von Ullrich Junker, Bodnegg
Dieser Beitrag wurde auch in der Schlesischen Bergwacht Nr. 54/5 im Jahre 2005
veröffentlicht.
Das Passauer Glasmuseum hat jetzt
das Tagebuch von Franz Pohl, dem ersten Glashütten-Direktor der Josephinenhütte
in Schreiberhau in seiner Schriftenreihe herausgegeben.
Nach langjährigem Suchen konnte von Frau Dr. Zelasko und mir im Bestand des
Staatsarchivs in Breslau unter den Schaffgotschakten (650 lfdm. Akten) das Tagebuch
und weitere Handschriften von Franz Pohl entdeckt werden.
Das Glasmuseum in Passau ist das größte Glasmuseum der Welt. Es gehört der Familie
Georg Höltl. Höltl ist der Vater der rollenden Hotels Firmenbezeichnung
Rotel Tours. Auf den Reisen fand Georg Höltl Interesse am Glas und begann Gläser
zu sammeln, was dann wie sich jeder überzeugen kann, zu seiner Leidenschaft
wurde.
In 4 Etagen mit 35 Räumen und 400 Vitrinen werden über 35 000 Glas-Exponate
vorwiegend aus Böhmen und Schlesien, aber auch aus Bayern und Österreich gezeigt.
Es werden 300 Jahre europäische Glasgeschichte repräsentiert.
Am 15.03.1985 eröffnete Neil Amstrong, der erste Mensch auf dem Mond, das Passauer
Glasmuseum. Das Glasmuseum ist gleichzeitig auch Hotel mit der Bezeichnung "Wilder
Mann". Schon im Jahre 1303 wird dieses Haus neben dem Rathaus in alten
Urkunden erwähnt.
Viele Persönlichkeiten haben in diesem Hotel gewohnt; so wohnte die Kaiserin
Elisabeth (Sissi) 1862 für eine Woche in dem Hotel. Sie empfing dort ihre Familie,
Herzog Max in Bayern, Mutter Herzogin Ludovika, die Schwester von König Ludwig
1., sowie ihre Schwester Königin Marie von Neapel. Im Jahre 1878 übernachtete
die Kaiserin ein zweites Mal im Wilden Mann.
Außer Kaiserin Sissi bewohnten diese Räume noch viele berühmte Gäste, wie Adalbert
Stifter, Helmut Graf von Moltke, Graf Zeppelin usw.
Nach der Umgestaltung des Hotels zum Hotel mit Museum waren wie schon erwähnt
Neil Amstrong, UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim, Friedrich Dürrenmatt, Fürst
Karl von Schwarzenberg, Otto von Habsburg, Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Roman
Herzog mit Frau, der tschechische Ministerpräsident Vaclav Klaus, seine Heiligkeit
der Patriarch von Konstantinopel, König Simenon II. von
Bulgarien, am Aschermittwoch letzten Jahres der bayerische Ministerpräsident
Edmund Stoiber mit Mitgliedern seiner Regierung und weiteren Persönlichkeiten
Besucher des Museums.
Friedrich Dürrenmatt schrieb ins Gästebuch die Worte "Das schönste Glashaus
der Welt".
Das Museum wird von Wissenschaftlern betreut, d.h. jedes Glas wird katalogisiert
und beschrieben. Durch umfangreiche Forschungen können die Gläser der jeweiligen
Glashütte, evtl. auch dem jeweiligen Künstler zugeordnet werden. Grund]age für
diese Zuordnungen sind z.B. Signaturen, Musterbücher, oder aber auch Bücher,
wie das Tagebuch von Franz Pohl.
Frau Dr. Stefania Zelasko ist die beste Kennerin der schlesischen Gläser. Sie
berät das Glasmuseum in Passau als Wissenschaftlerin. Im Museum in Hirschberg
ist eine Etage nur dem Glas gewidmet. Die Glasherstellung und deren Veredelung
war für die Bewohner im Riesen- und Isergebirge der wichtigste Erwerbszweig.
Die Josephinenhütte in Schreiberhau unter der Leitung von Franz Pohl galt als
die beste Glashütte in Preußen.
Das nachstehende Buch kann im Passauer Glasmuseum bestellt werden:
Wer in der Familie einen Computer mit Internetanschluss hat, der soll unbedingt die Homepage vom Glasmuseum anschauen. Sie können so auch den Enkelkindern Ihre Heimat näher bringen.
"Neue wichtige und sehr nützliche
Mittheilungen für Glasfabriken"
"Schriften des ehemaligen Glashütten-Direktors Franz Pohl aus Schreiberhau
für die Jahre 1835 bis 1881", erschienen
Schriften des Passauer Glasmuseums Band 4,
Verfasser: Dr. Stefania Zelasko, Ullrich Junker,
ISBN 3-927218-95-2,
Verlag Rotel Tours Das Rollende Hotel, Georg Höltl GmbH & Co. KG, Tittling
Passauer Glasmuseum, 94032 Passau.
Dissertation von Frau Dr. Stefania Zelasko:
Dissertation von Frau Dr. Stefania Zelasko: Aus Anlass des 20jährigen Bestehens
des Glasmuseums in Passau wurde am 04. Mai 2005 die Dissertation von Frau Dr.
Stefania Zelasko als deutsche Ausgabe in der Reihe Schriften des Passauer
Glasmuseums mit einer Festveranstaltung unter dem Titel vorgestellt:
Titel: "Gräflich Schaffgotsch´sche Josephinenhütte in Schreiberhau und
Franz Pohl"
Verfasserin: Dr. Stefania Zelasko
Bei Höltl wurden in einem mehrbändigen Werk eine Dokumentation zu den böhmischen
und schlesischen Gläsern herausgegeben. So ist z.B. das Buch "Reise- und
Lebensberichte deutsch-böhmischer Glashändler" besonders für die junge
Generation eine interessante Lektüre. Es wird beschrieben, wie die Glashändler
aus unserer Heimat auf dem Schubkarren (man kann es fast nicht glauben) bis
nach Spanien oder Petersburg die Glasware transportierten.
Eine Bitte:
Für die weitere Forschung benötigt Frau Dr. Zelasko Angaben über Glasmachermacherfamilien,
evtl. Muster-Zeichnungen von Gläsern, Fotos usw., alte Dokumente, evtl. alte
Fotos von Grabmälern der Glasmacher. Sie können diese Unterlagen der Einfachheit
halber an mich senden (Ullrich Junker). Die Unterlagen erhalten Sie nach Einsicht
innerhalb 4 6 Wochen wieder zurück.
Hinweis:
Von den deutschen Kulturbehörden wird diese Forschung bisher nicht unterstützt.
Es ist umso erstaunlicher, dass das Ministerium für Kultur in Warschau diese
Forschungen für Einzelthemen (Forschungen im 18. und 19. Jahrhundert) etwas
unterstützt. Es ist beschämend, dass von den neuen Bewohnern des Riesengebirges
mehr Interesse für die Geschichte der Glasherstellung in den letzten Jahrhunderten
aufgebracht wird, als von deutscher Seite, die unsere Kultur vertreten.
Um so mehr ist der Familie Höltl zu danken, dass das Passauer Glasmuseum beide
Bücher in seine Schriftenreihe aufgenommen hat.
Ullrich Junker
Mörikestr. 16,
D- 88 285 Bodnegg
eMail: ullrich.junker(at)online.de (at) = @ (Spamschutz)