Führer durch die Dauerausstellung über die Besiedlungsgeschichte des Riesengebirges
Blick in das Leben und in die Arbeit
der Baudenleute (Schaukasten VI: Studie eines Gebirgshauses
einer Gebirgsbaude, Ecke des Kreuzganges, Wand vor dem Schaukasten)
Das Riesengebirgsvolk, das vom 16.
bis ins 19. Jahrhundert nach und nach die Täler und Berghänge besiedelt hat,
hat eine eigenartige Lebensart ausgeprägt, deren archaistische Merkmale sich
bis zu der zwangsvollen Aussiedlung der deutschen Gebirgsleute nach dem 2. Weltkrieg
erhalten haben.
Als Wohnstätte der Gebirgsleute diente ein Gebäude, wo unter einem einzigen
Dach üblicherweise der Wohn- und Wirtschaftsteil untergebracht war. Der Eingangsteil
hat aus einem Vorhaus oder Gang bestanden, der die Wohnstube vom Stall und von
der Kammer abgeteilt hat. Im Vorhaus (Gang) befand sich eine offene Feuerstätte,
wo das Essen vorbereitet worden ist und von da ist auch der Ofen zum Brotbacken
beheizt worden. Später ist der Kachelofen direkt in der Wohnstube eingebaut
worden, die er auch beheizt hat. Am Ende des Vorhauses war oft ein Milchkeller.
Da ist Wasser geflossen, das die Milch und andere Milchprodukte gekühlt hat,
welche die Gebirgsbauern selbst gemacht haben. Das Wasser haben sie unter die
Holzschwellen im Stall geführt, das den Mist und die Jauche unter der Baude
hinausgespült hat. Die Wiese unterhalb der Baude haben sie mit Hilfe von kleinen
verzweigten Wassergräben gedüngt und diese so angelegt, dass sie die ganze Wiesenfläche
bedeckt haben. Dieses sog. Mistschwemmen war eine Riesengebirgsbesonderheit,
die schon die bekannte Sweerts-Sporcksche Instruktion aus dem Jahre 1748 empfiehlt.
Der Viehmist langte aber nur zu Verbesserung der Ernte auf den sog. Graswiesen
in unmittelbarer Nähe der Bauden aus. Auf den Heustellen und Weideflächen, die
meist von der Herrschaft angemietet worden waren, hat man mageres Borstengras
mit der hier typischen Benennung Wolfsgras oder Haarwolf geerntet, das auch
das ausgetriebene Vieh abgeweidet hat. Die Gras- und Heuernte und das Herabschaffen
(Tragen oder Fahren) dieser Kostbarkeit hat die Gebirgsleute vom Sommer bis
in den Herbst beschäftigt. Die Heuvorräte, die am Dachboden keinen Platz gefunden
haben, blieben draußen auf den Wiesen in hohen kegelförmigen Heuschobern aufbewahrt
und das Futter ist oft erst im Frühjahr auf Hörnerschlitten in die Bauden herabgeholt
worden.
Die Baudenleute aus dem Riesengebirge haben auf den Markt zwei hervorragende
Erzeugnisse geliefert sog. Gebirgsbutter und Gebirgskäse. Mit ihrer Zubereitung,
außer dem Buttern im Stoßbutterfass, was eine Männerangelegenheit war, haben
sich über das ganze Jahr die Frauen befasst. Die Butter, die aus frischem süßen
Schmetten (Rahm) zubereitet worden ist, hat man in Butterstriezeln von 6 bis
10 Pfund (ca. 3,36 bis 5,60 kg), später auch mit meist Blumenmotiven in Holzformen
von 1 Pfund (0,56 kg) geformt und verkauft. Als Leckerbissen haben auch der
fette Ziegenkäse und vor allem der Kräuterkäse gegolten, dessen Zubereitung
aber von den einzelnen Bauden geheim gehalten blieb. Grundlage dazu war fette
Kuhmilch und den einzigartigen Geschmack hat ihnen eine Mischung von aromatischen
Kräutern und Gewürzen gegeben, die in Pulverform der Käsemasse beigefügt worden
ist. Die Kräuterkäsearten haben nicht mehr als 7 bis 8 Pfund gewogen (ca. 4
bis 4,5 kg) und sind in Gefäßen gereift, die ihnen die Form eines niedrigen
Zylinders im Durchschnitt von ¼ bis ½ Fuß (ca. 8 bis 15 cm) gegeben haben. Man
hat sie nicht nur nach Böhmen oder Schlesien gebracht, sondern sie sind auch
von den reichen Kunden in Polen und Russland gekauft worden. Großen zylinderförmigen
Käse haben die Baudenleute in Horní Malá Úpa (Ober-Kleinaupa) zubereitet, der
im Durchschnitt 4 Zoll (ca. 10 cm), die Höhe von 6 bis 8 Zoll (ca. 15 bis 20
cm) und das Gewicht von 2 bis 3 Pfund (ca. 1 bis 1,5 kg) gehabt hat. Auf den
meisten Bauden hat man aber Käse von abgeschöpfter Milch zubereitet, wozu getrocknete
Kalbsmagen als Lab (Gerinnungsmittel) der geronnenen (gestockten) Milch verwendet
worden ist. Nach dem Abschöpfen der Molke hat man die gelabte Milch in zylinderförmige
Steingutgefäße gefüllt. Darin sind die Käse einige Wochen gereift, zuerst bei
Ofenwärme in der Stube. Später, als die letzten Molkenreste entfernt worden
sind, reiften sie im Keller oder in einer kühleren Kammer. Als sie dann ausgereift
waren, haben sie einen typischen starken Geruch von sich gegeben, der dem Geruch
der Olmützer Käse ähnlich war.
Ausstellungsstücke:
Aus der ursprünglichen Ausstattung einer Gebirgsbaude Tür mit rautenförmigem Fries; Kachelofen mit einem Ofentopf aus Gusseisen, datiert 1737; Butterfass mit Butterstampfe; Heukraxe; Mistbutte (Tragbutte), Krug (Mužakov / Muskau / = Ort in Polen / Schlesien /), hölzerner Kerzenständer, Steingutpfanne, Schnuchzentopf, Henkeltopf, Bunzeltopf (Boleslawiec / Bunzlau / = Stadt in Polen / Schlesien /); Quirlsatz, Krüge, wo der Inhalt kühl aufbewahrt worden ist, Entkernertopf, Löffelhalter mit sieben Löffeln und zwei Schöpfkellen (Schöpflöffeln), gemalte Steingutteller am Geschirrbrett, 19. Jahrhundert; Schnuchzentopf, Fässchentopf, Fayencekrug mit blauem Dekor; kleine Kanne; kleiner Topf mit Draht gebunden, Uhr mit hölzernem Uhrwerk, Satz von Küchengeräten aus Messing, Spannmilchsiebe, Krauthobel, Butterform (Buttergesellschaft Rennerovy Boudy (Rennerbauden), Milchtöpfe, wo auch Schmetten gekühlt worden ist, Butten und Schüsseln zu Käseherstellung, schräges Stockerl (Stockerle) unter den Käsetrog, Käseformen aus Steingut, Labgefäße aus Span, Backform aus Steingut, Melkstockerl (zum Kuh- und Ziegenmelken), Haussegen, Laterne, geschliffen, 1727.
Je kärgerer Boden, desto tüchtigerer Mensch (Schaukasten VII und VIII, Vitrinen 5, 6, 7 und 8)
Die Rinder- und Ziegenzucht als Grundnahrungsquelle war mit einer ganzen
Reihe von Handwerken und Arbeiten verbunden, die den nicht leichten Lebensunterhalt
der Gebirgsbewohner verbessert haben. Die Flachsverarbeitung und die Leinwandherstellung
haben besonders im Winter die Bewohner der Dörfer in den Gebirgstälern ebenso
wie im Vorland beschäftigt. Die Spinner und Weber sind systematisch von Weiterverkäufern
und Händlern in Diensten von großen Unternehmern (Negozianten) beherrscht worden,
die verschiedenste Leinwandsorten auf einheimische und ausländische Märkte gebracht
haben. Die Glashütten in Vítkovice (Witkowitz) und Harrachov (Harrachsdorf)
im westlichen Riesengebirge und die Glashütten in Temný Důl (Dunkeltal) und
Žacléř (Schatzlar) im östlichen Gebirgsteil haben die Arbeitskraft von
mehreren Hausarbeitern gebraucht. Zuerst war das vor allem die Geschicklichkeit
der Glasschleifer, -maler, und -vergolder und der Untermalungsarbeiter, später
auch der Glasperlenmacher und Korallenmacher, die von Stangenglas Glasbijouterie
hergestellt haben. Auch aus dem Riesengebirge, so wie aus dem Adlergebirge kamen
auf die Vorweihnachtsmärkte aus Holz geschnitzte Figuren zum Krippenstall und
andere biblische Figuren, Spannholzschachteln, Pfeifen aus Knieholz, Rübezahlfiguren,
christliche und weltliche Motive in Glasflaschen. Bemerkenswerteste Kunstwerke
mit Webstühlen sind in viereckige Schnapsflaschen und Passionsinstrumente in
runde Flaschen eingebaut worden. Die sich entwickelnde Tourismusbranche verlangte
verschiedene Andenken, wobei die Holzdreher und -schnitzer ihre Geschicklichkeit
zu Geltung gebracht haben. Mit dem Paschen von allerlei Ware hat kein geringer
Teil der Bevölkerung in den Gebirgsdörfern seinen Lebensunterhalt gefunden,
besonders Erzeugnisse von der Baudenwirtschaft in das benachbarte Schlesien
waren gefragt. Nach Böhmen hat man heimlich über die Grenze vor allem Zucker
(später Zuckerin), Kaffee, Salz, Schießpulver, Gewürze und Tabak geschmuggelt.
Die meisten Baudenleute mit nur winzigen eigenen Wiesenflächen, die kaum für
eine Kuh oder sogar nur eine Ziege ausgereicht haben, haben ihren Verdienst
in den herrschaftlichen Wäldern gesucht. Sie haben Bäume gefällt und das Holz
zu den Wasserflüssen oder Wegen gebracht (gerückt, geschleppt). Im Sommer gefällte
Baumstämme, die als Scheitholz zum Heizen bestimmt waren, hat man im Winter
auf typischen Riesengebirgsschlitten, Hörnerschlitten genannt, herunter befördert.
Den Hörnerschlitten hat ein einziger Holzarbeiter gelenkt, der mit den Händen
den "Hörnern" und somit dem ganzen Schlitten die Fahrtrichtung gegeben
hat und der mit den nach vorn ausgestreckten Beinen die ganze schwere Fuhre
gebremst hat. Wenn die Kraft des Menschen nicht ausgereicht hat, musste als
Bremse ein mit einer Kette angebundenes Bund Scheite dienen, das rechtzeitig
hinter den rasenden Schlitten geworfen werden musste. Zum Herunterschaffen der
langen Baumstämme dienten zwei kurze Querholzschlitten, wo der vorderste zum
Lenken bestimmt war. Das Holz, das zum Ufer der Jizera (Iser), Malá Jizera (Kleinen
Iser), und Elbe transportiert worden ist, ist dann im Frühjahr bei Schneeschmelze
nach Hrabaèov (Hrabaèow), Horní Sytová (Obersittowa) und Hoření Vrchlabí
(Ober-Hohenelbe) zu weiterer Verarbeitung geflößt worden.
Ausstellungsstücke
Schaukasten VII: Abbildung
Baudenmann mit einer Mütze, um 1830, Studie von J. V. Scheybal; Trachten
von deutschen Riesengebirgsbewohnern auf der böhmischen Seite, die bei feierlichen
Anlässen getragen worden sind, kolorierter Kupferstich, J. K. E. Hoser, 1803;
Arbeit auf einem Jacquardstuhl in Vítkovice (Witkowitz), Radierung von E. Fuchs,
um 1943; Webmanufaktur, Parerga auf Graupars Landkarte, 1765.
Dreidimensionale Gegenstände bewegliches Modell einer Spinnstube
von Josef Zuzánek, 20. Jahrhundert; Modell eines Handwebstuhles, 20. Jahrhundert;
Modell eines Handjacquardwebstuhles, 20. Jahrhundert; Schützen zum Handwebstuhl,
19. Jahrhundert; Spinnrocken mit Zinn intarsiert, 19. Jahrhundert.; Baumwollgarn,
Leinenrohgarnstrahn, Spinnrad mit liegender Achse, 19. Jahrhundert; Trachtenteile
Spenzer aus Wolle, wattiert, 19. Jahrhundert; Mesolanrock und seidene
Schürze, 19. Jahrhundert; Samtleibchen, Glaskorallen., 19. Jahrundert; Reisegürtel
(Beigurt) für Geld, 19. Jahrhundert; Silberhaube mit Seidenband, 19. Jahrhundert;
Knötelhaube aus Leinwand, gestickt, 19. Jahrhundert; schlesische Brokathaube,
19. Jahrhundert; Vorrichtung zu Herstellung von Glaskorallen, Schmiedearbeit,
19. / 20. Jahrhundert; Brillenetui, 20. Jahrhundert; Nadelkissen mit Glaskorallen,
20. Jahrhundert; Ziehband zu einem Glöckchen, mit Glaskorallen verziert, 19.
Jahrhundert; Glaskorallenband, Ende des 19. Jahrhundert.
Vitrine 5: Volkstümliche Gegenstände aus dem Riesengebirge und dessen
Vorland, 19. Jahrhundert bemalte Holzschnitzereien Gott der Vater, Madonna,
Kruzifix, Pietä, Passionsinstrumente, hl. Anna, hl. Florian, hl. Johannes von
Nepomuk, Heiliges Grab.
Vitrine 6: Hinterglasmalerei, 19. Jahrhundert hl. Martin, hl.
Laurentius; kleine Butterwalzen zu Verzierung, 2. Hälfte des 19. Jahrhundert
1. Hälfte des 20. Jahrhundert; zwei Eingerichtflaschen, Garnhaspel, 1.
Hälfte des 20. Jahrhundert; Eingerichtflasche, Webstuhl mit einem Weber, 1.
Hälfte des 20. Jahrhundert, Spinnrad mit senkrechter Achse; Miniatur aus gedrechselten
Teilen, 1. Hälfte des 20. Jahrhundert; Butterform mit Lamm und Herz, 2. Hälfte
des 19. Jahrhundert; runde Butterform mit einem Lamm; Butterform mit einem Himbeerzweig,
2. Hälfte des 19. Jahrhundert; zwei bemalte Spannholzschachteln, 2. Hälfte des
19. Jahrhundert; Spannholzkränzchen, 1. Hälfte des 19. Jahrhundert.
Vitrine 7: Pascher im Gebirge, Schützenscheibe, Ölmalerei, Holz, datiert
1861; Soldatengewehr, zum Paschen umfunktioniert, um 1740; Soldatengewehr, zu
einem Jagdgewehr umfunktioniert, datiert 1859; zwei Glaspokale mit Jagdmotiven,
Harrachov (Harrachsdorf), um 1760 und Ende des 19. Jahrhundert.
Beginn der Erneuerung des Naturreichtums im Gebirge (Schaukasten VIII)
Die Glashütten mit dem profitgierigen Bergbau haben durch den riesigen Holzverbrauch
für immer das ursprüngliche Ausmaß der Wälder im Riesengebirge verkleinert und
dessen natürliche Struktur beeinflusst. Dazu kam außer dem rücksichtslosen Kahlschlag
für die örtlichen Berg- und Hüttenwerke und für die Glashütten noch in der 2.
Hälfte des 16. Jahrhunderts die Belieferung der Kuttenberger Silberbergwerke,
wozu binnen einigen Jahrzehnten die Wälder im östlichen Riesengebirge zum Opfer
gefallen sind. Dann sind in kurzer Zeit statt ursprünglichen überwiegend Mischwäldern
Fichtenmonokulturen gewachsen, die zwar, was die Wirtschaftlichkeit betrifft,
durch den schnelleren Holzzuwachs günstiger waren, aber gegen Wind- und Schneestürme
nicht so widerstandsfähig waren.
Im 17. und 18. Jahrhundert hat die Holzgewinnung für industrielle Betriebe
nicht mehr das Ausmaß der vorhergehenden Zeitperiode erreicht. Die ständig abnehmenden
Waldflächen brachte die Erweiterung der Siedlungen und der Baudenwirtschaft
mit sich, deren Ergebnis die Umwandlung von einem Teil des Waldbodens in landwirtschaftlichen
Boden war. Mit dem Bevölkerungszuwachs und der steigenden Anzahl an Bauden ist
auch der Holzverbrauch als einziger Brennstoff in der Winterzeit gestiegen,
der nur schwierig mit der extensiven Forstwirtschaft gedeckt werden konnte.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts war im Riesengebirge der Holzmangel spürbar.
Der Holzpreis ist ständig gestiegen, denn der natürliche Zuwachs reichte weder
den Ansprüchen der herrschaftlichen Betriebe noch den Untertanen aus. Die Bestrebungen
zu Rationalisierung der Forstwirtschaft und zu der Erneuerung der dezimierten
Wälder haben eine amtliche Unterstützung bei der Herrschaft gefunden. Schon
1752 sind auf der Starkenbacher Herrschaft mehrere Maßnahmen eingeführt worden,
z.B. die Hauwirtschaft (Trieschwirtschaft), der Verbot der Waldbeschädigung,
der Ziegenweide und teilweise der Viehweide im Wald überhaupt und der Verbot
der Knieholzgewinnung. Als der Forstmeister Stephan Jahnel im Jahre 1794 sein
Amt übernommen hat, hat er die planmäßige Walderneuerung mit dem Sammeln von
Samen, mit Baumschulen und mit einer systematischen Aufforstung auf der Starkenbacher
Herrschaft begonnen.
Die wichtigste
Maßnahme Jahnels war die Einschränkung der jährlichen Holzförderung auf das
Niveau des Holzzuwachses des bestimmten Umtriebsalters. Diesem Plan hat die
Verwaltung den Betrieb aller industrieller Betriebe auf der Herrschaft und den
Verbrauch des Brennholzes unterstellt. In der zweiten Phase, die ca. 1850 begonnen
hat, war das Ergebnis der fortschreitenden Forstbestandrationalisierung und
-modernisierung eine schrittweise Einschränkung der Baudenwirtschaft und deren
Folgen, einschließlich der Liquidierung von einer ganzen Reihe solcher Bauden.
Eine ähnliche Entwicklung in späteren Jahren kann man auch auf den andíren Herrschaften
im Riesengebirge verfolgen Maršov (Marschendorf), Vrchlabí (Hohenelbe) und
Žacléř (Schatzlar). Somit hat die Forstwirtschaft im Laufe des 19. Jahrhunderts
eine positive Rolle auch aus der Sicht des späteren Naturschutzes und der Umwelterneuerung
gespielt.
Ausstellungsstücke:
Schaukasten VIII: Abbildung
Karte der kaiserlichen Wälder im östlichen Riesengebirge von Samuel
Globic von Buèín, 1668; Karte mit dem Gebiet der Glashütte in Vítkovice (Witkowitz),
1806; Wald-, Forst- und Jagdordnung der Herrschaft Branná (Branna) und Jilemnice
(Starkenbach), 1752; Holzfällen nach einem Windbruch, Foto, um 1930.
Dreidimensionale Gegenstände Kette mit drei Keilen, womit das
Scheitholz auf den Hörnerschlitten befestigt worden ist, 19. Jahrhundert; Axt
zum Abzweigen (Ausästen), 20. Jahrhundert; universale Stämmaxt (Stemmaxt); 19.
Jahrhundert; Keil und Holzschlägel, womit Scheite gespalten worden sind; Haken
zum Holz umdrehen und Holz rücken, Schnittmesser (Schaber), 20. Jahrhundert;
Bügelsäge (Holzsäge), 20. Jahrhundert; Schrotsäge (Bauchsäge), 20. Jahrhundert;
Häspe, womit mit den Stammholz manipuliert worden ist, 20. Jahrhundert; Stempeleisen,
womit Stammholz markiert worden sind, mit Initialen der Herrschaft Branná (Branna),
19. Jahrhundert; Rechen in Hořejší Vrchlabí (Ober-Hohenelbe), Modell, F.
Herkner, 1922; Holzschleppen mit Schlitten, Modell, um 1950; Grenzstein, der
die kaiserlichen Wälder markiert hat, datiert 1669.
Die schöne Gebirgsgegend und die Natur kennen lernen (Schaukasten IX, Vitrinen 7, 8)
Bevor das Riesengebirge durch den
Touristenverkehr bekannt geworden ist, sind schon seit Ende des 16. Jahrhunderts
Wissenschaftler und Gelehrte ins Gebirge gekommen und haben uns sehr wertvolle
Berichte über die Natur und die Menschen im Gebirge hinterlassen. Auch die Kräutersammler
haben die Gebirgsnatur vertraut gekannt, denn sie haben nicht nur seltene Kräuter
für die Laboranten gesammelt. Von den Kräutern haben die Laboranten auf der
schlesischen Seite Heilsalben und Elixiere hergestellt. Die Kräutersammler sind
schon in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in die äußerst schwierigen Riesengebirgspartien
gelangt in die Krakonošova zahrádka (Rübezahls Lustgarten), Čertova
zahrádka (Teufels Lustgarten) und in den Čertùv dùl (Teufelsgrund). Sie
haben sich auch um die Verbreitung der Rübezahlmärchen verdient gemacht, die
der Leipziger Bakkalaureus J. P. Praetorius gesammelt und 1662 veröffentlicht
hat. Mit den Sagen über Rübezahl ist das höchste böhmische Gebirge in das Bewusstsein
von vielen Europäern gegangen. Neuen Anlass zu Reisen ins Gebirge brachten später
zwei politische und christliche Vorhaben die Einweihung der Kapelle des
heiligen Laurentius auf der Schneekoppe im Jahre 1681 und die Einweihung der
Elbequelle drei Jahre später. An den Wallfahrten, die seitdem alljährig stattgefunden
haben, haben nicht nur viele Untertanen von beiden Seiten des Riesengebirges
teilgenommen, sondern auch Interessenten aus entfernten böhmischen und schlesischen
Städten. Danach waren allgemein die ersten Touristenausflüge beliebt, deren
Ziel hauptsächlich die Schneekoppe war.
Falls alle vorhergehenden Etappen der Besiedlung im Riesengebirge eine direkte
Erschließung des materiellen Gebirgsreichtums war, brachte das Touristenwesen
ein ganz neues Merkmal, das ein Zeichen der wohlhabenden Bürgerschaft war. Anregung
zu der Ausbreitung des Tourismus waren rein geistliche Werte, also Werte, die
der Dorf- und Gebirgslandschaft besonders die Zeit der Aufklärung gegeben und
danach die Zeit der Romantik weiterentwickelt hat. So hat seit Ende des 18.
Jahrhunderts in der Geschichte des Riesengebirges die Zeit der abenteuerlichen,
idyllischen und romantischen Reisen des Menschen ins Gebirge begonnen, um neue
Gefühle, Erlebnisse und Reichtum kennen zu lernen, die dem aufnahmefähigen Pilger
die Natur geboten hat. Es war eine Natur, die vor der alltäglichen Allgemeinheit
der modernen Zivilisation geschützt war.
Unter den damals noch wenigen Touristen kamen tschechische und deutsche bildende
Künstler ins Riesengebirge, um die Gebirgslandschaft nach den Ideen des Klassizismus
und Romantismus darzustellen. Sie haben die Vorteile von graphischen Techniken
angewendet den Kupferstich und die Lithographie um ihre Zeichnungen
vervielfältigen zu können, die sie in der Natur angefertigt haben. Die Herstellung
von Bildern und Bildbänden haben bald Kupferdruck- und Lithographieanstalten
an sich gerissen, die den Markt mit einer großen Anzahl an Souveniermotiven
überschwemmt haben. Die graphische Produktion, in großen Serien angefertigt
und nach ganz Mitteleuropa verschickt, war die erste Propagation der Gebirgsnaturreize.
Gleichzeitig ist eine ganze Reihe von Reiseführern erschienen, die über die
Schönheiten im Gebirge und über die Möglichkeiten, diese Schönheiten kennen
zu lernen, ausführlich informiert haben.. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts
war das Riesengebirge von Touristen aus Schlesien, Böhmen und aus den deutschen
Ländern das meistbesuchte Gebiet in Mitteleuropa.
Der Touristenverkehr hat den Baudenbesitzern und Baudenleuten die Möglichkeit
einer Ernährungs- und Verdienstquelle gebracht. Die Sommer- und Winterbauden,
die zuerst den Gästen nur eine bescheidene Übernachtung und Bewirtung geboten
haben, sind umgebaut worden und haben sich dem ganzjährigen Touristenverkehr
angepasst, wobei die Logierhäuser, Gastwirtschaften, Restaurants und Hotels,
oft prachtvoll gebaut und ausgestattet worden sind. So ist z. B. die Petrova
bouda (Peterbaude), Rennerova bouda (Rennerbaude) und Luèní bouda (Wiesenbaude)
umgebaut worden. Seit dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts sind die ersten
Bauden entstanden, die nur für Touristenzwecke bestimmt waren. Es waren vor
allem die Bauden auf der Schneekoppe Česká bouda (Böhmische Baude)
und Pruská bouda (Preußische Baude) , weiter die Obří bouda (Riesenbaude),
Labská bouda (Elbfallbaude), Bouda u Snìžných jam (Schneegrubenbaude), Bouda
prince Jindřicha (Prinz-Heinrich-Baude) und andere.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Touristenverkehr auch die Entwicklung
der wichtigsten Ortschaften im Riesengebirge verändert – Špindlerùv Mlýn (Spindlermühle),
Pec pod Snìžkou (Petzer) und Harrachov (Harrachsdorf), die sich aus kleinen
land- und forstwirtschaftlichen Siedlungen mit etwas Industrie zu Zentren des
Touristenverkehrs entwickelt haben.
In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts gewann an Beliebtheit die Wintertouristik
mit den ersten Ausflügen, die mit einer abenteuerlichen Rückfahrt auf Hörnerschlitten
von den Bauden auf den Berggipfeln in die tiefer gelegenen Ortschaften verbunden
war. Die abenteuerliche und reizvolle Attraktion war im Laufe von einigen Jahrzehnten
ziemlich beliebt und verbreitet, ebenso wie Schlittenfahrten auf den Hängen
bei den Bauden oder auf speziell hergerichteten Schlittenbahnen. Die Verbreitung
der Ski und das Skifahren, seit den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts im Riesengebirge
nach und nach eingeführt und verbreitet, hat die Schlitten- und Hörnerschlittenfahrten
fast zum Stillstand gebracht. Die Verbreitung des Skisports und der Skitouristik
hat das Riesengebirge so verändert, dass es ganzjährig für den Reiseverkehr
und für die Erholung in Anspruch genommen wird, womit gleichzeitig fast alle
Probleme entstehen, die das allgemeine Wachstum der Bildung und der Freizeit
gebracht haben. Der Reiseverkehr hat nicht nur als wichtigster Wirtschaftsfaktor
des Riesengebirges geprägt, sondern bedroht auch die Natur und Naturreichtum
durch einen planlosen Bau von Straßen und Siedlungen, durch die Devastation
des Pflanzenreichtums und durch die die Verunreinigung der Natur mit Abfällen.
Ausstellungsstücke:
Schaukasten IX: Abbildung
Brand der Baude auf der Schneekoppe am 22. 10. 1857, zeitgenössische
Lithographie; Schneekoppe mit der Bílá louka (Weiße Wiese), kolorierte Lithographie,
um 1830; E. Sachse, Kapelle auf der Schneekoppe, Innenansicht, kolorierte Lithographie,
um 1850; Horní Malá Úpa (Ober-Kleinaupa) von Hübner´s Gasthaus, F. A. Titel,
kolorierte Lithographie, nach 1815; Fahrt mit dem Hörnerschlitten zu den Pomezní
Boudy (Grenzbauden), kolorierte Lithographie, um 1825; Hörnerschlittenfahrt,
C. F. Hoppe, kolorierte Lithographie, um 1820; Schneekoppe in der Zukunft, zwei
Ansichtskarten, 1900.
Dreidimensionale Gegenstände Becher, graviert, Andenken an den
Cholerakordon, 1831; Souvenirs mit lithographischen Bildern, Ende des 19. Jh.;
gedrechselte hölzerne Andenken Briefschachtel, kleine Glocke, Schüssel,
Becher; Ski mit Potschenbindung und, nach 1920; Skistock, Ende des 19. Jh.;
Kasse des Deutschen Riesengebirgsvereines für Spenden, nach 1920; ältester Typ
eines Wegweisers für Touristen (Wiesenbaude Luèní bouda), Ende des 19.
Jh.
Vitrine 8: Abbildung älteste bekannte Rübezahl-Darstellung,
Detail von der Schlesien-Karte von M. Helwig, 1561; Illustrationen zu den Erzählungen
von Rübezahl von J. Praetorius, 1736; 6 Abbildungen; Titelseiten der ältesten
literarischen Bearbeitungen der Rübezahlgeschichten, J. Praetorius, 1622 und
1672; Rübezahl straft den Kräutersammler, Frontispiz der Ausgabe von 1672; Rübezahl,
Moritz von Schwind, Öl, 1858 1860.
Dreidimensionale Gegenstände Anonymus, Rübezahl als wütender Herr
der Berge, Holzschnitt, vor 1938; F. Stupecká, Rübezahl-Studie, patinierter
Gips, 1949; J. Kodet, Rübezahl-Studie, gebrannter Ton, um 1950; Rübezahlfiguren,
Souvenirs, 20. Jh.
Vitrine 9: Abbildung Titelseiten der wissenschaftlichen
Arbeiten von Caspar Schwenckfeld über die Riesengebirgsnatur (über Pflanzen
und Minerale, erschienen 1601; über Tiere, erschienen 1603); Titel und Einführung
zum Buch über die erste Forschungsreise ins Riesengebirge im Jahre 1786 "Beobachtungen
auf Reisen nach dem Riesengebirge", 1791; älteste geologische Landkarte
des Riesengebirges, Anlage zum Buch "Beobachtungen ...", 1791; berühmte
Botanikerin im Riesengebirge Josefína Kablíková bei den Snìžné jámy (Schneegruben),
Quido Mánes, Öl, 1848; Lebenslauf von Josefína Kablíková A. Pluskal, 1849.
Dreidimensionale Gegenstände zwei Mikroskope von J. Kablíková.
Der Mensch und das Gebirge Dauerausstellung über die Geschichte des
Riesengebirges
Buch: Miloslav Bartoš
Graphische Gestaltung und Realisierung: Jana Aubrechtová, Miloslav Bartoš, Zdena
Nováková, Dr. Jana Sojková
Technische Mitarbeit: Jaroslav Hloušek
Fotos: Karel Hník, Jitka Kopáèová und die Firma Fotonova Hronov
Ofenbau: Firma Kobr Vrchlabí als Geschenk für das Museum
Leihgaben: Muzeum Podkrkonoší Trutnov, Okresní muzeum Náchod, Národní muzeum
Praha, Krkonošské muzeum Jilemnice, Karel Biemann, Harrachov, Petr Pochop, Roztoky
u Jilemnice
Deutsche und englische Übersetzung: Dr. Jana Sojková, Luisa Chaloupská, Milena
Swobodová, Miloslav Bartoš, Dipl.-Ing. Günter Fiedler
Eröffnung der Ausstellung: 11. Dezember 1995
Herausgeber: Správa Krkonošského národního parku ve Vrchlabí (Hohenelbe), 1998
Text zum Ausstellungsführer: Miloslav Bartoš
Fotos: Karel Hník