von Karsten Riemann Kuratoriumsvorsitzender
Nach dem Besuch einer polnischen Delegation
im vergangenen Jahr in Alfeld und Hildesheim folgte nun auf Einladung des Starosten
(Landrat) des Kreises Hirschberg (Jelenia Gora), Herrn Jacek Włodyga ein
Gegenbesuch, um sich näher kennen zu lernen und die Möglichkeiten
einer Partnerschaft auszuloten. Ausgangspunkt waren die Anregungen des Kuratoriums
für die Patenschaft Hirschberg beim Landkreis Hildesheim, die Patenschaft
für die ehemaligen Vertriebenen aus dem Kreis Hirschberg, die in großer
Zahl insbesondere auch im Leinebergland im Altkreis Alfeld angesiedelt wurden,
mit einer Partnerschaft mit dem heutigen polnischen Kreis Hirschberg zu verbinden.
Die deutsche Delegation, die vom 7. bis 9. August im Hirschberger Tal weilte,
bestand aus dem Hildesheimer Landrat Reiner Wegner, der stellvertretenden Landrätin
und Kuratoriumsmitglied Waltraud Friedemann, dem Bürgermeister der Stadt
Alfeld Bernd Beushausen, dem Sibbesser Samtgemeindebürgermeister und Kuratoriumsmitglied
Hubertus Schneider, dem Kreistagsabgeordneten und Kuratoriumsmitglied Ekkehard
Domning, dem Kuratoriumsschatzmeister Herbert Zingler und dem Kuratoriumsvorsitzenden
Karsten Riemann, der die Begegnung organisiert hatte. Ullrich Junker, gebürtiger
Alfelder mit schlesischen Wurzeln, der seit ca. 20 Jahren zu wichtigen Stellen
im Hirschberger Tal gute Kontakte pflegt, war vom Bodensee angereist. Er war
in Begleitung von Dr. Stefania Żelasko, der Kustodin für Glaskunst.
Frau Dr. Żelasko hat große Verdienste um die Erhaltung schlesischer
Kulturgüter. Sie hat mit ihren Büchern das Wissen um die Glasherstellung
im Hirschberger Tal gesichert.
Der Vize-Starosta (Vize-Landrat) Andrzej Więckowski hatte diese Tagung
exzellent vorbereitet.
Mit einem Empfangsessen im Hotel Relaks in Karpacz (Krummhübel) wurde dieses
Treffen am Mittwochabend eröffnet.
Die Anwesenheit von hohen polnischen Vertretern der Öffentlichkeit unterstrich
die Bedeutung, aber auch die Erwartung dieses Treffens.
Die polnische Delegation bestand aus dem Vize-Marschall von Niederschlesien
Jerzy Łużniak, dem Starosten (Landrat) des Kreises Hirschberg (Jelenia
Góra), Jacek Włodyga, der die Hildesheimer eingeladen hatte, dem
Vize-Starosten (Vize-Landrat) Andrzej Więckowski und dem Vize-Starosten
Zbigniew Jakiel.
Der für die Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamtes zuständige
Mitarbeiter Jaroslaw Hajndrych fungierte als perfekter Organisator und exzellenter
Übersetzer bei dieser Tagung. Bei allen Reden, die sehr warmherzig und
gastfreundschaftlich waren, kam der einvernehmliche Wunsch nach einer deutsch-polnischen
Partnerschaft, vor allem aber eine Begegnung der Menschen beider Nationen, immer
wieder zum Ausdruck.
Von links: Verbandsdirektor Witold Szczudłowski, Kuratoriumsvorsitzender Karsten Riemann, stellvertretende Landrätin Waltraud Friedemann, Ullrich Junker, Landrat Reiner Wegner, Abgeordnete des polnischen Parlaments (Sejm) Zofia Czernow, Bürgermeister Bernd Beushausen, Vize-Landrat Andrzej Więckowski, Kuratoriumsschatzmeister Herbert Zingler, Kreistagsabgeordneter Ekkehard Domning | Besuch des Miniaturenparks in Schmiedeberg/Kowary von links: Dr. Stefania Żelasko, Stellvertr. Landrätin Waltraud Friedemann, Kuratoriumsschatzmeister Herbert Zingler, Bürgermeister Bernd Beushausen, Kuratoriumsvorsitzender Karsten Riemann. |
Hervorzuheben ist hier vor allem
die eindrucksvolle Ansprache Andrzej Więckowskis, der als Grundvoraussetzung
allen Strebens die Wahrhaftigkeit der historischen Hintergründe beider
Völker einforderte und gleichzeitig die gemeinsamen Wurzeln und die gemeinsame
Hirschberger Geschichte als Ausgangspunkt gemeinsamen partnerschaftlichen Handelns
betonte.
Der Donnerstag begann mit einer Besichtigung der Modelle niederschlesischer
Bauschätze und Schlösser im Miniaturenpark in Kowary (Schmiedeberg).
Hier konnten sich die Teilnehmer vor Augen führen, was Schlesien an Kunstwerken
zu bieten hat. Der Bürgermeister von Schmiedeberg, Mirosław Górecki,
begrüßte die Besucher am Miniaturenpark und erläuterte die Situation
der Stadt hinsichtlich wirtschaftlicher Entwicklung, Stadtsanierung usw. Er
betonte auch die gute Zusammenarbeit mit deutschen Firmen, die in Schmiedeberg
Niederlassungen haben. Der anschließende Empfang im frisch restaurierten
historischen Ratssaal war für alle ein beeindruckendes Erlebnis.
Die Besichtigungstour führte weiter ins Schloss des ehemaligen Besitzes
der Familie von Reden in Bukowiec (Buchwald). Die Delegation wurde hier vom
Vorsitzenden des Verbandes der Riesengebirgsgemeinden Zdzisław Perowskit
und dem Direktor dieses Verbandes Witold Szczudłowski begrüßt
und über die Entwicklung der Sanierungsbemühungen historischer Bauwerke
informiert. Der Parkbereich mit dem Belvedere erstrahlt bereits in vollem Glanz.
Die Tour führte weiter zum Schloss Erdmannsdorf, das früher der Sommersitz
der Preußenkönige war. Bürgermeister Zdzisław Pietrowski
erläuterte das Vorhaben der Gemeinde Mysłakowice (Zillerthal-Erdmannsdorf),
das Schloss, in dem sich eine Grundschule und ein Gymnasium befinden, nach Erstellung
eines neuen Schulgebäudes zu sanieren und eventuell musealen Zwecken zuzuführen.
Als nächstes wurde Schloss Schildau mit seinen vielen sehr gut renovierten
Wirtschaftsgebäuden und dem wunderschönen Park besichtigt. Über
den Bober führte uns dann die Tour ins Schloss Lomnitz, dem Sitz des V.S.K.,
wo Frau von Küster uns durchs Schloss und Witwenschlösschen führte.
Weiter ging es zum kleinen Schloss in Stonsdorf, zum sehr gut mundeten Mittagessen.
Der anschließende Besuch im Schloss Stonsdorf, dem ehemaligen Sitz der
Familie von Reuss beeindruckte dadurch, dass das Schloss durch glückliche
Umstände heute noch seinen ursprünglichen Charakter hat und der Zustand
des Schlosses eine schonende Renovierung zuließ. Über Stonsdorf und
Gebirgsbauden ging es weiter zur Kirche Wang. Pfarrer Pech begrüßte
uns kurz. Alle Teilnehmer waren von der aus Norwegen stammenden Kirche und der
wunderschön gepflegten Anlage sehr beeindruckt. Ein Gang über den
Bergfriedhof führte uns an die Gräber von Lisa Pohl ( 2006)
und Pastor Passauer ( 1945).
Bei den Besuchern verstärkte sich der Eindruck, dass das Hirschberger Tal
immer mehr seinem historischen Ruf als "schlesisches Elysium" gerecht
werden kann.
Der Freitag war Krummhübel vorbehalten. Im alten nicht mehr genutzten Bahnhof
ist es auch hier sehr gut gelungen, durch intelligente architektonische Umgestaltung
ein altes zunächst nicht mehr benötigtes Bauwerk einem neuen Verwendungszweck
zuzuführen. Hier ist nunmehr ein bekanntes Puppenmuseum eingezogen.
Der anschließende Besuch im Sportmuseum machte die Teilnehmer mit der
Bedeutung des Wintersports und dem Laborantenwesen im Riesengebirge vertraut.
Der Leiter des Museums Zbiegniew Kulik begleitete sehr sachkundig durch diese
eindrucksvolle Ausstellung.
Die Besichtigungstour endete mit dem Besuch des privat geführten „Ducha
Gór“ (Rübezahl)-Museums. Hier werden insbesondere junge Menschen
in die Mystik der Geisteswelt des Riesengebirges eingeführt.
Zum Mittagessen mit abschließendem Empfang waren neben Vize-Landrat Andrzej
Więckowski, Direktor Witold Szczudłowski, Dolmetscher Jaroslaw Hajndrych,
die Sejm-Abgeordnete Zofia Czernow gekommen (Sie vertritt den Bezirk Hirschberg
im polnischen Parlament in Warschau). In allen Ansprachen wurde der Wunsch nach
einer deutsch-polnischen Partnerschaft angesprochen und die Gestaltung dieser
Partnerschaft beiden Delegationen als Hausaufgabe mitgegeben. Redner erinnerten
in ihren Ansprachen auch daran, dass vor 21 Jahren der 2011 verstorbene ehemalige
Kuratoriumsvorsitzende, Dr. Horst Berndt, der noch in Hirschberg das Gymnasium
besucht hatte, und später in Alfeld Leiter des Gymnasiums war, den Schüleraustausch
der Gymnasien in Hirschberg und Alfeld ins Leben gerufen hatte. Ein zweiter
Schritt könnte der Austausch bzw. eine Zusammenarbeit zwischen der Musikschule
in Alfeld und den Musikern der Hirschberger Philharmonie sein.
Aufgrund der bereits vielfach im Hirschberger Tal bestehenden deutsch-polnischen
Kontakte könnte nach Auffassung des Kuratoriumsvorsitzenden Karsten Riemann
ein weiterer konkreter Schritt die Durchführung des Hirschberger Heimattreffens
im nächsten Jahr nicht mehr in Alfeld sondern im Kreis Hirschberg sein.
In den Gesprächen begrüßten die polnischen Vertreter ein solches
Vorhaben und sicherten ihre Unterstützung zu.
Bürgermeister Bernd Beushausen betonte in seiner abschließenden Rede,
dass er sich durchaus vorstellen könne, als "Lokomotive" eine
Partnerschaft, schwerpunktmäßig der Leineberglandregion, institutionalisiert
durch einen möglichen Partnerschaftsverein, vorantreiben zu können.
Das große Engagement und die große Herzlichkeit von allen polnischen Teilnehmern
dieser Tagung war für die Hildesheimer Delegation sehr beeindruckend und bestärkte
die Teilnehmer in dem Wunsch auf eine gute zukünftige Zusammenarbeit mit dem
Ziel einer Aussöhnung in einem gemeinsamen Europa.
Besuch des Miniaturenparks in Schmiedeberg/Kowary von links: Gastgeschenkübergabe, von links: Landrat Reiner Wegner, Abgeordnete des polnischen Parlaments (Sejm) Zofia Czernow. | vor dem Schloss Stonsdorf, von links Dr. StefaniaŻelasko, Landrat Reiner Wegner, Dolmetscher Jarosław Hajndrych, Kuratoriumsvorsitzender Karsten Riemann, Kreistagsabgeordneter Ekkard Domning, stellvertr. Landrätin Waltraud Friedemann, Vize-Landrat Andrej Więckowski, Bürgermeister Bernd Beushausen, Verbandsdirektor Witold Szczudłowski, Kuratoriumsschatzmeister Herbert Ziegler. |
vor dem Pfarrhaus der Holzstabskirche Wang, von links: Verbandsdirektor Witbold Szczudłowski, Ullrich Junker, Jarosław Hajndrych, Dr. StefaniaŻelasko, Landrat Reiner Wegner, Kuratoriumsvorsitzender Karsten Riemann, Vize-Landrat Andrej Więckowski, Kuratoriumsschatzmeister Herbert Ziegler, evangelischer Pfarrer der Kirche Wang Edwin Pech, stellvertretende Landrätin Waltraud Friedemann, Bürgermeister Bernd Beushausen. |