Die Kirche Wang in Brückenberg

Bilder aus dem Jahre 1998 - Fotograf: Peter Schulz

Kirchenbeschreibung die im Jahre 1998 den Besuchern ausgehändigt wurde


Die Kirche besteht aus norwegischem Kiefernholz, welches mit Harz getränkt, eine ungewöhnliche Dauerhaftigkeit aufweist. Die äußere Tür, durch welche man in die Kirche gelangt, fällt durch ihre Halbsäulen auf, die mit in Rebschlingen verflochtenen Schlangen verziert sind. Auf den Kapitellen stehen stilisierte Löwen, die die Rolle der Torwächter symbolisieren.

Nicht weniger bemerkenswert sind die beiden andere Portale: das nördliche und südliche. In ihren oberen Winkeln zerreißen geflügelte Drachen eine waagerechte Achterschlange. Diese Szene könnte den ewigen Kampf zwischen dem Guten und Bösen darstellen.

Auf den Halbsäulen, die einen Schmuck der Türrahmen bilden, sehen wir geschnitzte Wikingergesichter und Krieger mit gaspaltenen Zungen, ein Symbol der Weisheits- und Klugheitsüberlieferung an die kommenden Generationen. Wahre Kunstwerke sind ebenfalls Säulenteile, geschnitzt im byzantinischen Stil mit Tieren, Pflanzen und Masken aus dem 12.Jahrhundert verziert. Möglicherweise haben die Säulen als Masten auf Wikingerschiffen gedient.

Die vor dem Altar stehenden Säulen, auf denen der Sieg Davids über den Riesen Goliath sowie der Prophet Daniel in der Löwengrube dargestellt sind, wurden von dem Holzschnitzer Jakob aus Jannowitz rekonstruiert. Seine Werke sind ebenfalls, das im Jahr 1844 aus einem Eichenholzstück geschnitzte Kreuz und der im Jahr 1846 aus Lindenholz gefertigte Körper des gekreuzigten Heilands.

Kirche Wang
Kirche Wang
Der Kirchturm

Zu beiden Seiten des hölzernen Altars, der von Ryszard Zajac aus Hischberg / Jelenia Góre im Jahr 1980 angefertigt wurde, stehen auf Postumenten zwei Kandelaber. Sie stellen einen Schwan als Symbol der Treue, und ein Herz als Symbol der Liebe dar. Die Kerzen auf diesen norwegischen Leuchtern werden nur während einer Trauung angezündet.

Das Taufbecken - angefertigt etwa im Jahr 1740 im niederschlesischen Barockstil - stammt aus der abgebauten Kirche in Dietmannsdorf bei Waldenburg. Die Kanzel wurde aus dem Holz der alten Kirche in Norwegen gefertigt.

Vom Kircheninnern nach außen kommt man durch einen Laufgang, der Schutz gegen die Kälte bietet, und als Ort der Buße diente. Früher stellte man hier auch Waffen und Fischernetze ab. Die Dachspitzen schmücken geschnitzte Verlängerungen der Firstkämme. Sie stellen aufgerissene Drachenmäuler dar, die gleichfalls den Bugspriet auf Wikingerschiffen bildeten. Der Turm, der aus schlesischem Granit gemauert wurde, schützt das Kirchlein vor starken Windböen *), die von der Schneekoppe her wehen. Auf der Westseite des Kirchplatzes ließ König Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1856 eine in Stein gehauene Gedenktafel aufstellen. Sie ist als Epitaph der Gräfin von Reden gewidmet und trägt ihr Bild in einem Medaillon. Auf dem Kirchplatz stehen Gebäude, die zur Pfarre gehören und ebenfalls der evangelischen Gemeinde zur Verfügung stehen.

Dach der Kirche
Das Taufbecken
Eingangstür

 

Der Altar
Gedenkstein von Reden
Inschrift des Gedenksteines

Gottesdienste in polnischer Sprache in der Kirche Wang an allen Sonn- und Feiertagen um 10 Uhr gehalten werden. Gottesdienste für Touristen in deutscher Sprache finden von Juni bis September zuvor um 9.00 Uhr statt.

*) Herr Drescher aus Leipzig schrieb dazu: Aus welcher Zeit die unsinnige Behauptung stammt habe ich noch nicht erforschen können, hat sie sich doch auch in den Köpfen älterer Heimatfreunde festgesetzt. Eine Heimatfreundin sagte mir, es hätte in einem alten Reiseführer gestanden. Das muß aber dann ein drittklassiger Reiseführer gewesen sein, denn in den bekannten Führern durch das Riesengebirge, wie "Meyers Reiseführer" von 1911, "Grieben" von 1892, 1922, 1924 und 1930, "Leipels" von 1901, "Storm" von 1925 oder "Brieger" von 1912, die sämtlich in meinen Besitz sind, lese ich nur von einem Säulengang mit Turm bzw. von einem steinernen oder massiven Turm. Pfarrer Gebhardt schreibt auf Seite 67 u.a., "und rechts die Kirche mit dem durch einen Bogengang in Verbindung stehenden granitnen Glockenturm, der wie ein trotziger Riese bei dem zierlichen Kirchlein Wache zu halten scheint". Auf Seite 6 beschreibt er die Bauart der Kirche und begründet wie sie dadurch Wind und Schnee wenig Angriffsfläche bietet. Der Reiseführer Brieger wurde von Hauptlehrer Wilhelm Patschovsky, einem anerkannten Sudetenforscher und Direktor des Riesengebirgsmuseum in Hirschberg gestaltet. Nirgendwo wird etwas von der Schutzfunktion des Turmes gegenüber der Kirche erwähnt.
Naturwissenschaftlich gesehen ist eine solche Behauptung nicht aufrecht zu erhalten. Wie kann ein kleinerer oder schmalerer Körper einen größeren bzw. breiteren Körper schützen. Jeder Mensch, der sich vor Sturm oder Regen schützt, tut das hinter Mauern, Häuserfronten oder Dächern die größer als er selbst sind. In unseren Fall würde das bedeuten, es reicht wenn man im Sturm ein schmales Brett vor seinen Körper hält und hofft der Wind wird links und rechts vorbei geleitet. Wir wissen, dieser Effekt tritt nicht ein. Bei der Kirche ist das genau so. Warum sollte er auch die Kirche schützen? Die Kirche hat ca. 500 Jahre ohne schützenden Turm in Norwegen gestanden. Sie stand zwar in Mittel- Norwegen, aber an einem See. Das Klima dürfte ähnlich dem des Riesengebirges sein. Dazu kommt der See. Ihnen als Gebirgler brauch ich nicht zu erklären, daß sich Stürme im flachen Land heftiger entwickeln können als im Gebirge bzw. in seinen Tälern. Brückenberg ist nicht der Kamm, eher ein Tal.
Sein Einwand ist nachvollziehbar.



Nachstehende Angaben wurden dem Büchlein
"Die Kirche Wang im Riesengebirge und ihre Geschichte"
von Erich Gebhardt, Pfarrer in Wang
aus dem Jahre 1913 entnommen:

Die Turmuhr stammte vom Hirschberger Uhrmacher Scheer.
Die gusseisernen Uhrtafeln hatt die Eisengießerei zu Neusalz an der Oder gefertigt.
Jede einzelne wiegt über 3 Zentner.

Am 18. Mai 1844 wurden die 3 Glocken, welche der Gnadenberger Glockengießer Pühler gegossen hatte,
aufgezogen und zum ersten Male geläutet.
Der König hatte selbst hatte die Namen und Inschriften für die Glocken ausgewählt:
Auf der 3½ Zentner schweren standen als Name "Lob Christi" und die Verse Psalm 103, 1 - 4,
auf der 1¾ Zentner schweren der Name "Vater unser" und das ganze Vaterunser.
Diese beiden hingen im Turm.
Die ¾ Zentner schwere Glocke im Dachreiter hieß "Lamm Gottes" und hatte außer dem Namen Joh. 1, 29 eingegossen.

Die Orgel mit 6 Stimmen und einem Manual stammt vom Schmiedeberger Orgelbauer Schinke.


Foto aus dem Verlag Walter Staudte, Hirschberg


In Hahnenklee im Westharz steht ein Nachbau einer norwegischen Stabkirche. Allerdings soll sich diese in einen weitschlechteren Zustand befinden.


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