von Heinrich Schubert in Breslau
Quelle: Der Wanderer im Riesengebirge 1900 Seite 130
Das vom Verein für Geschichte und Altertum Schlesiens herausgegebene Werk: Liber funda-tionis episcopatus Vratislaviensis, abgefaßt zwischen 1305 und 1313, ist ein Einnahme-Register des Breslauer Bistums und führt alle damals in Schlesien vorhandenen Ortschaften auf, welche dem Bischof den sogenannten Zehnten in den mannigfachsten Formen zu geben verpflichtet waren. Wir ersehen daraus mit Interesse, welche Fortschritte die Kolonisation des Landes im allgemeinen und die Gegend am Riesengebirge im besonderen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts bereits gemacht hatte. Bei dem "Distrikt um Hirschberg", der zum "Liegnitzer Register" gehörte, finden wir zu jener Zeit schon fast alle Ortschaften aufgeführt, die heute vorhanden sind. Allerdings sind ihre Namen aus Unkenntnis oder durch Schreibfehler manchmal arg verstümmelt, so daß sie oft nicht ohne Mühe mit den heutigen Benennungen in Einklang zu bringen waren. Sie werden nachstehend einzeln aufgezählt, und zugleich wird bei denjenigen Ortschaften, deren früheres Vorhandensein sich urkundlich nachweisen läßt, die Belegstelle angegeben werden.
Es werden genannt: | |
1. Hirschberg. | Schon am 13. Juni 1281 urkundet der Herzog Bernhard im Hyrzberc (Hirschberg). |
2. Cunnersdorf | |
3. Herischdorf. | Am 20. März 1288 erhält der Johanniter-Komtur von Warmbrunn von Herzog Bolko die Erlaubnis, in Heroldisdorf (Herischdorf) einen Kretscham zu errichten. |
4. Warmbrunn | fehlt in dem Verzeichnisse, obgleich es damals längst existierte; denn am 18. März 1281 schenkt Herzog Bernhard den Johanniter in Löwenberg den Ort callidus fons (Warmbrunn), und 1289 urkundet Herzog Bolko in calido fonte juxta Hirzberg (Warmbrunn bei Hirschberg). Wenn also Warmbrunn in dem genannten Register fehlt, so muß es wohl aus irgend einem Grunde nicht zur Zahlung des Zehnten verpflichtet gewesen sein |
5. Hermsdorf | |
6. Petersdorf | |
7. Giersdorf | |
8. Merzdorf | |
9. Seidorf | |
10. Arnsdorf | |
11. Steinseifen | |
12. Buchwald | |
13. Neudorf | (früher Neu-Fischbach genannt) |
14. Fischbach | |
15. Erdmannsdorf | |
16. Lomnitz | |
17. Stonsdorf | |
18. Rohrlach | |
19. Schildau. | Am 18. März 1281 wird Eberhard von Schydauwe (Syldow) urkundlich als Zeuge erwähnt. |
20. Schwarzbach | |
21. Gotschdorf | |
22. Voigtsdorf | |
23. Crommenau | |
24. Hindorf, | (damals Hinter-Kemnitz) |
25. Reibnitz. | Am 20. März 1288 wird Heinrich Reibnicz in einer in Hirschberg ausgestellten Urkunde als Zeuge genannt. |
26. Alt-Kemnitz. | Am 30. Dezember 1242 erteilt Herzog Boleslaw dem Ritter Siboto de nobili familia Ovium (Schaf, später Schaffgotsch) das Schloss Kemnitz zu erbliche Besitze. |
27. Berthelsdorf | |
28. Bober-Ullersdorf | |
29. Bober-Röhrsdorf | |
30. Grunau. | Am 16. November 1299 wird der Ort Grunau an die neue Mühle in Hirschberg gewiesen. |
31. Berbisdorf |
Hieraus ergibt sich mit Sicherheit,
daß schon am Ende des 13. Jahrhunderts das ganze Hirschberger Tal bis
zum Rande des Gebirges fast so vollständig besiedelt war, wie es heute
der Fall ist; wir vermissen nur die Ortschaften Wernersdorf, das wir 1406 erwähnt
finden*), Kaiserswaldau, das 1371 urkundliche vorkommt Seiffershau, 1469 vorkommend,
Querseifen, Schmiedeberg, das als "Schmedewerk" 1381 genannt wird,
Glausnitz und Bronsdorf, die beide gleichzeitig 1406 urkundliche Erwähnung
finden, und einige andere kleine Kolonien. (Zillerthal ist ja eine ganz neue
Schöpfung.)
Erst als der Raum im Tale gehörig ausgenutzt war, zogen sich die
deutschen Ansiedler weiter ins Gebirge hinein, und es entstanden die netten
Ansiedelungen Schreiberhau, das wir schon 1406 urkundlich erwähnt
finden, Kiesewald, Agnetendorf, das nach Barbara Agnes der Gemahlin des
1635 enthaupteten Hans Ullrich Schaffgotsch genannt ist, also wohl nicht
vor dem Vermählungsjahre 1620 gegründet fein wird, Salberg,
Hain, Baberhäuser, die 1644 gegründet worden sind (Wanderer
1898, Nr. 4), Krummhübel, Brückenberg, Wolfhau u. a. Zu einer
genauen Angabe der Gründungszeit dieser Orte (mit Ausnahme der Baberhäuser)
fehlen dem Verf. jedoch zur Zeit die Quellen gänzlich.
*) Mit diesen Angaben soll ein früheres Vorhandensein dieser Ortschaften nicht in Abrede gestellt werden, sondern nur gesagt sein, daß sie im dem genannten Jahre bestimmt existieren.
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