Die Quarzgänge im Isergebirge

Schwer schmelzbares Mineral
In reinster Form Bergkristall
Basis zahlreicher Halbedelsteine

Schilderungen aus dem Isergebirge

von Erhard Krause

Als Nachzügler aus dem großen Schmelzflussbehälter im Erdinnern, aus dem einst der Isergebirgsgranit empordrang, sind Spalten und Hohlräume mit kieselsäurehaltigen heißen Quellen erfüllt worden, deren Ablagerungen zu weißem Quarz erstarrten, denn chemisch ist Kieselsäure‑Quarz ein sehr hartes, schwer schmelzbares Mineral, das durchsichtig, aber oft durch Beimischungen gefärbt ist. Die reinste Quarzart ist Bergkristall. Hauptvorkommen ist Quarzsand. Als Felsart treten Quarzit und Quarzporphyr auf; letzteres Gestein aus dichter felsartiger Grundmasse ist mit Quarz und Feldspatkristallen durchsetzt. Wo der Quarz durch Spuren von Schwermetallen gefärbt ist, bildet er viele Halbedelsteine wie z. B. Rauchquarz, Amethyst, Jaspis, Chalzedon, Achat, Opal, Feuerstein u. a. Minerale, die früher auch im Isergebirge auf der als Edelsteinfundort berühmten Kleinen Iserwiese häufig gefunden wurden. Heute ist die "Schatzsuche" allerdings zwecklos geworden.

Das höchstgelegene Quarzvorkommen im Isergebirge befindet sich in 1088 in Höhe am Ostende des Hohen Iserkammes und wird als "Weißer Flins" bzw. als "Weißer Steinrücken" bezeichnet. Durch ihn kam der nahegelegene Badeort Flinsberg zu seinem Namen, der schon im 16. Jahrhundert "im Flinsberge" hieß. Die wildbrüchigen Quarzmassen, die schneeähnlich ins Queistal hinunter leuchten, liegen auf dem Bergrücken frei zutage. Sie lieferten den "wandernden Glashütten" im Schreiberhauer Tal, die seit 1366 urkundlichbezeugt sind und die je nach dem der Wald um sie abgeschlagen war immer höher hinauf in die großen Isergebirgsforste verlegt wurden, durch Jahrhunderte den Urstoff der Glasbereitung. Auch die 1842 gegründete Josephinenhütte hat hier noch eine Zeitlang Quarz für die Glasfabrikation brechen lassen, wovon ein aufgelassener Steinbruch Zeugnis gab. Neuerdings soll das Quarzvorkommen von den Polen ausgebeutet werden.

Die Sage erzählt, dass sich auf dem Weißen Steinrücken ein Götzenbild der heidnischen Sorbenwenden – Flyns geheißen – befunden habe, das den "weißen Gott" Bielbog verkörperte und das sie anbeteten, bzw. Opfer darbrachten. Auch ist in der Legende von einem funkelnden, schatzreichen Schloss des Abgottes Flyns die Rede, das sich im Innern des Steinrückens verberge und welches nur Auserwählten an bestimmten Tagen sichtbar werde. Im Mittelhochdeutschen steht das Wort Vlins für Kiesel, bzw. für hartes Gestein überhaupt. Dem Quarzgestein des Weißen Flins entspringen das 1., 2. und 3. Queiszwiesel, die drei Quellbäche des Queis, auch entsendet die einsame Berghöhe im Isergebirge die Quellwasser des Kleinen Zacken.

Weitere bedeutende Quarzvorkommen finden sich in den Vorbergen des Isergebirges im Queistal und in dem schluchtenreichen Stadtwald bei Marklissa. Im letzteren wurde gern der "Weiße Stein" besucht, eine wuchtige, blendend schimmernde Quarzmasse. Auch die steilen Felsenufer des Queistales (ein Felsental von romantischer Ursprünglichkeit) sind oft von schneeweißen Quarzadern durchzogen, in denen mitunter blitzender Bergkristall eingewachsen ist. Bei dem Dörfchen Steine, das 1937 nach Engelsdorf am Queis eingemeindet wurde, liegt auf einem Quarzhügel ein großer, behauener Quarzblock, "Totenstein" geheißen, bei dem es sich um eine alte Opfer- und Begräbnisstätte der Sorbenwenden handeln soll. Tatsächlich wurden in den Jahres 1730 und 1737 im benachbarten Ullersdorf vorchristliche Urnenfunde gemacht.

Ein vermeintlich Golderz führender Quarzgang gab den Anstoß zur Gründung des einstigen Bergstädtchens und späteren Marktfleckens Goldentraum am linken Queisufer. Man war der Ansicht, dass solche Quarzgänge von goldhaltigen Erzadem begleitet würden, was sich in diesem Fall aber als Trugschluss erwies. Jedenfalls brachte das 1654 dort angelegte Goldbergwerk nicht den erhofften Gewinn und der "Traum vom Golde" erfüllte sich nicht, wie schon der Ortsname Goldentraum andeutet. Der Ort, welcher 1677 die Rechte einer freien Bergstadt erhielt, hat später, als die Kosten der städtischen Verwaltung ihn bedrückten, die Stadtwürde wieder abgelegt und sein altes Rathaus, das in einen Gasthof umgewandelt wurde, beherbergte danach Sommerfrischler.

Offenbar schon frühzeitig sind die Quarzvorkommen im Queistal auch für die Glasbereitung genutzt worden, denn nach dem Flurnamensforscher Dr. Arthur Zobel ist für den Bad Flinsberg benachbarten Isergebirgsort Krobsdorf der Bestand einer früheren Glashütte nachweisbar. Wie Dr. Zobel über die erst nach 1400 belegten Ausbauorte im Heimatbuch des Kreises Löwenberg in Schlesien berichtet, wird anno 1433 "die glasehutte by Fredeberg" (Glashütte bei Friedeberg) und anno 1433 "Nickel Schuwert us der glosehuttin obenig Fredeberg zu Crophdorff" urkundlich genannt. Wie lange diese Krobsdorfer Hütte bestanden hat und wann sie gegründet wurde, ist unbekannt. Bemerkenswert ist, dass anno 1376 ein Glasmeister Nyclas Queisser zu Hohenstadt im böhmischen Isergebirge genannt wird, der vermutlich aus dem Queistal nach Böhmen ausgewandert ist, da der Name Queisser vom "am Queis wohnend" abgeleitet wird. Vielleicht besteht hier ein Zusammenhang mit den ersten Besitzern der Krobsdorfer Hütte, die sicherlich schon im 14. Jahrhundert bestanden hat.

Gleichfalls aus dem Queistal dürfte die Glashütte in Bad Schwarzbach ihren Quarzbedarf gedeckt haben, die dort im Jahre 1651 von einem aus Böhmen eingewanderten Glasmeister namens Martin Schulz erbaut wurde und welche die Errichtung einer Reihe von Glasverarbeitungsstätten in der Meffersdorf-Wigandstaler Gegend nach sich zog. Noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts blühte dort die Perl- und Granatschleiferei und drei von dortigen Glashändlem 1731 und 1732 gestiftete prächtige Glaskronleuchter für die Kirche zu Meffersdorf gaben Zeugnis von dem glücklichen Handel mit Glaswaren aus jener Zeit im schlesischen Isergebirge.

Aus dem Friedländer Kreisgebiet sind keine größeren Quarzvorkommen bekannt, es verdient jedoch Bemerkung, dass in der Gegend von Neustadt an der Tafelfichte eine frühere Glashütte vermutet wird, an die noch der von der ehemaligen Buschbrettmühle in Neustadt zur Kirchenruine St. Jacob in Heinersdorf führende "Glaserweg" erinnern oll. Wie verlautet, soll man bei Waldrodungen auf Reste dieser Glashütte gestoßen sein. Interessant ist der Umstand, dass die uralte Kirchenruine dadurch über Jahrhunderte hinweg Mauerreste bewahren konnte, weil die Mauern der um 1300 gegründeten gotischen Kirche in der Hauptsache aus Quarzsteinen zusammengefügt waren. Das Gotteshaus wurde um 1431 von den Hussiten zerstört.

Die alten Glashütten im Gablonzer Kreisgebiet des Isergebirges bezogen den Quarzsand vorwiegend aus dem Friedsteiner Gebiet bei Klein‑Skal, wo der dortige Quarzsandstein in Blöcken gebrochen und nach Anfahrt zu den Hütten mit Hilfe von Pochwerken zerkleinert wurde. Noch ungeklärt ist, woher die abgelegenen Waldglashütten in Friedrichswald (gegründet 1598), Neuwiese, Christianstal und Blattnei das Quarzrohmaterial erhielten. Einen "Weißen Stein" gibt es im Forstrevier Iser, auch den 8 m hohen Granitgipfel am Taubenhaus durchzieht eine Quarzader. Weiterer Quarz kommt am Seibthübel (819 m) und auf der Nickelkoppe vor. Der Buchsteiner Höhenrücken und der Marschowitzer Rücken sind aus Quarzitschiefer gebildet, der hier den Übergang zum Granit vermittelt.

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