Das Riesegebirge ist der höchste und meistbesuchte Gebirgszug der Sudeten und zugleich ihr einziger, der an mehreren Stellen Hochgebirgscharakter aufweist. Der höchste Berg des Riesengebirges ist die Schneekoppe mit 1603 m nach preußischer Angabe bzw. 1605 m Höhe über dem Meeresspiegel nach böhmischer Angabe. Das Gebirge ist ungefähr 40 km lang und 24 km breit. Es umfasst eine Fläche von ca. 600 qkm und ist somit kleiner als andere bekannte Mittelgebirge wie der Harz mit 2000 qkm oder der Schwarzwald mit 4000 qkm.
Der lateinische Namen lautet: Mons giganteus.
Der englische Namen ist: Giant Mountains.
Das Riesengebirge gliedert sich in
folgende Teile:
1. den höheren Hauptkamm (Grenz- oder Schlesischer Kamm genannt) mit seinem
höchsten Gipfel, der Schneekoppe,
2. den Inneren Kamm (auch Nebenkamm oder Böhmischer Kamm genannt),
3. die Zweigkämme des Riesengebirges auf der böhmischen Seite
Über dem Hauptkamm und der Schneekoppe verläuft die Grenze zwischen Polen /
Schlesien und Tschechien / Böhmen und bildet somit eine natürliche Grenze. Das
Gebirge stürzt steil nach Schlesien ab und dagegen vergleichsweise sanft im
Süden nach Böhmen.
Es bildet die Wasserscheide zwischen Oder und Elbe.
Vornehmlich entwässert es sich in die nachstehenden Flüsse:
auf der schlesischen Seite:
Zacken / Kamienna (33,4 km), Lomnitz / Lomnica (19,2 km) und Bober / Bóbr (268,4
km),
auf der böhmischen Seite:
Elbe / Laba, Weißwasser / Bílé Labe, Große und Kleine Aupa / Upa.
Die Elbquelle, 1 384 m über dem Meeresspiegel, auf der Elbwiese, im Jahre 1684
vom Bischof von Königgrätz feierlich eingeweiht, ist eigentlich nicht der Anfang
der Elbe. Sie liegt mehrere Schritte höher. Unweit befindet sich der Elbfall
mit einer Fallhöhe von 50 Metern. Der Aupafall befindet sich im Aupagrund mit
einer Fallhöhe von 150 Metern.
Auch die schlesischen Flüsse bilden zahlreiche Wasserfälle:
1. Zackelfall / Wodospad Kamieńczyka mit einer Fallhöhe von 27 m
2. der Kochelfall / Wodospad Szklarki mit einer Fallhöhe von 13,5 m und
3. der Lomnitzfall / Wodospad na Lomnicy mit einer Fallhöhe von 10 m.
Die Waldgrenze befindet sich auf ca. 1200 m Höhe. Der Fichtenwald verliert hier
seine Wuchshöhe und Dichte und geht in Knieholzbestände über. Diese Zone wird
auch subalpine Zone genannt (1200 1450 m). Charakteristisch für diese
Zone sind neben dem Knieholz
auch Borstgraswiesen und Hochmoore. Über 1450 m in der alpinen Zonen gehören
nur einige der höchsten Gipfel. In dieser Höhe gibt es nur vereinzelte Pflanzenvorkommen
und Steingeröll. Das Knieholz findet man in diesen Höhen im Riesengebirge nicht
mehr.
Die Besiedelung erfolgte überwiegend durch mitteldeutsche (thüringische, fränkische
und hessische) Ritter, Bürger und Bauern, welche in der zweiten Hälfte des 12.
Jahrhunderts anhub, hatte sich frühzeitig auch der Hügel-, und Vorgebirgslandschaft
bemächtigt. Auch im Hirschbergertal sind die meisten Ortschaften wohl schon
im 13. Jahrhundert angelegt worden. Um 1300 mag hier die Verteilung von Wald
und Flur in ihren Grundzügen schon das jetzige Bild gezeigt haben, nur dass
der Wald ungleich größere Räume bedeckte.
Mit dem 13. Jahrhundert kamen Deutsche in die böhmischen Grenzwälder. Angelockt
von den Lehnherren, die die Grenze und Handelswege schützen sollten. Mit dem
15. Jahrhundert, kamen die ersten Bergleute aus dem Harzgebirge, dem Taunus
und Thüringer Bergland, dann im Laufe des 16. Jahrhundert der große Zug aus
Meißen folgte. Für den Bergbau benötigte man damals ungeheure Massen an Holz.
Um dieses zu gewinnen wurden Holzknechte aus den Alpenländern angeworben. Die
im oberen Aupatale das Holz einschlugen und es nach Kuttenberg trifteten. Diese
Holzfäller, heute "Alte
Holzknechte" genannt, aus den Alpenländern siedelten im oberen
Teil der Grossen und Kleinen Aupa in Böhmen auf kaiserlichen Grund. Nachdem
Verbot des Holzeinschlages blieben sie im Gebirge und ihre Nachkommen verteilten
sich über das gesamte Gebirge.
Eine Besonderheit im Riesengebirge sind die Bauden, die zunächst nur Unterkünfte
für den Weidebetrieb (Viehzucht) waren. Es waren die sogenannten Sommerbauden,
da sie nur im Sommer bewohnt bzw. bewirtschaftet wurden. Mit der Einschränkunkung
der Viehwirtschaft und auch durch die Zunahme der Bevölkerungsdichte wurden
diese Bauden nach und nach ganzjährig bewohnt.
Die Bewohner entdeckten Anfang des 19. Jahrhunderts ein weiteres Zubrot mit
der Sommerfrische. So wurden mehrere Vereine gegründet, nach dem Vorbild der
Alpenvereine, die eine große Rolle bei der Entwicklung des Fremdenverkehrs im
Riesengebirge bildeten. Auf der Schlesischen Seite wurde im Jahre 1880 der (Deutsche)
Riesengebirgsverein (RGV) mit Sitz in Hirschberg gegründet. Gründer des Vereines
war Theodor Donat, Buchhalter in einem Spinnereibetrieb von Erdmannsdorf. Er
war ein leidenschaftlicher Gebirgsliebhaber. Der Verein nahm eine erstaunliche
Entwicklung. Innerhalb von 20 Jahren brachte er es auf über 90 Ortsgruppen mit
11 000 Mitgliedern und einer Monatszeitschrift "Der
Wanderer im Riesengebirge". Diese Zeitschrift war das Sprachrohr
des Vereines. Auf der österreichischen (böhmischen) Seite wurde der Österreichische
Riesengebirgsverein (ÖRGV) mit Sitz in Hohenelbe unter der Federführung von
Eduard Petrak gegründet. Die Zeitschrift
"Das Riesengebirge Wort und
Bild" war das Sprachrohr dieses Vereines. Zu dem wurden in vielen
Sommerfrische-Orten ein "Verschönerungsverein" zur Hebung der Sommerfrische
gegründet. Beide Vereine veranlassten und finanzierten den Bau von sicheren
Wanderwegen und deren Markierungen. Für den Winter wurden Stangenmarkierungen
ausgebracht. Hilfe erhielten sie von den damaligen Grundherren. Viele Bauden
wurden nach und nach zu Herbergen und Einkehrstätten umgewandelt bzw. erweitert.
Die Gebirgsbewohner auf beiden Seiten erhielten damit eine neue weitere Einkunftsquelle.
Zu den bekanntesten Herbergen im Gebirge gehörten die Hampelbaude, die kleine
Teichbaude, die Alte Schlesische Baude, die Spindelmühle, die Riesenbaude, die
Wiesenbaude, die Grenzbauden und viele andere. Auch veranlassten beide Riesengebirgsvereine
den Neubau von Bauden mit Schutz-, Einkehr- und Unterkunftsmöglichkeiten. Aus
den Mitgliedern rekrutierten sich dann auch die Bergführer, Stuhl- und Sänftenträger,
die reiche Sommerfrischler auf die Berge trugen. Die hochliegenden Bauden, die
nur über die Wanderwege erreicht werden konnten, wurden von Trägern mit Traghocken
beliefert. Die Koppenträger waren die bekanntesten.
Nach dem I. Weltkrieg wurde von den neuen Herren (Tschechoslowakei) des böhmischen
Gebirges der Tschechoslowakische Touristenclub mit Sitz in Prag gegründet. Der
ÖRGV musste zwangsweise mit dem neuen Verein zusammenarbeiten.
Auf der schlesischen Seite wurde das Riesengebirge am 16.01.1959 aufgrund seiner
Naturschönheiten zum Nationalpark erklärt. Er umfasst eine Fläche von 5 564
ha und grenzt an sein Gegenstück auf der böhmischen Seite (der Riesengebirgs-Nationalpark
KRNAP) mit einer Fläche von 38 500 ha. Er wurde im Jahre 1963 gegründet. Der
Riesengebirgs-Nationalpark (Karkonoski Park Narodowy KPN) auf der schlesischen
Seite umfasst Höhenlagen von Muldenkamm im Westen bis zu den Grenzbauden im
Osten. Der Waldanteil beträgt in beiden Nationalparks etwa 80 %. Zusätzlich
stehen Teile des Riesengebirges als UNESCO-Biosphärenreservate unter dem Schutz
der Weltkulturorganisation.
Wanderführer und Karten für die beiden Teile des Riesengebirges sind im Handel
erhältlich oder können in den öffentlichen Büchereien eingesehen werden.
Deckblatt des Heimatfotoalbum des Herrn Hugo Gleissner aus Gross-Aupa.
(Vergrößerung durch anklicken des Bildes)
Die neuesten Witterungsdaten und Bilder verschiedener Orte in Tschechien mit dem Riesengebirge finden Sie auf der tschechischen Website unter:
http://www.holidayinfo.cz Klicken Sie auf die seitlich dargestellte Kamera.