Pfarrsprengel "Zur Hl. Katharina von Alexandrien" in Jungbuch

von Peter Effert

Zum ersten Mal erwähnte man die Pfarrei und gleichzeitig auch den Ort Jungbuch in der Hälfte des 14. Jahrhunderts. Es war zur Zeit des römischen Kaisers und böhmischen Königs Karl IV. Damals wurde der erste Pfarrer angestellt und somit entstand gleichfalls die eigenständige Pfarrei. Bereits im Jahre 1423 verlor die Jungbucher Gemeinde ihren Pfarrer und trat so unter die Verwaltung von Wildschütz. Bis zur Wiederherstellung der Selbständigkeit im Jahre 1682 wurde also Jungbuch als eine Schwesterpfarrei von Wildschütz geführt.



Die Kirche von Jungbuch

Die Kirche ist der heiligen Katharina von Alexandrien – der Jungfrau und Märtyrerin geweiht. Sie zählt zu den vierzehn Nothelfern. Der Überlieferung nach lebte sie im 3. oder 4. Jahrhundert und erlitt unter dem römischen Kaiser Maximus Daia das Martyrium. Er verfolgte die Christen und Katharina trat ihm mutig entgegen und fragte ihn, weshalb er nicht selbst zum Christentum übertrete, statt von den Christen Götzenopfer zu verlangen. Schließlich wurde sie gegeißelt und ohne Nahrung 12 Tage eingekerkert. Durch göttlichen Beistand wurden ihre Wunden gesalbt und weiße Tauben brachten ihr Nahrung ins Verließ. Letztendlich wurde Katharina enthauptet und aus ihren Wunden soll Milch statt Blut geflossen sein. Die heilige Katharina war über Jahrhunderte eine der beliebtesten Heiligen der Christenheit.

Das Kirchengebäude wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (vielleicht 1384) errichtet, vermutlich zuerst aus Holz. Die steinerne Kirche könnte erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im spätgotischen Stil erbaut worden sein und nach dem Umbau diente sie als Presbyterium (den Priestern vorbehaltener Altarraum). Die Decke hat ein Kreuzgewölbe mit einem keilabgeschrägten Gerippe, das sich aus den konsolenlosen Wänden hinausstreckt. Im Jahre 1999 wurde bei einer restauratorischen Untersuchung an der östlichen Wand ein Gemälde entdeckt. Es handelt sich um einen illusionären Altar im Barock oder Rokoko. An der Achse der Kirche hinter dem Altarraum befindet sich eine angebaute Sakristei, ebenfalls mit Kreuzkammgewölbe. Während der Jahre 1777 bis 1787 wurden umfangreiche Umbauten an der Kirche durchgeführt, deswegen steht eine Jahreszahl von 1787 am Portal eingeritzt. Der Mauermeister Jan Jeschke ließ damals sowohl im Kirchenschiff als auch im Altarraum die Form und Anbringung der Fenster ändern, in dem er die Mauern um einen Meter erhöhte. Die Deckenwölbung im Altarraum blieb in der ursprünglichen Höhe erhalten, lediglich die Kirchenschiffsdecke wurde erhöht. Vermutlich hatte die Kirche vorher eine hölzerne Decke, wie die Nachbarkirche "Zum Hl. Wenzel" in Oberaltstadt heute noch hat. Ein triumphaler Halbkreisbogen verbindet das Schiff mit dem Altarraum.

Die Orgel stammt aus dem Jahre 1924 und ist heutzutage leider außer Betrieb. Es wird Geld für eine Restauration und Erweiterung gesammelt. Bei Gottesdiensten benutzt man daher ein Orgelpositiv, das im Jahre 2000 der einheimische Orgelbauer Vít Mišoň restauriert und links neben dem Altar installierte.

Das spätgotische steinerne Taufbecken aus dem 16. Jahrhundert mit einem Torso der Figur der Hl. Barbara wurde an der Evangelienseite des Altarraums angebracht. Der Verschlussdeckel ist aus Holz, offensichtlich aus der Barockzeit und wurde mit der Gruppe von Jesus Taufe beschlossen, die Anfang der 90-er Jahre entwendet wurde. In dieser Zeit wurde die Kirche dreimal kurz hintereinander ausgeraubt, wobei die kostbarsten Gegenstände wie hölzerne Statuen, Metallkerzenleuchter und liturgische Gefäße gestohlen wurden. Inzwischen sichert das Gotteshaus eine Alarmanlage vor Einbrüchen und Diebstahl.



Der Altar

Die letzte vollständige und umfangreiche Instandsetzung der Kirche verlief in den Jahren 1997 bis 2000 dank einer bedeutsamen finanziellen Unterstützung einer Bürgerin, die in Trübenwasser geboren wurde und heute in Deutschland lebt. Während der Instandsetzung wurde das Presbyterium mit hellem Botticino-Marmor aus Norditalien und mit dunkelbraunen Slivenec-Marmor ausgepflastert. Aus demselben Material wurde auch der Altartisch, der Ambo (Lesepult zur Verkündigung) und Sedilie (Sitze für Priester und Ministranten) kunstvoll gefertigt. Die archetektonische Gestaltung des Altarraums entwarf einer der bedeutendsten tschechischen akademischen Bildhauer Petr Váňa. Auch eine Bodenheizung konnte unter der Pflasterung verlegt werden.

Die vollständig renovierte Kirche konnte am 26. August 2000 mit einem feierlichen Segen des Altartisches vom königgrätzer Residenzbischof Dominik Duka eingeweiht werden. Seitdem dient die Kirche nicht nur den kirchlichen Zwecken, sondern sie wird auch zum beliebtesten Aufführungsort zahlreicher heimischer und ausländischer Tonkünstler genutzt.

Der Glockenturm, der im Jahre 1599 erbaut wurde, steht seltsamerweise selbständig südwestlich im Abstand zur Kirche. Zuvor diente sein Erdgeschoß als Eingangstor zum alten Friedhof, der sich noch im 19. Jahrhundert ringsum der Kirche ausdehnte. 1861 stockte man den Turm zur heutigen Höhe auf. In der südlichen Wand, die zum gegenwärtigen Friedhof zeigt, befindet sich eine dunkelrote Sandsteintafel in Höhe des ersten Stockes, die die Aufschrift trägt "Jacob Frumetti 1599." Vermutlich handelt es sich um den Namen des italienischen Architekten und die Jahreszahl der Erbauung. Über dem Eingang an der nördlichen Turmseite befindet sich eine gut erkennbare Maske aus Sandstein. Diese geheimnisvolle Fratze wird in den alten historischen Quellen als Baphomet (Symbol der finsteren Mächte) erwähnt, das heißt es sei ein Götze der Tempelritter, dessen Zusammenhang zu diesem Turm jedoch völlig unklar scheint. Laut einer Sage soll diese Maske an einen Arbeiter erinnern, der beim Aufbau des Turmes unglücklicherweise auf das Gesicht herabstürzte - daher eine Vertiefung in der Stirn der Maske. Aus drei ursprünglichen Glocken ist bis heute nur eine erhalten geblieben und zwar glücklicherweise die älteste, die im Jahre 1520 der heiligen Barbara geweiht wurde. Die anderen Glocken schmolz man während des zweiten Weltkrieges ein. Das letzte Weihefest einer Glocke in Jungbuch fand im Jahre 1932 statt. Bei der Hudermühle schmückte man liebevoll diese drei neuen Glocken und fuhr sie mit einem Pferdegespann zur Kirche.



Bei der Hudermühle schmückte man liebevoll diese drei neuen Glocken und fuhr sie mit einem Pferdegespann zur Kirche.


Das etwa 150 m tiefer zum Tal stehende Pfarrhaus baute der österreichische Architekt mit italienischer Wurzel namens Anton Erhard Martinelli in den Jahren 1728 bis 30. Es steht an der Stelle des alten, 1728 abgerissenen Gebäudes. Das heutige Pfarrhaus hat einen viereckigen Grundriss, mit einem Stockwerk und dem typischen Walmdach. In der nordwestlichen Wand befindet sich eine Nische mit einer lebensgroßen Barockstatue der Jungfrau Maria mit Jesuskind. Wahrscheinlich stammt diese kunstvolle Statue aus der Werkstatt von Matthias Bernard Braun, der im nahen Kuks wirkte. Das Pfarrhaus renovierte man gründlich in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Seit 2006 verlor die Jungbucher Pfarrei ihre Selbständigkeit und wird jetzt durch den Pfarrer aus Oberaltstadt betreut. Die HL. Katharina Kirche zu Jungbuch ist als Kulturdenkmal unter der Nummer 3623 registriert, ebenso das Taufbecken und das massive Holzkreuz, das über dem Triumphbogen hängt. (Riesengebirgler, die ihre alte Heimat besuchen kann man sehr empfehlen, diese wunderschön hergerichtete Kirche anzuschauen.)

Anmerkung: Fotos bearbeitet von Familie Zieris (Kamenz), entnommen aus einer mir überlassenen Chronik, deren Verfasser mir leider nicht bekannt ist.

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