Quelle: Riesengebirgsheimat – Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe – 30 Jahrgang Nr. 8

Die Aupa und ihr Gebirgstal

von Erhard Krause, Berlin

Zu den drei Haupttälern auf der Südseite des Riesengebirges zählt das der Aupa, welche als 82 km langer linker Nebenfluss der Elbe wie diese am Südhang des Gebirges entspringt und im waldreichen Engtal herabfließt. Der wasserreiche Gebirgsfluss entsteht aus der Großen und Kleinen Aupa. Die Quellwasser der Großen Aupa, die ihren Ursprung in 1433 m Höhe am Koppenplan hat, stürzen in schmalen Adern und in mehreren Absätzen aus dem Wörlichgraben, Schneegraben und Aupagraben in den wilden Absturz des Brunnberges, den sogenannten "Aupakessel", und bilden dabei den Aupafall, um danach den großartigen Riesengrund zu durchfließen. Unterwegs nehmen sie zwei weitere Hauptquellbäche, das Blaugrundwasser und Zehgrundwasser, auf und fließen ab Petzer als "Große Aupa" in südlicher Richtung zu Tal.

Die Quellwasser der Kleinen Aupa, welche vom Schmiedeberger Kamm und vom Kolbenkamm herabkommt, sind der Löwenbach (Löwengrundwasser), der Schwarze Bach, auch Fichtigwasser geheißen, und das Pladerwasser. Mitten im Dorf Nieder-Kleinaupa an der Brücke nordwestlich von der Mohornmühle (760 m) vereinigen sich diese drei Quellbäche zur Kleinen Aupa und bilden das gleichnamige Gebirgstal, das, am südlichen Abhänge des Schmiedeberger Kammes beginnend, sich in der Richtung von Norden nach Süden erstreckt und von bewaldeten Bergzügen begleitet wird. Bei der "Kreuzschänke" (632 m), einem früher vielbesuchten Gast- und Logierhaus, nimmt die Große Aupa die Kleine Aupa in ihr Bett auf und beide fließen nun als "Aupa" gemeinsam weiter nach Süden.

Die nächsten Orte, die der Gebirgsfluss durchrauscht, sind das Dörfchen Dunkelthal mit Holz-, Glas- und Papierindustrie (hier hat das romantische Aupatal mit 1,2 km seine schmalste Stelle); der langgestreckte, aus vier Gemeinden bestehende Marktflecken Marschendorf (527 – 570 m), und das gewerbefleißige Riesengebirgsstädtchen Freiheit (507 m). Dann folgen in dem dichtbewohnten und gewerblich stark belebten Tal das Städtchen Jungbuch (454 m) mit Flachsspinnerei, Holzschleife und Papierfabrik, das Dörfchen Trübenwasser, ebenfalls mit Flachsspinnerei, Garn- und Leinwandbleiche, der Marktort Ober-Altstadt, dessen zwei große Flachsspinnereien und Garnbleiche über 1600 Arbeiter beschäftigten, und, als Hauptort des Tales, die größtenteils am aufsteigenden rechten Aupaufer gelegene Kreisstadt Trautenau (423 m).

Die Stadt mit ihren früher 16 000 deutschen Einwohnern ist die Metropole des böhmischen Riesengebirges und ein Mittelpunkt der tschechoslowakischen Leinenindustrie und Flachsspinnerei. Hier hatten Weltfirmen ihren Sitz wie z. B. Johann Faltis Erben, welche die erste Flachsgarnspinnerei auf dem europäischen Kontinent errichteten. An jedem Montag war in Trautenau Garn- und Flachsbörse und im Dezember fand der internationale Flachsmarkt statt. Auch wird in der Nähe Erz und Kohle abgebaut und die Stadt ist jetzt Mittelpunkt eines kleinen Steinkohlenbeckens, das mit einem Ausläufer aus dem niederschlesischen Becken hier nach Böhmen hineinreicht. Geschichtlich denkwürdig geworden ist die Stadt, indem sie am 27. Juni 1866 Zeuge der einzigen für die Österreicher siegreichen Schlacht des preußisch-österreichischen Krieges war. An diesem Tage wurde bei Trautenau das I. preußische Armeekorps von den Österreichern zurückgeschlagen.

Die Aupa verlässt bei Trautenau das Riesengebirge und hinter dem Eisenbahnknotenpunkt Parschnitz (402 m), wo sich ein großer Militärfriedhof befindet, auch das frühere deutsche Sprachgebiet. Das weitere Flussgebiet der Aupa liegt in der Gegend der blutgetränkten Erde der Schlachtfelder von Böhmisch-Skalitz, Nachod und Schweinschädel. Durch das am Fluss gelegene Städtchen Eipel (359 m) rückte am 28. Juni 1866 die 1. preußische Gardedivision nach Staudenz vor und zwang den größten Teil des österreichischen Korps Gablenz zum Zurückweichen. Der Bahnhof des kleinen Aupastädtchens Böhmisch-Skalitz (293 m) war die letzte, mit besonderer Zähigkeit verteidigte Position der Österreicher in dem Gefecht am 28. Juni 1866 zwischen dem von Nachod her vorgerückten 5. preußischen Armeekorps Steinmetz und dem 8. österreichischen Korps Erzherzog Leopold.

Ein Naturschutzgebiet zwischen Böhmisch-Skalitz und dem 3 km nördlich am Flusslauf der Aupa gelegenen Dorf und Schloss Ratiborschitz wird "Großmutter-Tal" genannt. In diesem Dorf wuchs die tschechische Schriftstellerin Bozena Nemcova (1820 – 62) unter der Obhut ihrer Großmutter auf und schöpfte dort den Stoff für ihren Roman "Babicka" (Großmutter). Im Schloss Ratiborschitz, das 1708 erbaut und Anfang des 19. Jahrhunderts im Empirestil umgebaut wurde, trafen sich 1813 auf Einladung der Herzogin Wilhelmine von Sagan der russische Zar Alexander I., der preußische König Friedrich Wilhelm und der österreichische Kanzler Fürst Metternich. Die Zusammenkunft diente der Beratung über das weitere Vorgehen gegen Napoleon I. In der Nähe des Dorfes am östlichen Aupaufer liegt Riesenburg, das ebenfalls in dem Roman "Babicka" eine Rolle spielt. Neue interessante Forschungsergebnisse zur Biographie von Bozena Nemcova veröffentlichte Adolf Irmann (Traunreut) in "Österreichische Osthefte", Jahrgang 13, Wien 1971.

Die Mündung der Aupa in die Elbe erfolgt bei Jaromer in einer Seehöhe von 244 m bei einem mittleren Abfluss von 7 cbm/sec. Jaromer, das mit Josephstadt eine ehemalige Doppelstadt bildete, gehörte einst wie Trautenau zu den Leibgedingsstädten der böhmischen Königinnen und war ursprünglich eine Burgstätte aus dem 11. Jahrhundert. Josephstadt (jetzt Jaromer II) ist eine ehemalige Festung aus dem Jahre 1780, welche Kaiser Joseph II. erbauen ließ. Das System der Schanzen, Mauern, Bollwerke, Gräben und Gänge ist noch heute zum größten Teil erhalten. Sehenswert in Jaromer ist die gotische St. Nikolauskirche aus dem 15. Jahrhundert mit wertvoller Barock- und Rokokoausstattung sowie die auf dem Jakobsplatz befindliche St. Jakobskirche mit zwei schönen Portalen. In Josephstadt, wo auch die Mettau in die Elbe mündet, verdient außer den Befestigungen und Militärgebäuden die Kirche Christi Himmelfahrt Beachtung.

Als Sommerfrischen- und Wintersportplätze viel besucht werden die im oberen Aupatal gelegenen Gebirgsorte Gross-Aupa (694 – 1200 m), Kleinaupa (750 – 1050 m) mit den Grenzbauden, Marschendorf IV. (oberster) Teil, und das Bergstädtchen Freiheit, wohin von Trautenau an der Aupa aufwärts eine 11 km lange Zweigbahn führt. Gross-Aupa, das in 3 Teile zerfällt, ist eine ungemein weit über die Berghänge ausgebreitete Streusiedlung zu beiden Seiten der Großen Aupa und zählte vor der Vertreibung 2200 deutsche Einwohner. Davon entfielen 880 Bewohner auf Petzer oder Gross-Aupa III. Teil (756 m), wo die Fahrstraße endet. Petzer liegt in dem engen, waldumkränzten Hochtal der Großen Aupa, in das von Südwesten ein hübsches Seitental mündet; es gabelt sich wenige Minuten oberhalb von Petzer in den Zehgrund (rechts) und den Grünbachgrund (links). Als besonders beliebter Winter-Sportplatz weist Petzer auch heute wieder hohe Besucherzahlen auf.

Das Flussbett der Aupa wurde nach den Hochwassern der Jahre 1882, 1884 und 1897, die besonders im Riesengrund und in den Ortschaften Dunkelthal, Marschendorf und Freiheit schwere Verheerungen anrichteten und mehrere Menschenleben forderten, vom Riesengrund bis Riesenburg auf einer Strecke von 53,81 km reguliert. Im Zuge dieser Wasserschutzbauten wurden bei Petzer und kurz unterhalb der Einmündung des Blaugrundwassers Geröllfänge angelegt, so dass die im Oberlauf der Aupa gelegenen Ortschaften, welche bei dem verheerenden Wolkenbruch am 30. Juli 1897 durch die Geröllbewegung besonders arg gelitten hatten, heute einigermaßen gesichert sind. Bei dem Hochwasser 1897 waren in der kleinen "Gemeinde Riesengrund" (Ortsteil von Gross-Aupa) sieben und in Marschendorf 21 Menschen ums Leben gekommen.

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