Entnommen: Riesengebirgsheimat - Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe - Jahrgang 16

Die Weihe der Schneekoppenkapelle im Jahre 1854

von Alois Tippelt

„Das waren drei schöne Tage, welche durch die Anwesenheit unseres Fürstbischofs Dr. Förster über unser Tal aufgingen. Unser Oberhirte beabsichtigte das höchste Gotteshaus Norddeutschlands, die Schneekoppenkapelle, der Ehre Gottes wieder zu weihen. Ein Graf Leopold Christof Schaffgotsch hatte 20 Jahre nach dem Dreißigjährigen Kriege ihren Bau unternommen und nach 13 Jahren vollendet. Jeder Mensch muss bekennen, dass es ein tieffrommer Gedanke gewesen ist, die höchste Spitze eines großen, reichen und schönen Landes dem großen Gotte zu weihen, der alles so reich und schön gemacht hat. Umsomehr muss jeder Christ es beklagen, dass die Stürme der Säkularisation auch den höchsten Punkt Preußens nicht verschonten, sondern das Gotteshaus in ein Wirtshaus und den Altar in einen Schenktisch verwandelten. Wohl hat Gott der Herr, wie einst sein Eingeborener zu Jerusalem, zu Wiederholtenmalen die Geißel, nicht gewunden aus Stricken, sondern aus flammenden Blitzen, geschwungen und hat geschlagen und betäubt, ja getötet, und seine Donner haben gesprochen: "Mein Haus ist ein Bethaus!" – aber es wurde keins. – Zu desto größerem Danke wird von nun an jeder Christ dem edlen Urenkel sich verpflichtet fühlen, der mit größter Uneigennützigkeit und vielen Opfern Gott wiedergegeben hat, was Gottes ist. Unser Fürstbischof kam Sonntag abends, den 19. Juni in Warmbrunn an. Der kommende Tag versammelte den ganzen Archipresbyterats-Klerus um seinen Oberhirten. Bei heiterem Wetter wurde nachmittags das Hochgebirge bestiegen. Da wir auf der Koppe den hohen Herrn nicht mit Böllerschüssen und Illuminationen empfangen konnten, so ließ der allerhöchste Herr eines der großartigsten Gewitter über das Hochgebirge ziehen; aber es war keine Geißel für uns drin; es war wie das Wort Jehovas auf Sion.

Um 8 Uhr früh, den 21. Juni, begann die feierliche Rekonsekration der Kapelle, worauf seit 43 Jahren das erste "Glorian in exelelsis DEO" wieder erklang. Noch dreien anderen von den vierzehn anwesenden Priestern war es vergönnt, das heilige Meßopfer in der Laurentiuskapelle darzubringen. So schloss das erhabene Fest, bei welchem außer der Reichsgräfl. Schaffgotschen Familie auch der Graf Aichelburg, als Besitzer des böhmischen Teiles der Koppe, ferner Fürst Reuß, der Landrat des Kreises, und hunderte von Leuten sich eingefunden hatten."

Quelle: "Schlesisches Kirchenblatt", Jahrgang 1854. Beilage

< Inhalt >

© Copyright 2003, www.riesengebirgler.de