Quelle: Schlesische Bergwacht September 2013
Einreicher: Ullrich Junker, Bodnegg

Auf dem Weg zur deutsch/polnischen Partnerschaft Hildesheimer Delegation folgte Einladung nach Hirschberg

von Karsten Riemann Kuratoriumsvorsitzender

Nach dem Besuch einer polnischen Delegation im vergangenen Jahr in Alfeld und Hildesheim folgte nun auf Einladung des Starosten (Landrat) des Kreises Hirschberg (Jelenia Gora), Herrn Jacek Włodyga ein Gegenbesuch, um sich näher kennen zu lernen und die Möglichkeiten einer Partnerschaft auszuloten. Ausgangspunkt waren die Anregungen des Kuratoriums für die Patenschaft Hirschberg beim Landkreis Hildesheim, die Patenschaft für die ehemaligen Vertriebenen aus dem Kreis Hirschberg, die in großer Zahl insbesondere auch im Leinebergland im Altkreis Alfeld angesiedelt wurden, mit einer Partnerschaft mit dem heutigen polnischen Kreis Hirschberg zu verbinden.

Die deutsche Delegation, die vom 7. bis 9. August im Hirschberger Tal weilte, bestand aus dem Hildesheimer Landrat Reiner Wegner, der stellvertretenden Landrätin und Kuratoriumsmitglied Waltraud Friedemann, dem Bürgermeister der Stadt Alfeld Bernd Beushausen, dem Sibbesser Samtgemeindebürgermeister und Kuratoriumsmitglied Hubertus Schneider, dem Kreistagsabgeordneten und Kuratoriumsmitglied Ekkehard Domning, dem Kuratoriumsschatzmeister Herbert Zingler und dem Kuratoriumsvorsitzenden Karsten Riemann, der die Begegnung organisiert hatte. Ullrich Junker, gebürtiger Alfelder mit schlesischen Wurzeln, der seit ca. 20 Jahren zu wichtigen Stellen im Hirschberger Tal gute Kontakte pflegt, war vom Bodensee angereist. Er war in Begleitung von Dr. Stefania Żelasko, der Kustodin für Glaskunst. Frau Dr. Żelasko hat große Verdienste um die Erhaltung schlesischer Kulturgüter. Sie hat mit ihren Büchern das Wissen um die Glasherstellung im Hirschberger Tal gesichert.

Der Vize-Starosta (Vize-Landrat) Andrzej Więckowski hatte diese Tagung exzellent vorbereitet.
Mit einem Empfangsessen im Hotel Relaks in Karpacz (Krummhübel) wurde dieses Treffen am Mittwochabend eröffnet.

Die Anwesenheit von hohen polnischen Vertretern der Öffentlichkeit unterstrich die Bedeutung, aber auch die Erwartung dieses Treffens.

Die polnische Delegation bestand aus dem Vize-Marschall von Niederschlesien Jerzy Łużniak, dem Starosten (Landrat) des Kreises Hirschberg (Jelenia Góra), Jacek Włodyga, der die Hildesheimer eingeladen hatte, dem Vize-Starosten (Vize-Landrat) Andrzej Więckowski und dem Vize-Starosten Zbigniew Jakiel.

Der für die Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamtes zuständige Mitarbeiter Jaroslaw Hajndrych fungierte als perfekter Organisator und exzellenter Übersetzer bei dieser Tagung. Bei allen Reden, die sehr warmherzig und gastfreundschaftlich waren, kam der einvernehmliche Wunsch nach einer deutsch-polnischen Partnerschaft, vor allem aber eine Begegnung der Menschen beider Nationen, immer wieder zum Ausdruck.

Von links: Verbandsdirektor Witold Szczudłowski, Kuratoriumsvorsitzender Karsten Riemann, stellvertretende Landrätin Waltraud Friedemann, Ullrich Junker, Landrat Reiner Wegner, Abgeordnete des polnischen Parlaments (Sejm) Zofia Czernow, Bürgermeister Bernd Beushausen, Vize-Landrat Andrzej Więckowski, Kuratoriumsschatzmeister Herbert Zingler, Kreistagsabgeordneter Ekkehard Domning Besuch des Miniaturenparks in Schmiedeberg/Kowary von links: Dr. Stefania Żelasko, Stellvertr. Landrätin Waltraud Friedemann, Kuratoriumsschatzmeister Herbert Zingler, Bürgermeister Bernd Beushausen, Kuratoriumsvorsitzender Karsten Riemann.

Hervorzuheben ist hier vor allem die eindrucksvolle Ansprache Andrzej Więckowskis, der als Grundvoraussetzung allen Strebens die Wahrhaftigkeit der historischen Hintergründe beider Völker einforderte und gleichzeitig die gemeinsamen Wurzeln und die gemeinsame Hirschberger Geschichte als Ausgangspunkt gemeinsamen partnerschaftlichen Handelns betonte.

Der Donnerstag begann mit einer Besichtigung der Modelle niederschlesischer Bauschätze und Schlösser im Miniaturenpark in Kowary (Schmiedeberg). Hier konnten sich die Teilnehmer vor Augen führen, was Schlesien an Kunstwerken zu bieten hat. Der Bürgermeister von Schmiedeberg, Mirosław Górecki, begrüßte die Besucher am Miniaturenpark und erläuterte die Situation der Stadt hinsichtlich wirtschaftlicher Entwicklung, Stadtsanierung usw. Er betonte auch die gute Zusammenarbeit mit deutschen Firmen, die in Schmiedeberg Niederlassungen haben. Der anschließende Empfang im frisch restaurierten historischen Ratssaal war für alle ein beeindruckendes Erlebnis.

Die Besichtigungstour führte weiter ins Schloss des ehemaligen Besitzes der Familie von Reden in Bukowiec (Buchwald). Die Delegation wurde hier vom Vorsitzenden des Verbandes der Riesengebirgsgemeinden Zdzisław Perowskit und dem Direktor dieses Verbandes Witold Szczudłowski begrüßt und über die Entwicklung der Sanierungsbemühungen historischer Bauwerke informiert. Der Parkbereich mit dem Belvedere erstrahlt bereits in vollem Glanz.

Die Tour führte weiter zum Schloss Erdmannsdorf, das früher der Sommersitz der Preußenkönige war. Bürgermeister Zdzisław Pietrowski erläuterte das Vorhaben der Gemeinde Mysłakowice (Zillerthal-Erdmannsdorf), das Schloss, in dem sich eine Grundschule und ein Gymnasium befinden, nach Erstellung eines neuen Schulgebäudes zu sanieren und eventuell musealen Zwecken zuzuführen.

Als nächstes wurde Schloss Schildau mit seinen vielen sehr gut renovierten Wirtschaftsgebäuden und dem wunderschönen Park besichtigt. Über den Bober führte uns dann die Tour ins Schloss Lomnitz, dem Sitz des V.S.K., wo Frau von Küster uns durchs Schloss und Witwenschlösschen führte. Weiter ging es zum kleinen Schloss in Stonsdorf, zum sehr gut mundeten Mittagessen. Der anschließende Besuch im Schloss Stonsdorf, dem ehemaligen Sitz der Familie von Reuss beeindruckte dadurch, dass das Schloss durch glückliche Umstände heute noch seinen ursprünglichen Charakter hat und der Zustand des Schlosses eine schonende Renovierung zuließ. Über Stonsdorf und Gebirgsbauden ging es weiter zur Kirche Wang. Pfarrer Pech begrüßte uns kurz. Alle Teilnehmer waren von der aus Norwegen stammenden Kirche und der wunderschön gepflegten Anlage sehr beeindruckt. Ein Gang über den Bergfriedhof führte uns an die Gräber von Lisa Pohl († 2006) und Pastor Passauer († 1945).

Bei den Besuchern verstärkte sich der Eindruck, dass das Hirschberger Tal immer mehr seinem historischen Ruf als "schlesisches Elysium" gerecht werden kann.

Der Freitag war Krummhübel vorbehalten. Im alten nicht mehr genutzten Bahnhof ist es auch hier sehr gut gelungen, durch intelligente architektonische Umgestaltung ein altes zunächst nicht mehr benötigtes Bauwerk einem neuen Verwendungszweck zuzuführen. Hier ist nunmehr ein bekanntes Puppenmuseum eingezogen.

Der anschließende Besuch im Sportmuseum machte die Teilnehmer mit der Bedeutung des Wintersports und dem Laborantenwesen im Riesengebirge vertraut. Der Leiter des Museums Zbiegniew Kulik begleitete sehr sachkundig durch diese eindrucksvolle Ausstellung.
Die Besichtigungstour endete mit dem Besuch des privat geführten „Ducha Gór“ (Rübezahl)-Museums. Hier werden insbesondere junge Menschen in die Mystik der Geisteswelt des Riesengebirges eingeführt.

Zum Mittagessen mit abschließendem Empfang waren neben Vize-Landrat Andrzej Więckowski, Direktor Witold Szczudłowski, Dolmetscher Jaroslaw Hajndrych, die Sejm-Abgeordnete Zofia Czernow gekommen (Sie vertritt den Bezirk Hirschberg im polnischen Parlament in Warschau). In allen Ansprachen wurde der Wunsch nach einer deutsch-polnischen Partnerschaft angesprochen und die Gestaltung dieser Partnerschaft beiden Delegationen als Hausaufgabe mitgegeben. Redner erinnerten in ihren Ansprachen auch daran, dass vor 21 Jahren der 2011 verstorbene ehemalige Kuratoriumsvorsitzende, Dr. Horst Berndt, der noch in Hirschberg das Gymnasium besucht hatte, und später in Alfeld Leiter des Gymnasiums war, den Schüleraustausch der Gymnasien in Hirschberg und Alfeld ins Leben gerufen hatte. Ein zweiter Schritt könnte der Austausch bzw. eine Zusammenarbeit zwischen der Musikschule in Alfeld und den Musikern der Hirschberger Philharmonie sein.

Aufgrund der bereits vielfach im Hirschberger Tal bestehenden deutsch-polnischen Kontakte könnte nach Auffassung des Kuratoriumsvorsitzenden Karsten Riemann ein weiterer konkreter Schritt die Durchführung des Hirschberger Heimattreffens im nächsten Jahr nicht mehr in Alfeld sondern im Kreis Hirschberg sein. In den Gesprächen begrüßten die polnischen Vertreter ein solches Vorhaben und sicherten ihre Unterstützung zu.

Bürgermeister Bernd Beushausen betonte in seiner abschließenden Rede, dass er sich durchaus vorstellen könne, als "Lokomotive" eine Partnerschaft, schwerpunktmäßig der Leineberglandregion, institutionalisiert durch einen möglichen Partnerschaftsverein, vorantreiben zu können.

Das große Engagement und die große Herzlichkeit von allen polnischen Teilnehmern dieser Tagung war für die Hildesheimer Delegation sehr beeindruckend und bestärkte die Teilnehmer in dem Wunsch auf eine gute zukünftige Zusammenarbeit mit dem Ziel einer Aussöhnung in einem gemeinsamen Europa.

Besuch des Miniaturenparks in Schmiedeberg/Kowary von links: Gastgeschenkübergabe, von links: Landrat Reiner Wegner, Abgeordnete des polnischen Parlaments (Sejm) Zofia Czernow. vor dem Schloss Stonsdorf, von links Dr. StefaniaŻelasko, Landrat Reiner Wegner, Dolmetscher Jarosław Hajndrych, Kuratoriumsvorsitzender Karsten Riemann, Kreistagsabgeordneter Ekkard Domning, stellvertr. Landrätin Waltraud Friedemann, Vize-Landrat Andrej Więckowski, Bürgermeister Bernd Beushausen, Verbandsdirektor Witold Szczudłowski, Kuratoriumsschatzmeister Herbert Ziegler.
vor dem Pfarrhaus der Holzstabskirche Wang, von links: Verbandsdirektor Witbold Szczudłowski, Ullrich Junker, Jarosław Hajndrych, Dr. StefaniaŻelasko, Landrat Reiner Wegner, Kuratoriumsvorsitzender Karsten Riemann, Vize-Landrat Andrej Więckowski, Kuratoriumsschatzmeister Herbert Ziegler, evangelischer Pfarrer der Kirche Wang Edwin Pech, stellvertretende Landrätin Waltraud Friedemann, Bürgermeister Bernd Beushausen.

 

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