von Wenzel Bradler
Vom Zahn der Zeit zernagt stand die alte Kapelle am Hochwiesenberg nach dem ersten Weltkrieg da und noch viele werden sich an den damaligen Zustand erinnern können. Es war Oberlehrer Richard Glaser aus Niederhof, der in einer Hauptausschusssitzung des Deutschen Riesengebirges den Antrag stellte, die Kapelle neu aufzubauen und zugleich als Schutzhütte auf den oft vom Sturm umtobten Höhen des Berges zu errichten. Der damalige Vorsitzende der Ortsgruppe Rennerbauden, Wenzel Bradler, erhielt den Auftrag zur Durchführung. Architekt Oskar Fischer aus Freiheit, Sohn des Oberlehrers Josef Fischer aus Pommerndorf, stellte kostenlos den Bauplan. Der Innenraum ist 4 qm groß, das Dach aus Zementbeton. Der Riesengebirgsverein, auf dessen Beschluss, der Bau zustande kam, zahlte aus seiner Hauptkasse 5 658 Kronen. Der Wiesenbaudenwirt Emil Bönsch sorgte für die Zufuhr von Sand, Steinen, Zement, Wasser auf eigene Kosten. Ferner sorgte er für die Unterkunft und Verpflegung für die Maurer. Diese Naturalleistungen wurden mit 2 000 Kronen bewertet. Die Bewohner von Renner-, Keil-, Frieß-, und Lahrbauden, von Brunnberg- und Blaugrundbauden brachten eine Spende von über 2 000 Kronen auf, so dass die Baukosten der Kapelle, die über 10 000 Kronen betrugen, gedeckt waren. Im Jahre 1927, an einem Septembersonntag, fand die feierliche Einweihung statt. Stadtdechant Borth aus Hohenelbe weihte die Kapelle zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit, hielt eine markante Festansprache und zelebrierte eine heilige Messe, bei welcher das Quartett des Kirchenchores von Spindelmühle (Kapellmeister Franz Hollmann, Hotelbesitzer Weni Hollmann, Schneidermeister Josef Kohl und Rudolf Hollmann) die Deutsche Schubertmesse sangen. Für den Hauptausschuss des Riesengebirgsvereins sprach der damalige Schriftführer Oberlehrer Brath. Zu dieser seltenen Feier war eine große Volksmenge aus der ganzen Umgebung, unter anderen auch der Herrschaftsbesitzer Graf Karl Czernin von Marschendorf, gekommen. Auf der Höhe, wo oft die Stürme toben, herrschte heilige Stille und ein leiser Sprühregen, gleich Weihwassersegen, besprengte die Versammelten. Zwei Musikkapellen aus Spindelmühle und Rennerbauden verschönten die Feier zum Schluss mit dem Lied "Blaue Berge, grüne Täler". Wenzel Bradler sprach Dankesworte an alle, die dieses Werk auf Bergeshöhe durch ihre Spenden erstehen ließen. Die Bilder der Kapelle litten aber bald durch Witterungseinfluss, so dass der Bildhauer Stanzel beauftragt wurde, eine Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit aus Eiche anzufertigen, welches Bildwerk sich damals auf 400 Kronen stellte. Die Kapelle bot im Sommer und Winter, besonders in sturmbewegten Tagen, Schutz dem Wanderer, ein Weilchen Rast und Besinnlichkeit zu Füßen des Bildnisses von der Heiligen Dreifaltigkeit. Alljährlich im Herbst, durch zehn Jahre, versammelten sich die Bewohner der umliegenden Ortschaften an einem Sonntag zu einem Dankgottesdienst um die Kapelle. Es waren viele hunderte Menschen, die mit einer Musikkapelle hier oben zusammenkamen. Es war meist Stadtdechant Borth, der es sich nicht nehmen ließ, Messe und Ansprache zu halten. Nach der Machtergreifung 1938 sah man diesen frommen Brauch nicht mehr gerne.