Zu den Mundarten im Sudetenland

von Franz Ronefeld

An den deutschen Schulen in Böhmen und Mähren erlernten alle Schüler ein reines, echtes Hochdeutsch, womit sie sich überall hören und sehen lassen konnten. Aber vorallem in den Dörfern wurde nur in ganz wenigen Familien ausschließlich hochdeutsch gesprochen, die meisten Kinder haben sich schon vor der Schulzeit an die ortsübliche Mundart, an das "Paurische" gewöhnt. Die jungen Leute wuchsen also zweisprachig auf, sie redeten in der Mundart und nur in der Schule schalteten sie um auf hochdeutsch. Und das funktionierte tadellos, man wußte, wo man wie sprechen mußte.

Aber mit den Mundarten selbst war es komplizierter. In Anlehnung an die angrenzenden Sprachgebiete in Deutschland und Österreich gab es große Unterschiede,obwohl man sichnoch überall verständigen konnte. Wir Riesengebirgler hatten dabei noch Glück denn unser paurisch war in großen Teilen des Ostsudetenlandes fast gleich. Aber nur fast, z.B. zwischen dem Aupa- und dem Elbetal gab es beachtliche Abweichungen und oft sogar von Dorf zu Dorf hatte man verschiedene Ausdrücke parat.

Es gab also keine gemeinsame sudetendeutsche Mundart, sondern viele Mundarten,die alle in ihren Fassungen weiterlebten als die Muttersprache der jeweiligen Landsleute.

Franz Ronefeld

1924 in Hohenbruck bei Trautenau geboren, nach Volks- und Bürgerschule Landwirtschaftslehre, anschließend Soldat, zum bitteren Ende Gefangenschaft und Vertreibung. Neubeginn in Stralsund als Werftarbeiter, nebenbei Studium zum Schiffbau-Ingenieur, insgesamt 42 Jahre Volkswerft. Geheiratet habe ich meine Frau Gerti aus Altenbuch (Kreis Trautenau), wir haben zwei Kinder, vier Enkelkinder und zwei Urenkel.

Schon früh war ich als Hobby-Poet aktiv, aber erst nach der Wende war ein öffentliches Eintreten für die verlorene Heimat möglich. Ich schrieb Gedichte meist in unserer Riesengebirgsmundart und weil meiner Frau die Gründung und Leitung des Stralsunder Sudetenchores gelungen war, so machten wir beiden bei Heimattreffen und Lesungen auf Kultur. Inzwischen Rentner geworden, habe ich im Eigenverlag 8 Mundartbüchlein herausgegeben und mit meiner Frau eine Gedichte-CD gemacht. Unsere gemeinsame Arbeit für die Heimatsprache wurde hoch anerkannt, ich selbst bin mit dem "Freundeskreis sudetendeutsche Mundarten" am sudetendeutschen Volkstumspreis 1995 beteiligt und wurde auch zum Ehrenmitglied des Riesengebirgs-Heimatkreis-Trautenau berufen.

Ejne wuhre Begebenhejt: Onso pech bei do Ziechazocht.

Onse Ziechageschechte

von Franz Ronefeld

Mir mußta naus, mir mußta giehn,
mir mußta ei die Fremde ziehn,
dobein houn mir ganz ungeloocha,
a noch dous temmste Luus gezoocha.
Mir kouma ne ei´s gelobte Land,
mir kouma ou a Ostseestrand.

Dous wor schun glei sehr negativ
on monch andores lief a noch schief,
doch kriechta mir zum Gleck Quotier
on noch on noch do hotta mir,
ons ieworoul schun emgeton
on ons a beßla wous eifolla gelon.

Ma besoun sich of Pauotalente,
wos ma ei do Stoudt damit macha kennte
Do houn mo halt enn Stoul gebaut,
vo Kaserna houn mo´s Holz geklaut,
dann kaaft mo ons a Ziechla nei,
denn Viehzocht brengt bestemmt wous ei.
On secholich fier onsre Kendo,
is Ziechamelch doch viel gesendo.

Dann wor´s suweit, wie die Wocha vogiehn,
ma mußt met do Zieche zum Bocke ziehn.
Dous machte Uhfsahn, metta dorch die Stoudt,
es hot halt of do Hauptstrooß seld´n Ziecha gehout.

Dann wur die Zieche zwor immo decko,
doch schließlich dann om letzta Drecko,
mußt do Tierarzt entscheida driewo
on er sort zu mir: "Mei Liewo,
Nachwuchs gibts nicht, weil ganz gewiß,
ihre Ziege ein halber Ziegenbock is.

Also olles wor schiefgeganga,
met dam Viech wor nischt ouzufanga,
kejne Ziechlan, kejne Melch hots gegan,
mir houn se bloß mitlejdioh ougesahn,
doch sie wor tecksch, halt ne ganz echt,
dous louch ou ihrom zweedeiticha Geschlecht.

Su stound se notzlos jetz eim Stolle,
do dochta mir, ei diesom Folle,
wärs dous beste wos mo machta,
dous Tier ganz ejfach schworz zu schlachta.
Eim Gorta wor do Mord gedocht,
mir houn die Zieche hiegebrocht,
grußschnauzich hou ich ougegan,
ich mach´s, kej Mensch wat etwous sahn.

Ich mach se tuut on schlacht se aus,
do houn mo en Zentno Flejsch eim Haus,
die Flejschmarka houn mo noch nawabei,
jou su brengt die Zieche ons noch etwous ei.

Doch korz gesort, ich kunnt ne drou,
die Zieche souch mich traurich ou,
do hou ich mich schnell emgedreht
on hou´s Masso wiedo weggeleet.
Doch dous Urtejl wor gesprocha,
do sein mo jetze uhfgebrocha,
zum Schlachthof zerrt mo´s Ziechatier,
dous wor wull sehr gemein vo mir.

Doch danne wor dous Tier geschlacht,
mir houn echte Salami do draus gemacht
on dovon mußt mo mondalang lawa.
Denn om Schlachthof stound a Beomto donawa,
Hausschlachtung sort er zum guda Zweck
on 5 Monda worn die Flejschmarka weg.

Dous hot ons doch a Rest gegan
on mir houn endlich eigesahn,
doß Landwirt schoft ei su enno Stoudt,
hot werklich kejnen Senn gehout.
Doch diese Geschechte vom fufzicho Juhr,
sol zeicha, wos olles ougepackt wur,
wos noch do Votreibung mir olles ondonumma,
um wiedo of en grinn Zweig zu kumma.
Met do Zwittozieche is es schief geganga,
doch mir houn glei wos Neies ougefanga
Mir worn halt fleißich, houn met ejchono Kroft,
ons schließlich a neies Lawa geschofft.


Die nachstehenden Gedichtsbände von Herrn Rohefeld sind im Selbstverlag erschienen. Sie können nur beim Autor erworben werden.

Franz Ronefeld
Heinrich- Heine-Ring 86
D - 18 345 Stralsund
Tel. 0 38 31 - 38 05 52

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Dohejm eim Riesageberche – Band 1, DIN A5 quer, 60 Seiten Franz Ronefeld 3,50
Dohejm eim Riesageberche – Band 2, DIN A5 quer, 60 Seiten Franz Ronefeld 3,50
Dohejm eim Riesageberche – Band 3, DIN A5 quer, 90 Seiten Franz Ronefeld 4,50
Dohejm eim Riesageberche – Band 4, DIN A5 quer, 90 Seiten Franz Ronefeld 4,50 €
Dohejm eim Riesageberche – Band 5, DIN A5 quer, 90 Seiten Franz Ronefeld 4,50 €
Dohejm eim Riesageberche – Band 6, DIN A5 quer, 90 Seiten Franz Ronefeld 4,50 €
Dohejm eim Riesageberche – Band 7, DIN A5 quer, 111 Seiten Franz Ronefeld 5,00 €
Vom Sudetenland zum Ostseestrand – DIN A5 quer, 111 Seiten Franz Ronefeld 5,00 €

Sie können auch bei Herrn Ronefeld ein Hörbuch (CD) mit einer Auswahl von seinen Mundartgedichten erwerben. Die Gedichte sind von Gerti, seiner Frau, und Franz gesprochen. Titel: "Dohejm im Riesengeberche". Preis 9,50 € zuzüglich der Portokosten – Großbrief.

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