Mit freundlicher Genehmigung des Herrn Miloslav Bartoš, Vrchlabí

Nationalpark Riesengebirge – Riesengebirgsmuseum Vrchlabí / Hohenelbe

Der Mensch und das Gebirge

Führer durch die Dauerausstellung über die Besiedlungsgeschichte des Riesengebirges

Vrchlabí (Hohenelbe) – ehemaliges Augustinerkloster


Einführungswort

Das außergewöhnliche Reichtum an Naturschätzen gibt dem Riesengebirge unter den europäischen Mittelgebirgen eine ganz besondere Stellung. Die Entwicklung der Natur im höchsten böhmischen Gebirge wird aber seit mehr als 400 Jahren von den Bestrebungen des Menschen zu seinem wirtschaftlicher Gunsten beeinflusst. Seit Beginn der geschichtlichen Zeit steigt ständig die Bedeutung des Menschen, der die ursprüngliche natürliche Landschaft in die Form der heutigen Kulturlandschaft umwandelt. Die Vielfalt, Intensität und die Art der Nutzung des Riesengebirgsnaturreichtums, wie wir in der geschichtlichen Entwicklung verfolgen können, haben wohl in den europäischen Mittelgebirgen keinen Doppelgänger. Die Dauerausstellung "Der Mensch und das Gebirge" will den Besuchern zeigen, wie der Mensch die wirklichen und vermutlichen Schätze der Berge erschlossen hat. Zu Besichtigung werden vor allem zahlreiche Sammelstücke des Riesengebirgsmuseums in Hohenelbe präsentiert, die in selbständigen Themen zusammengefasst sind. Die Ausstellung verfolgt, wie die Menschen die Natur seit Beginn der historischen Zeit bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts beeinflussen und im Teil, wo das Leben der Riesengebirgler gezeigt wird, geht die Präsentierung bis in die 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts. In der monothematischen Reihe ist für jedes Thema ein Schaukasten oder eine Vitrine bestimmt, die die allmähliche Erschließung des Gebirgsreichtums darstellt, was die Entwicklung des Bergbaues, der Glaserzeugung, der Bauden- und Waldwirtschaft, der wissenschaftlichen Erforschung und der Touristik bedingt.


Besiedlungsanfänge im Riesengebirgsvorland (Schaukasten I, Vitrine 1)

Zu Beginn unseres Jahrtausends war das Riesengebirge von tiefen Urwäldern mit überwiegend Fichten-, Tannen- und Buchenbeständen bedeckt. In den höchsten Gebirgspartien, oberhalb der Waldgrenze, die in durchschnittlich 1250 m ü. M. verläuft, ging der Wald in Knieholzbestände über. Nur auf den Gipfeln der Schneekoppe, des Berges Studnièní hora (Brunnberg), der Steinplateaus und auf den Lawinenfeldern war die Kräutervegetation vorhanden. Noch in der Mitte des 12. Jahrhunderts reichte der Urwald von der Landesgrenze tief in das Landesinnere bis zu Kumburský ájezd (Aujest bei Kumburg).

In der Urzeit näherte sich die Besiedlung nur hin und da bis zum Riesengebirge, aber wohl schon der Urmensch im Neolithikum hat im höchsten böhmischen Gebirge amphibolitischen Schiefer gefunden, was ein Rohstoff zu Steinwerkzeugen war.

Erst mit dem Wirtschaftsaufschwung in Westeuropa und in den böhmischen Ländern, den die ersten zwei Jahrhunderte des zweiten Jahrtausend gebracht haben, ist die Bevölkerungszahl gestiegen. Deren Folge war die Besiedlung von umfangreichen Randgebieten in Böhmen und deren Urbarisierung. Ende des 14. Jahrhunderts hat die Binnenbesiedlung in Böhmen und die direkt danach folgende deutsche Kolonisierung das Riesengebirgsvorland erreicht. Die neuen Ansiedler, die den Ackerboden besser zu bearbeiten wussten, sind entlag der Hauptlandeswege und Wasserläufe im Grenzgebiet tief in den Urwald im Grenzgebiet durchgedrungen. Westlich der Elbe beeinflusste die Besiedlung besonders die einflussreiche Familiendynastie der Wallensteiner, östlich davon die Schwabenitzer, der deutsche Ritterorden, die Benediktiner und andere Klostergemeinschaften. Diese erste Kolonisierungswelle erreichte Ende des 14. Jahrhunderts zirka die Linie Jizera (Iser) – Jizerka (Klein-Iser) im Westen und die Verbindungspunkte Vrchlabí (Hohenelbe) – Lánov (Langenau) – Mladé Buky (Jungbuch) – Trutnov (Trautenau) – Žacléř (Schatzlar) im Osten. Weltliche und kirchliche Feudalherrscher errichteten zahlreiche Burgen und Festen zu Absicherung, Verteidigung und Verwaltung als Stützpunkte des kolonisierten Gebietes. Die Ansiedler standen vor der Pionieraufgabe den bisherigen Urwald zu roden, den Boden urbar zu machen und sich auf die Dauer anzusiedeln. Deshalb ist ihnen von den Feudalbesitzern das Recht erteilt worden, den Boden vererben zu können und für lange Zeit sind sie von Natural- und Geldabgaben befreit worden. Die Freiheiten, die die Kolonisten erhalten haben und der Fortschritt in der Bodenbewirtschaftung haben sich in der Form der Dorfgründungen widerspiegelt. Als Grundform der Besiedlung in der Kolonisierungszeit war das Waldhufendorf, wo jedem Ansässigen ein zusammenhängendes Grundstück ausgemessen worden ist, dessen Größe in der Regel eine Hufe (ca. 25 ha) betragen hat. Das Waldhufendorf und die traditionellen landwirtschaftlichen Kleinbauerformen haben dem ganzen Gebiet des Riesengebirgsvorlandes den Charakter einer ästhetisch hoch harmonischen und biologisch ausgewogenen Landschaft gegeben. Wegen Mangel an schriftlichen Dokumenten nähern die Kultur der revolutionären Zeit im 13. bis 14. Jahrhundert archäologische Ausgrabungen an.

Ausstellungsstücke:

Schaukasten I: Landkarte mit Festen und Burgen; Abbildung von landwirtschaftlichen Arbeiten – Rundscheiben  mit Motiven der Monate aus dem Brevier des Klosters des hl. Georg in Prag, 15. Jh.; Tympanon der Kirche in Hostínné (Arnau) – Sandsteinrelief mit einem Motiv aus dem Alten Testament, um 1430; Waldrodung und Hausbau nach der Handschrift aus dem Sachsenspiegel, 13. Jahrhundert; Dorfplan von Dolní Branná (Hennersdorf), J. J. Mann, 1744.

Dreidimensionale Gegenstände – archäologische Funde von den Burgen Bradlo und Bolkov (Bolkenstein), von der Feste in Batòovice (Batòowitz), von der Burg Vízmburk (Weißenburg) und aus Hostinné – Labský mlýn (Arnau – Elbemühle), 13. bis 14. Jahrhundert.

Vitrine 1: Abbildung – Rekonstruktion der Burgen Nístíjka und Štípanice (Štípanitz), die Kacheln und andere archeologische Funde aus der Stadt Trutnov (Trautenau), von den Burgen Štípanice (Štípanitz), Vízmburk (Weibenburg), Bolkov (Bolkenstein) und aus der Stadt Hostínné (Arnau).


Der Mensch entdeckt die Schätze des Gebirges (Schaukasten II, Vitrine 2)

Der Hauptanlass zu Erschließung des Riesengebirges war schon seit dem frühen Mittelalter die Bestrebung, Bodenschätze im höchsten böhmischen Gebirge zu gewinnen. Mit dem Aufschwung des Edelmetallabbaues im 13. bis 15. Jahrhundert haben die bisher unerforschten Berge verschiedene unternehmungslustige Personen besonders aus dem entwickelterem Westeuropa herangezogen. Diese Schatzsucher und Prospektoren, meist Walen aus dem heutigen Norditalien kommend, haben im Riesengebirge vor allem Gold, verschiedene farbige Kiesarten (Korund, Avanturin, Rauchquarz, Bergkristall, Amethyst, Morion u. a.) gesucht, die zu Mosaiken, Kameen und Intaglien verwendet worden sind. Sie hatten auch um Arsenerze (Arsenkies) Interesse, die zu Herstellung des weltbekannten venezianischen Glases, der gebrannten Glaskompositionen und der Schwefelsäure verwendet worden sind. Spuren nach ihrer Prospektion, was den Tageabraum oder Stollenmundlöcher betrifft, haben die Zeit nicht überstanden, da keine erhalten geblieben sind. Das einzige Zeugnis über deren Tätigkeit bringen sog. Walenbücher, die Pionierwege der Prospektoren zu den Fundstellen beschreiben. Diese Wegbeschreibungen sind gleichzeitig die ältesten Berichte über die Erschließung des Erdreichtums im Riesengebirge überhaupt. Schriftliche Quellen fehlen fast immer für alte Bergwerke, doch im östlichen Riesengebirge zwischen dem Gebirge Rýchory (Rehorngebirge) und der Gemeinde Javorník (Mohren) unter dem Berg Černá hora (Schwarzer Berg) sind noch Spuren vorhanden. Eine große Anzahl an Schürfgräben, Schürflöcher, Vertiefungen, Gräben und Brüchen zeugt über die große Bergbauintensität.

Mit den Prospektoren, die Edelmetalle und -steine gesucht haben, hängen wahrscheinlich auch die Anfänge der Eisenerzverarbeitung zusammen. Der älteste, näher nicht bestimmte Bericht über eine Eisenhütte im Riesengebirge stammt aber schon aus dem Jahre 1383. Er erwähnt einen Eisenhammer in der Umgebung der heutigen Ortschaft Černý Důl (Schwarzental) und Nová Ves (Neudorf) – jetzt Ortsteil von Černý Důl. Im Laufe des 15. Jahrhunderts nehmen die Berichte über Eisenhämmer zu. So wird schon 1429 ein Hammer in Štípanice (Štípanitz) erwähnt und in den nächsten Jahrzehnten finden wir in Dokumenten nach und nach Erwähnungen über Eisenhütten in Lánov (Langenau), Maršov (Marschendorf), bei Trutnov (Trautenau), Kalná Voda (Trübenwasser) und Horní Staré Mìsto (Altstadt), Hrabaéov (Hrabaéow) und Janské Lázní (Johannisbad). Im 16. Jahrhundert wird das Riesengebirge als wichtigstes Gebiet der Eisenerzgewinnung und -verarbeitung in den böhmischen Ländern betrachtet. Christoph von Gendorf, vom Ursprung her Kärntner Adeliger, sonst Bergunternehmer und Fachberater von Kaiser Ferdinand I. in Bergangelegenheiten, hat die Förderung von Eisenerzvorkommen auf seinem Herrschaftsbesitz im mittleren und östlichen Riesengebirge großzügig organisiert.

Ausstellungsstücke:

Schaukasten II: Landkarte mit eingetragenen Stellen der Erzgewinnung und -verarbeitung im Riesengebirge im 14. bis ins 19. Jahrhundert; Abbildungen – Bergknappen bei der Arbeit untertags, Details von Illustrationen aus dem Kuttenberger Graduale, 90er Jahre des 15. Jahrhundert. (Hauer und Haspler bei der Arbeit untertags, Arbeit auf der Halde, Trieb und Erzzubereitung, Erzteilung); Arbeit im Bergwerk und in einer Erzhütte, Details von Malereien in der Kirche in Rožòava (Rosenau) aus dem Jahre 1513, Bergmann – Holzschnitzerei von dem Bildhauer Emil Schwantner aus dem Jahre 1933; Bergmannswerkzeug aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, das in den Gruben im Riesengebirge gefunden worden ist – Bergeisen, Ritzeisen, zweihändiger Fäustel, Erdhaue, Sumpfeisen; Hohenelber Bergzunfttruhe, datiert 1732; Gründungsurkunde der Bergstadt Vrchlabí (Hohenelbe) aus dem Jahre 1533; Dreidimensinale Gegenstände – bewegliches Modell eines Eisenhammers mit einem Pochwerk, Porträt von Christoph von Gendorf; Erzeugnisse von Riesengebirgshämmern – Alarmmörser aus Gusseisen, 18. Jahrhundert, Apothekermörser aus Gusseisen, 18. Jahrhundert, Ofentopf aus Gusseisen, datiert 1798, Flachsriffel, datiert 1816; Wetterfahne vom Schloss in Fořt (Forst), datiert 1695; Grubenlampen, 18. und 19. Jahrhundert.

Vitrine 2: festliche Bergäxte – a) mit Bergbaumotiven in Bein graviert aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhundert, b) mit Motiven aus dem Leben der Bergknappen in Bein graviert, datiert 1725; Wasserzeichen der Papierfabrik in Lánov (Langenau) mit Bergbaumotiven, datiert 1706; Zeremoniebecher der Bergmannszunft – Vrchlabí (Hohenelbe), Zinn, 18. Jahrhundert, Eingerichtflasche, bewegliches Arbeitsmodell einer Grube – von E. W. C. Krause, Gottesberg, 1857; Satz von Gedenk- und Rechnungsmünzen von Christoph von Gendorf; Meisterbecher der Bergbauzunft in Hohenelbe, datiert 1827; verschiedene Erze aus dem Riesengebirge.


Das Riesengebirge hat uns reich gemacht (Schaukasten III, Vitrine 3)

Das mittelalterliche Berg- und Hüttenwesen, mit besonderen Freiheiten und Rechten privilegiert, erreichte seine Blüte im 16. Jahrhundert mit dem Schürfen und der Verarbeitung von Eisen, Kupfer, Arsenkies, Silber und Gold. In Vrchlabí (Hohenelbe) hat Christoph von Gendorf das ergiebigste Eisenwerk in den böhmischen Ländern geschaffen. Das Eisenerzschürfen und -schmelzen erforderte eine ziemlich große Anzahl an Arbeitern und spezialisierter Handwerker, die aus den Alpenländern hergekommen sind und die somit deutsche Kolonisierung im Riesengebirge verstärkt haben. Die Ergiebigkeit der Hüttenproduktion hing nicht nur von der ziemlich leichten Erzförderung und Qualität des Erzes ab, sondern war vor allem von ausreichenden Holzvorräten abhängig, denn wegen der benötigten Menge an Holzkohle sind umfangreiche Wälder im mittleren Riesengebirge zum Opfer gefallen. Der Hohenelber Eisenhammer, auf Blech und Sensen spezialisiert, verbrauchte nur im Jahre 1552 für die Herstellung von 13 000 Sensen 4 437 Wagen Holzkohle. Außer der Holzförderung für die örtlichen Bergwerke, Erz- und Glashütten ist das Holz in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts auch in die Kuttenberger Silbergruben geliefert worden. Im Laufe von vier Jahrzehnten sind die Wälder im östlichen Riesengebirge völlig abgeforstet und weggeflößt worden.

Das mittelalterliche Berg- und Hüttenwesen hat sich dem Rahmen der feudalen Verhältnisse entzogen. In der Arbeitsorganisierung hat es die kapitalistische Produktionsweise vorausgenommen. An der Spitze der Bergwerke und Hütten standen reiche Einzelpersonen oder Gesellschaften, die fähig waren, das unternehmerische Risiko auf sich zu nehmen und den Profit zu teilen. Die Profitgier hat zu einer rücksichtslosen Ausbeutung des Naturreichtums und dessen Vernichtung geführt. Den blühenden Bergbau hat der Dreißigjährige Krieg stillgelegt. Versuche zu Wiederaufnahme des Bergbaues in den darauf folgenden Jahrhunderten haben keinen wünschenswerten Erfolg gebracht. Die geringe Ergiebigkeit der Erze und die kostspielige Durchdringung in größere Tiefen haben oft zu Pleite der Fördergesellschaften und zu Unruhen der Berg-, Hütten- und Waldarbeiter geführt. Der bedeutendste Hüttenbetrieb in der Neuzeit war der Harrachsdorfer Eisenhammer in Arnoštov (Ernsttal) bei Horní Sytová (Obersittowa) am Zusammenfluss der Jizera (Iser) mit der Malá Jizera (Kleinen Iser), der 1754 angelegt worden ist. Der Hammer hat Guss- und Schmiedeeisen aus Erz erzeugt, das am Gebirgsrücken zwischen Víchová (Wichau) und Jestřábí (Jestřabi) gefördert worden ist.

Das älteste Landschaftsgemälde des Riesengebirges gibt den Höhepunkt der Ausnutzung von Naturreichtümern im höchsten böhmischen Gebirge wieder. Die Urheberschaft dieser einzigartigen Wiedergabe des Lebens und der Arbeit in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wird mit Recht dem Trautenauer Chronisten Simon Hüttel zugeschrieben, obwohl für diese Tatsache bisher keine direkten Beweise gefunden worden sind. Die Landkarte beleben zahlreiche Szenen und Motive besonders aus dem Leben der Bergknappen und Holzmacher. Am detailliertesten und genauesten hat der Maler das östliche Riesengebirge mit dem Wasserfluss der Velká Úpa (Großen Aupa) und Malá Úpa (Kleinen Aupa) wiedergegeben. Wegen der Waldrodung und dem Holzflößen sind in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts hierher neue Ansiedler aus Kärnten, Tirol und aus der Steiermark gekommen und haben da kostspielige Gleitrinnen und Wasserklausen zu der Holzbeförderung aus dem Riesengebirge nach Kuttenberg in die Silberbergwerke geschaffen. In das Landschaftsgemälde hat der Maler 430 Orts- und Flurnamen eingetragen, die die überhaupt älteste Schicht solcher Namen im Riesengebirge darstellen.

Anfang 1945 ist die Landkarte den Kriegswirren zum Opfer gefallen. Nach erhalten gebliebenen Fotos und Dias aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg hat Frau Zdena Nováková, Facharbeiterin im Hohenelber Riesengebirgsmuseum, das Ölgemälde im Maßstab von 1 : 1 rekonstruiert, was in Hinsicht auf die Ausgangsunterlagen eigentlich als ursprüngliches Werk betrachtet werden muss.

Ausstellungsstücke:

Schaukasten III: Abbildungen – rekonstruiertes ältestes Landschaftsgemälde des Riesengebirges (Werk der Facharbeiterin im Hohenelber Riesengebirgsmuseum Frau Zdena Nováková); Text des ältesten Walenberichtes aus der sog. Breslauer Handschrift aus dem Jahre 1454; Schwefelsäurehütte bei Szklarska Poreba (Schreiberhau), 1793; Eisenhammer in Arnoštov (Ernsttal), Detail von Graupars Landkarte der Starkenbacher Herrschaft, 1765; Arsenik- und Kupferhütte in Pec pod Snížkou (Petzer), um 1850; Kupferhütte in Dolní Rokytnice (Nieder-Rochlitz), 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.; der letzte Hammer im Riesengebirge in Dolní Dvůr (Niederhof), Beginn des 20. Jahrhundert Dreidimensionale Gegenstände – Gabeln mit zwei und drei Zinken, Rechen, kleine und große Zange, Bergäxte, Bartaxt, Modell einer Wasserklause (das Wasser wird zum Holzflößen gestaut).

Vitrine 3: Erzeugnisse aus Riesengebirgshämmern – Medaillons mit Reliefs des hl. Peter und Paul, Erzeugnisse des Eisenhammers in Arnoštov (Ernsttal), um 1800; Vorladegewehr mit einem Luntenschloss (Erzeugnis der Hohenelber Manufaktur, 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts); Satz von Vorhängeschlössern, 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts; Bügeleisen aus Gusseisen, 1. Hälfte des 19. Jahrhundert; Radschloss, Vrchlabí (Hohenelbe), 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts; Mörser aus Gusseisen, datiert 21. Juni A 1685 mit Monogramm; Schlüssel, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.; Feuerbock, 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts; Eisenerz – Magnetit, Fundort Labská soutíska (Elbeklemme).


Der Mensch verwandelt den Stein in eine gläserne Schönheit (Schaukasten IV, Vitrine 4)

Noch größere Bedeutung als der Bergbau hatte für die Besiedlung und die wirtschaftliche Nutzung des Riesengebirges die Glaserzeugung. Falls der Bergbau immer mit einem ziemlich hohen Risiko verbunden war, wo der Erfolg immer auf der Waage gestanden hat, war die Glaserzeugung im Mittelalter bei ausreichenden Grundstoffen, die damals genügend vorhanden waren, nur von dem guten Absatz der Erzeugnisse abhängig. Diese Tatsache hat sich in anhaltend kontinuierlicher Glaserzeugung vor allem im westlichen Riesengebirge widerspiegelt, wo sie bis in die Gegenwart überdauert hat. So wie der Bergbau war die Glaserzeugung ein Bestandteil der sich ausbreitenden Besiedlung und hat in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts die Linie der Jizera (Iser) und der Malá Jizera (Kleine Iser) überschritten. Unlängst haben archäologische Ausgrabungen die Existenz einer Glasthütte in Sklenařice (Glasersdorf) bei Vysoké nad Jizerou (Hochstadt) direkt und ein Geschäftsvertrag von Nikolaus Quaysser über eine Glashütte aus dem Jahre 1378 indirekt belegt. Von hier sind die Glasmacher zum Zusammenfluss der Jizera (Iser) mit dem Hutský potok (Hüttenbach) gegangen und dann flussaufwärts bis fast zu den Berggipfeln und weiter in Richtung Westen an der Mumlava (Mummel) entlang bis zu derem Zusammenfluss mit der Milnice (Milmitz, früher auch Schweineloch Floß genannt). Im Jahre 1562 ist eine Glashütte in Doní Rokytnice (Nieder-Rochlitz) entstanden, die nach der Erschöpfung der Holzvorräte in das nahe Rokytno (Sahlenbach) übertragen worden ist. Begründer der Glaserzeugung in dieser Gegend war die Familiendynastie der Glashüttenmeister mit dem Namen Schürer. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war statt ihnen die Familiendynastie Preißler am erfolgreichsten, die die Rochlitzer Hütte bis 1740 im Betrieb gehabt hat. Im Besitz der Preißler war noch die Hütte in Vítkovice (Witkowitz), die in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts angelegt worden ist. Dazu gehörte auch ein umfangreiches Waldgebiet am Kozelský potok (Koschelbach) nördlich von Vítkovice (Witkowitz). Die Hütte hat bis zu Beginn der 90er Jahre des 18. Jahrhunderts bestanden. Die Schürers waren auch weiterhin im Riesengebirge als Unternehmer tätig. In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts haben sie eine Glashütte in Rýžoviští (Seifenbach) angelegt, die bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Betrieb war, als sie wegen schlechten Transportwegen, Mangel an Holz und Glasabsatz auch eingegangen ist. Die Familie Preißler war noch auf der nördlichen, schlesischen Seite der Berge in der Umgebung von Szklarska Poreba (Schreiberhau) aktiv. Die Glaserzeugung näherte sich dem Riesengebirge auch von Osten. Zum Jahre 1515 belegen Dokumente Sklenářovice (Glasendorf) am südlichen Abhang des Gebirges Rýchory (Rehorngebirge), das wohl schon als Glashüttenansiedlung im 15. Jahrhundert entstanden ist. Aus Wohnhäusern bei der Glashütte, die 1561 abgebrannt ist, ist weiter die Ortschaft Bobr (Bober) entstanden und auf den Grundstücken, wo der Wald für die Glashütte gerodet worden ist, ist das Dorf Černá Voda (Schwarzwasser) angelegt worden. Eine andere Glashütte, die 1561 ebenfalls abgebrannt ist, hat wohl seit Urgedenken auch in Křenov (Krinsdorf) gestanden.

So wie das Berg- und Hüttenwesen entzog sich die Glaserzeugung den einschränkenden Zunftvorschriften in der Feudalzeit. Die Glasherstellung erforderte außergewöhnliche Kenntnisse und Geschicklichkeit und deshalb haben die Glasmeister und ihre Hütten besondere Rechte und Freiheiten genossen. Die Gründung einer Glashütte bedeutete immer die Mitbegründung einer Siedlung. Die Glashütte ist üblicherweise mit einem eigenen Wald im Ausmaß von 4 Hufen (ca. 100 ha), mit dem Mahlrecht, Brotbacken, Viehankauf und -schlachtrecht und mit dem Recht Pottasche herzustellen ausgestattet worden. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Selbständigkeit der Glashütte sicherte den Glasarbeitern alle Bedingungen zu der Glaserzeugung, die ausschließlich als schöpferische Arbeit betrachtet worden ist. Heutzutage sind die Glashütten in Harrachov – Nový Svít (Harrachsdorf – Neuwelt) und in Szklarska Poreba (Schreiberhau) Träger der ausgezeichneten schöpferischen Tradition und Weltberühmtheit aus dem Riesengebirge.

Ausstellungsstücke:

Schaukasten IV: Landkarte mit eingetragenen Glashütten im Riesengebirge im 14. bis 20. Jahrhundert; Abbildungen – Glasarbeiter und eine Glashütte nach einer Abbildung auf einem Becher der Glasfamilie Preißler, 1727; eine Glashütte in dem Buch von J. Agricola "De re metalica libri XI", 1556: das westliche Riesengebirge mit der Harrachsdorfer Glashütte, um 1760 (Parerga der Landkarte der Starkenbacher Herrschaft von Graupar); Glashütte in Harrachov (Harrachsdorf) zu Beginn des 19. Jh. und um 1820; Dreidimensionale Gegenstände – Glashüttenerzeugnisse aus dem Riesengebirge – Becher aus Kobalt-Überfangglas, geschliffen und vergoldet, um 1830; geschliffener Becher mit Emailmalerei, vergoldet, um 1840; Becher (Römer) mit einem Motiv, Email, um 1880; zwei Puderdosen – Rubinglas mit dem Emailporträt eines Mädchens und Golddekor, um 1840; Becher, Rubinlasur und gemaltes Motiv, um 1830; Fläschchen zum gemeinsamen Trinkspruch der Neuvermählten, Rubinglas mit Goldmalerei, um 1780; Rubinvase, dreiteilig; Rubin-Überfangglas, geschliffen, um 1840; Vase, Milchglas mit dem Porträt einer Frau, um 1820; Bruchstücke von Glaspfannen mit Glasmasse; Glasmasse-Bruchstücke, eingegangene Glashütte in Witkowitz, 2. Hälfte des 16. Jh.; Werkzeug und Instrumente zu der hüttenmäßigen Glasformung – zu der Formung und Ausziehung der Stiele und Füße von Gläsern), zwei Glasbläserpfeifen und eine Bindpfeife, eine spitzige und eine runde Schere zum Abschneiden der Glasmasse von der Pfeife.

Vitrine 4: Geschliffenes und graviertes Glas – gemaltes Motiv "Gegeißelter Heiland" im gravierten Spiegelrahmen; Becher mit graviertem Hirschen, um 1870; geschliffener Becher mit graviertem Jagdmotiv (Bärenjagd), um 1840; Siegelstempel mit graviertem Monogramm JP, um 1840; Siegelstempel aus Rosalinglas, um 1810; Becher mit dem Motiv eines Lusthäuschens und Monogramm JE, um 1815; Trinkglas mit gravierter Landschaft und einem Spießer, 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, geschliffener Becher, gelbe Lasur mit gravierten Allegorien der vier Jahreszeiten, um 1820; ein geschliffener Becher und eine Flasche mit graviertem Monogramm JE im Lorbeerkranz, um 1815; Becher mit gravierten Symbolen der Weberei und den Initialen GM, um 1840; kleiner Becher mit gravierten Motiven der Fleischerzunft, einem allegorischen Motiv und einer Aufschrift, um 1810; Karaffe mit eingraviertem Blick auf die Stadt Hohenelbe, datiert 1803; geschliffener Lusterschmuck.


Wegen Gras und Heu bis auf die Gebirgskämme (Schaukasten V, Platz neben dem Schaukasten, Ecke des Kreuzganges)

Die Erzförderung und Eisen- und Glaserzeugung haben den Lebensunterhalt nicht nur spezialisierten Handwerkern und Arbeitern gegeben, sondern auch einer großen Anzahl an Holzmachern, Kohlenbrennern und Tagelöhnern. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts kamen ins mittlere und östliche Riesengebirge neue Ansiedler – Holzmacher und Holzflößer aus Kärnten, Tirol und der Steiermark. Ein Teil dieser Kolonisten, die außerhalb ihrer Heimat einen besseren Lebensunterhalt gesucht haben, hat sich nach der Konjunktur im Bergwesen auf Dauer auf den abgeholzten Abhängen an der oberen Elbe, der Großen und Kleinen Aupa niedergelassen  und neue Siedlungen gegründet. So sind die Krausovy Boudy (Krausebauden), Svatý Petr (Sankt Peter), Velká ápa (Groß-Aupa), Malá ápa (Klein-Aupa), die Pomezní Boudy (Grenzbauden) und weitere Siedlungen entstanden. Sie haben ihre Häuser (Bauden) auf gerodeten Waldflächen oft in unmittelbarer Nähe der oberen Waldgrenze gebaut. Die ausgebreitete Rindvieh- und Ziegenzucht war ein Bestandteil ihrer Lebensweise, die sie in der neuen Umgebung weiter entwickelt haben und somit einen Grundstein für die im Riesengebirge typische Baudenwirtschaft gelegt haben. Das Rindvieh und die Ziegen weideten nicht nur in der Nähe ihrer Wohnstätten, sondern auch auf gerodeten und durch den Holzabbau kahlen Flächen, im Waldbestand und auf freien Stellen dazwischen an der oberen Waldgrenze und noch höher. Überall, wo es möglich war, ist auch Heu geerntet worden. Die Sommerviehweide haben außerdem die Bewohner aus den tiefer gelegenen Siedlungen und dem entfernten Vorland in Anspruch genommen, wobei sie das Vieh über den Sommer hinweg den Baudenleuten vermietet oder es selbst in die Sommerbauden auf den gerodeten Waldflächen ausgetrieben haben. Die Baudenwirtschaft ist schon seit der Hälfte des 17. Jahrhunderts für die Herrschaft zu einer Einnahmequelle geworden. Die Herrschaftsbesitzer Morzin, Harant und Harrach haben Bauden für herrschaftliches Vieh gegründet, die sie in eigener Regie mit Verwaltern betrieben haben oder haben sie die Bauden  Baudenleuten vermietet, wonach die Bauden ihren Namen bekommen haben. Vermutlich ist die Luèní Bouda (Wiesenbaude) die älteste Baude in den Höhenlagen, die nach einigen Berichten schon 1623 angelegt worden ist. Den größten Aufschwung erreichte die Baudenwirtschaft als Grundlage für die Milch-, Käse- und Buttererzeugung im Riesengebirge im 18. und in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts im westlichen Riesengebirge auf der Starkenbacher Herrschaft. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird die Anzahl der Bauden auf 330 geschätzt, wo 2 732 Personen gelebt haben, die sich um rund 1 500 Stück Vieh gekümmert haben. Die Herrschaft hat fast alle Grasflächen den Baudenleuten als Wiesen, Heustellen oder Weideflächen entweder verkauft oder vermietet. Als die Herrschaftsbesitzer die schädlichen Folgen der Viehwirtschaft in den Wäldern und in den Knieholzbeständen erkannt haben, haben sie danach schrittweise die Baudenwirtschaft eingeschränkt.

Ausstellungsstücke:

Schaukasten V: Abbildungen – das Heu wird auf Kraxen von dem Gebirgskamm Kozí hřbety (Ziegenrücken) herunter getragen, Foto 1891; Hamplova bouda (Hampelbaude), Stahlstich nach L. A. Richter, 1841; Hamplova bouda (Hampelbaude), Innenansicht, Lithographie, K. Mattis, um 1830; Wolfsgrasernte, Radierung, E. Fuchs, 1928; Kotelná bouda (Kesselbaude), Detail von der Landkarte der Starkenbacher Herrschaft von J. Graupar, 1765; Kotelná bouda (Kesselbaude), Detail von der Landkarte der Starkenbacher Herrschaft von J. J. Mann, 1743; Alte Schlesische Baude, Kupferstich, 1798; Riesengrund mit einer Baude und Vieh auf der Weide, Kupferradierung, K. A. Balzer, 1794.

Dreidimensionale Gegenstände – Heukraxe (Kopfhocke), 20. Jahrhundert; gezimmertes Riesengebirgshaus mit Windfang und angebautem Stall; gezimmertes Riesengebirgshaus, Ende des 19. Jahrhundert; Krummholz – hölzernes Halsjoch, womit das Vieh eingespannt worden ist, 19. Jahrhundert, Wetzkitze, aus Holz gedrechselt, 20. Jahrhundert, Rasenaxt, Geschenk von B. Žalský, Mrklov (Markelsdorf), 20. Jahrhundert; Glockenjoch, 19. Jahrhundert; Ziegenglocke, 19. Jahrhundert; Rodehacke, 19. Jahrhundert; Heugabel, 19. Jahrhundert; Heurechen, 20. Jahrhundert; Hakenschar womit der Erdboden zu den Kartoffeln gehäufelt worden ist, 19. Jahrhundert; Hakenschar zum Ackern, 20. Jahrhundert; Viehglocke aus Blech, 19. Jahrhundert; Grassichel, gestempelt, 20. Jahrhundert; Getreidesichel, gestempelt, datiert 1833, Geschenk von O. Horák, Dolní Branná (Hennersdorf) 1974; zwei Dengelhämmer, 20. Jahrhundert; Dengelstock, 20. Jahrhundert; Grassense, 20. Jahrhundert; Wetzstein aus Sandstein, 20. Jahrhundert; Wetzstein aus Schiefer, 20. Jahrhundert; Wetzkitze aus Horn, 20. Jahrhundert.

Platz neben dem Schaukasten: Abbildung – Kartoffelernte, Poniklá (Ponikla), Foto vor 1914; Kartoffelsetzen (Kartoffellegen), Bratrouchov (Bratrochow), Foto vor 1914.

Dreidimensionale Gegenstände – Haken mit Pflugmesser; Malá Úpa (Klein-Aupa), 1. Hälfte des 19. Jahrhundert s; Haken mit Drehstange, 20. Jahrhundert .

Ecke des Kreuzganges: 20 Stück Radierungen von Erich Fuchs aus dem Zyklus Baudenleute, 1928.

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