Zahlreiche Ortsgründungen bei Gold-, Silber-
und Erzvorkommen bereits im Mittelalter.
von E.K.
Ältester, heute aber bedeutungsloser
Industriezweig im Riesengebirge ist der Bergbau, der ursprünglich auf Gold und
Silber ging später auf Zinn, Kupfer und Eisenerze. Auch Kobalt, Blei, Arsenik-
und Schwefelkiese wurden gewonnen. Heute ist der Bergbau bis auf die Grube "Bergfreiheit"
bei Ober-Schmiedeberg, wo noch Magneteisenerz gefördert wird; und die Steinkohlengruben
bei Schatzlar und Schwadowitz in Böhmen erloschen, wenngleich nach dem zweiten
Weltkrieg von den Polen und Tschechen an verschiedenen Stellen des Riesengebirges
Uranerzschürfungen vorgenommen wurden, die aber anscheinend nicht den erhofften
Gewinn brachten.
An zahlreichen Orten des Gebirges finden sich noch heute Spuren, Berglöcher,
Stollen und Schürfe, die von dem schwunghaft betriebenen Gold- und Erzbergbau
vergangener Jahrhunderte im Rübezahlreiche Kunde geben. Zu den Ortschaften und
Städten, die ihre Entstehung den alten Goldbergbau verdanken, gehört u.a. der
herrlich in dem geschützten Tale des Silberbaches zwischen waldbedeckten Berghöhen
gelegene Marktflecken Schwarzenthal (600 1300 m), der eine beliebte Sommerfrische
bildete und etwa 1200 deutsche Einwohner zählte. Die ersten Ansiedler des Ortes,
der 1383 gegründet wurde und die Rechte eines freien Bergstädtchens genoss,
waren Bergleute auf Golderz. Nach dem 30jährigen Kriege verfiel jedoch das Bergwerk
und die Bewohner beschäftigten sich lange Zeit hindurch fast ausschließlich
mit Handweberei. Zuletzt besaß Schwarzenthal, zu dem die Ortsteile Fuchsberg,
Töpferbauden, Bohnwiese, Bönischbauden, Spiegel und Berghaus gehörten, zwei
mechanische Webereien, eine Färberei, Druckerei, zwei Holzschleifen, eine große
Kalkbrennerei und eine Steinmühle.
Ein alter Bergbauort ist auch das Riesengebirgsstädtchen Freiheit (507 m) am
rechten Ufer der Aupa. Das gewerbefleißige Städtchen mit seinen ehemals 1400
deutschen Einwohnern ist eine Gründung deutscher Bergleute während des Goldbergbaues
am Rehorn. Es entstand um die Mitte des 16. Jahrhunderts und hieß ursprünglich
"Bergfreiheit". Im Rehorngebirge waren in alter Zeit bedeutende Gold-
und Silberbergwerke im Betrieb, die dem Landstrich den Beinamen "das güldene
Rehorn" eingetragen haben. Da Freiheit touristisch günstig und landschaftlich
sehr schön gelegen ist (es ist Endstation der 11 km langen Nebenbahn Trautenau
Freiheit), war es eine vielbesuchte Sommerfrische und Wintersportplatz.
Es besaß ein schönes Rathaus, Kirche, Kriegerdenkmal (von Schwandtner) und ein
interessantes Heimatmuseum in der Bürgerschule. Die alten Holzlaubenhäuser des
Bergstädtchens mit ihren hohen, holzverkleideten Giebeln über durchgehenden
Lauben waren noch ein charakteristisches Beispiel für die alte Bauweise der
Gegend. Bemerkenswert war die Inschrift am Schulhaus: "Volksbildung
Staatenglück".
Ebenfalls nach Gold in sehr alter Zeit (11. Jahrhundert) wurde in Johannisbad,
dem "Gastein des Riesengebirges" gegraben. Die heimische Geschichtsforschung
hält es für möglich, dass die Johannisbader Thermalquelle schon um das Jahr
1006 von Bergleuten entdeckt worden ist. Es gilt jedenfalls als sicher, daß
zu dieser Zeit in der Gegend bereits Schürfungen auf Golderz erfolgt sind. Bis
in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts stand neben dem Gesundbrunnen ein
Eisenhammer, der 1485 abbrannte. An seine Stelle kam eine Mühle, und 1536 wird
eine Kapelle des hl. Johannes erwähnt. Nachgewiesen ist die Benutzung des Bades
schon im 15. Jahrhundert, als Gründer des Kurortes Johannisbad erscheint jedoch
erst um 1680 Fürst von Schwarzenberg.
Der Silberbergbau im Aupatale wurde schon in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts
unter Hinzuziehung nach Böhmen eingewanderter deutscher Bergleute von dem Ritter
Wolf von Ullstedt eröffnet. Ullstedt erbaute im Jahre 1056 auch die Riesengebirgsburg
Silberstein (511 m), die heute eine malerische Ruine ist. Spuren des einstigen
Silber- und späteren Arsenikbergbaues im Aupatale sind in den weit zerstreut
liegenden Gebirgsdörfern Gross-Aupa (694 1200 m) und Klein-Aupa (750 1050
m) noch mehrfach anzutreffen.
Bekannter Ortsteil von Gross-Aupa, das in drei Teile zerfällt und über 600 Häuser
zählte, ist Petzer (756 m), das als Sommerfrische und Wintersportplatz besucht
wird. Im unteren Teil dieses Baudendorfes, welcher den Namen Riesenhain führt,
wurde 1806 das Riesenhainer Arsenik- und Kupferbergwerk "Francisca"
eröffnet, das aber bereits 1866 wieder ruhte. Die 1½ Stunden von Petzer
entfernt im Riesengrunde gelegene Gastwirtschaft "zur Bergschmiede"
(1070 m) war das frühere Zechenhaus eines aufgelassenen Arsenik- und Kupferbergwerkes.
Das Gebäude ist über dem Mundloch eines 105 m tiefen Stollens erbaut. Ein Rasenweg,
der sich später verlor, führte von der Bergschmiede zu den aufgelassenen Schächten.
Dem Bergbau verdankt auch St. Peter (797 m), der älteste Ortsteil von Spindelmühle,
seine Anlage. Das prächtig gelegene Baudendorf am Fuß des Ziegenrückens wurde
im 15. Jahrhundert von Bergleuten besiedelt, die im Peters- oder Langen-Grund
nach Silber und Kupfer gruben. Durch Überschwemmungen, Lawinen und im 30-jährigen
Krieg wurden die Bergwerksanlagen von St. Peter wiederholt zerstört oder schwer
beschädigt, schließlich musste das Bergwerk, das bis zum Jahre 1725 immerhin
Metall im Werte von 109 000 Gulden erbracht hatte, ganz stillgelegt werden.
Vor dem ersten Weltkrieg wurde der Bergbau auf Schwefelkies vorübergehend wieder
aufgenommen. Reste der alten Bergwerksstollen sind im Talgrund noch sichtbar.
Umfangreiche Erzbergbauanlagen befanden sich ferner in Hohenelbe (484 m), das
erstmals 1359 urkundlich als Kirchdorf unter den Namen "Wrchlab" auftritt.
Der befestigte Ort besaß damals außer einer Präpositur des Benediktinerklosters
Opatowic mehrere Bergschächte, Eisenhämmer und Gießöfen, weshalb er 1493 auch
"Gießdorf" genannt wurde. 1533 erwarb der königliche Berghauptmann
Christoph von Gendorf den Ort, der bereits zehn Jahre vorher die Bergwerke käuflich
an sich gebracht hatte. Dieser erbaute das von den Hussiten 1424 zerstörte Dorf
neu, erwirkte ihm Stadtrechte und den Namen "Hohenelbe" und errichtete
1546 auch das Schloss. 1624 erwarb Wallenstein die Stadt und Herrschaft Hohenelbe
und brachte den Bergbau zu neuer Blüte. Nach der Ermordung des Friedländer Herzogs
ging der Besitz an den Feldmarschall von Morzin. Die Morzins, deren Geschlecht
im Mannesstamm 1881 erlosch, erbauten 1705 33 das Kloster der Augustiner. Der
Bergbau in Hohenelbe war bis Anfang des 19. Jahrhunderts in Betrieb, dann erlosch
er und wurde durch die Leinen-Hausweberei abgelöst.
Ein weiterer alter Bergbauort im böhmischen Riesengebirge ist Rochlitz an der
Iser (620 m). Der dortige uralte Erzbergbau wurde 1865 eingestellt. Das am Ostfuße
des Rehorngebirges zwischen Wäldern prächtig gelegene alte Bergstädtchen Schatzlar
(630 m), das rund 4000 Einwohner zählte, erlangte Bedeutung durch seine ergiebigen
Steinkohlengruben. Das industriereiche Städtchen mit seinem hochliegenden, weithin
sichtbaren Schloss besitzt eine Glashütte, Porzellanfabrik und Spinnerei. Sehenswert
waren die alten Holzhäuser mit ihren großen Lauben und Dächern am Ringplatz,
wo sich auch einige steinerne Patrizierhäuser mit Steinlauben befanden. Das
über 900 Jahre alte Schloss soll um das Jahr 1136 als Ritterburg gegründet worden
sein. 1730 wurde es von den Jesuiten neu erbaut und war später Sommersitz eines
Fabrikanten und Herrschaftsbesitzer Schatzlar, das Endstation der Zweigbahn
von Königshan ist, wurde als Sommerfrische und Wintersportplatz viel besucht.