Veröffentlicht in der "Goldberg
Haynauer Heimatnachrichten", April 2012.
Eingereicht von Herrn Karl-Heinz Drescher
von Karl-Heinz Drescher, Leipzig
Als Schlesien 1742 preußisch
wurde, wurde der Grundherr von Tiefhartmannsdorf von Friedrich dem Großen
in den Freiherrnstand erhoben und gleichzeitig zum Landrat von Hirschberg ernannt.
Ihm ist die Erbauung des neuen Gotteshauses und des Pfarrhauses am Fuße
der Pfarrsteine zu danken. Fand der erste evangelische Gottesdienst noch in
einem Wagenschuppen des Schlosses statt, wurde bereits 1744 der Grundstein zum
neuen Gotteshaus gelegt. Kirche und Pfarrhaus wurden dann 1746 eingeweiht.
1843 Jahre später konnte man das 100jährige Jubiläum des Gottesdienstes feiern.
Der Tageszeitung des Kreises Hirschberg und der weiteren Umgebung, zu der auch
der Kreis Schönau gehörte, "Der Bote aus dem Riesengebirge", war das
folgende Würdigung wert:
"Die drei Kirchen zu Hohenliebenthal,
Neukirch und Tiefhartmannsdorf, Kreis Schönau, welche im Jahre 1743 zu gleicher
Zeit, erstere durch Caspar Conrad, letztere durch Conrad Gottlieb Freiherrn
von Zedlitz, ihre Begründung erhielten, feierten das 100jährige Jubiläum der
wiedererlangten Religionsfreiheit.
Die kirchlichen Anstalten, welche die Zedlitz´sche Familie für die drei Gemeinden und mit ihnen errichtete, zeichnen sich durch Zweckmäßigkeit, Schönheit und Munificenz aus.
Wenn man diese Kirchen, Pfarr- und Schulgebäude betrachtet, besonders aber die Einrichtung im Innern und Äußeren, kommt Freude auf.
Am 15. Oktober, Sonntags den 19. P. Trinidad, feierte die Gemeinde zu Tiefhartmannsdorf
und Ratschin ihr Jubiläum.
Schon am Sonnabend gab es vor der Kirche eine erbauliche Abendandacht mit Gesang
und Rede. Gemeinsam wurde das Lied "Ein feste Burg ist unser Gott ..." gesungen.
Am Sonntag dann zog die Gemeinde vom Kirchplatz aus durch das lange Dorf auf
den herrschaftlichen Schlosshof. Voran schritt eine militärische Abteilung Landwehrmänner
in Uniform und kriegerischer Haltung. Voran die schöne und kostbare Jubelfahne.
Danach folgten Lieder singend die Schuljugend mit ihren Lehrern und Kantoren.
Dann folgten die hauptumkränzten Jungfrauen, die Jünglinge und zuletzt die Familienhäupter.
Nachdem der Zug vor dem Schlossportale vorüber gezogen war, stellte er sich in geordneten Reihen auf dem Schlosshof, vor einer prächtig dekorierten Kanzel, auf.
Diese Kanzel stand vor 100 Jahren im dem heutigen Wagenschuppengebäude und von ihr aus wurde die erste evangelische Predigt gehalten.
Diese Kanzel betrat nun der Ortsgeistliche Pastor Schmidt und hielt eine ergreifende Rede, in der er besonders der verstorbenen Vorfahren von Kirche und Schule gedachte. Fromme Wünsche auf den heutigen Schulpatron durften natürlich nicht fehlen.
Nach einem angenehmen Männergesang, trat der Gerichtsscholz Niepel aus Tiefhartmannsdorf
mit dem Gerichtsschreiber und Scholzen Feder von Ratschin, aus den Reihen hervor
und nahten mit ihren Scholzenstäben dem Landschafts-Direktor, Obristlieutnant
Freiherrn von Zedlitz-Neukirch, als Grundherrn. Ersterer sprach nun herzliche
Dankesworte, nach dem Sprichwort:
Turm der alten Wehrkirche im Jahr 2000 |
Die restaurierte alte Wehrkirche mit dem Standbild der Zedlitze im Jahr 2008 |
Die Rede wurde dann in gedruckter Form unter den Anwesenden verteilt. Tiefgerührt nahm der Begrüßte in Anwesenheit seiner drei Söhne, seiner Geschwister und Angehörigen die Grußworte entgegen.
Anschließend dankte er in kräftiger Rede den Gemeinden für ihre Anhänglichkeit und Treue.
In gerührter und feierlicher Stimmung wurde nun die denkwürdige Stätte verlassen und der Festzug begab sich zur Kirche.
n der Nacht hatten sich die umliegenden Berge in ein weißes Winterkleid gehüllt und der Tag schien trüb und regnerisch zu werden. Als man aber über den am Talrande sich erhebenden Berghügel, dem sogenannten Sinai zog, da zerteilten sich die Wolken und es wurde ein wunderschöner Sonnentag.
Unter dem Geläut der Glocken zog man durch eine Ehrenpforte in die innen- und außen renovierte und festlich geschmückte Kirche ein.
Nach dem Opfergang, der über 32 Thaler einbrachte, nahm der Patron mit seinen Söhnen und Brüdern, sowie dem Landrat von Zedlitz, dem Major von Zedlitz aus Neumarkt, seinem Neffen Wilhelm von Zedlitz, dem Kreis- Deputierten von Hoffmann, dem Herrn von Uechtritz und Herrn von Prittwitz, dem Justizrat Günther und den Pastoren Hoppe, Kettner, Geisler, Walther und Biedermann, vor dem Altar Aufstellung.
Nach dem Gesang "Herr Gott Dich loben wir...", hielt Pastor Geissler
die Festliturgie. Danach hielt Pastor Kettner eine Weiherede auf den, von den
Jünglingen und Jungfrauen geschenkten, Taufstein. Pastor Biedermann setzte dann
die Liturgie fort. Es folgte eine Jubelmusik, die vom Kantor Meister dirigiert
wurde. Pastor Schmidt hielt dann die Jubelpredigt.
Das 100jährige Jubiläum fiel mit dem Geburtstag des obersten Kirchenpatrons der Landeskirche, Seiner Majestät dem König, zusammen.
Abends hielt Pastor Hoppe vom Balkon des Schlosses aus, eine Anrede, zu der sich viele Zuhörer eingefunden hatten. Als ehemaliger Seelsorger der Gemeinde gab er Eindrücke aus der kirchlichen Vergangenheit wieder.
Den Tag beschloss eine Abendandacht vor der Kirche durch Pastor Schmidt.
Zahlreiche Geschenke erhielt die Kirche. Außer Geld war es eine kostbare Kanzel- und Altarumkleidung, schöne Kronen- und Altarleuchter, sowie weiteres kirchliches Gerät.
Besonders hervorgetan haben sich 104 Frauen, sowie die Schul- und erwachsene
Jugend, die insgesamt 96 Reichsthaler einsammelten. 10 Frauen schenkten dem
Pastor Schmidt einen Ornat im Werte von 13 Reichsthaler. Aus Zeitgründen konnten
nicht alle schönen Gaben aufgeführt werden.
Nicht berücksichtigt wurden die Grundbesitzer, welche ihre Gaben zum Bau eines
Glockenturmes später darbringen werden. Das Dominium überreichte aber bereits
50 Reichsthaler für den Glockenturm.
Auf dem Schlosse fand ein großes Diner statt, an dem die Geistlichkeit, die Kantoren und sonstige Festgenossen vom Schlossherrn geladen wurden. Jedes Schulkind erhielt darüber hinaus ein Semmelbrot. Es waren auch 25 der ältesten Personen des Dorfes, welche zusammen 2000 Jahre zählten, geladen und bewirtet. Darunter war auch eine Frau von 67 Jahren mit ihrer 81 jährigen Patin.
Der Hausherr hielt eine ergreifende Rede, bei der auch an den Geburtstag des Königs gedacht wurde.
So war dann dieser Tag ein reich gesegneter für die Kirchgemeinde."