Im
Riesengebirge liegt mancher romantische Winkel dem Schwarm der Sommertouristen
verborgen, auch manches idyllischeÖrtchen, wo bis vor einem Vierteljahrhundert
kein fremder Mensch hinkam, es sei denn der Landbriefträger oder
sonst einer, der es mußte, um dort seines vielleicht unbeliebten
Amtes zu walten. Zu jenen zählten Kiesewald, Saalberg, Hartenberg,
Strickerhäuser (letztere beide zwar schon isergebirgisch) und die
Baberhäuser. In Hirschberg wußte vielleicht ein Teil
der Einwohnerschaft von dem Bestehen der Baberhäuser überhaupt
noch nichts. Da kam unser Heimatdichter Max Heinzel, welcher, eine billige,
ruhige Sommerfrische ersehnend, auf seinen zwanglosen Streifereien auch
hierher geraten und über diesen Erdenwinkel entzückt, auf einige
Wochen sein Erholungszelt aufschlug. Von seiner Dichtergabe schreibt Professor
Dr. Regell zu seinen Lebzeiten (Wanderer im Riesengebirge 1. Juli 1891):
Wohl zehn Jahre lang hat er jeden Sommer mehrere Wochen hier seiner Muse
gelebt, bis er (am Allerheiligentage) 1808 das Zeitliche segnete. Worauf
ihm der Dichter unserer Berge, Dr. Oswald Bär (Wanderer vom 1. Dezember
j. J.) ein Nachruf-Carmen widmete, mit dem Schlusse: "Huft monch
Getichtel uf an Zättel fer deine Schläsing ausgeduch; do hot
se der a schläsch Pukettel zu deinem Groabe mitgebrucht. ".
Und die R.-G.-V.-Ortsgruppe Breslau schenkte einen Teil der Tagesordnung
ihrer Mitglieder-Versammlung vom 11. November seinen Angedenken. Im "Wanderer"
vom 1. Februar 1899 brachte ihm Professor Dr. Körber, der Vorsitzende
der R.-G.-V.-Ortsgruppe Breslau einen gehaltreichen Nachruf. Herr Professor
Rosenberg faßte den Plan, ihm für seinen Lebensabend eine Stiftung
anzuregen, die in Höhe von über 20 000 Mark segensreich gewirkt
hat. Zu dauernder Erinnerung ist dann seitens der R.-G.-V.-Ortsgruppe
Baberhäuser eine Felsmasse, an dem aussichtsreichen östlichen
Höhepunkte bei dem Orte: " Max-Heinzel-Stein" getauft und
ebenso das neue Gasthaus an der Stelle benannt worden. So sind die Baberhäuser
allmählich bekannter geworden und als Sommerfrische aufgekommen.
Anfangs konnte nur der "Baberkretscham" zur Fremdenherberge
dienen: bald aber machte dieser und jener der 40 Besitzer seine Hütte
für Sommergäste bewohnbar und der Baberkretschmer Scholz sorgte
für ihre Beköstigung, bis er vor 2 Jahren seine gastliche Stätte
an Max Hollmann verkaufte. - Über die Vergangenheit der Baberhäuser
unterrichtet uns der Archivarius der reichsgräflichen Schaffgotsch´schen
Bibliothek, Professor Dr. Nentwig im "Wanderer" vom 1. April
1898, indem er den Inhalt einer alten Notiz mitteilt, von der wir einen
Teil wiedergeben: "Kurze und gründliche Beschreibung von dem
Ursprunge der Baberhäußer, wie sie entstanden, durch wem sie
erbaut, wie ihre Lage, von ihrem Anfange 1644 bis 1795. Es ward im Jahre
1629 unter der Regirung Kaiser Ferdinandi des Zweyten ein Zimmermeister
Namens Meertin Marksteiner, gebürtig aus Schweiz, nach Böheim
beruffen, um allda an den großen Flüssen Währe zu bauen,
weil er in dieser Arbeit eine ungemeine Kenntniß hatte; gedachter
Marksteiner hatte 4 Söhne und 2 Töchter; die Söhne hatte
er alle in seinem Handwerk gut unterrichtet, als sie in jetztgedachtem
Königreich etliche Jahre in Arbeit gestanden, so ertheilte ihnen
der Kaiser eine schriftliche Freyheit: so das sie jede Herrschaft frey
ohne Roboten und Dienste beschützen muste, welche sie aber in Schlesien
wieder verlohren. ... Es ward ihm also im Jahre 1644 ein Flecken Feld
angewiesen und begränzt, wo er dieses jetztgedachte Jahr sich ein
Haus bauete. NB. Dieses Haus setzte er an das Wasser, die Bach genannt,
wovon dieser Ort billig den Nahmen haben möchte. Diese Leute nannte
man von wegen ihrer Arbeit die Bacherleute, auch worden die ersten Häußer
die Bacherhäußer genannt. Als sie aber bey der Commission eingegeben
worden, nennete man es nachher die Baberhäuser. Was gedachten Meertin
Marksteiners Kinder anbetrift so bauete sich der Erste Sohn ein Haus in
Brueckenberg, worin jetzund noch ein gewißer Johann Gottlieb Marksteiner
wohnet. Der Zweite bauete sich ein Haus neben des Vaters; der Dritte war
nach Schmiedeberg als Zimmermeister beruffen, der Vierte blieb bey seinem
Vater solange bis er nach dessen Tode sein Haus kaufte. Von den Töchtern
Heyrathete die Erste nach Friedberg am Queiß, die Zweyte Heyrathete
sich einen Maurer Jeorge Meißner genannt, welcher das dritte Haus
daselbst bauete. Was dieses Ortes Grundlage betrift, ist es ein anmutiger
Thal, welcher mit fünf Silberweißen Bächlein durchschnitten
wird, welche von Mittag nach Mitternacht fließen, wovon das Erste
gegen der Östlichenseite das Gränzwasser heißet, weil
es die Gränze von der Gemeine hält, das Zweyte wird die Bach
genennet, das Dritte das kleine Wasser, das Vierte das Keulwasser, das
Fünfte das hinterste Wasser. ... Die Baberhäuser wie auch Brueckenberg
gehörten von ihrem Anfange bis zum Jahre 1735 unter die Gerichte
in Hermsdorf unterm Kynast, es ward aber jetztgedachtes Jahr, ein Richter
und Gerichtsmänner gesetzet. Der erste Richter war Gottfried Borrmann,
der Zweite Carl Breiter, welcher 8 Jahre Gerichtsmann, nach diesem 42
Jahre Richter gewesen. ... Vorstehende Nachricht über den viel umstrittenen
Ursprung des Namens Baberhäuser hat zum Verfasser Gottfried Marksteiner,
Gerichtsgeschworener, Kirchen- und Schulvorsteher aus den Baberhäusern,
der sie am 2. September 1795 für den Grafen Johann Nepomuk von Schaffgotsch
niedergeschrieben hat. ...". Der Ort zählte damals 42 Hausnummern.
Im "Wanderer" vom 1. August 1898 erwähnt Professor Dr.
v. d. Velde (Görlitz ) der Baberhäuser und gibt die Zahl
der Sommerfrischler auf bereits 100 an; 1908 zählte man 460; und
in der Nr. 197 vom 1. März 1899 erzählt Pastor Gebhardt (Ölse
im Bezirk Breslau, jetzt Wang) aus einer Wanderung von Hohenfriedeberg
bis zum Iserkamme, von den Baberhäusern ... "... die bis auf
das eine - neueste - Haus noch heute schlesische Gebirgsart wohl am unverfälschtesten
gewahrt haben. Vor zwei Jahren hatten wir im Kretscham die dienende Jungfrau
durch Verlangen nach warmer Speise in Schrecken gesetzt ..." Im Laufe
der Zeit hat die R.-G.-V.-Ortsgruppe Hirschberg bei ihren Ausflügen
wiederholt die Baberhäuser besucht und die Teilnehmer haben ihre
Freude an den Wegepartien gehabt. Vor 15 Jahren führte von Giersdorf
ein zum Teil hübsch kraxeliger Pfad im Tale hinauf, . der auf halber
Länge ungefähr eine geologische Seltenheit enthält (noch
vorhanden) "Würfelsteine" genannt, einem Steinpflaster,
mehr als Würfeln gleichend. Inzwischen ist eine schöne breite
Waldstraße geschaffen; zum Danke für ihre Herstellung spricht
am Wege eine Gedenktafel (1901) für den damaligen reichsgräflichen
Schaffgotsch´schen Forstmeister Mayntz (), wohl auch namens
vieler Wanderer, aus. In dem von hübsch steilen Bergzügen eingeengten
Tale wandert man durch die sogen. "Küchenkammer" zwischen
grünen waldigen und felsenreichen Lehnen, aus deren Laub hier und
da gewaltige, vielgestaltige, turmhoch aufgebaute, tief ergraute Steinkolosse
hervor- und aufragen; zur Seite dem im felsgeröllvollen Bette von
Stein zu Stein hüpfenden, plätschernden Bach, das Baberwasser,
gewöhnlich das "Bächel" genannt, obwohl es die fünf
Bächel in sich hat, in stetem Wechsel der Szenerie in gewundener
Linie eine gute Stunde oder etwas mehr, mäßig steigend hinan,
bis sich der Wald öffnet, der "Silberkamm" mit dem "Mittagsteine"
und dem "Hirschfelsen" den Horizont abschließt, ein wenig
weiter die Straße sich teilt, links noch ¼ Stunde weiter
zum Max-Heinzel-Stein", rechts hinab zur einsamen "Babermühle"
und hier weiter auf schlängelnden Wegen ins Hochtal mit seinen weitverstreuten
Häusern und Häuschen, Hütten und teilweise zu Sommerwohnungen
eingerichteten anderen Gebäuden. Nach einer graden bestimmten Dorfstraße
schaut sich der stadtgewohnte Fremde vergeblich um; wie in Schreiberhau
und auch in Salberg führen Wege verschiedenster jeglichem Lineal
und Winkelmaß spottender Richtung zwischen und nach den aller Regelmäßigkeit
ebenso abholder Stellung und Lage vorhandenen allermeistens schindelbedeckten
Häusern; nur einige wenige, darunter das östlich vorletzte,
das ansehnliche Forsthaus, sind aus dem Granit der zahlreich im Dorfgelände
umherliegenden Felsblöcke gebaut. Die Seehöhe des 160 Einwohner
zählenden Örtchens wechselt in mannigfachen Bodenerhebungen
und Senkungen zwischen 625 und 710 m.
Andere Zugänge zu den Baberhäusern aus dem Hirschberger Tale
sind: über Hain und Hainfall und von hier fast ununterbrochen auf
welligen Waldwegen das den Hainfall bildende Hainwasser (auf den Karten
"Mittelwasser"), den Seifen und das Himmelslöffel überquerend,
über die abgelegenen auf reizender Almenmatte liegenden paar "Mummelhäuser";
oder von Nieder-Hain beim Hause Bergfrieden, einem zwischen den vorgenannten
beiden Wegen, ebenfalls durch Wald, dann auf die Babertal Straße
überquerend. Noch ein anderer Weg führt von Hain quer übers
Babertal durch eine Waldpartie zwischen den Höhen "kalte Buchen"
und "Sieber Berg", wo sich sechs Wege sternförmig treffen
und dieser Punkt zu Ehren des Oberförtsters Eichhorn () durch
eine mit dem Taufnamen seiner belegten "Ida-Eiche" besonders
bezeichnet ist. Die Eiche hat leider ihre Lebensdedingungen an dieser
Stelle nicht gefunden, sie ging nach einigen Jahren ein.
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