Schilderungen aus dem Isergebirge
Als eine der höchsten Erhebungen des
dichtbewaldeten hohen Iserkammes, der mit Ausnahme seiner drei aussichtsreichen
Eckpfeiler (Tafelfichte, Heufuder, Hochstein)vor 1945 noch nicht der Touristik
erschlossen war, tritt aus der Südlehne des 1126,5 m hohen Hinterberges (höchste
Punkt des Kammes) die Erhöhung des Goldgrubenhübels (1087 in) hervor, welchen
seinen Namen den sagenhaften "Goldgruben" des Gebirges verdankt, die
bereits im 14. und 15. Jahrhundert das Ziel welscher Gold- und Edelsteinsucher
gewesen sein sollen. Wann diese Gruben bergmännisch erschlossen wurden und ob
in ihnen jemals wirklich Gold gefunden wurde (?), ist ebenso unbekannt wie die
genaue Waldflurstelle, auf der sie sich befunden haben sollen. Die Angaben der
Forstleute und Waldarbeiter, die dazu verschiedene Örtlichkeiten in dem zum
Teil noch urwaldartigen Kammgebiet bezeichneten, erwiesen sich als unzutreffend.
Einer der wenigen Gebirgsreisenden, der die Gruben in Augenschein nehmen konnte,
war der ehemalige Pastor in Petersdorf (Riesengebirge) und spätere gelehrte
Professor der Theologie in Breslau, Johann Tobias Volkmar. Dieser gelangte im
Jahre 1760 in Begleitung eines ortskundigen Führers von der großen Iserwiese
dorthin. In seinem Buch "Reisen nach dem Riesengebirge" (gedruckt
in Bunzlau 1777) berichtet er darüber in seiner "dritten Reise" u.
a.: "Heute schreibe ich Ihnen aus einer so einsamen und wüsten Gegend,
wo ich allen Anblick einer bewohnten Welt verloren habe. Hier sind abscheuliche
Schlünde zu beiden Seiten, die überall von langgedehnten Bergen eingeschlossen
wurden und die mit nicht zu übersehenden Wäldern bedeckt sind, und hier bin
ich mit meinen Reisegefährten von allen Menschen verlassen... Mein Endzweck
führte mich von der Iserwiese wieder linker Hand zurück auf den Kamm oder Schärfe,
mit welchen Namen die Inwohner dieser Gebirge die äußersten Höhen und Berge
andeuten, und hier gelangte ich ohne Weg durch Gesteine, Sümpfe, Gerüche von
faulem Holz, Wald und Sträucher zu den Goldgruben. Diese sind bloße Gruben,
an denen man nichts von Bauwerk gewahr wird, doch stehen sie auch voller Wasser
und sind mit keinen Stangen zu ergründen. Das Gesteins, was herumliegt, ist
bloß ein weißer Kiesel. Ihr Name der Goldgruben ist so alt, als alle Geschichte
des Riesengebirges, ohne, dass uns ein Mensch einen Grund davon erzählen kann.
So viel ist klar, dass alle alten Wegweiser der Goldsucher in diesem Gebirge
auf diese Gegenden gegen den Abend zeigen...
Von denselben kamen wir durch ein Spazierklettern von einer Stunde auf den Berg,
welcher der weiße Flins genannt wird, und nun wissen Sie, wo ich bin... Das
wirklich merkwürdige dieses Ortes ist der weiße Kiesel, aus welchem der ganze
Berg besteht. Ein großer Teil desselben ist ganz kahl, ohne Baum und ohne Moos
und Kraut. Hier lagen ehemals große gleiche Tafeln und lange Säulen von dem
schönsten weißen Kiesel; allein weil man diesen Kiesel in unsere schlesische
Glashütte führet und in Glas verwandelt, woher auch eben sein großer Vorzug
für das böhmische Glas entstehet, sind sie zerschlagen worden; doch liegt noch
ein großes weites Feld ganz aufgedeckt, welches von seinen weißen Steinen einen
Glanz auf viele Meilen weite Berge wirft... Von diesem weißen Flins fängt ein
gewisser Erdstrich an, der auf seiner Oberfläche überall solche weiße Kiesel
in großen Felsstücken als auch in kleinem Sande zeigt; er geht durchs Gebirge
bis Haindorf...
Man fertigte ehedem Dosen von diesem weißen Kiesel und diese färbten sich zitronengelb,
wenn sie jemand nur einige Wochen in seiner Tasche getragen hatte. Könnte dieses
wohl auch durch einen ausdüftenden Goldschwefel hergerührt haben? Etwas ganz
besonderes hat dieser Berg darinnen, dass sowohl von der Seite nach Böhmen Quellen
auf diesem Berg entspringen, deren Wasser so zitrongelbe als ein ungarischer
Wein ist, welche Bäche beiderseits das rote Flos genannt werden. Das von der
Mitternachtsseite fließt in den Queis und das von der Mittagsseite in den Zacken,
und färben beide Flüsse, die sonst hell und weiß sind, ganz braun. Woher stammt
diese Farbe? Kein martialische Wasser, das eine noch so starke Eisenerde oder
Eisenschwefel führt, wird davon gefärbet, sollte daher es nicht eher einen ausgelösten
Zinnober anzeigen? Ein Mann, der vor nicht gar langen Jahren gestorben ist,
hat in eben diesen Berge einen gediegnen Zinnober gewusst, davon er andern Erzkennern
verkauft, die ihn sehr reich an Gold gefunden; jener aber hat die Kenntnis des
Ortes mit sich sterben lassen. Bei jeder Veränderung des Wetters sieht man an
diesem Berge herunter und durchs Tal bis an den andern Berg hinauf gewaltsame
Nebel ziehen, welche die Bergleute für metallische Auswitterungen halten...".
Soweit einige Auszüge aus dem Buch des gelehrten Pastors. Seine Ausführungen
sind natürlich von dem abergläubischen Wissen der damaligen Zeit geprägt, aber
dennoch nicht uninteressant. Wie der schlesische Völkskundler Will-Erich Peukert
berichtet, war früher der Glaube von den ausduftenden Goldschwefel im Quarz
des weißen Flins allgemein verbreitet. Auch Hauptlehrer W. Wink] er weiß in
seiner Chronik "Schreiberhau seine Geschichte, Natur und Beschreibung"
davon zu berichten. Bezüglich der Färbung des Wassers des Zackens durch das
ihm vom Iserkamm zufließende Rote Floß bemerkt Winkler: "Das Rote Floß
hat seinen Namen von dem Ockergehalte, den es mit sich führt. Doch scheint dies
früher bedeutender gewesen zu sein als jetzt. Nach einer Mitteilung vom Jahre
1793 soll das Wasser dieses Flüßchens nach seiner Vereinigung mit dem Zacken
noch eine weite Strecke einen unvermischten rotgelben Streifen gebildet haben."
Auf der Suche nach dem in den alten Walenbüchern oft genannten "Siebeneckstein",
bei welcher die Sage nach der Schlüssel zu den Schätzen der Abendburg verborgen
liegt, hat Winkler mit einigen alten Waldarbeitern und dem früheren Besitzer
der Gläserbaude, dem alten "Buschgläser", zu wiederholten Malen die
Gegend um den "Gabelstein" (alter Walenort) und das Rote Floß abgesucht,
jedes Mal ohne Erfolg. Auch Will-Erich Peukert suchte diesen Siebeneckstein
1929 in dem zwischen dem Zuge Grüne Koppe Abendburg Große Zackental
sich erstreckenden Waldgebiet des östlichen Isergebirges, ohne ihn finden zu
können. 1932 kam Peukert im Rahmen einer "Übung" des Deutschen Institut
Sommer-Semesters wieder in dieses einsame Waldgelände. Abermals galt die Suche
diesem sagenumwobenen Felsgebilde. Dabei wurden von den Teilnehmern dieser Übung
auch die zwischen dem Lämmergrund, der "Alten Zollstraße" und der
Abendburg vermuteten "Goldgruben" gesucht, um festzustellen, ob dort
"Grabungen oder Bodenbewegungen in größeren Maße geschehen sein konnten."
Die Reichsgräflich Schaffgottsche Forstverwaltung gab zu diesen Nachforschungen
ihre Erlaubnis. Peukert berichtet darüber in dem Werk "Das älteste schlesische
Walenbuch" (Breslau 1938), das Beiträge von Ernst Boehlich, Jungandreas
und Peukert enthält, in seiner bebilderten Abhandlung "Der Walenwegweiser
zur Abendburg" u. a.: "Wir gingen sämtliche Stellen ab. Der hinterste
Wald des Isergebirges mit seinen Mooren und tiefen Gründen, dem brandroten Schwingel
verwunschener Wiesen tat sich uns wieder wie ehedem auf. Nur unser Suchen
war ohne Erfolg. Von allen Orten blieb als einziger, der möglicherweise in Frage
käme, ein kleiner Jüngicht, der "Dreiecksschlag" im Jagen 81 des Iserrevieres
(Westseite des Goldgrubenhübels des Meßtischblattes "Flinsberg"),
der Quellgrund des "Wilden Mann Zwiesels" übrig. Hier hatte der Iserförster
vermutet, sei einmal die Bodenoberfläche verändert und möglicherweise geschachtet
worden. Doch lehrten uns einige Versuchseinstiche, daß niemals der Boden bewegt
worden ist. Die Hochmoordecke in einer Stärke von rund einem Meter war unberührt
und für den Zeitraum von 1400 bis 1932 wird man das Dickenwachstum, des
Hochmoores in einer Seehöhe von 1100 Meter auf kaum einen halben Meter ansetzen.
Man durfte deshalb nicht einmal annehmen, daß eine Grube bestanden habe, die
nun unter dem Hochmoor verschwunden war. Hier hatte es nie Goldgruben gegeben!"
An anderer Stelle seiner Abhandlung schreibt Peukert: "Der Umstand, daß
wir im "Dreieckschlag" auf Bodenbewegungen geachtet haben lenkte den
Blick von selbst aufs Gestein. Es zeigte sich dort, dass in der Nähe
die Flanke des Goldgrubenhübels umfassend und bis zur "Weißen Steinrücke"
laufend ein schmales Band Quarz zu Tage trat. Gold ist ja häufig in Quarz
gebunden. Es schien uns nicht unmöglich, dass jene Gruben, die hier in der Nähe
gesucht werden mussten, wenn anders der Wegweiser Sinn haben sollte auf
die auch den Namen "Goldgrubenhübel" des Messtischblattes (am Hinterberg)
wies dass jene Goldgruben, die wir nicht fanden und die doch dem Berg
den Namen gegeben, in diesem Quarzband zu suchen seien. Die geologische Karte
der Gegend erlaubte uns das Band abzugehen. Schächte und Gruben fanden sich
nicht...
Das Resultat war nicht nur für uns, sondern im weiteren Umfange beachtlich.
Es lehrte, wie wenig Flurnamen nützen; sie hatten uns von Ort zu Ort, von einem
Punkte zum andern gelockt, wie ein Irrlicht den Wanderer narrt ohne,
dass wir zu finden vermochten. Was aber hat dann der Name zu sagen? Wenn man
den Goldgruben im Wolfseiffendickicht einmal das Recht auf den Namen zusteht,
dann zeigt es sich, dass unsere Goldgruben am Lämmergrund, Goldgrubenhübel,
der weißen Steinrücke, am Großen Flins Zwiesel, in einer Art Halbkreis um jene
liegen, als wäre der Name rund ausgeschwärmt. und habe sich an alle Stellen,
die irgend als "Grube" erschien, geheftet. Freilich das ist nur eine
Vermutung; aber sie mag uns vielleicht erklären, was sich sonst kaum wird erklären
lassen..."
Bei den von Peukert erwähnten Goldgruben im Wolfseiffendickicht handelt es sich
um den Forstort "Goldgruben" im Jagen 16 am Südabhange des Waldes
"Hainchen" am Kemnitzkamme. Zwei km westlich von der Eisenbahn-Kreuzstation
"Seifershau" mündet der Wolfseiffen in den Zacken. Das Walenbuch des
Johannes Wale aus Venedig erwähnt diese Goldgrube im Isergebirge mit den Worten:
"Zwischen dem Kleinen Zacken und dem Wolf-Säuffen, da ist eine Grube, da
ist löthig Gold drinnen...". Robert Cogho schrieb dazu 1895 im "Wanderer
im Riesengebirge", Nr. 157, Seite 135: "Die Grube, ein alter, halb
verfallener Schacht, ist noch heute dort vorhanden. Der bis auf 2 Meter mit
Wasser angefüllter Schacht ist wie das Lot angibt, noch 10 Meter tief und soll
zu Zeiten des "alten Männich", der vor etwa 40 Jahren Förster in Hartenberg
war, über zwanzig Meter tief gewesen sein. Das Loch ist zugedeckt. Unter Wasser
sollen noch die alten Betriebshölzer stehen. Neben dem Schacht finden sich noch
einige Gruben, die auf Schürfversuche schließen lassen."
An dieser Stelle des Isergebirges scheinen also tatsächlich in sehr alter Zeit
bergmännische Schürfversuche unternommen worden sein. Man wird das auch von
den von Pastor Volkmar 1760 besuchten, jetzt nicht mehr feststellbaren Goldgruben
am Hohen Iserkamm annehmen können, denen der Goldgrubenhübel seinen Namen verdankt.
Ob aber in diesen Gruben wirklich Gold gefunden worden ist, scheint doch sehr
fraglich, wenn es auch feststeht, dass einige Quellbäche der Iser und des Zacken
tatsächlich goldhaltige Sande geführt haben und zum Teil noch immer führen.
Dies ist durch Versuche von Will-Erich Peukert im Lämmerwasser und den Flinsberger
Zwiesel bewiesen worden, der darüber in seiner Abhandlung "Berggold"
im Merianheft 10/1953 berichtete. Historische Belege über einen ehemaligen Goldbergbau
im Isergebirge gibt es nicht, es gibt jedoch im Gebiet des Hohen Iserkammes
und seiner Nebenkämme eine Anzahl eigenartiger Flurnamen, die auf eine einstige
bergmännische Tätigkeit (Schürfversuche) in diesen abgelegenen Berggegenden
schließen lassen. Erwähnt seien davon die Bezeichnungen "Beim toten Mann",
"tote Frau", "im wilden Mann", "Beim toten Jungen",
Winterseiffen, Dürrer Winterseiffen, Schwarzer Seiffen, und der bereits genannte
Wolfseiffen.
Wie Peukert berichtet, ist die Bezeichnung "Wilde Mann" ein bergtechnischer
Ausdruck und bedeutet: ein an nutzbaren Mineralien armer Bau. Mit "Täter
Mann" soll der Bergmann aufgelassene Bergschächte, deren Abbau sich nicht,
oder nicht mehr lohnte, bezeichnet haben. Die Bezeichnung "Seifen = Waschen"
deutet auf ehemalige Goldwäsche hin. Für letztere Tätigkeit brauchte man nach
Angabe von Pastor Volkmar "Nicht mehr als ein bergmännisches Waschmuldchen,
in welches man etwas Quecksilber unter den Sand laufen lässt, welches sich an
den Goldsand hängt, dass er dadurch vermöge noch größerer Schwere zu Boden liegen
bleibt, man drückt darauf den Goldsand in einem Tuche zusammen, so läuft das
Quecksilber hindurch und der reine Goldsand braucht nur noch geschmolzen zu
werden." Dem gelehrten Pastor fehlte allerdings die Zeit, dies auf der
Iserwiese selbst auszuprobieren, er meinte jedoch es gäbe viele Beweise dafür,
dass im Zacken, in der Katzbach und in einigen Glätzischen und Mährischen Bächen
Gold gewaschen worden sei. Volkmar zitierte in deutscher Übersetzung aus dem
lateinischen Gedicht, das der Dichter Fechner dem Riesengebirge gewidmet hat
und in welchem es von der Iser heißt: "Goldreich, an Wasser arm, belobter
Iser Fluss. Du kannst Dich an den Rang der reichen Raven heben, Dem zweifelhaften
Ruhm des Tages Beispiel geben, Und bist der Riesenbergs sein wahrer Pactolus."
Auch der schlesische Gelehrte Caspar Schwenkfeld (1563 1609) wusste von
der Iser zu berichten: "In diesem Flusse werden Goldkörner, Rubine und
die schönsten Hyacinthen und Granaten gewaschen." Hauptlehrer Winkler äußerte
in seiner Schreiberhauer Chronik die Vermutung, dass wahrscheinlich schon vor
der Gründung des Ortes Schreiberhau italienische Bergleute "Wälsche"
genannt, d.h. auch der Name "Wälscher Kamm" im Isergebirge
verschiedene Gebirgsabhänge nach Gold und edlen Steinen abgesucht haben. Als
solche von den Wälschen besuchte Stellen bezeichnete Winkler u. a. Schoders
Grund, das Rote Floß, die Abendburg und die Goldgruben hinter dem Weißen Flins.
In dem alten Reisehandbuch "Neuester Sudeten Wanderer" von 1866 werden
"Spuren alter Reuthalden am langen Berge und Goldgrubenhübel, aber keine
historischen Belege darüber" erwähnt. Interessant ist eine Mitteilung in
der alten Schrift "Sehr rare und nunmehro frey entdeckte experimentirte
Kunststücke" (Zittau 1763). Es heißt dort auf Seite 84: "wenn man
von Böhmisch Neustadt nach Schlesien geht und in das Dorf Ullersdorf kommt,
so geht man das Dorf hinauf nach dem Flensberg (Flinsberg) zu, als wenn man
wollte hinauf nach der Iser gehen; allda, gleich am Wege linker Hand über das
zweite Haus hin, sind unten am Wasser vor alten Zeiten Goldbergwerke betrieben
worden, davon noch die alten Ruderz zu sehen sind." Heinrich Männich aus
Groß Iser kannte nach Peukerts Angabe eine solche Goldgrube nördlich der Steinbrüche
an der Weißen Steinrücke.
In Zellers "Hirschberger Merkwürdigkeiten" (1720) wird von einem Regensburger
Kaufmann aus dem Jahre 1580 erzählt, dass dieser dreimal die Gegend um das Rote
Floß und die Abendburg besucht habe und dreimal mit Schätzen reich beladen zurückgekehrt
sei. Von dieser Schatzgräbergeschichte existierten, wie Winkler berichtet, in
Schreiberhau mehrere Abschriften, die von den Inhabern sehr hoch geschätzt wurden.
Die Kunde von diesen vermeintlichen Schätzen in den Iserbergen soll früher weit
verbreitet gewesen sein. Noch im 19. Jahrhundert wanderten nach Winklers Angaben
viele Goldsucher nach den genannten Punkten, die aber alle in ihren Erwartungen
bitter enttäuscht wurden. Der von Winkler, dem alte "Buschgläser"
und W. E. Peukert so lange vergeblich gesuchte "Siebeneckstein" der
als Schatzort in den alten Walenbüchern eine wichtige Rolle spielt, war keine
Erfindung der Wälschen. Diesen Stein gibt es wirklich. Er wurde bei der erwähnten
"Übung" im Sommer 1932 von Peukert und seinen Begleiter nach langem
Suchen in der Nähe des Flinsberger Zwiesels unweit der Abendburg gefunden. Er
stand, genau wie in den Walenberichten beschrieben, auf drei Stufen. Peukert
bringt von dem Stein in seiner Abhandlung Fotos. Weitere Bilder zeigen das felsübersäte
Waldgelände, auf dem sich der Stein befindet, den Landschaftsbereich des "Wilden
Mann" und Flinsberg-Zwiesels und das "Tor" der Abendburg. Auf
einem veröffentlichtem Ausschnitt des Meßtischblattes "Flinsberg"
hat Peukert den Weg des Walen vom Gabelstein über den "Siebeneckstein"
zur Abendburg eingezeichnet.
Abschließend kann gesagt werden, dass der Name der "Goldgruben" im
Isergebirge wohl auf jene geheimnisumwitterte Tätigkeit der welschen Gold un
Edelsteinsucher zurückgeht, dass aber die tatsächlichen Goldfunde in den Flüssen
und Bächen des Gebirges sehr minimal gewesen sein dürften, und dass in erster
Linie der einstige Reichtum der kleinen Iserwiese an Edelsteinen und Halbedelsteinen,
insbesondere an Saphiren, den Ruf der schatzreichen Iserberge begründet haben,
schrieb doch schon Pastor Volkmar 1777: "Alle Beschreibungen des Riesengebirges
sind darinnen einstimmig, dass diese Iserwiese die größten Gold- und Demantschätze
Schlesiens enthalte." Auch der klassische Schilderer des Riesengebirges,
Dr. J. K. E. Hoser, vertrat die Ansicht, dass die weitverbreitete Meinung von
den verborgenen Schätzen der Riesenberge auf diese Isersaphire zurückgehe. Man
machte damals allerdings keinen Unterschied zwischen Großer und Kleiner Iserwiese,
sondern sprach nur von der "Iserwiese". Edelsteinführend sind jedoch
nur die Ablagerungen der Kleinen Iser und des Saphirflössels auf der Kleinen
Iserwiese; die Große Iser und ihre Nebenbäche auf schlesischer Seite der Großen
Iserwiese bergen keine Edelsteine, weshalb mancher Schatzsucher dort sehr enttäuscht
wurde.