Quelle: Riesengebirgsheimat 19. Jahrgang, 1965
Zusammengestellt von Franz Schöbel
Nicht alle zur Zeit der großen deutschen Kolonisation in Böhmen ausgesetzten
Orte und Siedlungen sind erhalten geblieben. Bei anderen wieder ist der ursprüngliche
Name seit langem in Vergessenheit geraten. Nur aus erhaltenen alten Aufzeichnungen
ist deren Name überliefert. Ja, es kann nicht immer der Ort oder die Gegend
solcher untergegangener Siedlungen mit Bestimmtheit ermittelt werden. Es soll
der Versuch unternommen werden, diesen längst verschollenen Orten und deren
ursprünglichen Namen nachzugehen, soweit es bei der Beschränktheit der Mittel
noch möglich ist.
Im ehemaligen Hohenelber Bezirke sind es die Namen Burghübel, Heinrichau und
Lautermühle. Auch Netrscheb gehörte in gewissem Sinne dazu.
Burghübel, einst eine Feste oder Burg, in der Nähe von Schwarzental gelegen.
Die Hohenelber Heimatkunde berichtet darüber: "Bei der Erlebachmühle mündet
aus dem schönen Pfofenzehltal linksseitig das Fichtenwasser ein". Hier
stand, wahrscheinlich in der Nähe der von den Hussiten zerstörten Antoniusburg,
die älteste Ansiedlung von Lauterwasser. Nach einer anderen Version soll diese
ehemalige Befestigung zwischen Schwarzental und Marschendorf ihren Standort
gehabt haben. Im 16. Jahrhundert war nur mehr der Name "Burghübel, wüßtes
Schloß" bekannt und erscheint bei Käufen der Herrschaft Hohenelbe von 1534
- 1561 öfter in der großen Prager Landtafel aufgeführt. Im Jahre 1676 nennt
das Urbar der Herrschaft Hohenelbe nochmals den Ort "Burghü(b)el".
Das Benediktiner-Klösterlein Heinrichau an der oberen Elbe, zwischen Gutsmuts
und Mönchsdorf gelegen, heißt um das Jahr 1270 Henrichowe, das ist Heinrichau.
Es wurde kurz vorher vom Kloster Opatowitz gegründet und war die spätere
Probstei Wrchlab. Neplach, der Abt von Opatowitz, dem es unterstand, nennt dieses
Klösterlein im Jahre 1348 erstmals "cella sancta Maria in Albea seu Vorchlab
olim Heynrichs", das heißt die Zelle der heiligen Maria an der Elbe oder
hohen Elbe, früher Heinrichs(au) benannt. Im Jahre 1424 ist Heinrichau von den
Hussiten unter ihrem Feldherrn Zizka zerstört worden. Die Probstei lag südlich
des später genannten Dorfes Mönchsdorf, welches mit seinem Namen an die ehemalige
Klostersiedlung an der oberen Elbe erinnert.
Die sogenannte Lautermühle hatte ihren Standort am Seifenbache zwischen den
Dörfern Hermannseifen und Arnsdorf. Am 14.03.1383 verkaufte Hensel von Torgau
(Turgow) den Bürgern zu Arnau mit Willen und Rat seines Bruders Bodo und seines
Sohnes Wilhelm eine Hube Zinses, zu dem Hermannseifen gelegen, mit allen Rechten,
wie sie es selbst gehabt, so dass sie nur, "wenn der königl. Bern übers
Land geht" (die Königssteuer), so viel von dieser als von einer anderen
Hube entrichten sollen. Ferner verkaufte er ihnen die "louthirmoel"
zu Hermannseifen "ledig und frei von allen Abgaben und Diensten",
so dass weder er noch seine Nachkommen oder sonst jemand zu Hermannseifen eine
andere Mühle bauen oder ein Rad von Neuem hängen sollen der Mühle zu Schaden,
und dass niemand sie am Mahlen hindern oder sie aus der Mühle zwingen solle,
sondern sie und ihre Nachkommen auf ewige Zeiten Hube und Mühle zu rechtem Erbe
besitzen sollen. Trotz dieser verbrieften Rechte kam der Mühlenbesitz später
wieder an die Herren von Arnau. Bei der Teilung der Herrschaft im Jahre 1507
wird der Besitz nochmals genannt: Die Hälfte des Vorwerks (Meierhofes) bei der
"lautrmile", die untere Hälfte der Wiesen bei ihr, dann die Mühle
selbst mit dem Bache bis Arnsdorf. 1519 kommt ihr Name nochmals als "lothrmil"
in der großen Landtafel vor, um dann für immer zu verschwinden.
Hier soll noch an den Namen Netrscheb erinnert werden, der im 16. Jahrhundert
eine Flurbezeichnung war und böhmisch Netrzeba lautete. Vor der Schaffung der
Herrschaft Neuschloß und vor der Erbauung des Schlosses und der Häuser von Neustadtl
befand sich dort bereits ein Kretscham oder Schänke. Nach dem alten Grund- und
Schöppenbuche von Kottwitz kaufte im Jahre 1583 Valten Weinrich von Jacob Leedern
um 130 Schock m. den Kretschem in der "Netrscheb". Erst nach der Erbauung
von Neustadtl wird das Wirtshaus von Kottwitz abgetrennt und trägt seit 1610
die Hausnummer Neustadtl Nr. 1. Es ist das bis 1945 bestehende Gasthaus Kolbeck.
Nach der ehemaligen Flur Netrscheb nannten später die Tschechen Neustadtl Vestrev,
das eigentlich Netreba heißen müsste.
Größer aber ist die Zahl verschwundener oder umbenannter Orte im ehemaligen
Königinhofer Bezirke. Hier sind zu nennen: Cilmow, Neudorf, Orlech, Podhor,
Sahlin, Schotzendorf, Tanzberg und Weikersdorf.
Cilmow soll nach Dr. Profous ursprünglich Zillmannsdorf geheißen haben.
Sein Standort kann nicht mehr ausgemacht werden. 1426 wird von Tomek Petrus,
cliens de Czilmowa erwähnt. 1562 gehört das Dorf zum Gütlein Burg. 1594 gehört
Czylmow zur Herrschaft Trzemeschna. In der Steuerrolle vom Jahre 1654 wird
es mit 16 Kalupnern und 2 Gärtlern erfasst. Da der Kalupner Adam Fabian aus
Nemaus als erster Grundbesitzer angeführt ist, liegt die Vermutung nahe, dass
Zillmannsdorf, das meist deutsche Grundbesitzer hat, in der Nähe von Nemaus,
aber am rechten Elbeufer gelegen haben wird. Schaller jedoch kennt im Jahre
1790 den Ort nicht mehr, sein Name war seinen Zeitgenossen nicht mehr in Erinnerung
geblieben. Aus welchem Grunde mag das Dorf eingegangen sein, da es den 30jährigen
Krieg überstanden hatte?
Das Dorf Leuten, unter dem bewaldeten Bergrücken Tieberleiten gelegen, hieß
anfänglich Neudorf und war ein Trautenauer königliches Lehen. Im Jahre
1404 starb „in villa Nowawes Ewan de Brumow (Iwan von Braunau). 1491 wird über
den dortigen Meierhof, was die Leite hinter dem Teiche anlangt, ein Vertrag
geschlossen und 1493 besitzen es die Brüder von Habern auf Podstrani. 1504 aber
schreiben sich die Hrabische noch von Neudorf, das Gut aber wird Postrani, das
ist Leite, Hang, Abhang, genannt. Der Name Neudorf wich später dem Dorfnamen
Leuten, mundartlich Schorzer Leit.
Im Jahre 1437 nennt das älteste Königinhofer Stadtbuch den Hof Orlech,
nahe bei dieser Stadt. 1395 heißt der Meierhof t Orlach, als dort ein gewisser
Weigel das Zeitliche segnet. Das Gut wird als hinter dem Taschenberge gelegen
bezeichnet (1437). Später verschmolz es mit der Stadt. Im Volksmunde erhielt
sich aber bis zuletzt die Bezeichnung "om Wallich".
An der Stelle des späteren Dorfes Silwarleut lag das Trautenauer Lehen Podhorz
oder der Podhorzi. Im Jahre 1538 verkauft Andreas Podhorsky von Podhorz seinen
Lehensbesitz dem Nickel Silber von Pilnikau. Von diesem Geschlechte erhielt
der Ort, der früher mit dem oben genannten Neudorf ein Dorf gebildet haben soll,
die Bezeichnung Silwarleut.
Bei Dubenetz lag einst das Dorf Sahlin, das im Jahre 1394 als Zahlyny mit Dubenetz
überliefert ist. Es teilte mit Dubenetz im 30jährigen Kriege das gleiche Schicksal.
Dubenetz wurde entvölkert und verwüstet, Sahlin aber verschwand vollständig.
Nur eine Feldflur im obersten Teile von Dubenetz erinnert an diesen ehemaligen
Ort. Siehe dazu den Aufsatz von Alois Tippelt in Rübezahls Heimat, Jahrgang
1957, Heft 12.
Ulmann von Neules (Newlas), Besitzer des Dorfes Wildschütz, war Eigentümer des
Allodiums Schotzendorf. Von diesem seinem freien Besitze schenkte er
im Jahre 1365 der Kirche zu Wildschütz einen Zins neben anderen zur Erhaltung
eines Kaplans, "census in Wileschicz ... et allodio dicto Schoczendorff
prope Curiam civitatem ultra Albeam", d. i. vom Allodium (freien Besitz),
genannt Schotzendorf, nahe Hof (Königinhof) der Stadt jenseits der Elbe. 1384
wird dieser Ort nochmals genannt, um für immer zu verschwinden. Da Ulmann sich
von Neules nennt, liegt die Vermutung nahe, daß Neules (Nowoles) und Schotzendorf
eins waren.
Tanzberg ist eine Anhöhe östlich von Prode. Ende des 18. Jahrhunderts
waren noch Reste des Mauerwerkes zu sehen. Es ist möglich, dass hier einst eine
Feste stand, wovon heute keine Spur mehr vorhanden ist. Doch hat sich der Name
bis in unsere Tage erhalten. In den kirchlichen Errichtungsbüchern wird von
1413 - 1416 als Herr Paschek von Hermanitz und Tanzberg kundig. Anastasius Grün
behandelt die Sage vom Tanzberg in dem Gedichte "Ein Schloß in Böhmen".
Das Dorf Weiß Trzemeschna führte seit alter Zeit auch einen deutschen Namen.
Aber nicht etwa Ahlkirschen, wie seit 1939, sondern Weikersdorf, lat
Wikeri villa. Zum Jahre 1270 ist dort der Priester Leo Pfarrer. Und als Adelheid,
Witwe nach dem Albrecht von Iwanowitz vor dem Prager Gerichte ihre Mitgift verteidigt,
die sie in Tschermna und Trzemeschna besessen hatte, da heißt der Ort, wo die
Mitgift-Grundstücke liegen, in villa Weykersdorff superiori. Also war damals
das Dorf geteilt und bestand aus dem Nieder- und Oberdorf. Ihr Ehegatte, Kunesch
Silber, kommt 1416 noch einmal als "mit namen Chunsche von Weykersdorf"
in der alten Hoflehentafel vor. Nachher verliert sich der Name vollständig.
Südlich vom Switschin liegt das kleine Dorf Uhlejow, südöstlich davon steht
die Uhlejower Mühle und darüber oder oberhalb befinden sich die Reste einer
ehemaligen Burg, die im Volksmunde Sluspark (aus dem deutschen Schlossberg)
genannt werden. Auch hier stand in alter Zeit, den Resten nach zu schließen,
eine geräumige Burganlage, die dem überlieferten Namen nach einst von einem
deutschen Burgherrn bewohnt gewesen sein mag.
Nach dieser kleinen Abschweifung in den Bezirk Neupaka verlassen wir den ehemaligen
Königinhofer Bezirk.
Auch der Trautenauer Bezirk in den Grenzen von 1945, heute ist sein Umfang nicht
bekannt, doch viel größer als früher, weil, soweit bekannt, der ganze Bezirk
Hohenelbe seit einigen Jahren zu Trautenau gehört, hat seine abgekommenen Ortsnamen.
Die zu beiden Seiten der alten Pfade und Saumwege von Königinhof über Upa (Trautenau)
nach dem Liebauer Sattel liegenden Landstriche waren vermutlich schon vor der
deutschen Landnahme um 1250 sporadisch bewohnt. Grenzwächter und Waldhüter sowie
Jäger hausten da einzeln und wohl auch in kleineren Ansiedlungen. Um 1400 gehörten
an der schlesischen Grenze zu beiden Seiten noch eine Reihe von Ortschaften
bis Landeshut und Friedland in Schlesien, zum Lande Böhmen.
Altstadt oder Alt-Trautenau hatte in alter Zeit eine Burg, vielleicht
früher als Upa, seit 1301 Neu-Trautenau benannt. In der Folgezeit kommt die
Bezeichnung Burgstadtl, Burgstall (Burgstelle), Burgstatt neben Altstadt in
Übung. Burgstatt ist die Stätte, wo einst eine Burg war und dem tschechischen
Hradisstie vergleichbar.
Im 16. und 17. Jahrhundert wird die um 1450 erbaute Feste Silberstein bei Wildschütz
mit Brecstein bezeichnet. Da die erhaltenen schriftlichen Denkmäler aus
jener Zeit fast ausschließlich tschechisch abgefasst sind, ist eine einheitliche
deutsche Bezeichnung nicht überliefert. Es kommen dafür Wildschütz und Bröckstein
vor. Erst nach 1790, als die Herren von Silber schon lange ausgestorben sind,
kommt Silberstein allein wieder in Gebrauch. Nur 1532 heißt es Adam Silber von
Pilingsdorff und uff Silberstynn und 1615 Adam Zylwarz Silbersteina. 1675 ist
es nicht mehr bewohnt (ödes Schloss Silberstein). Über den Namen Brzeczsstin
und seine Bedeutung, der Name ist halb tschechisch und halb deutsch, besteht
meines Wissens keine Klarheit. Simon Hüttel schreibt in seinem Stammbuch der
Silber: "... das alte Schlößlein Brzeczstein, ... welches seinen Namen
von dem Grase, Brzecz böhmisch genannt, überkam, denn solches Gras Brzecz bleibet
Winter und Sommer grün." Unter diesem Grase versteht Hüttel den Efeu, der
seit alter Zeit um die Burg wuchs. Da Efeu tschechisch brestan heißt, so ließe
sich vielleicht dafür Efeu oder Efeustein setzen.
Als am 01.05.1260 der Prager Bischof Johannes die Grenzen des Trautenauer Kirchensprengels
festlegt, da werden u. a. die Dörfer Lysa und Ostrosniche in der lateinischen
Urkunde genannt.
Lysa bedeutet kahl, waldlos, ohne Bewuchs. Zu Lysa kommt Berg (hora)
zu ergänzen. Nach Profous käme für das Dorf die Gegend zwischen Döberle und
Gabersdorf in Frage. Da aber dort der oftgenannte Trautenauer Bürgerwald sich
befand, kommt diese Gegend nicht in Betracht. Man könnte eher an Kolbendorf
denken, dessen Name Hüttel mit Lisetziny im Jahre 1541 überliefert hat. 1623
Khoblno und Kobly, aber 1654 Kolbendorf.
Wo sich das Dorf Ostroznice befand, darüber gibt es so gut wie keine
Anhaltspunkte. Der Name kann von ostroh = Landzunge oder vorspringender Bergrücken
oder aber von ostruzina = Brombeere herrühren. Der Philologe Profous denkt an
das heutige Krieblitz bei Trautenau.
Unter den Burgmannen des Trautenauer Manngerichtes findet sich im Jahre 1416
Micsche (Nikolaus) von Peliczaw als königlicher Beisitzer, jedoch nur
dieses eine Mal genannt. Sicher steht, dass er aus dem Weichbilde des Trautenauer
Lehensgebietes stammen musste, um Beisitzer sein zu können. Der Name ist dunkel
und kommt in Böhmen sonst nicht vor. Eine Lokalisierung dieses Ortes ist nicht
möglich.
Zwischen den Städten Arnau und Hohenelbe liegt an der Abzweigung der Bahnlinie
nach Hohenelbe das Dorf Pelsdorf. Der Name dieses Dorfes wird im Jahre 1436
zum erstenmale und zwar als Kunczice genannt und gehörte zum ehemaligen Klosterbesitz
Wrchlab (Heinrichau). Erst im Jahre 1518 wird es im Gemeinderechnungsbuche der
Herrschaft Hohenelbe als Pelßdorf angeführt. Wo kommt der deutsche Name her
und wie alt mag er sein? Nach der tschechischen Schreibweise wäre der Ortsname
mit Kunzendorf zu übersetzen. Es ist anzunehmen, dass sich neben Kunczice
der deutsche Ort Pelßdorf, wie er noch 1762 geschrieben wurde, entwickelt hatte.
Ohne eine Verbindung anzunehmen, sei ein anderer ähnlicher Ortsname aus der
weiteren Nachbarschaft angeführt, welcher aber nur einmal erwähnt wird. Als
am 20. Dezember 1367 in Kottwitz die Grundherren Arnold und Heinrich von Köln
zur Erhaltung des Altaristen beim Fronleichnamsaltar in der Pfarrkirche zu Kottwitz
Äcker zu diesem Zwecke stiften, wird die Grenze der Stiftungsgründe gegen Westen
"et inter agros Johannis dc. Polleczdorff parte ex altera", d. h.
und zwischen den Äckern des Johann genannt Polleczdorff anderenteils, angeben.
Da es in jener Zeit noch keine feststehenden Familiennamen wie heute gab, scheint
es sich um einen Herkunftsnamen zu handeln. Ob Pelsdorf damals Poletzdorf hieß,
aus dem sich über Poltzdorf, Pöltzdorf, Pelßdorf zur Namensform entwickelte,
die wir als Pelsdorf kennen, muss offenbleiben, weil aus der Zeit vor den Hussitenkriegen
kein schriftliches Denkmal überliefert ist.
In diesem Zusammenhang soll noch an den Ortsnamen Polkendorf gedacht werden,
der 9 km nördlich von Arnau vorkommt. Dieses Dorf heißt im Jahre 1515 wes punkundorf,
1522 wes pulkendorff und 1553 Polkendorf. Nach Dr. Erhard Müller und Dr. Anton
Profous erhielt das Dorf seinen Namen von dem Herzog Bolko (Bolek, Boleslaus)
von Oppeln, der die Herrschaft Arnau, wozu damals auch Polkendorf gehörte, nachweislich
von 1369 an, wahrscheinlich aber schon früher, als Pfandbesitz von dem böhmischen
Könige innehatte. Ebenso könnte an Herzog Bolko von Schweidnitz gedacht werden,
der 1363 als Präsentator von Jungbuch und 1367 von Langenau erscheint. Weil
in den kirchlichen Bestätigungsbüchern jener Zeit öfter Verschreibungen von
Ortsnamen vorkommen, Poletzdorf aber nur einmal erwähnt wird, könnte man auch
an eine Verbindung mit dem Dorfe des Bolek, Boleksdorf denken. Beweisen lässt
sich freilich weder das eine noch das andere.
Beim Dorfe Gabersdorf waren früher auf dem nahen Bolkenberge unbedeutende Reste
einer ehemaligen Feste zu sehen. Nach Sedlacek besteht kein Zweifel, dass diese
Befestigung Polzenstein geheißen, ihren Namen von Herzog Bolko von Schweidnitz
erhielt, welcher seit 1365 Pfandherr des Trautenauer Gaues war und 1368 starb.
Seine Gattin Agnes folgte ihm im Pfandbesitz und starb 1392. Nach Hüttel ließ
Christoph von Gendorf im Jahre 1551 "den richter in Qualisch zusambt zweien
soenen (die Tytze genannt) bei Gebersdorf radebrechen auf dem perg, da zuvor
das alte schloß der Poltzentain gestanden hat." Über das fernere Schicksal
des Bolkensteins ist nichts bekannt.
In seinem Sagenbuch führt der gleiche Chronist einen festen Punkt unweit Gabersdorf
an, der Rechenberg geheißen haben soll. Darüber liegen freilich keine geschichtlichen
Nachrichten vor.
Der nördlich von Staudenz gelegene, 530 m hohe Plattenberg wird nach der Trautenauer
Bezirkskunde Radka geheißen. Vermutlich stand auf diesem Berge schon vor der
deutschen Landnahme eine kleine Burg (hradek).
Im Walde oberhalb Radowenz, bei der Gegend "beim alten Schloß", erblickte
man früher die Trümmer einer angeblichen Burg. Nach ihr hießen im 17. Jahrhundert
die nachbarlichen Wälder Hradisstie, zu deutsch etwa Radisch, Raatsch. Im Osten
von Radowenz liegt die Raatschkoppe.
Auf die gleiche Weise ist das Dorf Raatsch zu seinem Namen gekommen. Der den
Ort durchfließende Bach Radetschka leitet sich von hradek, hradecek her, das
ist die kleine Burg. Hier wohnten schon in alter Zeit Deutsche und Tschechen
eng nebeneinander.
Bischofstein, südwestlich von Wekelsdorf, Dorf am Fuße der ehemaligen Burg
Skaly, führte einst nach Skaly den Namen Katzenstein. Die Schreibweise wechselt
in den Urkunden von 1393 Skala (Felsen), 1430 Kotzkenstein, 1466 Kaczenschtein,
1651 Skol, 1658 Kaczenstein und 1665 zu Bischofstein. Der erste Bischof von
Königgrätz, Matthäus Ferdinand Zoubek von Bilenberg erwarb das Gut Katzenstein
für das Diözesankapitel. In der Landtafel steht 1665: Gut Khaczkenstein an jeczo
Bischofstein genannt.
Vielleicht in der Nähe von Starkstadt, südlich von Wekelsdorf, stand einst
die Burg Belver. Im Jahre 1447 ließen die schlesischen Herzöge und Städte diese
Burg, nachdem sie sie gekauft hatten, wegen der von ihr aus verübten Raubzüge
nach Schlesien, zerstören.
Die vorstehend angeführten und später untergegangenen Orte und Örtlichkeiten
stellen keine vollständige Erfassung dar. Noch manche Veränderung kann in alter
Zeit vorgefallen sein, von deren Geschehen wir nichts wissen. Zu jeder Zeit
gab es, wie auch heute, Werden und Vergehen. Auch hier gelten Schiller´s Worte: