Entnommen: Riesengebirgsheimat – Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe – Jahrgang 48

Pfarrei und Kirche von Deutsch-Prausnitz

mit kleiner Richtigstellung

Wie bereits in Nr. 2/1989 in RGH erwähnt, ging der im Jahre 1754 begonnene Neubau der Kirche nur mühsam voran. Nach dem Gedenkbuch des Pfarrsprengels, das Pfarrer Franz Dietrich 1841 anlegte, haben Generationen an dem Gotteshaus gebaut. Zunächst war Deutsch-Prausnitz keine selbständige Pfarrei, sondern ein Filialsprengel von Eipel. Die Ortschaft, die seit dem 12. Jahrhundert existierte, wird allerdings in frühen Urkunden mit Pfarrei erwähnt. In den Wirren der Hussitenkriege (1420 – 1436 bzw. 1453) und des 30jährigen Krieges (1618 – 1648) dürfte sie jedoch die Selbständigkeit verloren haben. Die Betreuung durch Eipel ergibt sich daraus, daß beide Orte seit Ende des 15. Jahrhunderts zur Grundherrschaft Nachod gehörten. Die Seelsorger kamen einige Tage von Eipel, tauften Neugeborene, versahen die Kranken, trauten die Brautpaare, segneten die Gräber und führten die Matrikeln. Während dem wohnten sie in der Hütte des Totengräbers neben dem Kirchlein, das an den Wachturm, der bis heute als Kirchturm dient, angebaut war.

Im Jahre 1735 sprach sich der damalige Grundherr, Fürst Octavio Piccolomini von Amalfi, auf Schloß Nachod dafür aus, daß beim Kirchlein ein selbständiger Priester "immerdar bei Tag und Nacht zum geistlichen Dienste bereitstehe". Hierauf wurde mit Dekret vom 24.06.1736 in Deutsch-Prausnitz eine "Local-Kaplanei" errichtet, die ab 01.07.1751 selbständige Pfarrei wurde. Erster Pfarrer war Gregor Klugar, der vorher Schloßkaplan in Nachod und Zeremoniär beim Bischof von Königgrätz war. Er legte am 07.10.1754 vier Ellen tief auf der Evangelienseite des Hochaltars den Grundstein, wo sich auch die Reliquien der Märtyrer Severi und Clementis befinden sollen. Verstorben ist er am 02.04.1764; beigesetzt unter dem Hochaltar. Ihm folgte am 31.05.1764 sein Neffe Joseph Klugar, gebürtig in Hronow. Er lieh sich auf seinen Namen 600 Gulden und sammelte im Kirchsprengel weitere 1.800 Gulden. Mit diesem Gelde konnte der Bau so weit erstellt werden, dass Gottesdienste abgehalten und am Sonntag nach Bartholomäus 1764 die neue Kirche geweiht werden konnte. Bartholomäus wird am 24.08. begangen. Dieser Tag war im Jahre 1764 ein Freitag, weshalb die Kirche am 26.08.1764 geweiht wurde. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch nur der Raum über dem Hochaltar eingewölbt. Als 1786 die Kirche noch unvollständig ausgebaut war, veranlasste der Bischof von Königgrätz, Leopold Hay, daß aus der Kasse der Schwadowitzer Wallfahrtskirche dem Patron in Nachod 1.000 Gulden für den Ausbau zur Verfügung gestellt werden. Aber erst 1789 gab der Patron davon 500 Gulden an die Kirche weiter. Die andere Hälfte ging verloren, als am 01.11.1789 bei der Herrschaft in Nachod die "Krida" ausbrach. Darunter ist ein Konkursverfahren zu verstehen. Die damaligen Eigentümer dürften die Grafen Desfours gewesen sein. Jedenfalls hat 1792 der Herzog von Kurland und Sagan die Herrschaft Nachod ersteigert.

Der Innenausbau wurde erst 1810 einigermaßen vollendet. Anlaß war das Gerüst am Musikchor, das bereits seit Jahren stand, verfault war und eine Gefahr für die Kirchenbesucher darstellte. Dafür wurden wieder einmal 2.500 Gulden gesammelt. Mit diesem Gelde ist auch die Staffierung des Hochaltars, der beiden Seitenaltäre und des Predigtstuhls finanziert worden. Den Bau konnte man als abgeschlossen betrachten, als die Kirche im Jahre 1827 erstmals außen verputzt wurde.

Das Gotteshaus dürfte übrigens ursprünglich anders geplant worden sein. So findet man an den beiden Treppenaufgängen zum Musikchor bzw. zum Dachboden Ansätze für zwei Türen, die offenbar den Haupteingang flankieren sollten. Auch die Säulen, die unmittelbar an den Wänden der Längsseiten stehen und nichts zu tragen haben, lassen den Schlu8 zu, dass der Bau dreischiffig vorgesehen war. Die Altäre, so wie wir sie heute kennen, stammen aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Sie konnten dank großzügiger Spender von Holzbildhauern im Grödner Tal in Südtirol, das damals noch zu Österreich gehörte, erworben werden. Etwa im Jahre 1879 die Herz-Jesu-Statue auf dem Hochaltar.

Heute macht sich Herr Siegfried Veik, der vom Wagnerberg stammt und nun in Deutsch-Prausnitz (jetzt Hajnice) wohnt, mit seiner Familie um das Gotteshaus verdient. So hat man 1985 das schadhafte Dach, durch das bereits Wasser eindrang, ohne fremde finanzielle Hilfe repariert. Er betreut außerdem die pfarrerlose Kirche bei den gelegentlichen Gottesdiensten als Mesner und übernimmt die Organisation der jährlichen Treffen; auch am 02.07.1994, wenn Pfarrer Franz Baudisch, ein geborener Prausnitzer, wieder einen deutschen Gottesdienst in unserer Heimatkirche abhält. Die Familie Veik hat auch das Pfarrhaus wieder bewohnbar gemacht. In ihm wohnt die Tochter Anna, verh. Tera, mit ihrer Familie.

Gegenwärtig wird um Spenden für die Erneuerung des Außenverputzes gebeten, die dringend erforderlich sind.

< Inhalt >     < Das Dorf Deutsch-Prausnitz >     < Häuserstand 1950 >     < Hausbesitzer 1939 >     < Fictitium von 1713/15 >     < Kataster 1757 >     < Untertanenverzeichnis / Seelenliste 1651 >     < Haindorf >

© Copyright 2003, www.riesengebirgler.de