von Heinrich Schubert in Breslau
Quelle: Der Wanderer im Riesengebirge 1900 Seite 143 144
Einreicher: Ullrich Junker, Mörikestr. 16, 88285 Bodnegg
Das Geschlecht Schof oder Schaf (ovis),
welches im Gefolge der heiligen Hedwig, der Gemahlin des Herzogs Heinrichs des
Bärtigen ( 1238), aus Süddeutschland in Schlesien eingewandert
sein soll, erscheint hier urkundlich zum erstenmal im Jahre 1242; denn am 30.
Dezember d. J. überläßt der Herzog Boleslaw II. von Schlesien
und Polen ( 1278) dem Ritter und Kastellan von Kemnitz Siboto de nobili
familia Ovium wegen der seinem Vater Heinrich II. ( 9. April 1241) geleisteten
Dienste das Schloss Kemnitz bei Hirschberg zu erblichem Besitz gegen Entrichtung
von jährlich 6 Mark reinen Silbers.
Unter Siboths Nachkommen ist zunächst Gotsche Schoff, der ältere,
zu erwähnen, der ums Jahr 1360 vom Herzoge Bolko II. das Schloß Kynast
und Zubehör erhalten haben und ums Jahr 1370 gestorben sein soll.
Über seinen Sohn Gotsche Schoff, den jüngeren, sind ausführliche
Nachrichten vorhanden. Er wird zuerst im Jahre 1366 in einem herzoglichen Lehnsbriefe
als Zeuge genannt; man kann daher annehmen, daß er bald nach 1340 geboren
worden ist. Bei dem Herzog Bolko II., dessen Gemahlin Agnes und dem Könige
Wenzel stand er in hoher Gunst. Gleich bei seinem ersten Erscheinen nennt ihn
der Herzog "Gotsche Schoff junior, armiger noster"; bei der Herzogin-Witwe
Agnes heißt er "Gotz Schaff, unser Hofschenke", und in einer
Urkunde vom Jahre 1370 wird er "fidelis etiam dilectus Gotsche Schaff"
genannt. 1372 kommt er in mehreren fürstlichen Urkunden als Zeuge vor,
heißt jedoch nirgends mehr "der junge", weil um diese Zeit sein
Vater bereits verstorben war. Als er nämlich 1369 seiner Gemahlin Margarete
ein Leibgedinge auf den Gütern Hermsdorf und Petersdorf eintragen ließ,
bestätigte dies die Herzogin Agnes mit dem Bemerken: "Doch der Ehrbaren
Frawen, auch Margareten genannt, des alten Gotschen Wib, in ihrem Libgedinge,
das ihr vor (vorher) darinnen gemacht und verschrebin, unschadelich."
Seinen Besitz verstand unser Gotsche Schoff nach Ausweis vieler Urkunden trefflich
zu mehren. Im Jahre 1374 kaufte er das Gut Crommenau und 1375 Besitzungen in
Röhrsdorf. 1376 übergab ihm die Herzogin Agnes in Ansehung der getreuen
Dienste, die er ihr "dick und uffte" getan hat, das Burglehn zu Hirschberg
mit allen Zinsen und Renten, und 1381 überließ sie ihm einen Zins
von jährlich 125 Mark auf den Gütern Warmbrunn und Herischdorf, die
Mühle in dem letzteren Orte, den Salzzins zu Greiffenberg und Schönau,
den Forst zu Hirschberg und den Malzzins auf der Zackenmühle, auf dem Schmedewerke
(Schmiedeberg) und auf Warmbrunn, was der König Wenzel auch am Tage St.
Galli (16. Oktober) d. J. bestätigte. 1384 am Freitage vor St. Priscae
(15. Januar) erwarb er durch Kauf das Dorf Warmbrunn mit seinem Vorwerke und
allen Zugehörungen, sowie viele andere Güter im Weichbilde Hirschberg,
und 1399 kaufte er die Burg Greiffenstein mit allen Zugehörungen für
1300 Schock böhmische Groschen zu einem Wiederkaufe.
Im Jahre 1393 hatte er zum Seelenheile seiner Vorfahren und Erben einen Altar
auf der Burg Kynast, sonst Neuhaus genannt, zu Ehren des Märtyrers Georg
und der Jungfrau Katharina gestiftet und dieser Stiftung einen jährlichen
Zins von 20 Mark verliehen. Der Verweser des Altars war verpflichtet, wöchentlich
fünf Messen zu lesen. Der Bischof Wenzel von Breslau bestätigte diese
Stiftung am 7. Mai d. J.
Eine bedeutendere Stiftung aber ließ er seinem Orte Warmbrunn zukommen.
Die Ehe mit seiner ersten Gemahlin Margarete war kinderlos geblieben; auch seiner
zweiten Ehe, welche er wahrscheinlich im Jahre 1389 mit Anna von Berka, Freiin
von der Duben, schloß, blieb eine Zeitlang der Segen der Nachkommenschaft
versagt, weshalb er am 31. Juli 1401 bestimmte, daß seine Seitenverwandten
seine sämtlichen Lehnsgüter erben sollten um das Zurückfallen
derselben an den König von Böhmen zu verhindern. Doch wurden ihm bald
darauf zwei Söhne, Hans und Gotsche, geboren.
Vielleicht aus Dankbarkeit für die etwa 1402 erfolgte Geburt des ältesten
Sohnes stiftete er am 16. Juni 1403 in Warmbrunn unter einer Linde unweit des
Zackenflusses in Gegenwart des kaiserlichen Notars Stanislaus Lindenast eine
Propstei mit einem Propst und vier Brüdern des Cisterzienserordens aus
dem Kloster zu Grüssau und verlieh derselben seinen gemauerten Hof daselbst
mit allen Zugehörungen, einen Teil der Heilquellen, Propsteibrunnen genannt,
die Fischerei im Zacken und die dreigängige Mühle zu Herischdorf nebst
der Waldung um den Mühlgraben. In dem darüber aufgenommenen Instrument
wird er genannt: Validus vir Gotsche Schoft, armiger, dominus et haeres in castro
Kynast ac in castro Greiffenstein residens - Vier Tage später, am 20. Juni,
schenkte er auf der Burg Greiffenstein dem Abt Nikolaus und dem ganzen Konvent
des Klosters Grüssau das jus patronatus in Warmbrunn, auf welches er für
sich und seine Erben ausdrücklich verzichtete.**)
1404 schenkte er der neufundierten Propstei das Dorf Voigtsdorf nebst dem jure
patronatus und allen Zugehörungen, was der König Wenzel zu Prag am
Donnerstage vor dem Palmtage (20. März) 1404 bestätigte.
1410 Freitag vor Allerheiligen (31. Oktober) urkundet Gotsche Schoff, daß
er die Propstei Warmbrunn für sich, seine Vorfahren und Nachkommen zu einem
ewigen Seelgeräte und für das Cisterzienserstift Grüssau zu einer
ewigen Besitzung gestiftet habe, und er vergleicht sich mit dem Abte zu Grüssau
dahin, daß bei dieser Propstei zu ewigen Zeiten ein Probst mit sechs Mönchen
wohnen und den Gottesdienst versehen soll.
1416 Montag vor Simonis und Judae (26. Oktober) vermacht er dieser Propstei
noch zu einem ewigen Seelgeräte für Sich und feine Kinder 8 Malter
"Gerstener Malz."
Nachdem Gotsche Schoff von 1409 bis 1415 noch verschiedenen Grundbesitz zu Hermsdorf,
Giersdorf, Warmbrunn, Herischdorf, Landeshut und Rauske im Weichbilde Striegau
erworben hatte, auch am 5. Mai 1419 in Ansehung seiner getreuen Dienste aufs
neue mit dem Greiffenstein belehnt worden war, schloß er 1420 im Alter
von fast 80 Jahren sein tatenreiches Leben und wurde in der Propsteikirche zu
Warmbrunn begraben. "Er liegt nicht weit vom Taufstein; sein Monumentum
ist hoch erhaben und in einem ganzen Küriß ausgehauen." (Tralles,
Mausol. Schaffg., 11.) Leider wurde dieses Grabmal nebst vielen andern bei dem
Brande der Kirche im Jahre 1711 völlig zerstört.
*) Bei dieser Gelegenheit unterlassen wir nicht, auf die vortreffliche
Zusammenstellung hinzuweisen, die der so verdiente Vorsteher der Reichsgräflichen
Majoratsbibliothek zu Warmbrunn Herr Dr. Nentwig, unter dem Titel: Schaffgotschiana,
Leizig, Harassowitz 1899, hat erscheinen lassen.
**) Stillfried, Geschichte der Grafen Schaffgotsch 17. - Heyne, Bistum Breslau
II, 815 ff. hat für beide Schenkungen den 9. und 13. Juni
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