Hilfestellung bei den verschiedensten Anträgen – vor allem für den Lastenausgleich und die Sparguthaben in der alten Heimat – gegeben wurden, stellt sich doch das inhaltliche Bild der letzten HB ganz anders dar. Heute sind die Auflagen klar gegliedert und beginnen (meist) mit einem kurzen Vorwort zu verschiedenen Themen, es folgen die Geburtstage, eine Namensliste der inzwischen verstorbenen Landsleute, eine Spendenliste, Jubiläen, Ehrungen und Auszeichnungen – so sie uns rechtzeitig mitgeteilt werden – die Termine verschiedener Heimattreffen und deren Berichte, Nachrichten aus der alten und neuen Heimat, Pressestimmen, Gedichte, Mundartgeschichten und verschiedene Mitteilungen. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Als Fußnoten erscheinen Bauernregeln oder Sinnsprüche. Oft konnten Urkunden oder Dokumente untergebracht werden. Dazu gehören neuerdings auch die Aufrufe und Einladungen zu Klassen- und Jahrgangstreffen im Riesengebirge, die in erster Linie einem Wiederfinden und einem Festigen der Beziehungen untereinander dienen. Dies alles auf 16 Seiten! Leider konnten wir diesen Umfang nicht vergrößern, weil sich dann die Portokosten unverhältnismäßig erhöht hätten. Diese Tatsache hat bei manchem Leser unverständliches Erstaunen hervorgerufen. Ich hoffe, dass diese Aussage zur Klärung beiträgt.

Durch diese Heimatbriefe wird aber auch unserer Nachkommenschaft die Riesengebirgsheimat nähergebracht, und sie erfährt, wo die Schneekoppe liegt und das Wort nicht nur aus der Reklame kennt, oder mit den Sagen und Erzählungen unseres Berggeistes Rübezahl, mit unserer Mundart und vielem mehr vertraut gemacht.

Besonders deutlich wurde dies nach der Wende 1989, als die Bürger der ehemaligen DDR in die Bundesrepublik eingegliedert wurden.

In den alten Heimatbriefen (HB) fand ich in dem Artikel "25 Jahre SCHATZLARER HEIMATBRIEF" von unserem Lm. Rudi Schmidt, dem Schöpfer der HB, in der Nr. 1/1974 folgenden Vermerk:

"Gern komme ich der Aufforderung nach, zum 25-jährigen Bestehen unseres Heimatbriefes einen Bericht abzugeben. Es war keinesfalls persönliches Geltungsbedürfnis, einen Heimatbrief herauszugeben, sondern die Umstände brachten es hierzu.

Ich kam am 20. 09.1945 nach Holenbrunn, fand hier Aufnahme als Knecht bei einem Bauern. Meine Frau war noch in Asch (im Egerland, d. Hrsg.) beschäftigt. Sie berichtete meiner Mutter, dass ich mich hier an der Grenze befinde. Dies sprach sich in Schatzlar herum. In der Tschechei sowie in Bayern bestand bereits der Postverkehr, jedoch die Grenze war gesperrt, ein Briefversand von der ČSSR nach Deutschland unmöglich. Die Übersiedlungen hatten begonnen, denn im August 1945 wurde meine Schwiegermutter im offenen Kohlenwaggon mit anderen Landsleuten über die Grenze nach Sachsen abgeschoben.

Landsleute aus Schatzlar schickten Briefe an meine Frau in Asch. Sie musste die Briefe öffnen, übergab sie mir an der Grenze, ich schrieb neue Briefumschläge und brachte sie hier zur Post. Ich hatte das Glück, auf Grund meiner Englisch-Sprachkenntnisse für einen äußerst kargen Gehalt am 11.10.1945 den Posten eines Gemeindeschreibers zu bekommen. Nun stand mir eine Schreibmaschine zur Verfügung. Bekam ich von meiner Frau 4 Briefe zum Weiterleiten, so schrieb ich einen Brief mit 3 Durchschlägen und fügte jedem der übergebenen Briefe aus der Heimat eine Durchschrift von mir bei. Unwillkürlich wussten diese vier Empfänger die gegenseitigen neuen Anschriften, die sie aus meinem Brief entnehmen konnten. So kam es, dass ich bereits 18 Familien und Einzelpersonen einen gleichen Brief übermittelte.

Vom 10.11.1946 besitze ich noch eine Durchschrift, worin es heißt. "Liebe Frau Jarausch", "Lieber Herr Grötzbach", "Liebe Frau Fachlehrer Hanke". Vom 12.05.1947 eine ähnliche Durchschrift mit den Anreden: "Lieber Herr Sitka", "Lieber Rudi", "Lieber Erich", "Lieber Herr Doktor". Am 15.12.1948 lautete der erste Rundbrief mit der Anrede: "Liebe Schatzlarer". In diesem heißt es bereits: "Wenn ich mein Anschriftenverzeichnis zur Hand nehme, das über 200 Anschriften enthält, so kann man nicht sagen, der Großteil der Schatzlarer befindet sich in diesem oder jenem Landkreis, sondern wir sind in alle Winde zerstreut.

Im nächsten Rundbrief vom 20.02.1949 brachte ich die letzten Zeilen aus der Feder unseres verdienstvollen Landsmannes Adolf Erben. Es ist ein Brief an seinen Freund Rudolf Etrich. Während des Schreibens wurde uns Lm. Erben durch einen Schlaganfall für immer von uns gerissen. Diesen Rundbrief, bzw. Heimatbrief, schickte ich bereits an 17 Familien; ich musste ihn also dreimal mit der Maschine schreiben.

Nun weilte zu Ostern 1949 Lm. Josef Weber bei seinem Sohn Hellmut in Irlich bei Neuwied. Dort baute er einen ganz primitiven Vervielfältigungsapparat, und der Lehrer Hellmut Weber erklärte sich bereit, den Brief zu vervielfältigen. Er konnte die Briefe als Drucksache mit 20 Pfennig Porto aufgeben; die Kosten ermäßigten sich.

Im Dezember 1949 schrieb mir Herr Oswald Seemann aus Trautenau, der "Aus Rübezahls Heimat" herausbrachte und bat mich, den "Schatzlarer Heimatspiegel" gedruckt bei ihm erscheinen zu lassen. Ich gab damals mein Einverständnis.

Beim Heimattreffen in Göppingen am 25.03.1951, baten mich alle Schatzlarer, Lampersdorfer usw., ich möge den Heimatbrief wieder vervielfältigen lassen, es gefällt ihnen nicht der gedruckte "Heimatspiegel". Lm. Richard Erben ließ damals abstimmen, alle wollten wieder den vervielfältigten Heimatbrief. Nun erklärten sich die Landsleute Hellmut und Oswald Weber bereit, den HB wieder zu vervielfältigen.

Im Jahre 1955 hatte ich Scharlach, es ging mir sehr schlecht, ich konnte den Heimatbrief nicht mehr schreiben, denn ich lag einige Wochen in der Klinik. Lm. Oswald Weber wurde inzwischen pensioniert, und ich bat ihn, er möge den HB übernehmen. Er übernahm diese Arbeit und verbesserte den Heimatbrief. Er führte den HB, legte eine Heimatkartei an und arbeitete ehrenamtlich für unsere Heimat bis zu seinem Tode. Es sei ihm auf diesem Wege nochmals aufrichtig gedankt.

Nach dem Tode von Oswald übernahm unser Lm. Franz Illner die Schriftleitung und Vervielfältigung des HB. Lasset mich auch ihm für diese Arbeit aufrichtig danken.

... Seid herzlich gegrüßt Euer Rud. Schmidt."

In der gleichen Jubiläumsausgabe – es war die Ausgabe 1/1974 – wiederholt Fachlehrer Alfred Herrmann u. a.:". . . Der Heimatbrief sollte unter den Landsleuten das Gefühl der Zusammengehörigkeit wachrufen. Die Menschen waren durch die Schreckensjahre 1945/46, durch die Vertreibung aus der Heimat, die Sorgen um das Leben in der neuen Heimat und durch die sinnlose Entnazifizierung so verstört, dass sie sich nur um ihre Angehörigen sorgten und Freunde aus der Heimat suchten, zur Aussprache und Mitteilungen."

In der Jubiläumsausgabe 1/88 zum 40jährigen Bestehen unserer SCHATZLARER HEIMATBRIEFE steht in der Einführung u. a.:

". . . Stolze 40 Jahre ist unser Heimatbrief alt! Wir dürfen mit Fug und Recht stolz auf diese Leistung sein, zeugt sie doch von dem unerschütterlichen Willen, das einzige Bindeglied zwischen den in die ganze Welt verstreuten Riesengebirglern des Gerichtsbezirks Schatzlar zu sein und zu bleiben. (. . .)"

Nach dem Tode unseres aktiven Heimatfreundes Oswald Weber, Marburg, am 04.02.1971, übernahm Franz Illner, Gladenbach, die Redaktion, den Druck und die Auslieferung der HB. Nach dessen unerwartetem Tode am 29.08.86 entstand eine vorübergehende Vakanz, die Heimatfreund Edwin Kneifel, Dillenburg, mit einer 'Notausgabe' im Februar 1987 (1/87) füllte. Jetzt schien das Schicksal der SCHATZLARER HEIMATBRIEFE besiegelt. Doch es ging weiter!

Dem wiederholten Bitten und Drängen vieler Landsleute und dem eigenen Gewissen folgend konnte ich nicht widerstehen. So erklärte ich mich bereit, die alleinverantwortliche Redaktion der HB zu übernehmen, weil ich auch wusste, dass die übrigen bisherigen Mitarbeiter weiter ´bei der Stange bleiben´ würden.

Als ich mich zur Übernahme der nicht immer einfachen Arbeit entschloss, schrieb ich in meiner ersten Ausgabe Nr. 2/1987:

"Ich bin sicher, dass Sie – als jahrzehntelange treue Leser unserer Heimatbriefe – mit mir einer Meinung sind:

Der SCHATZLARER HEIMATBRIEF darf nicht sterben!"

Und dieses Wort gilt heute noch uneingeschränkt.

Doch da hatte ich mich mit den aktiven Mitarbeitern leider getäuscht.

Das "Aus" für die SCHATZLARER HEIMATBRIEFE.

Mit dem Erscheinen der Weihnachtsausgabe 1998/IV und der separaten Jubiläumsausgabe im Frühjahr 1999 kamen die letzten HB zu den treuen Lesern. Während die "normale" Weihnachtsausgabe Nr. 331 in der bekannt üblichen Form erschien, brachte die Jubiläumsausgabe eine ausführliche Geschichte von der Entstehung, dem Werdegang und der Entwicklung der HB bis zu seiner Einstellung. Darin wurden die seinerzeit amtierenden HOB, Mitarbeiter und Persönlichkeiten aus unseren Reihen mit herausragenden beruflichen Leistungen und Aktivitäten für unsere Heimat in Wort und Bild vorgestellt.

Nach einem halben Erscheinungsjahr hundert wurde von dem letzten Redakteur Hellmut Weber (Schatzlar 165) und seinen Helfern eine Jubiläumsausgabe mit etwa 1500 Exemplaren in die ganze Welt verschickt. Darunter waren nicht nur Landsleute in fast allen europäischen Ländern, sondern die Briefe gingen bis nach Canada, in die USA und nach Australien. Trotz rechtzeitiger Aufrufe und Bitten an alle erreichbaren Heimatfreunde fand sich niemand, der diese wichtige Arbeit fortgesetzt hätte. So blieb es bei der Einstellung der SCHATZLARER HEIMATBRIEFE zum Jahresende 1999.

In der Osterausgabe des Jahres 1998/1 hatte ich noch folgenden Aufruf veröffentlicht:

"Liebe Heimatfreunde und Leser der SCHATZLARER HEIMATBRIEFE!

Während des Schatzlarer Kirchweihfestes 1997 in Dillenburg/Lahn habe ich zum erstenmal öffentlich kundgetan, die Redaktion unserer HB einem Nachfolger zu übergeben.

Als ´unser´Schmidt Rudi in Zusammenarbeit mit seinem Schwiegervater Josef Wander sein erstes ´Rundschreiben´ am 15.12.1948 fertigstellte und an die ihm bekannten Adressen verschickte, war nicht abzusehen, welchen Stellenwert diese Briefe für den Zusammenschluss und den Zusammenhalt der Vertriebenen aus unserem Schatzlarer Gerichtsbezirk einmal annehmen werden. Ich gehörte zu den ersten glücklichen Empfängern und erklärte mich sofort zur Mitarbeit bereit.

Mit einfachen Mitteln bastelte ich einen Vervielfältiger, schrieb die Texte auf Wachsmatrizen und kopierte sie auf diese Weise. Während Schmidt Rudi im Durchschlagverfahren auf der Schreibmaschine mit einer ersten Auflagenzahl von 28 Exemplaren sie als Briefe mit entsprechendem Porto verschicken musste, konnten wir sie durch die Kopierung an die ständig steigende Bezieherzahl als Drucksache versenden, was eine entscheidende Minderung der Portokosten bedeutete. Heute verschicken wir viermal im Jahr an die 1500 Stück.

Durch diese Heimatbriefe wurden die Bewohner aller Schatzlarer Gemeinden geradezu unzertrennlich ´zusammengeschmiedet´, was die jährlichen Heimattreffen des ´Riesengebirgler Heimatkreises Trautenau e. V.´ und die Schatzlarer Kirchweihtreffen in Dillenburg allen Besuchern deutlich vor Augen führen. Diese Heimatbriefe sind heute ein nicht mehr wegzudenkendes Kommunikationsmittel für unsere Landsleute. Viele Freunde schreiben immer wieder, dass sie sich schon auf die nächsten Ausgaben freuen und sie mit Ungeduld erwarten.

Ich möchte jetzt nicht die ganze Entstehungsgeschichte (der HB) rekapitulieren – das war Aufgabe der Jubiläumsausgabe 98/IV – aber es muss mit Achtung und voll Dankbarkeit vermerkt werden, dass sich wenig später nach dem Erscheinen der ersten Ausgaben Oswald Weber und nach seinem Tode 1971 Franz Illner selbstlos zur Verfügung stellten und die Heimatbriefe herausgaben. Ich habe diese Aufgabe erst 1987 nach dem unerwarteten Tode von Lm. Illner, am 28. 08.1986, eigenverantwortlich übernommen.

Hier seien aber auch die stillen Mitarbeiter erwähnt, die durch ihren uneigennützigen Einsatz die Bewältigung einer stetig steigenden Auflagenzahl ermöglichten. Das waren – um nur einige namentlich zu nennen: Else Hanke (Schatzlar), Karl-Heinz Illner (Schatzlar), Edwin Kneifel (Berggraben), Familie Richard Soukup (Berggraben), Alois Wohlang mit seiner Frau Liesl (Schatzlar) und viele andere."

"Nach meiner Meinung, darf ich wohl nach fast 50jähriger aktiver Mitarbeit – mit einigen Unterbrechungen – durchaus diese Arbeit einem (jüngeren) Nachfolger übertragen. Ich rufe deshalb heute alle Heimatfreunde auf und bitte Sie inständig, ernsthaft zu überlegen, ob nicht der eine oder andere bereit ist, diese ehrenamtliche Tätigkeit weiterzuführen. Er/Sie bekommt selbstverständlich nicht nur alle technischen Geräte zur Verfügung gestellt, sondern wird auch intensiv eingearbeitet, falls er/ sie dies für erforderlich hält und wünscht. Durch den PC mit den dazugehörenden Apparaten wird die Arbeit wesentlich erleichtert und erlaubt ein schnelleres und unkompliziertes Fertigstellen der HB.

Dabei bin ich mir durchaus der möglichen Folgen dieses Schrittes bewusst, hoffe aber doch, dass sich eine Heimatfreundin oder ein Heimatfreund findet, der/die nicht nur mit Worten seine Liebe und Treue zur Heimat verkündet, sondern auch bereit ist, sie in die Tat umzusetzen. Unser HB ist für den Zusammenhalt unserer Schatzlarer Vertriebenengemeinschaft einfach lebensnotwendig! Wie sollten wir ohne ihn weiter kommunizieren, wie könnten wir sonst Neues von einander erfahren, und wie erführen wir von Jubiläen, Geburtstagen oder vom Tode lieber Freunde? Die Verbindung zueinander wäre sofort abgebrochen! Ich beschwöre Sie geradezu, liebe Leser, dieses Bindeglied zwischen uns nicht abreißen zu lassen!

Ich weiß aber auch, dass ein solcher Aufruf an alle problematisch ist. Lassen Sie sich nicht von diesem Notruf abhalten, Ihre Aktivität einzubringen!

Ich hoffe, Sie nicht vergebens gebeten zu haben. Sie wissen wie wichtig der Weiterbestand unserer SCHATZLARER HEIMATBRIEFE für den Zusammenhalt unserer Großgemeinde ist!"

Ich habe diese Bitte in den folgenden Ausgaben der HB immer wieder wiederholt, aber trotz dieser eindringlichen Aufrufe ist sie unerhört geblieben, und leider hat sich kein Heimatfreund bereitgefunden, das wichtigste Informations- und Bindeglied für die Menschen des ehemaligen Gerichtsbezirks Schatzlar mit neuem Leben zu erfüllen. Heute noch (2003) bekomme ich mündliche und schriftlicher Äußerungen zu hören und zu lesen, wie sehr man die Einstellung der SCHATZLARER HEIMATBRIEFE bedauert und sie vermisst.

Mit dem Erscheinen der Weihnachtsausgabe 1998/IV und der separaten Jubiläumsausgabe im Frühjahr 1999 kamen die letzten HB zu den treuen Lesern. Während die "normale" Weihnachtsausgabe Nr. 331 in der bekannt üblichen Form erschien, brachte die Jubiläumsausgabe eine ausführliche Geschichte von der Entstehung, dem Werdegang und der Entwicklung des HB bis zu seiner Einstellung. Darin wurden die seinerzeit amtierenden HOB, Mitarbeiter und Persönlichkeiten aus unseren Reihen mit herausragenden beruflichen Leistungen und Aktivitäten für unsere Heimat in Wort und Bild vorgestellt.

Der Reisebericht in das schlesische Riesengebirge von Ingrid Bergmann, Bensheim, dürfte die interessierten Leser ebenso faszinieren, wie die Interpretation und Geschichte einer historischen Einmaligkeit: ein über 200 Jahre altes Trinkglas von 1778, und einige bisher unveröffentlichte alte Bilder aus unserer Heimat runden die letzte Ausgabe zum 50 jährigen Bestehen der SCHATZLARER HEIMATBRIEFE ab, an deren Schluss es heißt:

"Mit dieser Jubiläumsausgabe verabschiede ich mich von Ihnen, liebe Heimatfreunde und Leser, als langjähriger Herausgeber der SCHATZLARER HEIMATBRIEFE! Sie haben mir und allen Mitarbeitern viele Jahrzehnte lang die Treue gehalten. Ich darf hier ein Wort des ehrlichen Dankes an Sie, an unsere Heimatortbetreuer und die Mitarbeiter an den Heimatbriefen einbringen, ohne deren Hilfe alle diese Aktionen der vielen Jahre nicht zustande gekommen wären! Dank auch jenen Beziehern, die manchmal ein anerkennendes Wort für unsere Arbeit fanden und jenen, die mit sachlich kritischen Bemerkungen geholfen haben, die Heimatbriefe noch besser zu gestalten."

Selbstverständlich wurde auch das in den Jahren von 1987 bis 1993 von Karl Prätorius, Marburg und Hellmut Weber, erarbeitete und herausgegebene 750 Seiten umfassende Heimatbuch "SCHATZLAR und seine Bezirksgemeinden" (Eine sudetendeutsche Stadt im böhmischen Riesengebirge und die Bezirksgemeinden – Ein Heimatbuch mit Einzelbeiträgen –) in dieser Jubiläumsausgabe gewürdigt.

Unter der Rubrik "Altes und Neues aus der Heimat" wurden Urkundentexte und Berichte aus Schatzlar in dieses Buch ebenso eingebracht, wie die Bemühungen unserer Heimatfreunde, die kulturhistorisch wertvolle Schatzlarer Kirche zu restaurieren und zu renovieren, was bis heute vorbildlich geschehen ist. Diese aufwendigen Aktionen waren nur durch die beispielhafte Spendenbereitschaft der interessierten Mitglieder unserer Heimatgemeinden möglich. Dafür sei ihnen an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich gedankt!

Parallel zur Herausgabe der SCHATZLARER HEIMATBRIEFE gab ich schon die Geburts-, Jubiläums- und Todesdaten seit 1992 an die »Riesengebirgsheimat«, eine Zeitschrift für die Kreise Hohenelbe und Trautenau im Helmut Preußler Verlag, Nürnberg, weiter. Diese Verbindung half bei der Suche nach einer Möglichkeit, unsere Bewohner des Schatzlarer Bezirks auch weiterhin mit Informationen zu versorgen. So können die Heimatfreunde aus unserem Gebiet auch fortan Wichtiges und Wissenswertes aus Geschichte und Neuzeit aus dem Vorriesengebirge in dieser Zeitschrift finden, deren Bezug ich auf jeden Fall allen Interessierten empfehle.

Leider zeichnet sich schon wieder eine ähnliche "Katastrophe" wie nach der Einstellung der Schatzlarer HB 1998 ab: Ich gehöre noch zur so genannten "Erlebnisgeneration" und habe die 80 Lebensjahre längst überschritten. Es ist abzusehen, dass ich diese Informationen nicht mehr lange weiter machen kann und habe deshalb bereits in mehreren Aufrufen in der "Riesengebirgsheimat" um die Bereitschaft zur Übernahme dieser unser Leben fern der Heimat prägenden Nachrichtenmeldungen gebeten. Bisher hat sich noch kein Landsmann dazu bereit erklärt. Es wäre wahrlich ein Armutszeugnis, wenn sich keine/r aus unseren Reihen der annähernd 2000 aus unserem Bezirk erfassten heimatbewussten Freunde fände, die/der diese eigentlich "verpflichtende" Aufgabe übernähme. Es wäre aber auch für mich eine seelische Erleichterung, wenn ich wüsste, diese Tätigkeit noch vor meinem geistigen und körperlichen Unvermögen in bereite Hände zu legen.

Halten Sie die Treue zu unserer unvergessenen Heimat!

Ihr Hellmut Weber

PS.
Inzwischen hat sich ein Heimatfreund aus Schwerin gemeldet, der diese für unsere Landsleute aus dem Riesengebirge so wichtige informelle Arbeit übernimmt. Es ist Matthias Garmeister, Lützower Ring 4,19057 Schwerin, dessen Großmutter aus Lampersdorf stammt. – Gestatten Sie mir auch den Hinweis, dass unser Heimatbuch bereits 3 Jahre nach seinem Erscheinen 1993 vergriffen war. Zur Zeit arbeite ich an einer CD-ROM, die nicht nur den gesamten Inhalt des Buches mit Bildern, Karten, Urkunden etc. enthält, sondern Berichtigungen und umfangreiche Ergänzungen beinhaltet. Die Fertigstellung dieser CD wird voraussichtlich nach Ostern 2005 erfolgen. Interessenten wenden sich an mich: Hellmut Weber, Feldstraße 5, 66701 Düppenweiler, Tel.: 0 68 32 / 524.

Aus Spamschutzgründen habe ich auf die Veröffentlichung der Emailadresse verzichtet. Sie kann aber bei mir abgefragt werden.


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