Einreicher: Ullrich Junker, Mörikestr. 16, 88285 Bodnegg
Kirchenbücher sind für Genealogen und Heimatforscher meist die wichtigste Quelle für Ihre Forschungen. Die Geistlichen beider Konfessionen waren seit Mitte des 16. Jahrhunderts zur Anlegung von Pfarrmatrikeln und über die vollzogenen Amtshandlungen verpflichtet. Mitunter trug der Pfarrer auch Notizen über Kriegsereignisse, Pest- und Notzeiten, Brände, Kirchenbauten oder sonstige Ereignisse in das Kirchenbuch ein. Vor der Einführung der Standesamtsregister am 01.10.1874 waren die Kirchenbücher, die wichtigsten Urkundenbücher. Leider sind nach dem Zweiten Weltkrieg unersetzliche Verluste an Kirchenbüchern entstanden. Glücklicherweise gab es besonders kath. Geistliche, welche beim Einzug in bis dahin evangelische Pfarrhäuser, die noch vorhandenen Kirchenbücher an die zuständigen Archive weitergegeben haben. Zur Schonung der alten Kirchenbücher wurden bereits 1935 in Schlesien
Kirchenbücher beider Konfessionen mikroverfilmt. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen) besitzt hiervon Kopien. In Salt Lake City haben die Mormonen das größte genealogische Archiv der Welt. Es sind dort bisher über 2 Milliarden Personenstandsdaten auf Mikrofilm festgehalten. Auch heute noch werden von den Mormonen im Ostblock alte Personenstandsbücher gegen Devisen verfilmt. 600 Zweigstellen in aller Welt tragen täglich neue Personenstandsdaten zusammen. Wenn man sich vorstellt, daß monatlich 18000 Filmrollen von den Zweigstellen für Forschungszwecke angefordert werden, kann man nur vermuten, welche Organisation für dieses genealogische Archiv benötigt wird. In dem unterirdischen Archiv, geschützt vor Feuer und vor Wirbelstürmen, vor Terroristen, Erdbeben und Atomkriegen, können gleichzeitig 1256 Personen an über 500 Mikrofilm- und 65 Mikrofiche-Leseapparaten arbeiten. Die Mormonen glauben an ein Zusammenleben sämtlicher Vorfahren im Jenseits und begründen damit ihre genealogische Tätigkeit. Wer in Schlesien Familienforschung betreibt sollte auch mit der Geschichte des Landes vertraut sein. Mit der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges wurde durch Vermittlung Schwedens erreicht, daß den Protestanten in Schlesien in den Städten Schweidnitz, Jauer und Glogau außerhalb der Ringmauern je eine Kirche für den protestantischen Gottesdienst zugestanden wurde. Die Bauzeit dieser sogenannten "Friedenskirchen" mußte innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein. Als Baumaterial durfte nur Holz und Lehm, Sand und Stroh verwendet werden. In ihrem Aussehen, ohne Turm und Glocken, durften sie nicht an eine Kirche erinnern. Es sind die einzigen Kirchen dieser Bauweise in ganz Europa. Die Friedenskirchen sind Bauten mit möglichst vielen Emporen und einer bedeutenden Zahl von Sitz- und Stehplätzen. So hat die Friedenskirche von Schweidnitz 3000 Sitz- und 4500 Stehplätze. Nach dem Altranstädter Vertrag im Jahre 1707 durften die Friedenskirchen mit Türmen versehen werden. Während der Jahre 1653/1654 wurden in Schlesien den Protestanten 656 Kirchen weggenommen und den Katholiken zurückgegeben. Die katholischen Pfarrer übernahmen die vorhandenen Kirchenbücher, soweit der vertriebene evangelische Prediger diese nicht mitgenommen hatte. Nach der Kirchenwegnahme wurden die Personenstandseintragungen für die evangelischen Gemeindemitglieder in den örtlichen katholischen Kirchenbüchern geführt. Legte die Familie wert darauf, daß die Amtshandlung in der meist sehr weit entfernten evangelischen Kirche stattfinden sollte, so war für diesen Akt die Genehmigung des kath. Ortspfarrers erforderlich. So hielten sich z.B. die Schreiberhauer Lutheraner damals zur Kirche nach Meffersdorf in der sächsischen Lausitz im Kreis Lauban, nördlich der Tafelfichte. Ein weiter Weg führte dorthin. Frau Margarete Passon-Darge schildert in ihrer Erzählung "Der Hochzeitsweg" wie ein Brautpaar auf dem Weg von Schreiberhau nach Meffersdorf auf dem Hohen Iserkamm unterhalb der Abendburg zur eigenen Trauung vom Schnee überrascht wurde und erfroren ist. Der sogenannte Brautstein erinnert noch heute an diese Begebenheit. Ein gläserner Kronleuchter von dem Meffersdorfer Altar, gestiftet von dem Schreiberhauer Glasmeister Preusler, war Zeugnis für die Schreiberhauer Gemeindeglieder. Im weiteren wurden bei den sogenannten "Buschpredigern" im Walde Gottesdienste besucht. Der Name "Predigerstein" rührt aus der Zeit dieser Waldgottesdienste und wer sich näher darüber unterrichten will, der lese den Roman "Waldgeschrei" von Fedor Sommer. Mit dem Altranstädter Vertrag im Jahre 1707 erzwang der Schwedenkönig Karl XII. vom österreichischen Kaiser Joseph I., den Bau von 6 protestantischen Kirchen. Der kaiserlichen "Gnade" zufolge durften in Freystadt, Sagan, Hirschberg, Landeshut, Militsch und Teschen je eine Kirche mit Glockenturm gebaut werden. Diese sind uns unter dem Begriff "Gnadenkirchen" bekannt. Diese Erlaubnis hat den Schlesiern beinahe eine Million Gulden Geschenke an den Kaiser und an die Schweden gekostet. Wo der öffentliche ev. Gottesdienst verboten war, sollte der Hausgottesdienst nicht mehr verwehrt sein. Nachdem Friedrich der Große Schlesien erobert hatte durften die Schlesier ihrem protestantischen Glauben ungehindert nachgehen. Der preußische König gestattete ihnen Bethäuser zu bauen. Für diese Bethäuser durfte ebenso, wie für die Friedenskirchen als Baumaterial nur Holz und Lehm, Sand und Stroh verwendet werden. Außer einem kleinen Dachreiter durften die Bethäuser keinen Kirchturm haben. Wer in den ev. Kirchenbüchern vor 1757 forscht, sollte daher die kath. Kirchenbücher nicht außer acht lassen. So fand ich in den kath. Kirchenbüchern von Schreiberhau auch Eintragungen des protestantischen Pfarrers. Schreiberhau war damals Filialkirche von Hermsdorf unterm Kynast und wurde ebenso wie die Mutterkirche von den Patres der Probstei in Bad Warmbrunn versorgt. Es ist denkbar, daß die Patres froh waren, wenn bei schlechter Witterung, besonders im Winter, der protestantische Kollege die Amtshandlung versah. Nachstehende Aufstellung gibt einen Überblick über den Lagerort
der erhaltenen bzw. über verfilmte Kirchenbücher. Sollte Ihnen, lieber Leser, weitere Lagerorte von Kirchenbüchern,
Schöppenbüchern, Steuerlisten usw. auch nur in Fragmenten bekannt
sein, so bitte ich Sie, der Heimatstube in 31061 Alfeld/Leine, Ständehausstr.
2 oder dem Verfasser dieses Artikels bzw. dieser Aufstellung, diese Unterlagen
mit dem derzeitigen Lagerort zu benennen. Sie sollten auch überlegen,
ob diese Unterlagen der Heimatstube zum Verbleib übergeben werden
sollten, damit diese nicht durch Haushaltsauflösung eines Tages unwiederbringlich
verlorengehen, da die Erben mit den alten evtl. zerfledderten Unterlagen
nichts anfangen können. Abkürzungen: Mormonen (Mikrofilm); (MM) Tf = Taufen Agnetendorf: ev. Tf 1765 1877 (MM) Alt-Kemnitz: ev. Tf; Tr; Bg 1794 1852 (MM) Arnsdorf: kath. Tf 1628 1853; Tr 1666 1870; Bg 1628
1870 (MM) Baberhäuser: ...........
kath. Tf 1670 1785, 1843 1870; Tr 1690
1700, 1721 1794, 1833 1870; Bg 1690 1699,
1717 1796, 1866 1870 (MM) Bärndorf: .......... Berbisdorf: ev. Tf; Tr; Bg 1822 1840 (H) Berthelsdorf: kath. Tr 1760 1764; Bg 1760 1764 (MM) Boberröhrsdorf: kath. Tf 1686 1765; Tr 1684 1880; Bg 1731
1778 (MM) Boberstein: ev. Bg 1764 1945 (MM) Boberullersdorf: ........ Bronsdorf: kath. KB siehe Hermsdorf unterm Kynast. Brückenberg (Wang): ev. Tf; Tr; Bg 1845 1870 (MM) Buchwald: ev. Tf 1821 1822, 1833 1849; Tr 1794
1819, 1821 1849; (H) Buschvorwerk: .............. Cunnersdorf: ev. Bg 1763 1926 (H) Eichberg: ev. Bg 1785 1944 (H) Erdmannsdorf: ev. Tf; Tr; Bg 1841, 1854 (MM) Fischbach: ev. Tf; Tr; Bg; 1742, 1752, 1766, Tf 1785 1791,
1824 1840, 1849 1851, 1865 1894; Giersdorf: kath. Tf 1660 1692, 1720 1818; Tr 1662,
1670 1818; Bg 1660 1662, 1670 1697, 1712 1766
(MM) Glausnitz: ........... Gotschdorf: ev. Bg 1764 1944 (H) Grunau: ev. Bg 1763 1944 (H) Hain: kath. KB siehe Hermsdorf unterm Kynast. Hartau: ev. Bg 1763 1944 (H) Hartenberg: kath. KB siehe Hermsdorf unterm Kynast. Herischdorf: ............ Hermsdorf unterm Kynast: ev. Tf 1742 1794, 1811 1865; Tr 1742
1807; Bg 1742 1765, 1785 1870 (MM) Hindorf: kath. Tf 1647 1760; Tr 1647 1755; Bg 1647 1870 (MM) Hirschberg: kath. Tf 1569 1870; Tr 1659 1870; Bg 1592
1870 (MM) Hohenwiese: .......... Jannowitz: ev. Tf 1794 1798; Tr; Bg 1794 1814 (H) Jungseifershau: .......... Kaiserswaldau: ..........
ev. Tf 1794 1878; Bg 1794 1836 (H) Kiesewald: kath. KB siehe Hermsdorf unterm Kynast Krommenau: .......... Krummhübel: .......... Kupferberg: ev. Tf 1810 1827; Bg 1802 1805, 1810
1856 (H) Kynwasser: kath. KB siehe Hermsdorf unterm Kynast. Lomnitz: kath. Tf 1614 1652, 1657 1766; Tr 1614
1652, 1657 1766; Bg 1614 1652, 1657 1794 (LM) Ludwigsdorf: .......... Maiwaldau: ev. Tf; 1798 1835; Bg 1806 1839 (H) Märzdorf: .......... Neu-Kemnitz: kath. Tf; Tr; Bg; 1794 1874 (MM) Neudorf: .......... Petersdorf: ev. Tf 1765 1777, 1803 1946; Tr 1819
1792 (DB) Bg 1828 1951; Konfirmandenbuch 1898 1945 (W) Quirl: .......... Reibnitz: kath. Tf 1751 1794; Tr 1759 1812 (MM) ev. Tf 1778 1830; Bg 1779 1802 (H) Rohrlach: ev. Tf 1794 1797 (H) Saalberg: kath. KB siehe Hermsdorf unterm Kynast Schildau: ev. Bg 1779 1886 (H) Schmiedeberg: ev. Tf; Tr; Bg 1635 1654 im kath. Pfarramt in Schmiedeberg
Schreiberhau: kath. Tf 1682 1766; Tr 1693 1703, 1710
1758, 1797 1870; Bg 1710 1758, 1766 1788, 1797
1840 (MM) Schwarzbach: ev. Bg 1764 1944 (H) Seidorf: kath. Tf 1671 1719, 1766 1797; Tr 1660
1719, 1768 1797; Bg 1660 1719, 1766 1797 (MM) Seifershau: .......... Seiffersdorf: ev. Tf 1878 1910, 1911 30.05.1946, Tr 1766
1840, 1850 1944 , Konfirmanden 1849 1946 Söderich: .......... Steinseiffen: .......... Stonsdorf: kath. Tf 1654 1758, 1762, 1766; Tr 1654
1766; Bg 1654 1771 (MM) Straupitz: .......... Voigtsdorf: kath. Tf 1666 1715; Tr 1666 1715; Bg 1666 1715 (LM) Waltersdorf: ev. Tf 1841 1849; Tr 1840 1842; Bg 1840 1843 (KB nicht vollständig) Wernersdorf: ......... |
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