Der Aufenthalt des Dichters Hoffmann von Fallersleben in Herischdorf

Einreicher: Ullrich Junker, Mörikestr. 16, D-88285 Bodnegg

Im Hause Warmbrunnerstr. Nr. 5 hielt sich der Dichter Hoffmann von Fallersleben vom 29. Aug. 1859 bis 06. Sept. 1859 auf. Dieses Haus gehörte dem Breslauer Buchhändler Aderholz, mit dem Hoffmann von Fallersleben befreundet war.

1823 erhielt Hoffmann von Fallersleben eine Anstellung als Kustos der Zentral-Bibliothek in Breslau. Dort wurde er 1830 außerordentlicher und habilitierte 1835 zum ordentlichen Professor der deutschen Sprache und Literatur. Hoffmann wurde 1842 aus dem Staatsdienst entlassen und führte dann ein Wanderleben, welches mit seinem Aufenthalt in Weimar 1854 endete. Seit 1860 war er Bibliothekar des Herzogs von Ratibor zu Corvey.

Von Schloss Corvey aus besuchte er einige Male den Herzog auf dessen Schloss Rauden in Oberschlesien. Mit einer solchen Reise verband er seinen letzten Aufenthalt bei seinem Freund Aderholz in Herischdorf im Juni 1864. In jenen Tagen entstand in Herischdorf das reizende Gedicht "Das Koppenblümchen Hab–mich–lieb" das Hoffmann von Fallersleben mit der beigefügten Datierung "Herischdorf, den 12. Juni 1864" als Beitrag zum Düsseldorfer Künstleralbum widmete.





Das Koppenblümchen "Habmichlieb"
von Hoffmann von Fallersleben

Laß uns auf die Koppe steigen,
nun der Frühling ist erwacht!
Will Dir dort ein Blümchen zeigen,
das Dir froh entgegenlacht,
Was mein Herz noch nie gewagt,
Dir das liebe Blümchen sagt.
"Hab mich lieb!"

Wie´s auf ödem Felsgesteine
zwischen Moos und Gräsern sprießt,
und am warmen Sonnenscheine
seinen ros´gen Kelch erschließt!
Hab mich lieb, so spricht´s zu Dir,
Liebchen, komm´ und pflück´ es mir.
"Hab mich lieb!"

Blumen blüh´n an jedem Orte,
Blumen blüh´n auf Berg und Tal,
aber eine nur hat Worte,
ein grüßt Dich tausendmal.
Was mein Herz noch nie gewagt,
Dir das liebe Blümchen sagt.
"Hab mich lieb!"
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