Der Maler OTTO DIX und das Riesengebirge

von Dr.-Ing. h.c. Werner Rudolf, Geldern

Otto Dix wurde am 02.12.1891 in Unternhaus bei Gera / Thüringen geboren.
Sein früh entdecktes Maltalent wurde durch seinen fürstlichen Herrn, Heinrich von Reuß, gefördert.
Durch ein Stipendium konnte er die Kunstgewerbeschule in Dresden – Johannstadt besuchen.
Die Eindrücke, die er als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg bei Grabenkämpfen an der Westfront in sich aufnahm, prägten sein weiteres Leben.
Bis 1922 war er Meisterschüler an der Kunst – Akademie – Dresden.
1927 Akademisches Lehramt, 1933 Professur an der Kunst – Akademie – Dresden.
1931 Ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin.

Nach anfänglicher Landschaftsmalerei Hinwendung zur Porträtmalerei, nationale und internationale Ausstellungen. Seine Malweise – die schonungslose Darstellung der Wirklichkeit, insbesondere mit Blick auf die Kreatürlichkeit des Menschen, Übersteigerung der Desillusionierung durch Hässlichkeit – wurde im Dritten Reich als "entartet" eingestuft.

1933 entfolgte seine Amtsenthebung und ein Ausstellungsverbot ...
Letzteres galt aber nur für Otto Dix selbst, denn Goebbels liess 260 Werke von Otto Dix aus den verschiedenen Museen konfiszieren und eine Verkaufsausstellung in der Schweiz (Luzern) organisieren! Damit wurde der internationale Ruf des Malers noch verstärkt. Die nicht verkauften Werke wurden in der Berliner Feuerwache verbrannt.

Ein weiteres Detail: Der Außenminister Ribbentrop wollte sich mit seiner Familie durch Otto Dix porträtieren lassen ... der Maler lehnte dankend ab.

In der Zeit des Dritten Reiches erhielt Otto Dix aber auch viele private Aufträge, die er gern annahm:
1941 und 1942 besuchte er auf Einladung des schlesischen Industriellen Haselbach wiederholt das Riesengebirge.

In dieser Zeit entstanden die in der "Zusammenstellung" aufgelisteten Gemälde.
Zunächst entstand eine Reihe von Bildern reiner Landschaften des Riesengebirges. Der Auftraggeber wünschte aber zusätzlich noch Gemälde mit einer Verkopplung von Landschaft und (biblischen) Kompositionen. Bei Dix blieb aber die Landschaft die Dominante.
Das Bild – "Madonna in der Riesengebirgslandschaft" schuf Dix 1942 als Dank für seine Förderung durch das Haus Reuß.

Das wohl bekannteste Werk von Otto Dix aus den Jahren 1941 / 1942 ist die

"Verkündigung der Hirten", Werkstitel: "Auf dem Koppenplan des Riesengebirges".

Das Bild lehnt sich stark an eine Radierung von Rembrandt an; der Gleichklang – in beiden Bildern ist die Verkündigung der Hirten das Motiv – ist aber nur vordergründig: tatsächlich kehrt Otto Dix die Aussage seines Bildes in das Gegenteil um. Bei Rembrandt sind Menschen und Tiere vom blanken Entsetzen erfasst, Vieh strebt in alle Richtungen, ein Hirte läuft davon, während der lichte Engel auf einer Wolke voller Ruhe und Würde, über ihm ein Strahlenkranz, heranschwebt. Bei Dix sind Hirte und Herde furchtlos, harmonisch in die Landschaft eingefügt. Die Katastrophe ereignet sich hier am Himmel: Der Strahlenkranz wird zur Feuersäule, die Wolke zur Lawine, die Engel schweben nicht, sondern stürzen herab. Das ganze Geschehen am Himmel wird zur Brandfackel ...
Man muss bei der Betrachtung des Bildes berücksichtigen, dass es zur Zeit der Stalingrader Schlacht entstand. Kritiker führen aus, dass Dix es vermieden hat, die Herde und Hirten als vom Krieg Gezeichnete darzustellen, um nicht wegen "Wehrkraftzersetzung" Unannehmlichkeiten zu bekommen.

Ich traue ihm eine viel hintergründige Aussage zu:
Der Himmel ist entsetzt über das, was auf Erden geschieht, die Herde Schafe (das deutsche Volk ?) folgt seinem "Hirten" aber in aller Ruhe weiter. Der "Hirte" hat sie auf den Berggrat geführt, überall lauert der Abgrund ... Leider können wir den Maler nach seiner Auffassung nicht mehr fragen. Es ist aber in jedem Fall ein ungeheuer ausdruckstarkes, mit großartiger Maltechnik gestaltetes Bild. 

Alle in der "Zusammenstellung" aufgeführten Gemälde sind – leider nur – im Kleinformat (7,5 x 6,0 cm) als Schwarz – Weiß – Darstellung in "Otto Dix 1891 – 1969 OEVRE der Gemälde" von Fritz Löffler, Verlag Aurel Bongers, Recklinghausen, 1981 aufgeführt.

Otto Dix wurde 1945 noch zum Volkssturm eingezogen. In französischer Gefangenschaft in Colmar entstanden Gemälde von Landschaften aus dem Elsass und den Vogesen und das Triptychon "Madonna vor dem Stacheldraht".
1945 erfolgte die Aufnahme in die Akademie der Künste Berlin – Charlottenburg.
1947 Ehrensenator der Hochschule der Bildenden Künste in Dresden.
1959 Großes Bundesverdienstkreuz.
Otto Dix hatte seit seiner "Verbannung" 1933  aus Berlin und Dresden in der Nähe des Bodensees, seit 1936 auf eigenem Grundbesitz in Hemmenhofen bei Singen gelebt.
Hier verstarb er am 25.07.1969  nach einem Schlaganfall.

Zusammenstellung zu OTTO DIX und das Riesengebirge

Landschaften des Riesengebirges

Hinzu kommt bei dieser Kategorie das gesondert gezeigte Gemälde "Das Aupatal im Riesengebirge"



Name des Gemäldes

Maltechnik

Ent-stehungs-jahr

Größe

Eigentümer / Standort / Anmerkungen

 
 

Wald im Riesengebirge

Mischtechnik Lwd. auf Holz

1941

81 x 100

 

Der Bannwald / Werkstitel: Gebirgswald im Riesengebirge – zum Großen Teich

Mischtechnik auf Holz

1942

81 x 99

 

Riesengebirgswolken

Mischtechnik

1942

78 x 118

Verbrannt in Singen

Der Kleine Teich im Riesengebirge I

Mischtechnik auf Holz

1942

50 x 80

Erbprinz Reuß

Der Kleine Teich im Riesengebirge II / Werkstitel: Das kleine Tal

Mischtechnik auf Holz

1942

75 x 100

Erbprinz Reuß ?

Gewitter im Riesengebirge

Mischtechnik

1942

 

Das Große Tal
Werkstitel: Hirschberger Tal im Riesengebirge

Mischtechnik

1942

80 x 120

Sammlung Haselbach / Privatbesitz

Siehe hierzu die gesondert gezeigte Vorstudie!



Bilder mit biblischen Ereignissen vor dem Hintergrund von Riesengebirgslandschaften:

Hinzu kommen in dieser Kategorie die Gemälde:

"Verkündigung der Hirten" / Werkstitel "Auf dem Koppenplan des Riesengebirges"

"Jacobs Kampf mit dem Engel" ("Oberhalb der Hampelbaude")



Name des Gemäldes

Maltechnik

Ent-stehungs-jahr

Größe

Eigentümer / Standort / Anmerkungen

         

Madonna in Riesengebirgslandschaft

Mischtechnik

   

Erprinz Reuß / 1945 verschollen

Ruhe auf der Flucht I

Mischtechnik auf Holz

   

Verbleib unbekannt

Der verlorene Sohn / Werkstitel: Kleiner Teich mit Blick auf die Kleine Teichbaude

Mischtechnik

1941

 

Sammlung Haselbach / Privatbesitz

Der Heilige Christopherus V (Durchschreitet den Großen Teich des Riesengebirges)

Mischtechnik auf Holz

1941

84 x 105

Sammlung Haselbach / Privatbesitz

Versuchung des Heiligen Antonius mit Riesengebirgslandschaft

Mischtechnik

   

Früher Sammlung Haselbach


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