Einreicher: Ullrich Junker Mörikestr. 16, D – 88285 Bodnegg

Ein altes Brückenberger Geschlecht Familie Porrmann,
die Gründer des Erbkretschams

von Robert Porrmann


Es ist immer reizvoll, die Schicksale einer Familie durch eine Reihe von Generationen zu verfolgen. Im allgemeinen wer das bisher nur bei den Familien von Fürstengeschlechtern, Majoratsherren und höchstens noch bei einzelnen an gesehenen städtischen Bürgern oder Handelsherren möglich und üblich. Wen von uns hätte aber nicht schon mitunter der Gedanke bewegt: Was haben wohl meine Ahnen während des Dreißigjährigen oder Siebenjährigen Krieges erlebt?  Wo standen sie in ihrem Herzen bei der Übernahme Schlesiens durch Friedrich den Großen? Haben sie auch persönliche Unbill während der Erbuntertänigkeit und  Leibeigenschaft erlitten? Welche Berufe übten sie vor 100, 200 oder 300 Jahren aus. Wie wohnten sie? Wie kleideten sie sich? Oder auf unsere engere Heimat übertragen: Saßen auch meine Vorfahren einst bei nächtlichem Sternenschein mit an den Felsenkanzeln der Buschprediger? Waren sie auch einst mit auf großer Kirchfahrt nach Probsthain oder Gebhardsdorf? Waren sie auch Laboranten, Köhler oder Baudenwirte? Welches war, sagen wir einmal, ihr Lebensstandard vor 200 oder 300 Jahren? Wo kamen sie überhaupt her, ehe sie im Gebirge ansässig wurden?

Ich will im Folgenden in kurzem Abriß etliches aus der Geschichte meiner Vorfahren mitteilen, die einst zu den ältesten Brückenberger Familien gehörte, urkundlich dort von 1678 bis 1810 durch fünf Generationen nachweisbar ist, dann nach Arnsdorf verzog und dort bis zur Ausweisung 1946 durch weitere vier Generationen lebte. Ich selbst als der letzte männliche Nachkomme dieses einst weit im Riesengebirge verbreiteten Geschlechts Porrmann beschloß am 21.6.1946 dort die Geschichte meiner Ahnen in der deutschen Riesengebirgsheimat.

Mitten im Grauen des Dreißigjährigen Krieges taucht der erste Träger des Namens Porrmann als Stallmeister des am 23.07.1635 in Regensburg enthaupteten Grafen und Generals Hans Ulrich von Schaffgotsch auf. Es soll hier nicht auf das Schicksal und das grauenvolle Ende dieses kaiserlichen Generals Schaffgotsch eingegangen werden. Nach seinem Tode bitten seine Bediensteten, Jäger, Troßknechte, Leibdiener, der Koch und der Stallmeister um Auszahlung ihres monatelang nicht empfangenen Soldes, und zwar bei der Hofkammer in Wien. Dieses Bittgesuch, das noch in Wien aufbewahrt wurde, trägt auch die Unterschrift eben meines ersten nachweisbaren Ahns, des Stallmeisters Porrmann. Ob das Bittgesuch Erfolg hatte, ist nicht bekannt und erscheint höchst zweifelhaft. Nach dem bitteren Ende seines Herrn kehrt der gewesene Stallmeister in seine Riesengebirgsheimat zurück und wird, wohl als Entschädigung, Förster der Herrschaft, dgl. alle seine zahlreichen Söhne (es sollen ihrer zwölf gewesen sein). Am Ausgange des 17. Jahrhunderts sitzen in folgenden Orten Förster mit Namen Porrmann (mitunter auch Borrmann, Purmann oder Burmann geschrieben): Seiffershau, Hernsdorf bei Greiffenstein, Wigandsthal, Schreiberhau (hier ein Oberförster Borrmann bis 1946), Hermsdorf /Kynast, Hain, Brückenberg und Wolfshau. Der Brückenberger hieß Christian Porrmann. Neben ihm gab es dort zur selben Zeit noch einen Gottfried P., welcher Richter, also Schulze (Bürgermeister) war. Beide Brückenberger Porrmann bauten sich ein Baudenhaus, Christian an der Stelle des späteren Gerichtskretschams (Hotel Rübezahl), sein Bruder Gottfried gleich in der Nachbarschaft.

Im Kaufbuche des gräflichen Schaffgotschen Kameralamtes in Hermsdorf befand sich folgender Vermerk, wahrscheinlich um 1700 geschrieben:
"Weilen Besitzer dieses Hauses, Christian Purmann, herrschaftlicher Förster, dasselbe selbst erbauet und noch niemalen verkauft worden, also ist darüber kein Kaufzettel, sondern nur allein die Nr.2, wie im neuen Zinsbuche befindlich allhier notieret. Versteuert 4 Thaler, gibt gnädiger Herrschaft von einem Haynl jährlich Zünß 30 Silbergroschen."

Auch eine Namensdeutung möchte ich geben. Porrmann (Bormann, Purmann, Burmann) bedeutet wohl nichts weiter als Bauersmann. Ich stimme in dieser Deutung allerdings nicht mit Bahlow (Schlesische Namenskunde) überein, der Porrmann oder Borrmann von Bornemann, der an einem Borne, also Brunnen, wohnende, ableitet.

Stets ist das Geschlecht evangelisch gewesen. Der erste Ahn in Brückenberg, Christian, lebte von 1657 bis 1727. Er war dreimal verheiratet und hatte von seinen drei Frauen wohl an die 20 Kinder, von denen ihn aber nur wenige überlebten. Die Säuglingssterblichkeit war damals erschreckend groß. So erzählt uns auch der erste Eintrag im Kirchenbuch der kath. Kirche in Arnsdorf im Jahre 1688 von dem Tode eines Kindes:

"1688, den 26. Februar, ist des Christian Pormanns Kindel aus Brückenberg nahmens Christian zur Erde bestattet, alters 7 Wochen." Fast Jahr für Jahr findet man in diesen Kirchenbüchern einen Geburts-, aber auch einen Sterbeeintrag des Brückenberger Försters.

Im Jahre 1691 aber wurde ihm ein Söhnlein geboren, welches am Leben blieb und unser Geschlecht fortpflanzte:

"1691, den 9. Oktober, ist Christian in Probsthain getauft. Vater Christian Porrmann, Förster in Brückenberg, Mutter Rosina. Patten 1. Christian Maywaldt, 2. Caspar Breiter, 3. Christine, Schmidin."

Hier lesen wir also das erste Mal von einer Taufe in Probsthain im Fürstentum Liegnitz. Dies war damals die nächste ev. Kirche der Brüchenberger. Das Kind mußte zwar beim kath. Pfarrer in Arnsdorf angemeldet werden, getauft wurde es aber in dem ca. 40 Kilometer entfernten Probsthain. Man stelle sich vor, solch eine Tauffahrt bei den damals schlechten Wegen, im Oktober, zu Fuß, mit dem Säugling, bis nach Probsthain!

Etliche Kinder erscheinen wohl im Sterberegister der Kirche in Arnsdorf, aber nicht im Geburtsregister. Es bleibt wohl also nur der Schluß, daß sie von Buschpredigern getauft worden sind, die keine Register führten.

1694 hat sich Ahn Christian das zweite Mal mit Rosina; des berühmten Laboranten Melchior Großmanns Tochter in Krummhübel, verheiratet, nachdem seine erste Frau gestorben war. Im Trauregister der kath. Arnsdorfer Kirche steht vermerkt; daß diese Trauung in Göppersdorf: (Gebhardsdorf, bei Lauban, damals noch kursächsisch, stattgefunden hat, und zwar am 07. Februar! Die Brautleute sind also mitten im Winter, sicherlich bei Kälte und hohem Schnee, bis nach der ev. sächsischen Kirche gegangen. Wer Freude daran hat, mag sich solch einen Brautzug ausmalen. Er wird wenig Hochzeitliches an sich gehabt haben.

Und so wie es die Porrmanns hielten, haben es wohl damals alle Brückenberger gehalten.

Genug dieser Familienereignisse. Wie schon mitgeteilt, starb auch die zweite Frau des Ahns, und er heiratete dann noch ein drittes Mal. Als er 1727 starb, hinterließ er noch von der dritten Frau ein "ganz unerzogenes Söhnlein".

Die Begräbnisstätte der Brückenberger war damals allein der kleine kath. Friedhof in Arnsdorf, wo die Evangelischen "still", d. h. ohne Geistlichen und jegliche Zeremonie bestattet wurden.

Im Jahre 1727 starb der erste Brückenberger Förster namens Christian Porrmann. Sein Nachfolger wurde der 1691 geborene und in Probsthain getaufte Sohn mit demselben Vornamen Christian.

Auch dieser war zweimal verheiratet und hatte wohl von seinen beiden Frauen an die zehn Kinder. Meine direkten Vorfahren stammen von der zweiten Frau her. Sie hieß mit ihrem Mädchennamen Anna Elisabeth Scholz und stammte aus Giersdorf. Ich erwähne dies, weil das damals in Brückenberg eine Seltenheit war, daß ein Baudenhäusler seine Frau so ,"weit" herholte. Sonst haben nämlich die Haases, Nitsches, Breiters, Knoblochs und Däslers, die es damals auch schon in Brückenberg gab, nur immer untereinander geheiratet. Als Förster aber mußte Ahn Christian II. wohl öfters aufs Gräfliche Kameralamt nach Warmbrunn oder Hermsdorf, wobei er ja durch Giersdorf mußte. Dort hat er wohl also dabei einmal sein Herz verloren. Die Hochzeit fand 1725 statt, aber nun nicht mehr in Probsthain oder Gebhardsdorf, sondern in der 1718 fertiggestellten Gnadenkirche in Hirschberg, in der auch die acht Kinder des Paares getauft worden sind, wie im Geburtsregister der katholischen Kirche in Arnsdorf vermerkt ist. Vielleicht sind die Brückenberger damals schon recht froh darüber gewesen, daß sie nun die nächste evangelische Kirche "so nahe" hatten.

Der zweite Christian Porrmann erwarb auch von seiner verwitweten Mutter das Baudenhaus durch Erbkauf, worüber ich im Hermsdorfer Kaufbuche noch einen langen, interessanten Kaufvertrag gefunden habe.

Bis zum Jahre 1737, der Geburt seines jüngsten Sohnes Johann Gottlob, der dann die spätere Arnsdorfer Linie der Porrmanns fortsetzte, wird Christian nur immer als Jäger und Förster in allen Urkunden bezeichnet. Drei Jahre später wurde Schlesien preußisch. Der Alte Fritz ließ sofort in allen schlesischen Kreisen genaue Steuerkataster und Einwohnerverzeichnisse anlegen. Das des Hirschberger Kreises befand sich noch im Staatsarchiv in Breslau, worin ich folgenden Vermerk fand:

"In Brückenberg ist ein Kretschmer nahmens Christian Porrmann, ist zugleich der herrschaftliche Jäger und Förster, er verschenket jährlich drei Achtel Bier und dreiviertel Eimer Branntewein."

Dazu fand ich im ersten Totenbuche der evangelischen Kirche zu Arnsdorf folgenden Sterbeeintrag:

"1748, den 7. Julius, ist in sein Grab gelagert worden Christian Porrmann, herrschaftlicher Jäger und Förster, auch Erbkretschmer am Brickenberge. War geboren 1691, den 8. November, ward kopulieret 1712, lebte in der Ehe sieben Jahr, war Wittiber sechs Jahre. Zweites Mal kopulieret 1725, lebte wieder in der Ehe 23 Jahre und starb alt 57 Jahr, 4 Monate."

Zwischen 1737 und 1743, der Abfassung des Steuerkatasters, muß also der Ahn sein Baudenhaus als Kretscham eingerichtet haben. Dieses erste Brückenberger "Hotel" hatte also einen jährlichen Ausschank von drei Achteln Bier und dreiviertel Eimer Branntwein! Der Ausschank selbst vollzog sich wohl in der sicher einzigen Stube der Baude. Die ortsansässigen Holzer, Köhler, Baudenhäusler und Jäger sind die Gäste gewesen. Sicher ist bei der bitteren Armut derselben oft tagelang kein Gast dagewesen. Denn in derselben Urkunde hieß es auf Seite 246: Der wenige Acker allhier ist wegen der hohen Lage sehr kalt und kann nur über Sommer gesät und nichts als Hafer gebaut werden, welcher auch öfters bei zeitig einbrechender Kälte und Schnee nicht zur völligen Reife kommt und deswegen kaum zum dritten Korn gerechnet werden kann.

Auf Seite 254 heißt es: Die Hutung hat diese Gemeinde in der herrschaftlichen Waldung und ist schlecht. Holzung, Teich und Fischerei sind alle hier nicht zu finden.

Eine Zusammenstellung des Viehbestandes folgt. Danach gab es in Brückenberg, Baberhäuser und Forstlangwasser zusammen 92 Kühe und 46 Ziegen. Die meisten Einwohner ernteten jährlich ein halbes Fuder "Wiesewachs" (Heu). Mein Ahn Christian war der reichste, denn er allein ist mit einem ganzen Fuder Heu aufgeführt!

Das ist die Welt der damaligen Brückenberger gewesen.

Als Christian 1748 starb, übernahm sein ältester Sohn Christian Gottlob das Amt des Vaters und dazu auch den Erbkretscham. Er war geboren 1727 und starb 1800, hat aber in seinem Leben arg Schiffbruch erlitten. Seine Frau war auch eine geborene Großmann aus Krummhübel und schenkte ihm 15 Kinder. Sie hat ihren Mann aber noch überlebt. Von den 15 Kindern sind acht am Leben geblieben.

Christian Gottlob scheint das Leben von der leichten Seite genommen zu haben. Am 11. Januar 1765 ging folgende Anzeige bei der Kameralverwaltung in Hermsdorf unterm Kynast. ein:

Dato zeiget Gottfried Rößler, Becker genannt, auf seiner Untertanen Pflicht an, wie der Brückenberger Förster Pormann, bisher noch so ziemlich stille und wohlverhalten, seit einiger Zeit aber dem Trunk und der Gesellschaft ergeben, wo er mit dem Wolfshauer, Seydorfer und Hayner Förster compagnie nach Arnsdorff und. wieder jene rüber ein Tag umb den andern in denen Schenken und ihren Häusern mit Schießen nach der Scheibe, auch auf der Jagd sich divertieret, und die Forstknechte unterdessen machen möchten, was sie wollten, welches er als ein alter Mann von 78 Jahren beschwören könne.

+ . +  +  (Handzeichen des Rößler)

              G. Stoppel.


Der Bruder Christian Gottlob Porrmanns war sehr resolut. Das beweist wieder folgende Anzeige vom 06. Januar 1765:

Dato zeiget der herrschaftliche Forstknecht Wolfsbauer Reviers Hans Christoph Ende an, wie der Brückenberger Forstknecht Gottfried Porrmann sich verschworen, er wolle ihn erschießen oder ein Arm oder Bein entzwei schlagen, welches ihm sein Vater, Hans Christoph Ende, warnigend gesagt, daß seine in Baberhäuser wohnende Tochter, des Tischler Emanuel Marksteiners Weib, ihm gleiche Nachricht geben ließe. Woher aber beide den Grund dazu hätten, könne er nicht wissen, weil beide sich fürchteten, wenn die Sache kund werde, noch selbst Unglück durch diesen Porrmann zu nehmen.

G. Stoppel. Johannes Christof Ende.


Schon längst lagen in Hermsdorf und Warmbrunn noch andere Beschwerden gegen den Brückenberger Förster vor. Auch in seiner Rechnungsführung scheint manches nicht gestimmt zu haben. Der Hauptgrund aber, warum man ihn seitens der gräfl. Verwaltung los sein wollte, war der Betrieb des Erbkretschams. Man fürchtete, daß der Betrieb des Kretschams den Förster von seinen Amtspflichten zu sehr abhielte. Das war ja auch wirklich bei einem jährlichen Ausschank von drei Achtel Bier und dreiviertel Eimer Branntwein zu befürchten! Und so wurde denn Christian Gottlob Porrmann am 27. Juli 1765 seines Amtes enthoben.

Von dem Entlassungsschreiben fand ich noch eine Zweitschrift im Hermsdorfer Archiv der Grafen Schaffgotsch. Es lautet:

"Dem bisherigen Brückenberger Förster Christian Gottlieb Porrmann wird hiermit ohnverhalten. wie nach ich aus habend besonderer Ursachen nicht mehr gesonnen bin, meine Forsten an solche Förster weiterhin zu lassen, welche selbst eigene große (!) Wirtschaften zu beurbaren haben, da diese mehr dem Ihrigen nachgehen und meine Dienste hintansetzen, weshalb denn auch dich als Gerichtskretschmer daselbst ohnedies meines Forstdienstes entlassen haben würde, wenn nicht die dermalen offenbar werdende Ruinierung solchen Reviers, folgsam schlechte Besorgung und dabei übermäßig angeschwollene Reste, ja sogar eine Bevorteilung mit der Fließfischerei mich veranlaßt haben, dich wie hiermit geschieht. Solchen Dienstes zu entsetzen. Du wirst aber die noch hinterstelligen Schuldigkeiten und Reste während der abgehabten Bedienstung an mein Kynastliches Rentamt zu vertreten haben.

Warmbrunn, 27. Julius 1765.   G. Stoppel."


Bei dieser Entlassung haben, wie es scheint, doch auch allerhand Intrigen von Neidern und Strebern mitgespielt, denn ich habe dann noch festgestellt, daß an meines Ahn Stelle der Forstknecht  Christoph Ende aus Wolfshau Förster in Brückenberg geworden ist. Es ist dies derselbe Ende, der 06.01.1765 die Anzeige gegen den Bruder des Försters in Warmbrunn erstattete. Christian Gottlieb Porrrnann aber konnte oder wollte nun auch, nachdem er nicht mehr Förster sein durfte, den Erbkretscham in Brückenberg nicht mehr bewirtschaften. Er verkaufte ihn und zog nach Krummhübel, wo er bis zu seinem Ende am 15.12.1800 als Inwohner in bitterer Armut lebte.

Im Alter richtete er dann noch einmal, am 19.12.1796, ein Unterstützungsgesuch an den Grafen in Warmbrunn. Dazu erging dann folgendes Gutachten des Kameraldirektors Göttlicher:

"Christian Gottlieb Porrmann zu Brückenberg, war anfangs Forstknecht in Hayn, nachher Förster in Brückenberg, erhielt 1765 die Entlassung wegen verschiedener Beschuldigungen, deren er doch nicht so ganz überführt wurde. Der Hauptgrund war, daß er Kretschambesitzer in Brückenberg war. Einer Unterstützung bedürftig."

Ob er etwas erhalten hat, habe ich nicht feststellen können. Er soll im Hause Nummer 90 in Krummhübel gewohnt haben, woselbst noch im Jahre 1839 Nachkommen von ihm wohnten, wie mir Dr. Reitzig mitteilte. (Gegenüber dem Gasthaus "Zum Deutschen Hause", letzter Besitzer Fuhrmann Ritter). Dieser in seinem Leben so ziemlich gestrandete Porrmann ist allerdings nicht mehr mein direkter Ahn gewesen. Unsere Linie, die später nach Arnsdorf übersiedelte, stammt von seinem jüngsten Bruder, dem 08.01.1737 geborenen Johann Gottlieb Porrmann, her. Als sein Vater 1748 starb, war er erst 11 Jahre alt. Er hat bis zu seiner Volljährigkeit, gleich seiner Mutter, im Hause seines Förster-Bruders gelebt. Sicher hat dieser kleinere Bruder unter dem Verfall des Haushalts schwer mitgelitten und deshalb beizeiten Umschau nach einer eigenen Existenz gehalten. Er hat, wie viele andere Brückenberger, das Köhlerhandwerk erlernt. Bevor er heiratete, ist er aber "zu den Preußen" gegangen. 1740 war unsere Heimat preußisch geworden. Die Werber des "Alten Fritz" haben auch bei uns ihre Tätigkeit entfaltet. Vielleicht hat Johann Gottlob aus Scham über das Unglück des Bruders es für richtig gehalten, eine Zeit aus der Heimat zu verschwinden. Doch hatte er, noch ehe er zu den Preußen ging, bereits sein Herz an eine Brückenberger Köhlerstochter verloren. Und so fand ich in den Trauregistern in Arnsdorf folgenden Eintrag:

"Den 4. Februar 1785 ist in der hiesigen evangelischen Kirche getrauet worden der Juvenis (Junggesell Johann Gottlob Porrmann, Husar unterm hochlöblichen Königl. Preußischen v. Bohlenschen Regiment, welches in Militsch stehet, des weiland Christian Porrmanns, herrschaftlichen Jägers und Försters in Brückenberg ehel. jüngster Sohn mit Jungfrau Eva Rosina Däslerin, des weiland Gottlieb Däslers, Häuslers am Brückenberge ältesten Tochter. Bräutigam 28, Braut 25 Jahre alt."

Johann Gottlob Porrmann war also Husar in Militsch. Die Hochzeit hat in einem Heimaturlaub des Bräutigams stattgefunden. Wir können uns also vorstellen, daß der Ahn in schmucker Husarenuniform, sicher auch noch mit dem damals üblichen Zopf, mit seiner Braut getraut worden ist. Übrigens war dies auch die erste Hochzeit unseres Geschlechts in der 1754/55 neu erbauten Arnsdorfer Kirche, zu der nun Brückenberg kirchlich gehörte. Die Hochzeit seines Vaters hatte noch in der Gnadenkirche in Hirschberg stattgefunden. Bald mußte Johann Gottlob aber wieder zu seiner Truppe. Als ihm aber in den Jahren 1766 und 1767 je ein Söhnlein geboren wird, ist er zur Taufe wieder daheim auf Urlaub. Das erste Söhnlein starb bald wieder. Das 1767 geborene hat unsere Linie fortgepflanzt. Es wurde gerade am 30. Geburtstage seines Vaters geboren, am 8. Januar, und wurde bei der Taufe am 10. Januar Christian Gottlob genannt.

Sein Vater hat auch an einer großen Parade des Alten Fritz in der Nähe von Breslau teilgenommen, wobei er sicher auch den König von Angesicht zu Angesicht geschaut hat, und ist dann nach Beendigung seiner Dienstzeit wieder nach Brückenberg zurückgekehrt. Er hat dann im Hause seines Schwiegervaters, des Köhlers Däsler, eines Vorfahren des späteren Gärtners Däsler in Krummhübel, der später nach Rohnau verzog, gewohnt und bis zu seinem Ende das Köhlerhandwerk betrieben.

Hier ist wohl der Ort, einmal etwas Genaueres über dieses heute ausgestorbene Handwerk mitzuteilen. Ganz Brückenberg war damals ein Köhlerdorf. Man brannte trockenes, gesundes Fichten-, Tannen- und auch Kiefernholz zu Holzkohle. Das Holz mußte man aus den gräflichen Forsten käuflich erwerben. Auch in Steinseiffen, Ober- Krummhübel, Wolfshau und Ober-Arnsdorf gab es Köhler. In der Regel befand sich der Kohlplatz in der Nähe des Baudenhauses, mitunter auch entfernt im Walde. Trockene, 1 bis 2 m lange Stämme wurden zu kegelförmigen Haufen zusammengestellt, alle Zwischenräume mit kleineren Holzstücken ausgefüllt, das Ganze luftdicht mit Rasen abgedeckt und dann unten entzündet. Nur an der Spitze war ein Abzugsloch für den Rauch. Es war zugleich der Zugang für den nötigen Sauerstoff. Niemals durfte das Holz hell brennen, sondern nur schwelen oder "kohlen", wie man sagte. Tage- und nächtelang zog der Rauch des Meilers durch den Wald in die Höhe oder wurde von feuchter Luft heruntergedrückt. Tag und Nacht mußte auch der Köhler bei ihm wachen, damit er nicht durchbrannte und so alle Mühe zunichte machte. Es muß ein eigenartiges Bild gewesen sein, wenn in Brückenberg diese dünnen, trägen Rauchsäulen an schönen Tagen an vielen Stellen kerzengerade zum Himmel aufstiegen, während an trüben Tagen die Luft überall nach Rauch geschmeckt haben muß. War der Meiler abseits im Walde, so brachten Frau oder die Kinder des Köhlers ihm das Mittagsmahl, Speise und Trank. In einer einfachen Bude nahe am Kohlplatz übernachtete er, so lange der Meiler kohlte, um stets zur Stelle zu sein, wenn er durchzubrennen drohte. Stumm saß der Köhler wohl oft unter dem hoben Sternenhimmel, während die Bergriesen rundherum Wache hielten und achtete auf den Meiler. Nach etlichen Tagen war er durchgekohlt. Mit einer langen Schürstange riß der Köhler nun die Rasendecke herunter und löschte das Feuer mit vorher bereitgestelltem Wasser, so daß feuchter, stickiger Qualm den ganzen Wald durchzog. Die fertige Holzkohle wurde in den Schuppen geräumt. War derselbe voll davon, so lud man den zweirädrigen Karren voll und fuhr die Holzkohle auf den damals elenden Wegen ins Tal hinunter bis nach Warmbrunn, Hirschberg, ja bis nach Goldberg und Jauer zu den Klempnern, Goldschmieden und Schlossern, die sie zum Löten brauchten. Später nahm die eisenverarbeitende Industrie auch noch Holzkohlen ab. Als Koks und Sauerstoffgebläse aufkamen, war es mit der Köhlerei vorbei. Mein Vater hat bei einem Brückenberger Verwandten, dem letzten Köhler daselbst, Ehrenfried Knobloch mit Namen, der seine Köhlerei an der Stelle des späteren Hotels "Hubertus" betrieb, als Junge noch am Meiler mitgeholfen und mir oft anschaulich von der Arbeit erzählt. Ich habe auch selbst als kleiner Bub noch den Kohlplatz dort am Waldrande gesehen. Solche Köhler sind meine Ahnen wiederum durch mehrere Generationen gewesen.

Die Tatsache, daß ein Brückenberger Husar des Alten Fritzen gewesen ist, muß daheim als etwas ganz Absonderliches angesehen worden sein, denn bis zu seinem Tode wird Johann Gottlieb Porrmann in allen Urkunden als Inwohner, Köhler und ehemaliger Husar bezeichnet, trotzdem er 1768 schon wieder daheim war. Aber noch bei seinem am 23.10.1805 erfolgten Tode wird er als gewesener Husar ins Arnsdorfer Totenbuch eingeschrieben.

Ehe ich mich noch seinen direkten Nachkommen zuwende, möchte ich aber noch von etlichen anderen Brückenberger Porrmanns berichten, Brüdern und Vettern es Husaren, sowie auch deren Nachkommen, soweit sie heute noch als typische Riesengebirgler erscheinen, d. h. soweit wir aus ihren Lebensschicksalen etwas vom Leben, dem Glück und der Not aller anderen Bergbewohner in alter Zeit erfahren. Wir erfahren da z. B. von einem Bruder Christian Porrmann, der in den Arnsdorfer Kirchenbüchern als "dem Müllerhandwerke zugetaner" bezeichnet wird, d. h. er war Aushilfsarbeiter in der ehemaligen kleinen Brückenberger Mühle, die schon im 17. Jahrhundert an der Stelle von Waldhaus Weimar gestanden hat. Er lebte von 1733 bis 1818. Wie mag diese einfache Mühle in Brückenberg beschaffen gewesen sein? Wohl denkbar einfach. Das Mehl, welches sie herstellte, war gewiß reichlich dunkel, aber jedenfalls hat es den Hunger der alten Brückenberger gestillt. Das Getreide, welches in ihr gemahlen wurde, mußte aber erst unten aus dem Tale herbeigeschafft werden. Ein Sohn dieses "Müllers" Christian Porrmann hieß wieder Christian Gottlob. Von ihm erzählt eine lange Kirchenbucheintragung, daß ihm seine Ehewirtin Johanna Eleonore, geborene Nitsche, am 09.04.1801 nach glücklicher Entbindung am Blutsturz gestorben sei, alt 35 Jahre. "Zugleich in den Armen der Mutter wurde denselben Tag (12.04.1801) ihr jüngst geborenes Töchterlein, das nur drei Tage geworden war, begraben". Drei "gänzlich unerzogene" Söhne und zwei Töchter gingen hinter dem Sarge neben dem Vater zum Arnsdorfer Friedhof hinunter. Die Geburtshilfe war damals eben denkbar ungenügend. Viele dieser unglücklichen Frauen wären gerettet worden, wenn schon Wehmütter und Hebammen vorhanden gewesen wären. So aber leisteten sich nur die Nachbarinnen gegenseitig Geburtshilfe. Mehr will ich dazu nicht bemerken. Desgleichen war die "Säuglings- und Kleinkinderpflege" äußerst einfach, ja dürftig. Die Folge war die ungeheuer große Säuglingssterblichkeit in den Berggemeinden.

Der ehemalige Forstknecht Johann Gottfried Porrmann, der einst manchen Leuten die Arme und Beine entzweischlagen wollte, heiratete später, wohl der guten Versorgung wegen, eine 17 Jahre ältere Laborantenwitwe namens Exner aus Steinseiffen, die aus Brieg stammte, wo ihr Vater "Stadtlieutenant" gewesen war. Kinder hat dieses Paar natürlich dann nicht gehabt.

Mehrere Jahrzehnte ist die Kleine Teichbaude, ungefähr von 1780 bis 1810, von einem Johann Gottlieb Porrmann bewirtschaftet worden. Auch dieser war ein Bruder des Husaren. In allen Urkunden, die ihn betreffen, steht hinter seinem Namen "in Brückenberg bei dem Kl. Teiche". Er hatte eine Tochter Monika, die am 12. August 1810 mit 19 Jahren ein "außer der Ehe von einem wilden Pascher gezeugtes Söhnlein" gebar, das aber nach drei Tagen wieder starb. In dieser knappen Eintragung erfahren wir etwas Interessantes über das damals schon bestehende Schmugglerwesen in unseren Heimatbergen. Die damals äußerst primitive Teichbaude war vermutlich ein Unterschlupf der Pascher. Wer erinnerte sich dabei nicht so mancher Erzählungen alter Leute über Paschergeschichten!

Nun soll von einer stillen Tragödie berichtet werden:

"1817, den 12. Juli, wurde stille beerdigt aus Brückenberg der Inwohner Christian Ehrenfried Porrmann. Er war geboren den 9.9.1764. Sein Vater war Christian Gottlieb Porrmann, gewesener Förster und Erbkretschmar am Brückenberge, seine Mutter Johanna Agneta, geb. Großmannin. Er hatte sich verheiratet am 26.5.1794 mit Jungfrau Johanna Eleonore, des weiland Gottlieb Endes, gewesenen Häuslers in Arnsdorf ehelichen Tochter, aus welcher Ehe ein Sohn von 20 Jahren hinterlassen worden ist. Den 11. Juli wurde er, nachdem er 14 Tage vorher vermißt worden war, auf Brückenberger Revier tot auf der Erde liegend unter einem Baume, an welchem er  ich mochte erhängt haben, da man den Strick bemerkte, gefunden. Sein Leichnam war schon stark in Verwesung übergegangen. Er ist alt geworden 52 Jahre und 10 Monate."

Was diesen Mann in den verzweiflungsvollen Tod getrieben hat, wird nicht mit berichtet. Waren es häusliche Sorgen, Ehestreitigkeiten, ein ungeratener Sohn? Darüber schweigt die Eintragung. Wenn wir uns aber vorstellen, wie der Lebensmüde durch die stillen Bergwälder geirrt sein mag, bis er an abgelegener Stelle den Strick an einen Baum knüpfte (er wurde ja erst nach 14 Tagen gefunden) und den Hals hineinlegte, um sein Leben auszulöschen, wenn wir uns weiter vorstellen, wie er verzweiflungsvoll gesucht worden sein mag, bis man ihn herabgestürzt und schon stark in Verwesung übergegangen fand, so erschüttert uns diese längst vergangene Tragödie heute noch.

Ein Landwehrmann Christian Gottlob Porrmann machte im 11. Schlesischen Landwehr-Inf.-Regiment die Befreiungskriege 1813 – 1815 mit. Ein Söhnlein von ihm ertrank im Alter von acht Jahren im Hochwasser der Lomnitz am 5.5.1849. Wir wissen noch von manchem ähnlichen Falle zu berichten, wo die damals noch unregulierten Bergwässer Menschenleben forderten.

Zuletzt sei noch berichtet, daß auch von weiter verwandten Trägern unseres Namens manche in den Urkunden auftauchen, z. B. aus Hain und Hernsdorf, Nachkommen des ehemaligen Stallmeisters Porrmann.

So heiratete ein Christian Ehrenfried Porrmann, Jäger aus Hain, die Jungfrau Anna Maria Hartmannin aus Steinseiffen. Sie haben eine Tochter Maria Magdalena, welche am 09. Oktober 1788 in Steinseiffen stirbt, also 33 Jahr. "Diese Person hat 23 Jahre ohne die geringste Besinnungskraft gelebt und 7 Jahre ganz darniedergelegen."

Ein Johann Gottlob Porrmann, Revierjäger in Hermsdorf und Kynast, heiratet am 05. Oktober 1795 mit 45 Jahren die Jungfrau Johanna Beate Kleinertin, 23 Jahre alt, Tochter des Erbgärtners und Garnhändlers Gottlob Kleinert in Querseiffen. Der Vater des Bräutigams ist der "ehemalige Jäger Johann Gottfried Porrmann in Hernsdorf bei Greiffenstein."

Der Sohn aber unseres eigentlichen Stammvaters, des Husaren, namens Christian Gottlob, war der letzte Brückenberger P. Im Jahre 1810 kaufte er das letzte Häuschen im Arnsdorfer Dittrich, direkt am Hochwalde gelegen, ungefähr eine halbe Stunde von den ersten Brückenberger Häusern entfernt. Aber auch dort betrieb er das Köhlerhandwerk. Von nun an spielt sich die weitere Geschichte der Familie in Arnsdorf ab.

Christian Gottlob Porrmann lebte nun im Arnsdorfer Ditiriche bis 1532, wo er sein Köhlerhandwerk weiterbetrieb. Seine Frau hieß Marie Elisabeth Ansorge und war auch eine Brückenberger Köhlerstochter. Der Sohn dieses Paares, Johann Karl Gottlob Porrmann, ist mein Urgroßvater gewesen. Er war noch in Brückenberg 1798 geboren und starb in Arnsdorf 1877.

Derselbe war ebenfalls zunächst Köhler, mußte aber die Köhlerei frühzeitig aufgeben, da er in jungen Jahren schon am grauen Star erblindete. Jedoch ist er auch dann nicht untätig gewesen, sondern hat die tägliche Arbeit im Hause, im Stalle und sogar als Holzer im Forste weiter geleistet. Mein Vater berichtete, daß er als kleiner Junge den Blinden in den Wald führen mußte, wo seine Holzerkameraden ihn in Empfang nahmen, mit denen er dann fällte, entästete, zersägte und entrindete wie ein Sehender. Das äußerst feine Gefühl seiner Hände hat ihm die Augen ersetzt ... Auch das Stückeroden ging ihm wie früher von der Hand. Er tastete, wo die Wurzeln hinstrebten und rodete so den Brennholzvorrat für den Winter zusammen. Ebenso spaltete er die Stöcke daheim, hielt sein Handwerkszeug dazu in peinlicher Ordnung und Schärfe und setzte auch den Scheitelschober selbst.

Sein Sohn, mein Großvater Johann Karl Porrmann, wurde 1825 geboren und starb 1898. Auch er hatte noch verwandtschaftliche Beziehungen zu Brückenberg, indem er am 24.7.1854 in der Kirche Wang die Köhlerstochter Ernestine Henriette Knobloch ehelichte. Sie stammte aus der letzten Brückenberger Köhlerei, die an der Stelle des späteren Hotels "Hubertus" stand. Einst hatten die Brückenberger ihre Ehen in den Zufluchtskirchen von Probsthain am Spitzberge, in Göppersdorf, Kreis Lauban und in der Gnadenkirche in Hirschberg schließen müssen. Über 100 Jahre hatten sie kirchlich nach Arnsdorf gehört. Nun konnte man im Bergkirchlein Wang daheim getraut werden.

Die Porrmanns aus dem Arnsdorfer Diftriche sind auch sonst noch oft in Brückenberg gewesen. Sie hatten ja noch viele Verwandte dort und bezogen auch das Holz für die Köhlerei oben aus den Gebirgswäldern, ja, sie holten auch das Heu für den Winter bis oben von den Wiesen zwischen dem Knieholze. Mein Vater erzählte, daß er bis unter dem Silberkamme, also in der Nähe der Kleinen Sturmhaube, mit Heumachen gewesen ist. Im Winter wurde es auf Hörnerschlitten heimgeholt, ebenso das Holz aus den Wäldern um die Schlingelbaude.

Im Vorbeigehen an der Knoblochschen Köhlerei hat mein Großvater seine Braut kennengelernt. Aber erst nach manchem Jahr der Trennung konnten sie den Bund fürs Leben schließen, indem nämlich der Großvater als Soldat des Preußischen Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 7 im Jahre 1848 den polnischen Aufstand in der Provinz Posen in mehreren erbitterten Gefechten niederschlagen half und anschließend als Besatzungssoldat nach Schleswig-Holstein kam. Hier lag er im Quartier in Eckernförde. Die Schleswig-Holsteiner hatten sich damals gegen die dänische Herrschaft erhoben. Am 05. April 1849 war in der Bucht von Eckernförde ein großes dänisches Linienschiff namens "Christian VIII." in die Luft gesprengt worden. Wenige Tage später kam das Regiment, dem der Großvater angehörte, dorthin. Am Strande lagen noch viele Trümmer des gesprengten Schiffes, u. a. goldglänzende Bronzestücke von den etlichen 90 Kanonen des Schiffes. Der Großvater hat eines der Stücke aufgehoben und davon von einem Juwelier in Eckernförde seiner Braut im fernen Brückenberg einen Ring anfertigen lassen, den er getreulich heimgebracht hat. Er ist heute noch in meinem Besitz. Die Bronze ist fast schwarz geworden. Der Spiegel des Ringes zeigt die Buchstaben H. K. (Henriette Knobloch), die Innenseite des Ringes weist fein ziseliert die Bezeichnung "Andenken an Christian VIII." auf. Ebenso ließ sich der Großvater ein Petschaft (zum Briefe versiegeln) aus dem gefundenen Metallstück anfertigen. Er hat sein Leben lang mit diesem Petschaft seine Briefe versiegelt. Auch dieses ist noch in meinem Besitz und weist ebenfalls die Ziselierung "Andenken an Chr. VIII." auf. Nach seiner Heimkehr und Hochzeit 1854 wurde der Großvater Papiersaalmeister der Richterschen Papierfabrik in Arnsdorf.

Mein Vater Karl August Hermann Porrmann war Gärtner in Arnsdorf und lebte von 1861 bis 1938. Ich selbst, als zehnter der Geschlechtsreihe, bin 1896 geboren und Schulmann geworden. Mir war das Los beschieden, die Ahnenreihe in der Heimat zu beschließen.

Der Name unserer Familie war in Brückenberg längst erloschen, trotzdem er früher dort so häufig gewesen war. Alle Nachkommen der zahlreichen Porrmanns dortselbst waren in die Fremde gezogen. Bis 1945 lebten außer uns Arnsdorfern Porrmanns noch welche in der Greifenberger und Friedeberger Gegend, in den Bergdörfern des Waldenburger und Eulengebirges, sowie in Berlin, im Harz und in Mecklenburg.

In der jahrhundertelangen Geschichte des Geschlechts in Brückenberg aber offenbart sich das Leben, Sorgen und Mühen aller alten Brückenberger, weshalb ich davon berichtete, denn:

"Nicht minder wert als die große Geschichte der Welt ist die Geschichte der Familie. Jene große Geschichte ist nur das entfärbte Gesamtbild dieser kleinen, in welcher man die Liebe ausgelassen und das Blutvergießen aufgezeichnet hat. Allein der große Strom der Liebe, der in Jahrtausenden bis zu uns herabgekommen durch die unzählbaren Mutterherzen, durch Bräute, Väter, Geschwister, Freunde ist die Regel, und seine Aufzeichnung ward dennoch vergessen. Das andere aber, der Haß der Völker, ist die Ausnahme und ist in tausend Büchern aufgeschrieben."

(Adalbert Stifter).

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