Quelle: ´s Heemetglöckla, Jahrgang 1951

Gustav Elsner

* 14.  .1859 in Adelsbach, † 29.01.1923 in Krummhübel

Geschichte der Prinz Heinrich Baude

von Gustav Haase †


Als dieses Haus die Wurzeln schlug
Den Kaisergreis zu Grab man trug.
Als diese Mauer wuchs empor,
Erklang dem Sohn der Trauerchor.
Als oben am Giebel prangte der Kranz,
Der Enkel war Kaiser des deutschen Lands.
Nun schirme Gott das Deutsche Reich
Und auch das Haus am Großen Teich.

Sinnspruch in der Prinz Heinrich Baude von Geheimrat Bär

Um das Jahr 1888 gab es im Riesengebirge noch keine Hochgebirgsbauden, die eigens für den Fremdenverkehr erstellt waren; sie alle waren aus Viehwirtschaften hervorgegangen und aus der gelegentlichen Beherbergung und Verpflegung von Wanderern entwickelte sich die Gastwirtschaft zum Hauptberuf. Als einzige Ausnahme entstand die Gaststätte auf der Schneekoppe, die als Vorläufer jedoch die Laurentiuskapelle mit Gaststätte auf dem Koppenkegel hatte. Auch die Gast- und Logierhäuser in Krummhübel-Brückenberg waren bis dahin nur nebenher für den Fremdenverkehr durch An- und Ausbauten hergerichtet und das im gleichen Jahr in Krummhübel von Paul Hentschel erbaute Hotel Preußischer Hof und die auf der ehemaligen "Hutnige", früher zum Kretscham gehörend, als Logierhaus errichtete Villa Haase, waren die ersten für den Fremdenverkehr neu erbauten Gebäude.

Der schon 1887 von Gustav Elstner gefasste Plan zur Errichtung eines Gasthauses am Mittagstein, wohin nur einige Gebirgspfade führten, war in seiner Kühnheit allem Hergekommenen so widersprechend, dass diesem Unternehmen die baldige Pleite vorausgesagt wurde. Eine frohe Dinnerstunde ausnützend (so behauptet die Fama), hatte Elsner in diesem Jahre vom Grafen Schaffgotsch als Grundherrn die Erlaubnis zum Bau der Baude erhalten und Baumeister Hermann Kahl-Arnsdorf bald darauf eine Zeichnung angefertigt. Als der R. G. V von diesen Plänen erfuhr, wurde Elsner nach Breslau gebeten und dort kam man überein, anstatt des vorgesehenen kleinen Baues, wie er den Mitteln von Elsner entsprach, ein größeres Objekt zu errichten. Ein "Verein zur Errichtung eines Gasthauses am Mittagstein" wurde gegründet und Anteilscheine zu M 5,— herausgegeben, von denen später alljährlich nach der Saison eine bestimmte Summe als Rückzahlung zur Verlosung kam. Aus Anlass der Verlosung fand in Breslau jeweils eine fröhliche Versammlung, des Baudenvereins statt.

Auf Anraten des Försters Tietze wurde der Bau nicht am Mittagstein, sondern über dem Rande des Großen Teiches errichtet, einmal wegen der besseren Fernsicht und dann, weil man dort Sand und Steine zum Bau vorfand.

Am 14. Mai 1888, dem Hochzeitstage von Gustav Elsner und seiner Ehefrau Rosalie, geb. Mönnich, wurde mit dem Bau der Prinz Heinrich Baude begonnen. 10 Tage später war der Hochzeitstag des Prinzen Heinrich von Preußen mit der Prinzessin Irene von Hessen, die ihre Flitterwochen im Erdmannsdorfer Schloss verbrachten. Auf dem Rückwege von einer Koppenwanderung kam das prinzliche Paar an der Baustelle vorbei, wo der bekannte Mauererpolier Knoblich aus Seidorf als Bauleiter die erbetenen Auskünfte erteilte. Auf der Schlingelbaudenwiese, wo alles Baumaterial von den Pferdewagen abgeladen und zum Weitertransport auf Hucken abgewogen wurde, traf das Ehepaar Elsner mit der prinzlichen Gesellschaft zufällig zusammen. An Stelle der späteren neuen Schlingelbaude stand damals eine Kollonade, in der die Gesellschaft Platz nahm und sich mit Milch bewirten ließ, dem Einzigem, was geboten werden konnte. Baron von Seckendorf fragte, ob man sich auf der Dezimalwaage wiegen lassen könne, und zur allgemeinen Belustigung hat Elsner dann alle abgewogen. Dieses Zusammentreffen gab den Anlass zur späteren Namensgebung der Baude, die vom Prinzen Heinrich bereitwillig gestattet wurde.

Das meiste Baumaterial für die Prinz Heinrich Baude hat mein Vater von Hirschberg und Krummhübel bis zur Schlingelbaude gefahren, und meinen Vornamen verdanke ich, als 1889 geborener, der Freundschaft, die meine Eltern mit der Familie Gustav Elsner verband.

Ein kalter regnerischer Sommer (im Juli schneite es sogar) verzögerte die Fertigstellung des Baues, und so konnte die Einweihung erst am 08. Juni 1889 stattfinden. Zu dieser sandte Prinz Heinrich, ein großes Foto in breitem Goldrahmen mit handschriftlicher Widmung, das an einem bevorzugten Platz im Speisesaal aufgehängt wurde und noch vielen Besuchern in Erinnerung sein wird.

Zur Beschaffung der Inneneinrichtung hatten gute Freunde und Bekannte, besonders der allen Riesengebirgsfreunden bekannte Geheimrat Bär, Gelder vorgestreckt.

Schon bald erwies sich auch der größere Bau als unzureichend, besonders hinsichtlich der Wirtschafts- und Nebenräume. Auf eigene Kosten baute Elsner noch im ersten Jahr die große Eingangshalle, neue und größere Toilettenräume, ein Badezimmer, zwei Personalzimmer und aus dem rückwärtigen Felsen wurde je ein Fleisch- und Gemüsekeller herausgebrochen, letzterer mit Wasserdurchlass. Später kam noch der Ausbau des sogenannten Winterzimmers, Vergrößerung des Speisesaales, Azetylengas-Beleuchtung, 1895 Bau der Stallung und 1906 Einbau der Zentralheizung hinzu.

Bis 1884 blieb Gustav Elsner mit Frau und Kindern ganzjährig auf der Baude, obwohl in diesen Jahren kaum von einem Winterverkehr gesprochen werde kann. 1895 erworb Elsner mit seinem Schwager Ernst Panning das einfache Logierhaus Nr. 70 von Robert Breiter in Krummhübel. Dieses wurde 1896 aufgestockt und mit Balkons versehen; je 2 Monate im Herbst und Frühjahr bezog die Familie Elsner dort "Winterquartier". Daneben diente die Villa "Irene" als Baudendepot, das von Panning verwaltet wurde. Panning hatte sich in dem Teil, der dem späteren Gemeindeamt zugewandt lag, eine gemütliche Weinstube eingerichtet, in der die Älteren von uns manche frohe Stunde verbracht haben.

Bis zum Ausgang des Jahrhunderts blieb der Winterverkehr recht spärlich und in der Hauptsache auf Hörnerschlittenfahrten beschränkt. Eine 1897 veranstaltete Hörnerschlittenpartie der Frau von Kolmütz aus Arnsdorf, die von dieser mit einem sehr amüsant aufgezogenen großen Hausball verbunden wurde, machte durch Zeitungsberichte auf die Baude aufmerksam und trug sehr zur Hebung des Winterverkehrs bei, später wurde es sogar in Berlin und Breslau Mode, Silvester auf der Prinz Heinrich Baude zu verleben. Nachstehend das originelle Menü Hausballes:

Der Kleine Teich (Suppe)
Aus der Fauna des Großen Teiches (Steinbutt)
Riesenkamm mit Überschwemmung (Mastkalbsrücken mit Champignons)
Aus Rübezahls Milchkammer und Backofen (Butter und Käse)
Kolonialgesöff (Mokka)

Der zunehmende Winterverkehr veranlasste Elsner, den Bau einer doppelgleisigen Rodelbahn zu erwägen. Die ursprüngliche Planung, unter Benutzung des Pflasterweges über Brückenberg, scheiterte, sehr zum Schaden dieser Gemeinde, an dem Widerstand der Besitzer des Grund und Bodens. Da die Herrschaft Schaffgotsch sich zugänglicher erwies, außerdem wohl auch Interesse an den Bau eines Holzabfuhrweges hatte, kam es zum Bau des Hoserweges, der im Herbst 1903 fertig gestellt, die erste zweigleisige Rodelbahn des Riesengebirges und damit wohl auch Deutschlands war. Nach Eröffnung des Hoserweges erhöhte sich der Winterverkehr von Jahr zu Jahr, die anderen Bauden auf der preußischen Seite des Riesengebirges folgten später Elsners Beispiel, so dass das Riesengebirge bald Rodelbahnen aufweisen konnte, die in ihrer Vielzahl, Ausbau und Länge von keinem anderen Gebirge Deutschlands und in der Welt auch nur annähernd erreicht wurden. Der durch sie gegebenen Trainingsmöglichkeit verdanken wir die großen Erfolge unserer heimischen Sportler; jahrzehntelang war das Riesengebirge die Domäne des Rodelsports, und auch in diesem Jahre konnten unsere Heimatfreunde wieder zu Meisterehren, bzw. zu guten Plätzen bei den verschiedenen Meisterschaften gelangen. Damit können wir Gustav Elsner auch als einen der hervorragendsten Pioniere des Rodelsports betrachten. Als Bobbahn war der Hoserweg allerdings weniger geeignet, eine Probefahrt, die Elsner mit einigen wagemutigen Krummhüblern unternahm, landete neben der Hoserbrücke in der Lomnitz, und nur den hohen Schneemassen hatten es die Teilnehmer zu verdanken, dass es ohne ein eisiges Bad und Knochenbrüche abging; nur das Brückengeländer und der Bob kamen zu. Schaden.

Auch die Förderung des Skisportes und der sich seit 1906 entwickelnden Wintersportvereine hat sich Elsner angelegen sein lassen, die Prinz Heinrich Baude wurde eines der bekannten Wintersportzentren des Riesengebirges und so mancher Großstädter hat dort Erholung und Kraft zu neuem Schaffen gefunden.

Als 1919 die 30jährige Erbpacht abgelaufen war, bewarb sich Elsner nicht mehr um eine neue Pachtung und übergab den Betrieb an zwei junge Sportsleute, die Herren Korsek und Hawranka.

Das Bürgerrecht von Krummhübel erlangte Elsner durch einen mindestens dreimonatlichen Aufenthalt im Jahr in seiner Krummhübler Wohnung. Auf Grund seiner vielseitigen Fähigkeiten wurde er bald in den Gemeinderat gewählt, dem er, mit kurzen Untenbrechungen, bis zu seinem Tode angehörte. Als Gemeindevertreter und Schöffe hat er sehr segensreich gewirkt, bei dem Erwerb des Elektrizitätswerkes, dem Bau der Wasserleitung, dem Schulhausbau und allen Plänen zur Verschönerung des Ortsbildes hat er seinen Einfluss geltend gemacht. Der 1910 erfolgte Ankauf des Rittergutes Krummhübel, den er in Gemeinschaft mit Alfred Gubisch bewerkstelligt hat, war für Krummhübel außerordentlich segensreich. Nachdem ersten Weltkrieg setzte er sich für den Ankauf des früheren "Hotel Schneekoppe", zuletzt Riesengebirgsheim, durch die Gemeinde ein, das er mit unsäglicher Mühe in der Inflationszeit zum Kurhotel ausbaute und umsichtig geleitet hat. Wie fast alle Kommunalbetriebe, wurde es mit der fortschreitenden Inflation ein Zuschussbetrieb und die wenig günstige Lage bewegte 1922 die Gemeindevertretung zum Verkauf. Immerhin konnte von dem Erlös nicht nur die Restkaufgeldschuld auf dem Rittergut in Höhe von M 300 000,— zurückgezahlt werden, die sonst mit M 225 000,— hätte aufgewertet werden müssen, es wurde aus dem Erlös auch der Bürgersteig vom Augustabad bis zum Gerichtskretscham gebaut und außerdem behielt die Gemeinde den großen Sportplatz hinter dem Hotel.

Das nicht unbedeutende Vermögen von Elsner, Ersparnisse, Erlös aus dem Verkauf des Inventars der Baude und Verkauf des Depots in Krummhübel (der späteren Kreuzschenke) und der Landwirtschaft in Arnsdorf, ist zumeist durch die Inflation entwertet worden und er wurde damit um den geldlichen Gewinn seiner Lebensarbeit betrogen. 1922 ging er noch mit seinem Schwager Panning an den Umbau der Panningschen Weinstuben, die flächenmäßig auf mehr als das Doppelte vergrößert wurden und die uns allen bekannte gediegene Einrichtung erhielten. Am 22. Dezember 1922 erfolgte die Einweihung des "Bergstübels" und schon 5 Wochen später riss ihn der Tod unerwartet aus einem arbeitsreichen Leben, betrauert nicht nur von seinen Angehörigen, sondern von der ganzen Gemeinde und unzähligen Freunden in der weiteren Umgebung und im Reich.

Zu Lebzeiten allen äußeren Ehrungen abhold, wurde 1928 auf meinen Vorschlag der vom Haus Bismarck an seinem früheren Besitz, der Villa Gerda, vorbei nach dem Matuschkaplatz führende Weg, zu seinem Gedenken "Gustav-Elsner-Weg" benannt. Sein Andenken wird in unserer Gemeinde fortleben und sein Name, so Gott will, einmal mit goldenen Lettern in das Ehrenbuch der Gemeinde Krummhübel-Brückenberg eingetragen werden.

Bei dem Gedenken an Gustav Elsner wollen wir nicht seine treue Lebensgefährtin, Frau Rosalie Elsner, vergessen. In stiller, unermüdlicher Arbeit hat sie ihm fast ein Menschenalter hindurch zur Seite gestanden, 30 Jahre hindurch in Sturm und Wetter auf der zeitweilig recht einsamen Baude aufgehalten und auch in Notzeiten nichts von ihrer stillen Güte eingebüßt. Sie lebt heute als 85-jährige in einem Altersheim in Württemberg und ist geistig noch außerordentlich rege. Erstaunlich ist ihr hervorragendes Gedächtnis, mit dem sie viele Einzelheiten von früher, darunter eine Anzahl Sinnsprüche, die sich auf die Baude beziehen, wörtlich behalten hat. Gesundheitlich geht es ihr leidlich, jedoch hat das Augenlicht so nachgelassen, dass sie selbst nicht in der Lage war, die Aufzeichnungen über die Baude zu schreiben. Sie ist zufrieden und dankbar für die gute Pflege, die ihr liebevolle Menschen in dem Heim angedeihen lassen. Möge sie ihr Lebensabend von Leid und Krankheit verschonen.

In einer späteren Nummer werde ich noch über einzelne kleine Episoden aus der Baude berichten, die ich wegen Raummangel heute nicht bringen kann. Zum 10-jährigen Jubiläum der Baude wurde die Bronzebüste des Prinzen Heinrich in einer schon vorgesehenen Nische an der Teichfront der Baude aufgestellt. Von der 20-jährigen Feier lasse ich nachstehend ein Gedicht folgen, das mir Frau Anneliese Raffert zusandte.

Von dem Lebenswerk Gustav Elsners ist nur eine Ruine übrig geblieben; als einzige Baude auf preußischer Seite brannte die Prinz Heinrich Baude im Herbst 1946 ab.

Zur Jubiläumsfeier der Prinz Heinrich Baude am 06.12.1908

Als vor 20 Jähren
Wir gesonnen waren,
Auf dem Kamm zu bau´n ein Berghotel,
Sagten weise Leute:
“Na, die machen Pleite,
Ziehn dem Elsner übers Ohr das Fell.
Grund und Boden pachten,
Ziegel schleppen fast 500 Fuß!“
“Ich geb keinen Dreier!“
Schreit der Arno Meyer,
“So `n Geschäft ist ja der reine Stuß!“
Doch es gab auch Dumme,
Die `ne kleine Summe
Eifrig holten aus dem Portemonaie,
Meister Kahl dann machte
Seinen Plan und sachte
Wuchs am Teich die Baude in die Höh!
Und ein Prinz, ein feiner,
Kam herauf mit Seiner,
Um zu taufen unser Schmerzenskind.
Dann beim dicksten Nebel
Schleppt hinauf man Möbel,
Mit Geräten füllt man jedes Spind.
Und das Haus da oben
Tat die Gründer loben,
Und es wurde stumm der Spötter Mund.
Bald auch kamen Gäste;
Wie zu einem Feste
Täglich war gedeckt die Tafelrund.
Besser wie bei Dressel
Und im Weißen Rössel
Aß man droben überm Großen Teich.
Auf Patent-Matratze
Schlief man wie `ne Katze,
Träumte sich hinein; ins Himmelreich.
Wem am frühen Morgen

Stoppeln machten Sorgen,
Winkte schnell herbei sich den Barbier,
Zum verborg´nen Örtchen
Wies ein Gnadenpförtchen,
Wo die Wasserspülung rauscht herfür.
Selbst die müden Glieder
Kann erfrischen wieder,
Man in einem warmen Wasserbad,
Und am Telephone
Fragen an beim Sohne,
Was zu Hause sich begeben hat.
Doch wie ohne Mängel,
War´ sie auch ein Engel,
Nie man findet eine schöne Frau,
So gab´s bald Krakehler,
Die entdeckten Fehler
Selbst an unserm stolzen Felsenbau.
Ja, er ward zu enge
Für der Gäste Menge,
Elsner raufte sich sein dünnes Haar,
Und er machte Pläne
Wie den Raum er dehne
Um ein kleines Stückchen jedes Jahr.
So hat stets gelegen
Auf dem Haus ein Segen —
Groß jetzt und als Muster steht er da;
Und beim Gläserklingen
Dürfen wir heut singen
Aus dem Herzen ein Halleluja.
Denn zum Wohlgefallen
Ist´s den Menschen allen
Einst gegründet ohne Eigennutz;
Uns so mög´ es stehen
Auf der Heimat Höhen
Ewig in der Götter heil´gem Schutz!

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