Quelle: Schlesische Bergwacht im Juli 1985
von Erhard Krause, Berlin
Zur Erinnerung an berühmte Besucher,
Monarchen und an Persönlichkeiten, die ich in besonderer Weise um das Riesengebirge
oder den Riesengebirgsverein verdient machten, hat man auf beiden Seiten des
Gebirges, besonders aber auf dem schlesischen Gebirgsanteil, mehrere Denkmäler
und Erinnerungstafeln errichtet, über die wir hier, soweit bekannt, kurz berichten
wollen.
Unweit der Kirche Wang an der westlich aufsteigenden Bergwand ließ König
Friedrich Wilhelm IV. 1856 der Gräfin Johanna von Reden (gest. 1854), genannt
die »Tirolermutter«, ein Marmordenkmal mit Inschrift und Medaillenrelief
aufstellen. Auf betreiben der Gräfin von Reden waren 1837 über 400
evangelische Tiroler Bauern, die wegen ihres Glaubens ihre alte Heimat verlassen
mussten, im Riesengebirge angesiedelt worden. Beim Friedhof in Zillerthal-Erdmannsdorf
steht das Denkmal des Führers dieser eingewanderten Tiroler Bauern, Feidl;
errichtet 1890.
Im Englischen Park von Buchwald, den der Gemahl der genannten Gräfin, Minister
Graf Reden (gest. 1815), anlegen ließ, befand sich beim Gärtnerhaus
eine Gedenktafel für den Naturforscher und Geographen Pastor Weigel aus
Haselbach, Kreis Landeshut. Dieser starb 1816. Die Tafel des im gleichen Park
befindlichen Denkmals des Geschichtsschreibers Klöber war schon vor 1945
nicht mehr vorhanden.
In der Schreiberhauer »Hüttstadt« unterhalb des Wiesentals
der »Böhmischen Furt« steht an der Kirchstraße das frühere
Hauptmann-Haus, das Erinnerungstafeln an die Dichter Gerhart und Karl Hauptmann
trug, deren Wohnhaus es war. Gerhart Hauptmann schrieb hier einige seiner früheren
Werke (Die Weber, Fuhrmann Henschel, Der Biberpelz). Im 2. Stock befand sich
das Arbeitszimmer von Karl Hauptmann, der in diesem Hause 1921 starb. Ebenfalls
in Schreiberhau am rechten Zackenufer steht das so genannte »Partschhäusel«.
An diesem wies eine Gedenktafel darauf hin, dass hier die Brüder Joseph
Partsch (1851 1925), der als Geograph die Vergletscherung des Riesengebirges
entdeckte, und Karl Partsch (1855 1932), der die moderne Kieferchirurgie
begründete, geboren wurden. Erinnert sei auch an das Kaiser-Denkmal in
Schreiberhau. Dieses stand vor dem 18 m hohen Felsen »Hohler Stein«
und bildete einen Obelisk mit den Reliefbildnissen Kaiser Wilhelms I. und Kaiser
Friedrichs aus Alabasterglas, das in der Schreiberhauer Josephinenhütte
hergestellt wurde.
Die Vorderseite der Prinz-Heinrich-Baude (1410 m), die erst 1888 erbaut wurde,
trug eine Büste des Prinzen Heinrich von Preußen mit Umschriftung.
Der Prinz, der damals mit seiner jungen Gemahlin längere Zeit in Schloss
Erdmannsdorf weilte, hatte von dort aus die Baude besucht. In der Burgruine
Kynast erinnerte ein auf dem Vorhof in eine Felsplatte eingelassenes Bronzebild
an den Freiheitsdichter Theodor Körner, der hier während seiner Riesengebirgsreise
im Jahre 1809 als 18j ähriger Bergstudent weilte und dichtete. Anlässlich
des 100. Geburtstages des Tondichters Gustav Reichardt (13. November 1897),
der am 03. August 1825 in der Schneekoppenkapelle das Lied »Was ist des
Deutschen Vaterland?« komponiert hatte, ließ die Ortsgruppe Berlin
des Riesengebirgsvereins über der Tür der Kapelle eine Gedenktafel
anbringen.
Auf dem Wege von Hain zum Hainfall (547 m) erinnert hinter »Rübezahls
Tanzplatz" links an einem hohen Felsen eine Gedächtnistafel an »Dem
Maler des Riesengebirges Adolf Dreßler«. Diese »Dreßler-Tafel«
wurde vom Riesengebirgsverein zum Gedenken an den 1881 verstorbenen Breslauer
Landschaftsmaler errichtet, der zuerst die großen landschaftlichen Schönheiten
Hains entdeckte und durch seine stimmungsvollen Bilder weiteren Kreisen bekannt
machte. 1 km westlich vom Ort Kiesewald erhebt sich der Holzberg (672 m), dessen
einem ruhenden Dromedar ähnelnder Gipfelfelsen zahlreiche so genannte »Opferkessel«
aufweist. Wegen dieser Verwitterungslöcher von 20 cm bis 1 m Tiefe wird
die Felsgruppe auch »Kesselsteine« genannt. Eine Gedenktafel an
einer Felswand gedachte dort des Gelehrten Prof. Dr. Scholz aus Hirschberg,
gest. in Breslau.
Bei der Elbquelle (1346 m) befand sich ein Wegstein mit Metalltafel und Widmung
(1891) für Prosper von Piette, eine verdientes Mitglied des böhmischen
Riesengebirgsvereins, an das auch der zur Quelle führende »Pietteweg«
erinnerte. Zu der vom Bischof von Königsgrätz beabsichtigten Errichtung
einer Gedenksäule, die an die erste Einweihung des Elbbrunnens im Jahre
1684 erinnern sollte, ist es nicht gekommen. Dafür wurde eine andere aufgestellt,
nachdem die österreichischen Erzherzöge Joseph und Rainer in den Jahren
1804/5 die Quelle besucht hatten, doch war von dieser schon lange vor 1945 keine
Spur mehr vorhanden. Am Abhänge der schwarzen Koppe (1407 m), die ein nach
drei Seiten äußerst steil abfallendes Glied des Riesengebirgskammes
bildet, berührte der Wanderer in 1265 m Höhe eine Quellfassung, genannt
»Emmaquelle«, mit Bank und einem Denkstein (Obelisk). Diese Quelle
wurde zu Ehren der Gräfin Emma Czernin-Morzin, der einstigen Besitzerin
der Standes- und Grundherrschaft dieses Gebirgsbereiches, vom böhmischen
Riesengebirgsverein gefaßt.
Auf den oben flach gewölbten Schotterberg des Hohen Rades (1509 m), das
den höchsten Punkt des ganzen Westflügels des Riesengebirges bildet,
errichteten Hirschberger Turner am 26. bis 28. Mai 1888 aus den umherliegenden
Granittrümmern einen 5 m hohen Malhügel für Kaiser Wilhelm I.
Die Nordseite der abgestumpften Steinpyramide trug das Bronzerelief des Kaisers
(von C. Schuler, Hirschberg) und einen schlesischen Marmorblock in Gestalt des
Eisernen Kreuzes mit Widmungstafel. Das Ganze krönte eine meterhohes, drei
Zentner schweres bronzenes »W«. Ein weiterer »Malhügel«
wurde vom schlesischen Riesengebirgsverein 1893 mit Gesteinsbeiträgen sämtlicher
R.G.V.-Ortsgruppen (darunter die von New York und Straßburg) auf dem »Donat-
und Fiekplatz« zur Erinnerung an die Gründer dieses Vereines, Th.
Donat und E. Fiek, geschaffen. Man gelangte zu diesem Platz auf dem unbezeichneten
Steig, der von der Schlingelbaude über den Westrand des Großen Teiches
zur Prinz-Heinrich-Baude führte
Ein 14 m hohes Bismarckdenkmal krönte den Schluchten- und höhlenreichen
Prudelberg (484 m) bei Stonsdorf. Es ist dies ein aus riesigen Granitblöcken
aufgebauter steiler Bergkegel mit prächtigem Baumbestand und schöner
Aussicht. Das Denkmal, bestehend aus vier romanischen Säulen, die eine
vom Blitz beschädigte Kaiserkrone trugen, wurde von Daehmel (Hirschberg)
1901 aus dem Granit des Berges errichtet. Am Gipfel der Kleinen Sturmhaube (1436
m), die einen Eckpfeiler des östlichen Gebirgsstockes des Riesengebirges
bildet, hatte im Jahr 1890 eine Gesellschaft junger Herren aus Hirschberg eine
Bronzeplatte mit Inschrift und Kopfbild Bismarcks aufgerichtet, die man aber
bereits kurze Zeit später zerschlagen und beiseite geworfen vorfand. Für
den Veranlasser der Zerstörung hielt man einen standesherrschaftlichen
Beamten.
Erwähnt sei auch das Weber-Denkmal im Weißwassergrund, das zum Anden
an den verstorbenen vieljährigen Präsi ten des böhmischen Riesengebirgsvereines
Kanonicus Wenzel Weber, errichtet wurde. An ihn erinnerte auch der prächtige
»Weberweg«, den die Gräfin Aloisia Morzin 1889 durch den damals
noch losen wildromantischen Weißwassergrund anlegen ließ. Das Denkmal
stand links am Beginn des Weges, der am Weißwasser aufwärts führt.
Hingewiesen sei hier auch auf den Granitwürfel »Beim toten Mann«
der höchsten Stelle der Chaussee Schreberhau-Harrachsdorf in Jakobstal,
wo sich an einem Felsen die Inschrift »2791 F über dem Meeresspiegel,
Preußens höchste Straße, 882 m ü. M.« befand. Mit
einer Inschrift bezeichnet war auch das Haus des letzten Krummhübler Laboranten,
August Zölfel, der 1884 das Zeitliche segnete. Ferner sei noch die berühmte
»Buche« (634 m), eine über 250 Jahre alte Rotbuche mit 5 m
Stammumfang und 15 m Höhe, bei Schmiedeberg erwähnt, an der sich eine
Tafel mit Gedicht befand.