Entnommen: Riesengebirgsheimat – Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe – Jahrgang 48

Mohren
(859 Einwohner, 149 Häuser)

von Walter Richter

liegt in einem von NW nach SO geöffneten freundlichen Tale zu beiden Seiten des Dorfbaches und findet am südlichen Ende in einer Strecke von 1½ km in westlicher Richtung längs des Forstbaches seine Fortsetzung. Der obere Teil des Ortes führt den Namen "Helfendorf", der höchste Punkt heißt "Ladighöhe".

Der Name "Mohren" wird von Ahorn abgeleitet, die Namen Helfendorf und Ladighöhe erklären sich folgendermaßen: Von Trautenau führte über Jungbuch bis Schwarzental ein Fahrweg, welcher stark benützt wurde und auch den nördlichen steilen Teil von Mohren berührte. Die Fuhrleute brauchten hier Vorspann, größere Lasten wurden geteilt, der 1. Teil auf der Höhe abgeladen, der 2. Teil nachgeholt und dann alles wieder zusammengeladen. Da nun die Bewohner dieses Ortsteiles den Fuhrleuten dabei Hilfe leisteten, nannte man ihn "Helfendorf" und die Höhe, wo die geteilt beförderten Lasten wiederzusammmengeladen wurden, "Ladighöhe" (dial. "die Lodich").

Das Gemeindegebiet im Ausmaße von 983 844 ha grenzt im N an Johannisbad, im O an Jungbuch und Hartmannsdorf, im S an Wildschütz (diese Orte liegen im Trautenauer Bezirke) und an Tschermna, im W an Hermannseifen und dessen Teile Leopold und Johannisgunst und an Polkendorf. 5 Häuser sind einstöckig, 15 besitzen einen steinernen Unterbau; die meisten Anwesen machen einen freundlichen Eindruck.

Die Einwohnerzahl betrug in den 70er Jahren gegen 1100, sank bis auf 866 im Jahr 1900 und 859 im Jahre 1910. Ursache dieser Erscheinung ist, daß sich die jüngeren Bewohner in den nahe gelegenen Fabriksorten ansiedeln und nie mehr in den Heimatort zurückkehren.

Mohren selbst besitzt eine im Jahre 1872 errichtete Eisengießerei und Maschinenfabrik, in welcher 30 – 40 Arbeiter beschäftigt sind. Besitzer derselben ist seit 1902 Eduard Plamper. Die Brettsäge und Schindelmaschine ging von Wenzel Wowes in den Besitz seines Sohnes Franz Wowes über. Die Spulenfabrik wurde 1904 aufgelassen und in eine Drahtseilfabrik umgewandelt. Für die Herstellung von Papierspulen besaß Wenzel Wowes ein Privilegium, welches er aber 1904 an Pam abtrat. Vor Errichtung der Fabriken in den Nachbarorten war Handspinnerei und Hausweberei im Schwunge. Mehrere Ortsbewohner, so in Nr. 24 und in Nr. 49 sammelten die erzeugte Leinwand und besorgten den Verkauf derselben.

Die Gründung des Ortes dürfte von Trautenau oder Silberstein aus erfolgt sein, da die hiesigen Grundbesitzer von dort abhängig waren. Die Sage erzählt, daß der Ort einst 4 Meierhöfe hatte, von denen jetzt nur noch einer besteht. Der andere soll an Stelle von Nr. 20, jetzt Gasthaus des W. Rilk gestanden sein. Der Besitzer desselben, ein Ritter von Javornik, wurde einst bei einer Versammlung in Trautenau getötet. Der dritte dürfte Nr. 49 gewesen sein. Viel ist davon abgetrennt worden, der Rest ist jetzt noch die größte Bauernwirtschaft des Ortes. Der vierte Meierhof war im Oberdorfe, wo die Wirtschaften Nr. 70, 74, 79 und andere einst ein Ganzes bildeten. Im übrigen deckt sich die Geschichte von Mohren mit der des benachbarten Hermannseifen, da diese beiden Orte früher unter einer Herrschaft vereint waren und zum Teile noch sind.

Eines Grenzstreites sei hier gedacht, der 1611 zwischen Adam Silvar und seinem Nachbar Hans Christoph von Waldstein wegen der Grenze im Johannesbusch bei der "Kröten Pfudel", auch "Floß" genannt, ausgebrochen war. Die Mohrner hatten 4 alte Buchen gefällt, die nach der Ansicht des Wildschützer Amtes die Grenze bildeten. Es ward ein Kommission angesetzt. Waldstein erschien mit ansehnlichen Herren vom Adel, 20 Musketieren, 5 Trompetern, Förstern und gemeinen Leuten. Adam Silvar hatte sich mit zwei Standesgenossen, Richtern, alten Gedenkmännern, Förstern und Bedienten eingefunden. Waldstein behauptete, die gefällten Buchen ständen auf seinem Boden. Die Silvar'schen Förster, Wenzel Springer und Kaspar Russe, die schon 37 Jahre den Forst verwalteten, führten dagegen aus, es seien Grenzbäume und man werde in ihnen gewiß Kreuze finden. Als man beim ersten Baume ein Klotz abhackte, fiel wirklich ein großes eisernes Kreuz heraus. Silvar hatte demnach recht und durch Vermittlung der beiderseitigen Beistände und nach Aussage der Gedenkmänner ward die Grenze neu bestimmt. Beide Parteien begaben sich sodann nach Johannesbrunn; Waldstein betrank sich und ließ Silvar auf Degen fordern. Früh um 8 Uhr sollte bei der Neustadtler Brücke der Zweikampf stattfinden. Silvar erschien rechtzeitig am genannten Orte, an Waldsteins Stelle aber kam ein Herr und bat Silvar, zu einem Frühstücke nach Arnau zu kommen, allwo sie wieder gute Freunde werden sollten. Silvar folgte der Einladung nicht, doch wurde später der Streit bei Hannibal Waldstein, dem Bruder des Obigen, beigelegt.
Die ersten Bewohner von Mohren dürften deutsche Bergleute gewesen sein, denn auf dem Unterbau des geschnitzten Hochaltares sieht man das Bergwerkswappen, welches auch die Gemeinde bis heute noch im Siegel führt.

Die in den Jahren 1705 – 1707 erbaute, dem heiligen Martin geweihte Kirche erhebt sich auf der das Dorf begleitenden östlichen Anhöhe in der Mitte des Ortes und zeigt eine einfache Bauart. Das Kirchenpatronat vertritt der Religionsfond.

Nach dem Wildschützer Pfarrgedenkbuche und Dr. Karl Leeder soll bereits 1606 ein protestantischer Pfarrer namens Mathäus in Mohren gewirkt haben. (S. 959) Die protestantische Kirche soll an Stelle der Scheuer des heutigen Klugeschen Meierhofes gestanden haben, doch hat man bisher keine beweiskräftigen Spuren davon gefunden. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts scheint der damalige Pastor von Mohren vertrieben worden zu sein und um 1700 finden wir auf dem heutigen Kirchenplatze ein bereits baufälliges hölzernes Gotteshaus, an dessen Stelle das heutig steinerne entstand. Die Einweihung desselben fand am 17. November 1707 statt, doch bekam Mohren erst laut Hofdekret vom 24. September 1785 einen eigenen Seelsorger.

Als solche wirkten: Kaspar Benedikt Duscher 1787-1824, Josef Janisch 1824-1845, Josef Hruby 1860 – 1872, Johann Veit 1872 – 1877, Johann Gebert 1877 – 1883, Johann Gottstein 1883 – 1900, Vinzenz Gottwald als Administrator 1900 – 1901, dann als Pfarrer Franz Kutnar 1901 – 1902, Adolf Morawek 1902 – 1903, Franz Polak 1903 bis heute.

Außer den Häusern von Mohren sind hierher eingepfarrt:

a) von Johannisbad die am Helfendorf-Johannisbader Fußsteige gelegenen Nummern: 2 (Krankenbadespital), 30 (Hotel zur Stadt Breslau), 64, 69, 70, 71, 74 und 140.

b) von Wildschütz die am diesseitigen Abhange des Fuchsberges dicht bei Mohren erbauten Nummern: 163, 164, 179 und 187.

c) von Tschermna Nr. 138. (Seit 1905 niedergerissen.)

Die Bewohner dieses Hauses gehörten ehedem "lebendig nach Arnau und tot nach Mohren", das heißt Taufen, Hochzeiten und sonstige freudige kirchliche Funktionen wurden von der Arnauer Geistlichkeit, die Versehgänge, Begräbnisse und dgl. von der Mohrner Seelsorge vorgenommen. Im Jahre 1825 starb nun der Besitzer dieses Hauses und wurde über letztwilligen Wunsch in Arnau begraben, worüber sich der damalige Pfarrer von Mohren beschwerte. Erst 1841 erfolgte infolge langwieriger Erhebungen die Entscheidung, genanntes Anwesen gehöre sowohl in Seelsorge als auch in Schulangelegenheiten zu Mohren.

d) von Hermannseifen die Nummern 225 und 238, von Leopold die Nummern 12 (Glöckel) bis 22 (Mühle) sowie Nr. 30.

Eine Schule besaß Mohren schon 1738. Dieses hölzerne Schulhaus wurde 1765 aus Stein umgebaut. Von 1876 – 1892 besaß Mohren ein zweites Schulhaus, und zwar Nr. 55 (jetzt "Gasthaus zur Kirchenschenke"). Das jetzige Schulhaus, dessen Bau am 4. Mai 1892 begonnen wurde erhielt die kirchliche Weihe am 2. Oktober desselben Jahres. Bis 1877 war die Schule einklassig, 1877– 1892 zweiklassig, seit diesem Jahre ist sie dreiklassig. Die höchste Schülerzahl zeigte das Jahr 1885, nämlich 196, jetzt beträgt dieselbe 171.

Als erster Lehrer soll hier ein Gärtner aus Wildschütz gewirkt haben. Über 100 Jahre das ist bis 1865 lehrten sodann die Ahnen des Karl Erben und dieser selbst, wie folgt: Heinrich Erben (ein Bruder des Erbauers der Kirche) von nicht bekannter Zeit bis 1735, dann sein Sohn Wilhelm Erben bis 1757, nach diesem Johann Friedrich Barth bis 1774, hernach der Sohn des Wilhelm Erben namens Franz Erben bis 1828, dann dessen Sohn Benedikt Erben 1803 bis 1860 und schließlich wieder dessen Sohn Karl Erben 1845 – 1864. Der Vater wurde immer von seinem Sohne unterstützt, bis dieser nach dessen Tode so zu sagen erblich Lehrer wurde.

Nun folgten als Oberlehrer: Andreas Klug 1864 – 1894, Josef Ettelt 1894 – 1896, Ignaz Sacher 1896 – 1910, Adalbert Sommer 1910 bis heute. Als Lehrer wirkten in Mohren: Ignaz Fiedler 1877, Karl Beranek 1877 – 1882, Augustin Pohl 1882 – 1883, Heinrich Möchel 1883 – 1884 Alois Klug 1884 – 1891, Josef Kolarsky 1891 – 1893, Robert Goder 1893 – 1894, Cajetan Bayer 1893 – 1895, Franz Lorenz 1894 – 1896, Josef Masanetz 1895 – 1896, Walter Hertach 1896 – 1898, Alfred Patzak 1896 – 1900, Johann Bilas 1898 – 1899, Franz J. Jirasek 1899 – 1905, Ottomar Fibiger 1905 – 1906, Karl Goder 1900 – 1903, Josef Mateasko 1903 – 1905, Johann Erben 1905 bis heute und Rudolf Fiedler 1906 auch bis heute.

Religionslehrer waren die jeweiligen Ortsseelsorger.

Handarbeitslehrerinnen: Julie Röhrich 1881 – 1883, Antonie Breuer (vereh. Thost) 1883 – 1911, Karolina Habicher 1911 bis heute.

Bis zum Jahre 1869 mußten die Lehrer auch das Kirchendieneramt versehen. Bis 1888 waren sie Regenschori. Seit diesem Jahre versieht dieses Amt der Feldgärtner Josef Erben.

Über die Ortsgerichtsbarkeit in früherer Zeit ist bereits S. 1070 und 1071 berichtet. Als Gemeindevorsteher sind bekannt: Hanscher, Josef Lath, Johann Scharm, Hieronymus Kuhn, Vinzenz Kindler, Anton Arleth, Florian Scharm, Johann Ullrich, Florian Lath, Johann Scharm, Johann Erben, Johann Schröter.

In Mohren entstanden folgende Vereine: Militärveteranen-Verein 1886, katholischer Lese- und Fortbildungsverein 1889, Turn-Feuerwehrverein 1895, Ortsgruppe des Bundes der Deutschen in Böhmen, Spar- und Darlehenskassenverein 1901, Zweigverein des bienenwirtschaftlichen Zentralvereins für Böhmen 1902.

Die im Orte vorhandenen Kreuze und Denksäulen stammen aus den Jahren 1750 – 1795. Die auf den meisten Karten sorgfältig verzeichnete "Jatsch Kapelle" (nach einem früheren Besitzer des Grundes so genannt) im NO von Mohren an dem Kreuzungspunkte zweier Fußwege faßt kaum drei Personen. Erwähnen könnten wir noch die kleine Friedhofskapelle und die zwei Wagner'schen Kapellen, (bei der Kirche und beim Lath-Hofe).

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