von Dr. Peithner, München
Darüber wurde und wird in heimatlichen Blättern zwar viel berichtet, aber authentische Nachrichten darüber gibt es sehr wenige. Eine der seltenen schriftlichen Quellen darüber, die uns derzeit noch zugänglich ist, ist das große Werk "Versuch über die natürliche und politische Geschichte der böhmischen und mährischen Bergwerke" von D. Dr. Johann Thaddäus Peithner, K. K. Hofrat und o. ö. Professor, Wien 1780. Zunächst soll bezüglich des Golderzbergbaues im Riesengebirge - Freiheit und Schatzlar - auf Seite 102 dieses Werkes wörtlich folgendes angeführt werden: "Der um dieses Gebürge herum befindlichen meistenteils in großem Flor gestandenen Goldbergwerke in Arnsdorf, Hohenelbe, Freiheit, und bei dem goldenen Rehhorn, so wie die Silber- und Kupferzechen zu Trautenau, Reichenau und Schwarzthal, dann die Eisenbergwerke zu Marschendorf, ist ebendaselbst schon gedacht worden. Hier wird nur noch ein und anderes von den Privilegien des Bergstädtels Freiheit anzumerken sein. Schon im Jahre l562, am 24. Januar, ertheilte K. Ferdinand I. dem damaligen Grundbesitzer Christoph von Silber (von Silberstein) eine besondere Begnadigung über die unter dem goldenen Rehhorn befindlichen Goldbergwerke: diese bestätigten die nachfolgenden höchsten Landesregenten Maximilian II., insbesonders aber Rudolph II. den 18. Okt. 1558 und endlich Ferdinand III. den 16. März 1648. Vermöge nur gemeldten Rudolphinischen Freiheitsbriefes sollten die Gewerken daselbst nicht nur aller derjenigen Freiheiten, wo die Gewerken und Bergleute vermög Landesbergwerksverträgen auf anderen ständischen Gründen geniessen, theilhaftig werden, sondern ihnen auch die Zehende von Gold- und Silbererzten, auf höchstes Wohlgefallen solange als sie nicht zur Ausbeute kommen, nachgesehen, nicht minder das benötigte Holz zu diesen Bergwerken aus den Trautenauer Wäldern, jedoch ohne Abbruch des Kuttenberger Bergwerkes und der Unterthanen daselbst, verabfolget werden, und endlich gesamte Inwohner und Bergleute, wie auf anderen Bergwerken, mit Zuführung der Victualien von allen Zoll, Mauth und Aufschlägen befreit, auch allerlei Handwerke und Gewerbe zu treiben befugt sein."
Aus diesen Urkunden und Erlässen ersieht man, dass es einstens tatsächlich in der Umgebung von Freiheit und dem goldenen Rehhorn, oberhalb und unterhalb der Bergstadt Schatzlar Goldbergbaue gegeben hat. Trotzdem sie mit vielen Privilegien ausgestattet wurden, blieben sie sogenannte Zubußzechen, d. h. sie arbeiteten mit Verlust. In den erhaltenen Gemeindenchroniken befinden sich daher sehr wenige oder gar keine geschichtlich begründeten Nachweise von Bergwerkserzeugnissen. Solche befinden sich in den Prager Archiven als Mitteilungen über Einlösungsdaten an die Prager Münze.
Trotz der Bemerkung "daß die Goldbergwerke einst in großem Flor gestanden sind" stimmt das mit der Wirklichkeit nicht überein. Alle Erzbergwerke blieben mehr oder weniger im Schürfstadium stecken, weswegen damals nirgends Bergämter errichtet wurden, was bestimmt geschehen wäre, wenn aussichtsreiche Lagerstätten gefunden worden wären. Die staatliche Verwaltung der Schurfbaue wurde von Kuttenberg aus geregelt. Das Bergstädtle Freiheit soll im Jahre 1009 von Bergleuten gegründet worden sein, die nach Gold schürften. Bis 1562 hörte man aber wenig von einer Goldproduktion. Der Freiheiter Golderzbergbau bestand aber seit der Gründung der Stadt bis zum Jahre 1772, in welchem Jahre er endgültig aufgelassen wurde. Den Höhepunkt erreichte er im 17. Jahrhundert, denn 1650 betrug der Bergleutestand 503 Mann. Die Ausbeuten waren aber immer gering, denn im Jahre 1673 wurden nur 39,5 Dukaten (Wiener Marktgewicht) erzeugt. Mehr dürfte wohl vor und nach diesem Jahr kaum erzeugt worden sein. Vergleicht man die bescheidenen Erzeugungsziffern des Riesengebirges z. B. mit denen von der Bergstadt Eule, welcher Bergbau ganz allein den Bau und die Einrichtungen der ersten Universität in Prag finanzierte, so erkennt man daraus leicht, warum der Staat selber kein Interesse an diesen Bergbauen hatte. Die Spuren des alten Golderzbergbaues in Rehhorn und in Schatzlar sieht man heute noch an den verfallenen Stollenmundlöchern auf der Kippe, beim Schatzlarer Schloss, in Quintental und in Rehhorn. Viele Keller in den Gebäuden der letztgenannten Dörfer sind in Stollenmundlöchern angelegt. Bemerkenswert ist aber, dass man fast nirgends Halden findet, die bestimmt vorhanden wären, wenn die Stollen eine größere Erstreckung hätten. Daraus erkennt man wieder, dass die angefahrenen Quarzgänge erzarm waren, denn sonst würde man die Stollen weiter getrieben haben. Einige noch heute offene und zugängliche Stollen beim Schloss gaben zu der Sage Veranlassung, das Schloss hätte eine unterirdische Verbindung mit Trautenau. Die Golderzeugnisse sind außer in Prager Archiven nirgends aufgeschrieben worden, blieben aber genau so gering wie in Freiheit. Der Name "Rehhorn" stammt der Sage nach davon her, dass Bergleute ein goldenes Rehkrückel gefunden haben sollen. Daran kann schon etwas Wahres sein, denn die im Quarzfels eingesprengten Goldkörnchen - Gold in Kristallform - bilden allerhand Formen, und bei einiger Fantasie konnte so ein Gebilde einem Bergmann als Rehkrückel erscheinen. Allerdings sind solche Gebilde höchstens 1 bis 2 mm groß. Dass die Alten nicht mit Unrecht im Gebirge nach Gold suchten, beweist die Tatsache, dass im Urgebirge des östlichen Riesengebirges Gold nachgewiesen wurde. Zunächst wurden aber erst die Goldseifen ausgebeutet, das sind die in Bächen und Flüssen angehäuften Sand- und Schotterhaufen, in denen Gold ausgewaschen wurde. Der Name Goldenöls im Schatzlarer Bezirk hat seinen Namen davon. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der hier besprochene Golderzbergbau nie jene Bedeutung gehabt hat, von der laienhafte Berichte Kunde tun. Alle diesbezüglichen Erzählungen gehören in das Bereich der Sage. Den Bergleuten der damaligen Zeit muss aber ihre intensive Arbeit und Zähigkeit anerkannt werden, die ohne kenntnisreichen Führungsstab arbeiteten.