von Rudolf Rondthaler
Das schlesische Grafenhaus Schaffgotsch
war 1635 beim Kaiser in Ungnade gefallen und verlor schließlich auch die Südlehne
des Riesengebirges an böhmische Grafen. Mit einer Elbquellweihe durch den Königsgrätzer
Bischof; Johann von Tallemberg, sollte dieses Gebiet nun als böhmischer Besitz
eingeweiht werden. Sogar zwei im Türkenkrieg 1683 erbeutete Kamele des Hohenelber
Grafen Paul von Morzin sollten auf den Elbwiesen die Macht ihrer neuen Besitzer
demonstrieren. Wie unfreundlich sich aber Rübezahl dieser (Gebirgsprozession
bemerkbar machte, bekundet mehrfach ein Bischofsbrief an diesen Grafen, den
ich in damaligem Schreibstil einem Heimatblattbericht von Erhard Krause "An
der Quelle der Elbe" auszugsweise entnahm. Schlechtes Wetter beim frühzeitigen
Aufbruch ins Riesengebirge von Starkenbach aus, von wo der Bischof schon abends
zuvor "sein Zelt und die Kapellen" vorausgeschickt hatte.
"Meine Leut sein aber so langsam marschiert, daß ich selbe zu Rochlitz
noch angetroffen habe. Um unseren Weg zu beschleunigen, habe ich alldorten Leut
gedingt, die meine Kapelle stückweis zertheilten und einen Tisch auf das Riesengebirge
getragen. Und mein Zelt, das habe ich auf ein Kamel laden lassen, ich aber nebst
einem Jesuviter und einem von meinen Kapelan und etlichen von meinen Leuten
bin, obzwar in stetem Regen, jedoch glücklich ungefähr gegen ein Uhr nachmittags
hinauf kommen, allwo uns der Rübezahl ein Stückel erwiesen. Denn obwohl wir
alle Notwendigkeiten mit uns gehabt, so ist es doch nit möglich gewest, vor
einer großen guten halben Stunde das Feuer anzumachen; inzwischen war aber eine
solche Kält´ und rauher Wind, als wie mitten im Winter. An diesem war
noch nit genug; denn mein Kameel ist mitten am Berg mit dem Zelt niedergefallen
und hat auf keine Weis´ wollen aufstehen, daß also die Leut das Zelt auf vier
dort abgehauenen Bäume hinauf getragen. Wie selbige hinauf kommen und das Zelt
aufrichten wollen und wie wir die Zeltstangen suchen, so haben selbige meine
unachtsamen Leut´ zu Starkenbach vergessen, daß i also gezwungen worden,
einen von den Bäumen anstatt den Zeltstangen zu gebrauchen. Es hat uns aber
Rübezahl abermals einen Possen gemacht. Denn wie wir das Zelt von allen Seiten
schon perfekt aufgerichtet und befestigt gehabt, hat sich ein solcher Sturm
erweckt, daß er den Baum im Zelt in der Mitten ganz entzwei gebrochen und das
Zelt niedergefallen ist, so daß ich schon zu zweifeln angefangen, ob ich werde
die heilige Messe zelebrieren können. Jedoch bin ich nit kleinmüthig worden,
sondern habe das heilige Kreuz über den anderen (etwas tieferen) Baum gemacht
und mit Hilfe der Leut das Zelt wiederum glücklich aufgerichtet, den Altar alldorten
zubereitet. Zur heiligen Messe angelegt, habe ich, damit uns Gott weiter Glück
gebe, das alldortige Volk weiter ermahnet. Nach Vollendung der heiligen Meß´
bin ich zur Weihung des Brunnens bis zu dem wahren Ursprung der EIbe geschritten.
Es geschah aber eine seltsame Sach´, welche schier einem halben Mirakel
zu vergleichen. Denn das trübe und schändliche Wetter hat sich doch post finitos
exorcismos in einem Augenblick völlig verloren, die Sonne ganz hell und licht
geschienen, daß wir das andere Gebirg gleich wie einem schönen Paradies mit
Lust ansehen und ich das Übrige der Benediction mit meinem höchsten Vergnügen
und Trost habe vollbringen können.
Nach Vollendung derselben haben wir alle aus dem gebenedeiten Elbebrunn getrunken
und hernach habe ich das Wenige, das ich von einer kalten Kuchel mitgehabt,
sowohl meiner als Eurer Liebenden Officierer nach Möglichkeit mitgeteilt. Weil
es unmöglich war, wegen des glatten Weges herunter zu reiten, haben sie aus
dem Tisch eine Trage gemacht und haben allezeit acht Personen umgewechselt mich
herunter getragen. Aber außerhalb des Waldes, schon mehr bei Rochlitz, sind
zwei von den Kerlen gestolpert und bin ziemlich hoch herunter geflogen, jedoch
ohne Schaden." Mit dieser letzten Rübezahlposse endet meine wörtliche
Wiedergabe des Briefes, der nach des Bischofs Ankunft in Rochlitz "halber
Neune" damit ausklingt, dass er folgendentags dort der Menge "diesen
scheuen Volkes eine Predigt aus der Wildnis" hielt, nach welcher viele
ihn mit dem Wunsch, bald wiederzukommen, auf dem Heimweg ¼ Meil´
begleiteten."
E. Krause fügt hinzu, dass bei der 200Jahrfeier der Elbquelleinweihung am 19.09.1884
etwa 600 Menschen aus der neugeweihten Quelle tranken. Nicht zustande kam eine
1684 geplante Ersteinweihungs-Gedenksäule. Kurze Zeit erinnerte nur eine Steinsäule
an den Elbquellbesuch der Erzherzöge Joseph und Rainer 1804 / 05. Ich ergänze:
Von ihr fand der Prager Dichter K. Herlossohn nur noch Trümmer, als er 1840
den "Elbbrunn" besuchte und ihn "in Stein gefaßt" beschrieb.
Diese älteste mir bekannte Angabe ihrer Einfassung schließt nicht aus, daß durch
spätere Erneuerungsarbeit der wer weiß wie baufälligen Brunnenrand wie neu entstanden
ist. So neu kam zwei Beschäftigten der Elbfallbaude ihre nach 1905 erfolgte
Elbquell-Ummauerung vor: Joseph Donth und Sohn Julius. Vor 1914 zogen sie ins
Schreiberhauer Silberquell-Nebenhaus, darin bis 1946 ein Foto dieser Arbeit
hing. Von ihm berichtet mir der 1920 dort geborene, weit bekannte und geehrte
Rudolf Donth. Der von 1917 46 in Schreiberhau tätige Kunstmaler, Prof.
A. Nickisch, malte in Öl den Blick auf die Veilchenspitze über die Elbwiesen
hinweg von einem der Quelltümpel aus, daraus die Elbe zusammenrinnt. So ähnlich
kann die bischöflich geweihte Elbquelle ausgesehen haben. Der Bischof segnete
als "ahren Ursprung der Elbe" gewiß nicht eines ihrer obersten Rinnsale,
die hangaufwärts 4 m höher unscheinbar entspringen. WahrscheinIicher ist, dass
die Ummauerung eines aus ihnen zusammenfließenden Tümpels 1346 m ü. M. allen
späteren Besuchern zum Erkennen der 1684 gesegneten Elbquelle in der Reihe ähnlich
aussehender Quelltümpel verhelfen