Einer alten Gebirglersippe von der
Hasenbaude entstammend, wuchs Gustav Haase in seinem Geburtsort Krummhübel auf.
In Görlitz erlernte er den Kaufmannsberuf, diente aktiv als Feldartillerist
in Dresden und nahm am Weltkrieg bis zum letzten Tag teil.
Seit den zwanziger Jahren gehörte sein Dasein der Allgemeinheit. Der hochgeschätzte
Rat des klugen, stets auf Ausgleich bedachten Mannes brachte ihn bald in Gemeindevertretung
und Kreistag, durch das hohe Maß an Vertrauen, das er genoss, auch in den Aufsichtsrat
der Krummhübeler Bank. Schließlich gab es kaum eine Vereinigung gewerblicher
oder sportlicher Art, der Gustav Haase nicht angehörte. Den meisten diente er
als Vorsitzender, einige hat er selbst mitbegründet. Sein ganzes Herz gehörte
freilich dem Krummhübeler Schneeschuhverein, der unter seiner Führung und von
Harry Frömberg unterstützt, zur zweitgrößten Skiläufervereinigung Deutschlands
anwuchs. Als Rennrodler hat Gustav Haase mehrfach Meisterehren davongetragen.
Im Rückblick kann man rechtens behaupten, dass ohne die Erwähnung Gustav
Haases die Geschichte des Wintersports nicht nur im Riesengebirge, sondern auch
in Schlesien unvollständig wäre. Seinen Bemühungen verdanken die Skiläufer den
Zusammenschluss zum Schlesischen Ski-Bund, unter seiner Anleitung wurde die
Koppenschanze an der Teichmannbaude umgebaut, die Bobbahn an der Talsperre zu
einer von internationalen Fachleuten gleichfalls als mustergültig bezeichneten
Anlage "olympiareif" gestaltet. Diese für einen Laien geradezu erstaunliche
sporttechnische Begabung hat Gustav Haase dann ein so weitgehendes Ansehen verschafft
ohnehin war er ein anerkannter Kampfrichter des Deutschen Ski-Verbandes
, dass bei Vergabe der Deutschen Winterkampfspiele von 1930 durch die
Deutsche Olympische Gesellschaft das von ihm zusammen mit Bürgermeister Nath
vertretene Krummhübel-Brückenberg im schärfsten Wettbewerb siegte.
Das alles wurde trotz seines umfangreichen Betriebes geleistet, der auch bei
Fachgenossen Ansehen hatte. Was ein ehrsamer Kaufmann alter Schule durch Tüchtigkeit
und redliche Strebsamkeit in Jahrzehnten erwarb, verlor er dann ohne Klagen
und mit der Würde eines aufrechten Mannes, dessen Leben nach der Lehre von den
Lessingschen "drei Ringen" als ein Wandeln in Liebe, Freundschaft und Wahrheit
ausgerichtet blieb. Das hat Gustav Haase in politischen wie in vaterländischen
Notzeiten trotz vielfacher Bedrängnis und Verdächtigung immer wieder Achtung
eingetragen.
Zwang man auch den Logenbruder 1933 zur Niederlegung der meisten Ämter, namentlich
im Sport, so haben führende Nationalsozialisten dem charakterfesten rechtschaffenden
Mann ihre Achtung doch nicht versagt, sich vielmehr dessen Sachkenntnis zu bedienen
gewusst: Noch 1935 wurde Gustav Haase als einziger Nichtparteigenosse in den
Vorstand der Kreissparkasse Hirschberg berufen, schließlich sogar zum Stellvertretenden
Vorsitzenden gewählt. Das ist er bis zuletzt geblieben. Beim Zusammenbruch hat
er dann mit Wenigen Ordnung und Ernährung aufrechterhalten und die Ernennung
des wackeren Hermann Hübner zum Bürgermeister mitbewirken helfen.
Was Wunder, dass ein solcher Mann des Helfens und Verbindens, des Ordnens und
Führens bereits vier Wochen nach der Heimatvertreibung (Juni 1946) mit der Anschriftensammlung
der in alle Richtungen verstreuten Heimatleute begann und schon im Herbst des
gleichen Jahres in Hameln ein Heimattreffen wagt. Es war das erste überhaupt.
Im Oktober 1948 erschien dann das in Zusammenarbeit mit Herbert Wenzel begründete
"Heemteglöckla". Zwanzig Jahre lang war es eines der ansprechendsten Heimatblätter.
Ungezählte Guttaten sind von Gustav Haase und seiner Frau Friedel ausgegangen.
Die Zahl der "Mutmache" und Beratungsbriefe, der Auskünfte und Beurkundungen,
vor allem bei Entschädigungsanträgen, ging in die Aberhunderte, aber auch die
Zahl der Päckchen und Spenden, vor allem nach Mitteldeutschland und in die alte
Heimat. Das alles hatte Haase längst den Ehrentitel eines "Heemtevoaters" eingetragen.
Wie kaum ein anderer verdiente er ihn. Der bescheidene Mann, jeder Effekthascherei
abhold, besaß keinen Orden der Nachkriegszeit, kein Ehrenzeichen außer dem Silbernen
des Riesengebirgsvereins, dem er über 50 Jahre angehörte. Was den Wackeren dafür
doppelt zierte, sind Liebe und Dankbarkeit, womit sich Gustav Haase und seine
Frau Friedel im Herzen der Heimatfreunde über den Tod hinaus ein Denkmal gesetzt
haben.