Entnommen: Riesengebirgsheimat – Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe – Jahrgang 48

Die Einweihung der Elbquelle am 19. September 1684

von Rudolf Rondthaler

Das schlesische Grafenhaus Schaffgotsch war 1635 beim Kaiser in Ungnade gefallen und verlor schließlich auch die Südlehne des Riesengebirges an böhmische Grafen. Mit einer Elbquellweihe durch den Königsgrätzer Bischof; Johann von Tallemberg, sollte dieses Gebiet nun als böhmischer Besitz eingeweiht werden. Sogar zwei im Türkenkrieg 1683 erbeutete Kamele des Hohenelber Grafen Paul von Morzin sollten auf den Elbwiesen die Macht ihrer neuen Besitzer demonstrieren. Wie unfreundlich sich aber Rübezahl dieser (Gebirgsprozession bemerkbar machte, bekundet mehrfach ein Bischofsbrief an diesen Grafen, den ich in damaligem Schreibstil einem Heimatblattbericht von Erhard Krause "An der Quelle der Elbe" auszugsweise entnahm. Schlechtes Wetter beim frühzeitigen Aufbruch ins Riesengebirge von Starkenbach aus, von wo der Bischof schon abends zuvor "sein Zelt und die Kapellen" vorausgeschickt hatte.

"Meine Leut sein aber so langsam marschiert, daß ich selbe zu Rochlitz noch angetroffen habe. Um unseren Weg zu beschleunigen, habe ich alldorten Leut gedingt, die meine Kapelle stückweis zertheilten und einen Tisch auf das Riesengebirge getragen. Und mein Zelt, das habe ich auf ein Kamel laden lassen, ich aber nebst einem Jesuviter und einem von meinen Kapelan und etlichen von meinen Leuten bin, obzwar in stetem Regen, jedoch glücklich ungefähr gegen ein Uhr nachmittags hinauf kommen, allwo uns der Rübezahl ein Stückel erwiesen. Denn obwohl wir alle Notwendigkeiten mit uns gehabt, so ist es doch nit möglich gewest, vor einer großen guten halben Stunde das Feuer anzumachen; inzwischen war aber eine solche Kält´ und rauher Wind, als wie mitten im Winter. An diesem war noch nit genug; denn mein Kameel ist mitten am Berg mit dem Zelt niedergefallen und hat auf keine Weis´ wollen aufstehen, daß also die Leut das Zelt auf vier dort abgehauenen Bäume hinauf getragen. Wie selbige hinauf kommen und das Zelt aufrichten wollen und wie wir die Zeltstangen suchen, so haben selbige meine unachtsamen Leut´ zu Starkenbach vergessen, daß i also gezwungen worden, einen von den Bäumen anstatt den Zeltstangen zu gebrauchen. Es hat uns aber Rübezahl abermals einen Possen gemacht. Denn wie wir das Zelt von allen Seiten schon perfekt aufgerichtet und befestigt gehabt, hat sich ein solcher Sturm erweckt, daß er den Baum im Zelt in der Mitten ganz entzwei gebrochen und das Zelt niedergefallen ist, so daß ich schon zu zweifeln angefangen, ob ich werde die heilige Messe zelebrieren können. Jedoch bin ich nit kleinmüthig worden, sondern habe das heilige Kreuz über den anderen (etwas tieferen) Baum gemacht und mit Hilfe der Leut das Zelt wiederum glücklich aufgerichtet, den Altar alldorten zubereitet. Zur heiligen Messe angelegt, habe ich, damit uns Gott weiter Glück gebe, das alldortige Volk weiter ermahnet. Nach Vollendung der heiligen Meß´ bin ich zur Weihung des Brunnens bis zu dem wahren Ursprung der EIbe geschritten. Es geschah aber eine seltsame Sach´, welche schier einem halben Mirakel zu vergleichen. Denn das trübe und schändliche Wetter hat sich doch post finitos exorcismos in einem Augenblick völlig verloren, die Sonne ganz hell und licht geschienen, daß wir das andere Gebirg gleich wie einem schönen Paradies mit Lust ansehen und ich das Übrige der Benediction mit meinem höchsten Vergnügen und Trost habe vollbringen können.

Nach Vollendung derselben haben wir alle aus dem gebenedeiten Elbebrunn getrunken und hernach habe ich das Wenige, das ich von einer kalten Kuchel mitgehabt, sowohl meiner als Eurer Liebenden Officierer nach Möglichkeit mitgeteilt. Weil es unmöglich war, wegen des glatten Weges herunter zu reiten, haben sie aus dem Tisch eine Trage gemacht und haben allezeit acht Personen umgewechselt mich herunter getragen. Aber außerhalb des Waldes, schon mehr bei Rochlitz, sind zwei von den Kerlen gestolpert und bin ziemlich hoch herunter geflogen, jedoch ohne Schaden." – Mit dieser letzten Rübezahlposse endet meine wörtliche Wiedergabe des Briefes, der nach des Bischofs Ankunft in Rochlitz "halber Neune" damit ausklingt, dass er folgendentags dort der Menge "diesen scheuen Volkes eine Predigt aus der Wildnis" hielt, nach welcher viele ihn mit dem Wunsch, bald wiederzukommen, auf dem Heimweg ¼ Meil´ begleiteten."

E. Krause fügt hinzu, dass bei der 200Jahrfeier der Elbquelleinweihung am 19.09.1884 etwa 600 Menschen aus der neugeweihten Quelle tranken. Nicht zustande kam eine 1684 geplante Ersteinweihungs-Gedenksäule. Kurze Zeit erinnerte nur eine Steinsäule an den Elbquellbesuch der Erzherzöge Joseph und Rainer 1804 / 05. Ich ergänze: Von ihr fand der Prager Dichter K. Herlossohn nur noch Trümmer, als er 1840 den "Elbbrunn" besuchte und ihn "in Stein gefaßt" beschrieb. Diese älteste mir bekannte Angabe ihrer Einfassung schließt nicht aus, daß durch spätere Erneuerungsarbeit der wer weiß wie baufälligen Brunnenrand wie neu entstanden ist. So neu kam zwei Beschäftigten der Elbfallbaude ihre nach 1905 erfolgte Elbquell-Ummauerung vor: Joseph Donth und Sohn Julius. Vor 1914 zogen sie ins Schreiberhauer Silberquell-Nebenhaus, darin bis 1946 ein Foto dieser Arbeit hing. Von ihm berichtet mir der 1920 dort geborene, weit bekannte und geehrte Rudolf Donth. Der von 1917 – 46 in Schreiberhau tätige Kunstmaler, Prof. A. Nickisch, malte in Öl den Blick auf die Veilchenspitze über die Elbwiesen hinweg von einem der Quelltümpel aus, daraus die Elbe zusammenrinnt. So ähnlich kann die bischöflich geweihte Elbquelle ausgesehen haben. Der Bischof segnete als "ahren Ursprung der Elbe" gewiß nicht eines ihrer obersten Rinnsale, die hangaufwärts 4 m höher unscheinbar entspringen. WahrscheinIicher ist, dass die Ummauerung eines aus ihnen zusammenfließenden Tümpels 1346 m ü. M. allen späteren Besuchern zum Erkennen der 1684 gesegneten Elbquelle in der Reihe ähnlich aussehender Quelltümpel verhelfen

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