Schilderungen aus dem Isergebirge
von Erhard Krause
An einigen Orten des Isergebirges,
auf böhmischer und schlesischer Seite, ist bereits im Spätmittelalter Glas geschmolzen
worden. Zwar sind die urkundlichen Belege darüber sehr spärlich oder fehlen
ganz, dafür aber geben uns altüberlieferte Orts‑ und Flurnamen Kunde von
dem einstigen Bestehen solch früher Glaserzeugungsstätten in unserer waldreichen
Gebirgsheimat. Werner Trillmich schreibt in seinem aufschlussreichen Buch "Siedlung
und Wirtschaft im Isergebirge bis zu der Schwelle des Industriezeitalters"
(Breslau 1939) über die Anfänge der Glasmacherei im Iser- und Riesengebirge
u. a.: "Seit dem 14. Jahrhundert gewann die Glasmacherei Anteil an der
Urbarmachung umfangreicher Waldgebiete. Sie war nicht wie Landwirtschaft und
Bergbau von der Bodenbeschaffenheit abhängig. Den zu ihrem Betrieb notwendigen
Quarzsand bot das Gebirge in ausreichender Menge und Qualität. Bestimmend für
die Gründung der Glashütten war das Vorhandensein von billigem Holz, das in
großer Menge zu Gewinnung von Pottasche und zum Ausschmelzen der Glasmasse gebraucht
wurde. Da weite Holztransporte eine zu starke Verteuerung der Glaswaren zur
Folge gehabt hätten, mussten die Hütten, sobald die Umgebung abgeholzt war,
dem Walde in bisher ungenützte Gebiete nachziehen. Durch Funde lässt sich das
Vorrücken dieser Betriebe in größere Höhen verfolgen. Seifershau und Schreiberhau
verdanken ihnen Entstehen und Wachstum." Trillmich erwähnt die Hütte am
Schwarzen Berge bei Schreiberhau, die, 1366 erstmals urkundlich bezeugt, 1371
bereits als seit alters vorhanden bezeichnet wird und schreibt: "1405 wurde
auch am Zackenkamme Glas hergestellt". Diese letztere Angabe für die Glasherstellung
auf dem zum Isergebirge gehörenden Zackenkamme ist durch neuere Forschungsergebnisse
überholt. Curt Liebich veröffentlichte in seinem Buch "Werden und Wachsen
von Petersdorf im Riesengebirge" (Holzner Verlag, Würzburg 1961) erstmals
eine gekürzte und ins Hochdeutsch übertragene Abschrift einer im Kameralamtsarchiv
in Hermsdorf (Kynast) befindlichen Urkunde vom 11. IV. 1343 über den Verkauf
des Waldes "Sifridishau" (Seifershau) an Peter von Bohrau durch Herzog
Heinrich von Schlesien. In dieser Urkunde (beurkundet in Lauban) heißt es hinsichtlich
der dem Käufer des Waldes eingeräumten Rechte u. a. wörtlich: "Sunderlich
mag er einen Gläser haben auf demselben Gute."
In diesem urkundlichen Beleg von 1343 ist also schon 23 Jahre früher als in
der 1366 erstmals erwähnten Glashütte von Schreiberhau von einem "Gläser"
(Glasmacher) die Rede, was bedeutet, dass in dem Ort Seifershau am Zackenkamme
bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (vielleicht sogar schon früher)
Glas geschmolzen worden ist. Auch als Gottsche (der Burgherr vom Kynast) am
Katharinentage des Jahres 1405 von Wilrich und Hans von Liebental den Wald "Seyfridishaw"
(Seifershau) kaufte, wurde ihm ausdrücklich das Recht eingeräumt, dort einen
"Glezer" (Glasmacher) im Wald zu haben. Dies deutet darauf hin, dass
das Recht auf die Glasherstellung im Seifershauer Walde alt verbrieft war. Namen
von Glasmachern aus dortiger Gegend sind uns zum Unterschied zu Schreiberhau
nicht überliefert. Wir wissen jedoch von Bodenfunden, die das "Wandem"
der Seifershauer Hütte in höhergelegene Waldgebiete des Zackenkammes bestätigen;
auch geben uns die dort befindlichen Waldflurstellen "Hüttstatt" und
"Hüttenbusch" Kunde davon.
Wie Herr Horst Hoferichter in Nottuln, Wallstr. 1, dem Verfasser dieses Aufsatzes
mitteilte, floß durch die Ländereien der Familie Hoferichter in Seifershau das
"Hüttenwasser", was als ein weiterer Hinweis auf die dortige ehemalige
Glashütte anzusprechen ist. Herr Hoferichter ist Herausgeber des 1989 im Selbstverlag
erschienenen Heimatbuches "Seifershau im Riesengebirge", das auf den
Seiten 98/99 einen Auszug eines von Erhard Krause im "Volksboten"
(München) erschienenen Beitrags über die ältesten Glashütten im Iser- und Riesengebirge
enthält. Was die erwähnten Bodenfunde am Zackenkamme betrifft, so lesen wir
darüber in der Arbeit von Dr. Hugo Seydel "Beiträge zur Geschichte des
Siegelstein- und Glasschnitts und der Glaserzeugung im Riesen und Isergebirge"
(enthalten im Jahrbuch des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer,
Breslau 1919) auf Seite 262 folgendes: "Noch von zwei anderen alten Glashütten
haben wir durch Ausgrabungen in neuerer Zeit Kunde erhalten. Ich verweise auf
den hierüber von Oberförster Bormann in Petersdorf im "Wanderer" am
1. April 1896 veröffentlichten Bericht. Danach wurden im Sommer 1895 an dem
Nordabhang des Zackenkammes im Kemnitzbachtal in halber Höhe des Geiersberg‑Hüttenbusches
auf zwei etwa 1000 Meter auseinanderliegenden Waldwiesen Reste einstmaliger
Glashütten gefunden und zwar an der einen, am "roten Flosse" gelegenen
Stelle Glasbrocken und vier kleine Stücke eines weißen Glases sowie Stücke zerbrochener
Häfen und Tongefäße; an der anderen Stelle verschiedenartig gefärbte Glasbrocken.
Auch diese Fundstücke befinden sich im Museum des Riesengebirgsvereins und zwar
zwei Stücke des weißen Glases, von denen das eine eine runde Form hat. Die Glasbrocken
zeigen, dass es sich in der Hauptsache nach um Waldglas handelt, von grüner
und graugrüner Färbung, einige Brocken sind leicht rötlich und bläulich irisierend
gefärbt. Die Plätze liegen etwa 1 Stunde entfernt von Antoniwald‑Ludwigsdorf,
in der Nähe des alten "Hüttstattweges", die von Seifershau in der
Richtung Leopoldsbaude die nächste Verbindung war nach dem wertvollen Quarzbruch
an der "Weißen Steinrücke" am Nordabhang des Iserkammes, aus dem ja
in alter wie in neuerer Zeit die Glashütten des Iser‑ und Riesengebirges
ihren Bedarf an Quarz entnahmen."
Dr. Hugo Seydel schreibt dann in seiner interessanten glasgeschichtlichen Abhandlung
weiter: jm Isergebirge haben einstmals noch Glashütten sich befunden in Schwarzbach,
Antoniwald und Flinsberg. Die Schwarzbacher Hütte wurde 1651 vom Glasmeister
Martin Scholz auf Üchtritzschem Gebiet errichtet. In dem Schöppenbuch vom Schwarzbach
ist eingetragen ein Kauf vom 15. Juli 1681, wonach etwa zwei Jahre zuvor "Herr
Elias Wolfgang Glasemeister zu Antoniywalde unter der Hochgräflich Schaffgotschen
Herrschaft Greiffenstein glegen" die Schwarzbacher Hütte gekauft hat. Die
Kirchenbücher von Meffersdorf, die bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückgehen
führen zahlreiche Namen von Glasmachern, Glasmalern, Schürern der Glashütte
in Flinsberg auf. Der Familienname Gläser war damals und ist noch heute überaus
häufig in Flinsberg. Etwas weiteres über diese Hütten in Antoniwald und Flinsberg
ließ sich nicht ermitteln. Voraussichtlich würde eine Durchforschung des Archivs
der Schaffgottschen Herrschaft Greiffenstein über diese Glashütten Auskunft
geben."
Dagegen schreibt Frau Dr. Margarete Klante, ebenfalls eine Expertin für die
Geschichte des Glases in den Sudeten in ihrer 1934 im "Wanderer im Riesengebirge"
veröffentlichten Arbeit. "Die Glashütte Schwarzbach (Bad Schwarzbach) im
Isergebirge" auf Seite 153 im Bezug auf den Antoniwalder Glasmeister Elias
Wolfgang: "Von einer Hütte in Antoniwald fehlt im Schaffgotsch‑Archiv
jede Spur, der Meister hat wohl nur vorübergehend dort gewohnt." Diese
Angabe von Frau Dr. Klante dürfte stimmen, denn der im südlichsten Zipfel des
Kreises Löwenberg am Kemnitzkamme gelegene Isergebirgsort Antoniwald ist verhältnismäßig
jung. Er wurde erst in den Jahres 1668 bis 1670 angelegt und 1681 zu Ehren des
damaligen Grundherrn, des Grafen Anton Schaffgotsch, benannt. Der ursprüngliche
Name der Ansiedlung war "Buschkate". Ob es auf Flinsberger Gebiet
eine frühere Glashütte gegeben hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ist
aber nach den Angaben von Dr. H. Seydel und Will-Erich Peukert sehr wahrscheinlich.
Hinzu kommt, dass die erwähnten Waldflurstellen "Hüttstatt" und "Hüttenbusch"
am Zackenkamme in der Umgebung der Orte Antoniwald Ludwigsdorf liegen.
Der genannte Glasmeister Elias Wolfgang könnte also an einem der letzten Standorte
der Seifershauer Hütte am Zackenkamme tätig gewesen sein und nach Auflassung
des dortigen Hüttenbetriebes in Antoniwald Wohnung genommen haben, bis sich
ihm 1681 durch Kauf der Schwarzbacher Hütte eine neue Aufgabe bot. Das ist freilich
nur eine Vermutung, aber sie hat doch eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich,
wenn wir auch nicht wissen, wie lange am Zackenkamme Glas geschmolzen worden
ist.
Nicht erwähnt wird in den glasgeschichtlichen Arbeiten von Dr. Seydel, Frau
Dr. Klante und Dr. K.R. Fischer (Gablonz) die frühe Glashütte in Krobsdorf bei
Bad Flinsberg im oberen Queistal, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
urkundlich belegt ist und zwar 1433 und 1443. In der Urkunde von 143 3 wird
eine "Margareth Frederichynne us der glasehütte by Fredeberg, Nickil Jentschcz
tochter zu Hermansdorf under deine Kynaste" genannt, was bezeugt, dass
die geborene Margarete Jentsch aus Hermsdorf unterm Kynast einen Friedrich heiratete,
der in der Krobsdorfer Glashütte als Glasmacher tätig war. Hierzu sei bemerkt:
Angehörige der alten Glasmacherfamilie Friedrich waren sowohl in Schlesien wie
in Böhmen tätig. In der Urkunde von 1443 wird ein "Nickel Schuwert us der
glashuttin obenig Fredeberg zu Crophdorff" angeführt, sicherlich ebenfalls
ein Glasmacher. Nach Angabe des Flurnamensforschers Dr. Arthur Zobel im "Heimatbuch
des Kreises Löwenberg in Schlesien" (3. Ausgabe, Hannover 1959) gehört
der Ort Krobsdorf im schlesischen Isergebirge "als eine der ganz wenigen
selbständigen Gemeinden" zu den erst nach 1400 belegten Ausbauorten des
Löwenberger Kreises. Die Glashütte dort kann aber schon Jahrzehnte früher bestanden
haben, denn laut einer alten Beschreibung Krobsdorfs aus dem Jahre 1825 soll
das Dorf schon im 13. Jahrhundert vorhanden gewesen sein und ursprünglich "Krebsdorf"
geheißen haben.
In dieser alten Beschreibung, enthalten in dem Buch "Geographischstatistisch‑geschichtliche
Übersicht des Löwenbergschen Kreises in Schlesien" (gedruckt bei J. G.
E. Dittrich in Löwenberg 1825) steht über Krobsdorf u. a. folgendes zu lesen:
"Vor 30 Jahren hat man die dem Gürbigschen Bauerngut und vor 18 Jahren
auf den Bauer Richterschen Feldern Spuren ehemals dort gestandener Glashütten
entdeckt." Diese Mitteilung lässt darauf schließen, dass die Krobsdorfer
Hütte im Laufe der Zeit ihres Bestehens einige Male ihren Standort gewechselt
hat, wir dies bei den meisten der alten Waldglashütten der Fall war. Da Will-Erich
Peukert in seiner "Schlesischen Volkskunde" (Heidelberg 1928), S.
23, berichtet, dass man auch im Queistal und in Flinsberg hafenähnliche, steinerne
Gefäße / Reste von Glashütten) gefunden hat, so spricht vieles dafür, dass die
Hütte von Krobsdorf in späterer Zeit in höhergelegene Gebirgsteile im Flinsberger
Forst verlegt wurde, zumal dort der Grundstoff der Glasbereitung, der Quarz
am Weißen Flins in unmittelbarer Nähe vorhanden war.
Auch erscheint es nicht ausgeschlossen, dass der Nickel Queisser, der 1376 in
Glasersdorf bei Hochstadt im böhmischen Isergebirge als Glasmeister arbeitete,
aus Krobsdorf oder Flinsberg im Queistal stammte, zumal auch tschechische Forscher
vermuten, dass dieser Glasermeister aus Schlesien zugewandert ist und der Name
Queisser von den Sprachforschern von dem Flusse Queis ("am Queis wohnend")
abgeleitet wird. Frau Dr. Klante schreibt bei ihrer Arbeit "Schlesisches
Glas im Wandel der Jahrhunderte" (enthalten im Schlesischen Jahrbuch, 8.Jahrgang,
1935/36) über die einstige mittelalterliche Glashütte in Glasersdorf / Hochstadt
a. d. Iser: "Auch in Böhmen entstand in dieser Zeit ein echtes Gläserdorf,
jetzt Sklenarice bei Hochstadt, Isergebirge. Es wird zwar erst 1376 durch den
Vertrag bekannt, mit dem der Glaser Nickel Queysser aus Hochstadt Glas nach
Glogau in Schlesien lieferte, gehörte jedoch mit den deutschen Orten um Hochstadt
und Liebstadt in eine, etwa Mitte des 14. Jahrhunderts aus grüner Wurzel deutsch
kolonisierte Waldgegend."
Ergänzend dazu berichtete der Gablonzer Heimatforscher Dr. K. R. Fischer, ebenfalls
im Schlesischen Jahrbuch, 3. Jahrgang, 1930/31, in seiner Abhandlung "Von
der Glasindustrie auf beiden Seiten des Gebirges" auf Seite 28: "Aus
einem deutschen Vertrag im Kodex 988 des Prager Stadtarchivs erfahren wir, dass
Nyklas Queysser glazer von Hohenstat 1376 dem ehrbaren Manne Hannus von Glogaw
32 hundert Glas zu liefern hat."
Unter Hohenstat ist Hochstadt auf der Semiler Herrschaft im Isergebirge zu verstehen,
der Ortsname Glasersdorf, das unmittelbar bei Hochstadt liegt, erinnert noch
an die ehemalige Glashütte. Es handelt sich hier um einen Lieferungsvertrag
eines Glashüttenmeisters mit einem Glaser, der das zu liefemde Glas wahrscheinlich
in Prag verarbeitete. Diese Nachricht fällt noch in die Regierungszeit Karls
des IV., der die Pracht der Glasfenster in Frankreich kennen gelernt hatte und
gewiss auch in den böhmischen Ländern die Glasindustrie wie andere Handwerke
und Zünfte förderte.
Man vermutet, dass es sich bei den 3200 Gläsern, die der Glasmeister Niklas
Queisser in Hochstadt dem Domherrn und Pfarrer Hannus in Glogau bis Pfingsten
1377 zu liefern sich vertraglich verpflichtet hatte, um kleine Butzenscheiben
handelte. Bedenkt man, dass dieser Glaslieferungsvertrag am Sonnabend nach dem
Martinstage (15. November) 1376 abgeschlossen wurde, so muss die Queisserhütte
in Glasersdorf für die damalige Zeit doch schon sehr leistungsfähig gewesen
sein, wenn Queisser in der Lage war innerhalb von 7 Monaten eine so große Anzahl
Gläser fristgemäß auf den Transport nach Glogau zu bringen. In ihrer Arbeit
"Das Glas des Isergebirges" (enthalten im "Deutschen Archiv für
Landes‑ und Volksforschung", 2. Jahrgang, Leipzig 1938) berichtet
Frau Dr. Klante über die ehemalige Isergebirgshütte in Glasersdorf noch die
folgenden interessanten Einzelheiten: "Die Glashütte muss weithin guten
Ruf gehabt haben. Grabungsfunde lassen auf ein längeres Bestehen der Hütte bei
mehrfachem Wechsel des Standortes schließen. Um die Hütte entstand Glasersdorf
/ Sklenarice. Bei den Häusern "U Cermakov", ursprünglich zu dem alten
Richtergute des Ortes (jetzt Nr. 27) gehörig, wurden Hafenstücke gefunden und
am Bache Machov ebenfalls Hafenstücke und Ofensteine, die mit einem sehr hellen
Glas durchsetzt sind. Noch heute heißt der Feldweg bei den Häusern "U Cermacov"
der "Hüttenweg". 1565 gab es in Glasersdorf einen "Gira (Georg)
niemetz" (den Deutschen). Der alte Brunnen auf dem Richtergute heißt noch
jetzt nach dem Erbauer der Georgenbrunnen. Ob noch um 1565 hier Glasscheiben
gebrannt wurden, lässt sich noch nicht einwandfrei feststellen.
Es handelt sich also bei den Orten Hochstadt / Glasersdorf am Südhange des Isergebirges
ursprünglich um deutsches Siedlungsgebiet, jedoch ist das Deutschtum dort in
späterer Zeit erloschen. Hochstadt wird 1354 als "alta civitas" erwähnt,
und der Pfarrverweser hieß Franco. Als höchste Siedlungen dieses Gebirgshanges
erscheinen urkundlich 1352 Öls (Goldenöls) und der Pfarrort Drikov in 560 m
Höhe. 1380 und 1381 werden Nawarow und Semil (beide ehemalige Herrensitze) genannt.
Das erwähnte alte Richtergut in Glasersdorf befand sich seit der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts im Besitz der Familie Patocky. In dieser Familie war vor
dem 2. Weltkrieg keine Erinnerung an die Glasmacherei mehr vorhanden. Die Mitteilungen
über die Glasfunde verdankte Frau Dr. Klante Herrn Ing. Vilh. Vanicek in Navarov.
Oberhalb der mittelalterlichen Glashütte in Glasersdorf befand sich am Südhang
des Gebirges seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Glashütte Reiditz,
denn 1576 bestätigte der Grundherr von Navarow dem Hüttenmeister Paul Schürer
das Hüttenprivileg. Das Entstehungsjahr der Reiditzer Hütte ist nicht genau
bekannt, ihre Gründung dürfte jedoch zu Anfang der 1570er Jahre erfolgt sein.
Interessant ist, dass die beiden Hüttengüter Glasersdorf und Reiditz fast aneinander
grenzten, wie die Karte zeigt.
Am Schluss dieser Ausführungen soll noch einer mutmaßlich mittelalterlichen
Glashütte im Gebiet zwischen Neustadt und Heinersdorf a. d. Tafelfichte im böhmischen
Isergebirge gedacht werden, an die eine alte Wegflur erinnert. Es handelt sich
um den "Glasweg", der von der ehemaligen Buschbrettmühle in Neustadt
durch den sogenannten "Grund" zur Kirchenruine St. Jakob in Heinersdorf
führte. Der Sage zufolge soll sich dort im "Grund" in Richtung gegen
den "Dürren Rand" einstmals ein Dorf namens Schadewalde befunden haben,
das 1431 mit Alt-Heinersdorf von den Hussiten zerstört worden sei. Nun bezeichnet
zwar der Gechichtsforscher Adolf Schicketanz die Zerstörung Alt-Heinersdorf
als eine "geschichtliche Wahrheit" (der Ort wird 13 81 urkundlich
als "Heynrichsdorff ym Gebirge" genannt), aber ein Ort "Schadewalde"
wird im Friedländer Urbar (Zinsregister) von 1381 nicht genannt. Es gab jedoch
ein Lehen "Lauterbach", von dem einige Autoren vermuten, dass es mit
dem sagenhaften Schadewalde identisch sein könnte.
"Wir lesen dazu in dem Buch von Oberlehrer Emil Neumann "Sagen und
geschichtliche Erzählungen von Neustadt a. T. und der nächsten Umgebung"
(2. Auflage 1924) betreffend Schadewalde und dem genannten "Glasweg"
u. a.:"Schadewalde dürfte wohl mit dem Ort Lauterbach identisch sein. Aus
dem alten Zinsregister der Herrschaft Friedland ist zu entnehmen, dass die Mühle
dieses Ortes an Lusdorf 14 Groschen zinste. Die Annahme, dass sich Schadewalde
(bzw. Lauterbach) von der jetzigen Pfeifferschen Sägenschleiferei gegen den
"Dürren Rand" erstreckt hat, ist berechtigt, denn der vollkommen ebene
Boden dieses Gebietes lässt erkennen, dass Menschenhände vor Zeiten dort Felder
geebnet haben. Als man im Jahre 1870 dort den Wald fällte und die Baumstöcke
rodete, wurden auch Grundmauern von Häusern bloßgelegt und Öfen, Werkzeuge und
Waffen gefunden, die aber leider nicht aufbewahrt wurden. Nur ein Jagdspieß,
den man dort gefunden hat, befindet sich im Neustädter Ortsmuseum. Auf dem Wege,
der heute den Namen "Glasweg" führt, sollen dereinst die Bewohner
von Schadewalde in die Jakobskirche nach Altheinersdorf in die Kirche gegangen
sein. Der Glasweg kam zu seinem Namen durch eine Glashütte, die einmal nahe
diesem Wege stand. Die Überreste eines Glasofens wurden beim Roden von Baumstöcken
in dieser Gegend ausgegraben und in die Stadt gebracht ..." Soweit dieser
auszugsweise wiedergegebene Bericht von Oberlehrer Emil Neumann (Neustadt).
Ähnliche Angaben über diese mutmaßlich mittelalterliche Glashütte auf friedländischem
Gebiet befinden sich in dem Beitrag "Schadewalde" von Wilhelm Hannich
in der Festschrift des 23. Gauturnfestes des Jeschken‑Isergaue in Neustadt/Tafelfichte
(1923), Seite 123 und in dem Heimatbuch "Das Isergebirge und seine Wanderungen"
von Albert Schulze (1937), Seite 17.